Nr. 5.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
9i
teserkreuz zu finden, und der Galerie-
katalog vermutet danach die Herkunft des
Bildes aus der Johanneskapelle der Malteser-
stiftung in der Nähe von Laxou. Denn in
diesem Orte wurde das Bild gefunden. Es
kam mit dem Legat Balbätre (1842) ans Mu-
seum in Nancy. Das Malteserkreuz kehrt
nun wieder auf dem Bilde von 1536 (Nr. 288)
der Galerie zu Nancy, und zwar auf der
Vorderseite des Bildes, unmittelbar über der
Jahreszahl. Dieses Bild hat die größte Stil-
verwandtschaft mit dem Hieronymusbildchen
bei Miethke in Wien. Überdies findet sich
auf dem Wiener Bilde auch das Malteser-
kreuz wieder, so daß wir nunmehr wohl
annehmen dürfen, die drei bisher genannten
Werke seien von derselben Hand gemalt.
Nennen wir den Maler: Meister vom Mal-
teserkreuz, so ist damit noch keinerlei ge-
fährliche Hypothese aufgestellt, sondern nur
ein beschreibender Zug in die Formel für
einen unbekannten Maler aufgenommen. Da-
bei kann man annehmen, es handle sich um
ein redendes Monogramm; man kann auch
an eine Beziehung des Malers zum Malteser-
orden denken. Das erwähnte Bild in Kolmar
muß einstweilen unbesprochen bleiben, da ich
Eigenes darüber nicht mitteilen kann. Das
Bildchen in Wien aber sei noch ein wenig
dahin charakterisiert, daß von seiner sauberen
Ausführung in zumeist hellen Tönen die Rede
ist, von seiner harten, ziemlich sicheren Be-
handlung der Linien und Formen. Zwei Buch-
staben, A und ein kleines o (jetzt nur mehr
ein verfärbter Fleck neben dem A), die darauf
links unten Vorkommen, scheinen mir nach
ihrem Sitz vor der Jahreszahl 152- (die
letzte Ziffer undeutlich) nichts anderes zu sein
als die Kürzung für: Ä(nn)o, die ja tausende
Male vorkommt. Nicht im mindesten kann
ich ihnen die Bedeutung eines Monogrammes
zuerkennen. Dagegen läßt das Malteserkreuz
unmittelbar unter der nochmals vorkommen-
den Jahreszahl 152 • (sie steht an dem nackten
Baumstamm rechts im Bilde; wieder ist die
letzte Ziffer unsicher) immerhin den Ge-
danken an ein redendes Monogramm auf-
kommen. ^ Zu den Wappen, die auf dem
Baume rechts angebracht sind, teilte mir der
jetzige Besitzer freundlichst mit, sie seien als
die der Fürsten Fürstenberg bestimmt
erkannt worden. Damit wären wir auf West-
deutschland gewiesen, wenigstens in bezug
auf die Bestellung des Bildes. Was den Stil
*) Das Bild ist beschrieben als Werk eines
Meisters A. O. von 1526 in dem erwähnten Katalog
der Sammlung Lippmann von 1876 (Nr. 23). Eine
kurze Erwähnung des Stückes in meiner „Geschichte
der Wiener Gemäldesammlungen“, I, S. 50. Die Jahres-
zahl wird im Katalog Lippmann einmal mit 1526, ein-
mal mit 1523 angegeben.
betrifft, so wüßte ich kein Merkmal zu be-
zeichnen, das einer Entstehung ebenfalls in
Westdeutschland widersprechen würde.
Nicht ohne malerische Reize ist besonders
die Landschaft, in der besonders in den fernen
Gründen eine ganz gute Luftperspektive be-
merkt wird. Die Ferne ist milchig blaugrün.
Weiter nach vorn treten mehr die Lokalfarben
ein. Die mittleren Gründe zeigen ziemlich
reines Grün im Pflanzenwuchs, ein Grün, das
etwas dunkler gehalten ist als die hellgrünen
Bäumchen rechts im Vordergründe. Der Boden
ist zumeist hell braungelb. Sankt Hieronymus
trägt ein hellbläuliches Gewand. Der Bart ist
milchig grau; das Buch, mit Ausnahme der
Beschläge, hellkirschrot. Als charakteristisch
wäre die eigentümlich milchig-rosige Farbe
der Haut hervorzuheben. Zur Technik und
zum Material ist anzumerken, daß das kleine
Gemälde auf weiches Holz gemalt ist, an-
scheinend auf Lindenholz, wenn man sich
nach einigen kleinen, von „Patina“ frei ge-
bliebenen Stellen der Hinterseite einen Schluß
erlauben darf. Der weiße Grund an der Schön-
Seite ist unverkennbar. Die Farbe sieht mir
mehr nach Emulsionsmalerei aus als nach
reiner Öltechnik. Abmessungen: o-36 X o427.
ZWEI BILDCHEN VON JOH.
KONR. SEEKATZ.
Bei Frau Henriette Kerpel in Wien be-
finden sich neben anderen Bildern und vielen
Zeichnungen auch zwei nette kleine Ölgemälde
von Seekatz. Fräulein Sophie Jurowicz hat
diese Werke studiert und beschrieben. Auch
stellte sie das Datum der Geburt des Malers
fest, das nicht überall genau angegeben wird.
Fräulein Jurowicz sendet mir folgende Mit-
teilungen:
Der aus Goethes „Wahrheit und
Dichtung“ bekannte Maler Johann Kon-
rad Seekatz, am 24. September 1719*) zu
Grünstadt in der Rheinpfalz geboren, ist mit
seinen Werken in Wien nur spärlich in Privat-
sammlungen vertreten. Zwei kleine Bildchen,
Krieg und Frieden darstellend, befinden
sich im Besitze der Frau Henriette Kerpel.
DER KRIEG.
Flüchtlinge in einer Landschaft. Der Be-
schauer steht scheinbar auf einem erhöhten
*) Pastor Müller in Sausenheim bei Grünstadt
hatte die Freundlichkeit, mir auf meine Anfrage das
genaue Geburtsdatum Seekatz’ laut lutherischen Tauf-
buches anzugeben. S. J.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
9i
teserkreuz zu finden, und der Galerie-
katalog vermutet danach die Herkunft des
Bildes aus der Johanneskapelle der Malteser-
stiftung in der Nähe von Laxou. Denn in
diesem Orte wurde das Bild gefunden. Es
kam mit dem Legat Balbätre (1842) ans Mu-
seum in Nancy. Das Malteserkreuz kehrt
nun wieder auf dem Bilde von 1536 (Nr. 288)
der Galerie zu Nancy, und zwar auf der
Vorderseite des Bildes, unmittelbar über der
Jahreszahl. Dieses Bild hat die größte Stil-
verwandtschaft mit dem Hieronymusbildchen
bei Miethke in Wien. Überdies findet sich
auf dem Wiener Bilde auch das Malteser-
kreuz wieder, so daß wir nunmehr wohl
annehmen dürfen, die drei bisher genannten
Werke seien von derselben Hand gemalt.
Nennen wir den Maler: Meister vom Mal-
teserkreuz, so ist damit noch keinerlei ge-
fährliche Hypothese aufgestellt, sondern nur
ein beschreibender Zug in die Formel für
einen unbekannten Maler aufgenommen. Da-
bei kann man annehmen, es handle sich um
ein redendes Monogramm; man kann auch
an eine Beziehung des Malers zum Malteser-
orden denken. Das erwähnte Bild in Kolmar
muß einstweilen unbesprochen bleiben, da ich
Eigenes darüber nicht mitteilen kann. Das
Bildchen in Wien aber sei noch ein wenig
dahin charakterisiert, daß von seiner sauberen
Ausführung in zumeist hellen Tönen die Rede
ist, von seiner harten, ziemlich sicheren Be-
handlung der Linien und Formen. Zwei Buch-
staben, A und ein kleines o (jetzt nur mehr
ein verfärbter Fleck neben dem A), die darauf
links unten Vorkommen, scheinen mir nach
ihrem Sitz vor der Jahreszahl 152- (die
letzte Ziffer undeutlich) nichts anderes zu sein
als die Kürzung für: Ä(nn)o, die ja tausende
Male vorkommt. Nicht im mindesten kann
ich ihnen die Bedeutung eines Monogrammes
zuerkennen. Dagegen läßt das Malteserkreuz
unmittelbar unter der nochmals vorkommen-
den Jahreszahl 152 • (sie steht an dem nackten
Baumstamm rechts im Bilde; wieder ist die
letzte Ziffer unsicher) immerhin den Ge-
danken an ein redendes Monogramm auf-
kommen. ^ Zu den Wappen, die auf dem
Baume rechts angebracht sind, teilte mir der
jetzige Besitzer freundlichst mit, sie seien als
die der Fürsten Fürstenberg bestimmt
erkannt worden. Damit wären wir auf West-
deutschland gewiesen, wenigstens in bezug
auf die Bestellung des Bildes. Was den Stil
*) Das Bild ist beschrieben als Werk eines
Meisters A. O. von 1526 in dem erwähnten Katalog
der Sammlung Lippmann von 1876 (Nr. 23). Eine
kurze Erwähnung des Stückes in meiner „Geschichte
der Wiener Gemäldesammlungen“, I, S. 50. Die Jahres-
zahl wird im Katalog Lippmann einmal mit 1526, ein-
mal mit 1523 angegeben.
betrifft, so wüßte ich kein Merkmal zu be-
zeichnen, das einer Entstehung ebenfalls in
Westdeutschland widersprechen würde.
Nicht ohne malerische Reize ist besonders
die Landschaft, in der besonders in den fernen
Gründen eine ganz gute Luftperspektive be-
merkt wird. Die Ferne ist milchig blaugrün.
Weiter nach vorn treten mehr die Lokalfarben
ein. Die mittleren Gründe zeigen ziemlich
reines Grün im Pflanzenwuchs, ein Grün, das
etwas dunkler gehalten ist als die hellgrünen
Bäumchen rechts im Vordergründe. Der Boden
ist zumeist hell braungelb. Sankt Hieronymus
trägt ein hellbläuliches Gewand. Der Bart ist
milchig grau; das Buch, mit Ausnahme der
Beschläge, hellkirschrot. Als charakteristisch
wäre die eigentümlich milchig-rosige Farbe
der Haut hervorzuheben. Zur Technik und
zum Material ist anzumerken, daß das kleine
Gemälde auf weiches Holz gemalt ist, an-
scheinend auf Lindenholz, wenn man sich
nach einigen kleinen, von „Patina“ frei ge-
bliebenen Stellen der Hinterseite einen Schluß
erlauben darf. Der weiße Grund an der Schön-
Seite ist unverkennbar. Die Farbe sieht mir
mehr nach Emulsionsmalerei aus als nach
reiner Öltechnik. Abmessungen: o-36 X o427.
ZWEI BILDCHEN VON JOH.
KONR. SEEKATZ.
Bei Frau Henriette Kerpel in Wien be-
finden sich neben anderen Bildern und vielen
Zeichnungen auch zwei nette kleine Ölgemälde
von Seekatz. Fräulein Sophie Jurowicz hat
diese Werke studiert und beschrieben. Auch
stellte sie das Datum der Geburt des Malers
fest, das nicht überall genau angegeben wird.
Fräulein Jurowicz sendet mir folgende Mit-
teilungen:
Der aus Goethes „Wahrheit und
Dichtung“ bekannte Maler Johann Kon-
rad Seekatz, am 24. September 1719*) zu
Grünstadt in der Rheinpfalz geboren, ist mit
seinen Werken in Wien nur spärlich in Privat-
sammlungen vertreten. Zwei kleine Bildchen,
Krieg und Frieden darstellend, befinden
sich im Besitze der Frau Henriette Kerpel.
DER KRIEG.
Flüchtlinge in einer Landschaft. Der Be-
schauer steht scheinbar auf einem erhöhten
*) Pastor Müller in Sausenheim bei Grünstadt
hatte die Freundlichkeit, mir auf meine Anfrage das
genaue Geburtsdatum Seekatz’ laut lutherischen Tauf-
buches anzugeben. S. J.