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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die künstlerische Verherrlichung des Meisters nach seinem Tode 519

und Vasari, der in der Hauptsache und zumeist wörtlich sich an
sie hält. „Denn, sagten die Deputirten und ihre Proveditore, da
ein Mann wie Michelangelo geehrt werden soll, und zwar von
Männern seines Berufes, die reicher an Talenten, als an Geldmitteln
sind, muss man dies nicht mit königlichem Pomp oder eitlen Äusser-
lichkeiten, sondern mit geistigen Erfindungen und geistreichen, an-
muthigen Werken, die dem Wissen und der Geschicklichkeit unsrer
Künstler verdankt werden, thun und so die Kunst durch die Kunst
ehren." „Dessen ungeachtet aber zeigte es sich schliesslich, dass die
Pracht der Veranstaltung den Werken, die aus den Händen der
genannten Akademiker hervorgingen, entsprach, und dass die Ehrung
wahrhaftig nicht weniger prächtig als geistreich und voll von rühm-
lichen Einfällen und Erfindungen war."
Der Katafalk, 28 Ellen hoch, 11 lang und 9 breit, wurde im
Mittelschiff zwischen den zwei seitwärts in das Kloster und in
das Freie führenden Thüren errichtet. Er erhob sich auf einem
zwei Ellen hohen Postament in zwei Stockwerken, deren unteres,
fl2 Ellen hoch, deren oberes, schmäler gebildet, 4 Ellen hoch war.
Auf dem zweiten stieg eine 9 Ellen hohe Pyramide empor, die in
eine Kugel endigte. Auf der Kugel schwebte, als Bekrönung des
Ganzen, eine Fama. In der Ottley'schen Sammlung befand sich
eine Federskizze, die uns offenbar den ersten, dann veränderten
Entwurf Lastricatis zeigt. (Abb. in William Roscoes Life of
Lorenzo de' Medici. Heidelberger Ausgabe 1826. IV, S. 145.)
Hier erscheint der Katafalk, schon zweigeschossig, in eine Architektur
hineingestellt und mit der hinteren Schmalseite an die Wand ge-
lehnt. Wir sehen auf dem Postament vor dem unteren Geschoss
die zwei Flussgötter, die dann ausgeführt wurden, am zweiten Ge-
schoss ein Relief und seitwärts je eine Statue mit Siegeszweig,
welche auf Unterworfene: links eine kauernde Figur, rechts ein
Skelett tritt, angeordnet. Auf der Plattform ist statt der späteren
Pyramide die Bahre mit dem aufrecht sitzenden Todten zwischen
zwei sitzenden Frauengestalten angeordnet. Über ihr schwebt
Posaunen blasend die Fama. In dieser Anbringung der Bahre oben
und in den Vittoriengestalten darf man wohl eine beabsichtigte
Reminiszenz an die frühen Pläne zum Juliusdenkmal
gewahren, in den Flussgöttern an jene für die Medici-
gräber.
In der Ausführung gestaltete sich das Ganze nun, wie folgt.
An der Front des Katafalkes, welche man, durch das Hauptportal
der Kirche eingetreten, vor sich hatte, lagerten auf dem Postament
zwei Flussgötterstatuen.
I. Die Statuen des Arno und des Tiber. „Der Arno
hatte ein Füllhorn mit Blumen und Früchten, als Symbol der
 
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