Nr. 3.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
49
Donath gedacht werden kann. Es zeigt näm-
lieh außer dem Monogramm auch noch eine
Opuszahl, was wieder auf Donath hindeutet;
und die Malweise, etwas unfrei, kleinlich,
aber doch flüchtig, paßt ebenfalls wieder zu
diesem Namen; endlich ist die Darstellung
eine solche, die bei Donath häufig war. Das
kleine Gemälde, das auf Seite 48 in einer
kleinen Abbildung wiedergegeben ist, ge-
währt uns den Einblick in eine offenbar er-
fundene Kirche, in der allerwärts überschlanke
Figürchen verteilt sind. Als Opuszahl steht
„Nr. 338“ beigeschrieben, die sich auf der Rück'
Seite der Zinntafel wiederholt.
Das Bildchen bei Frau Baronin Schloiß-
nigg trägt eine spätere Opuszahl. Hinten ist
in die Zinnplatte eingegraben: „N. 525“. Dieses
Opus zeigt zwar keinerlei lebende Figuren,
um so mehr aber solche, die auf den darge-
stellten Bildern Vorkommen. Auch ist es in
der Architektur viel reicher komponiert und
auch sorgfältiger durchgebildet, als das vorhin
erwähnte kleine Bild. Der mäßig große Saal,
in den man hier blickt, ist genau nach der
Bildfläche orientiert. Zu beiden Seiten ganz
symmetrisch je ein großes Fenster. Genau in
der Mitte der Hinterwand eine Prachtpforte
mit einer Einfassung aus rotem Marmor. Die
Pforte gewährt den Einblick in einen zweiten
Saal, der sich (wieder genau in der Mitte)
nach einem Park zu öffnet. An den Wänden
beider Säle sind unzählige Bilder angebracht,
die sich augenscheinlich auf das Leben des
heiligen Johannes von Nepomuk beziehen.
Dies ergibt sich überdies aus einer langen In-
schrift, welche oben friesartig an der Haupt-
wand angebracht ist. Über der Tür und den
Fenstern zahlreiche Wappen. Im Vorder-
gründe stehen links und rechts je ein reich
vergoldeter Tisch, und auf dem zur rechten
liegt ein aufgeschlagenes Buch, in welchem
man liest: „ACTA CANONIZATIONIS". An
der Basis der Tür steht links „Labore", rechts
„Patientia" in kalligraphischen kursiven Ma-
juskeln. Die für uns wichtigsten Inschriften
finden sich beiderseits am Fußgesimse in
schwarzer Halbkursive, und zwar rechts der
Name „G. A. Donath", links das Datum
„Dresdae Ao. 1735“, sowie darunter „faciebat".
Das hier beschriebene Bildchen war spätestens
1823 schon in Wien, da es im Katalog der
Sammlung des Rechnungsrates Hauschka in
jenem Jahre verzeichnet steht. (Das einzige
Exemplar dieses überaus seltenen Kataloges,
das ich bisher zu Gesicht bekommen habe,
befindet sich in der Bibliothek Sr. Exzellenz
des Herrn Grafen Hans Wilczek.) Das kleine
Architekturstück der Sammlung Winter-Stum-
mer läßt sich noch etwas weiter zurück ver-
folgen. Es war 1811 in der berühmten Galerie
Birkenstock, wo man freilich den Namen des
Malers nicht kannte. Indeß ist das Bildchen
im Katalog der Birkenstockschen Sammlung
so gut beschrieben (auch die Opuszahl 338
ist dort genannt), daß ein Zweifel hier nicht
gerechtfertigt wäre.
Donath malte mit Vorliebe Architek-
turen, und es ist gewiß kein Zufall, wenn er
sich selbst so porträtiert hat, wie er ein Archi-
tekturbild in den Händen hält. Ein solches
Eigenbildnis findet sich im Stadtmuseum zu
Dresden.
Nach stilkritischer Vergleichung, die aller-
dings nur im Gedächtnis ausgeführt wurde,
hielt ich noch folgende zwei Bilder für Werke
des Donath: a) im Stockholmer National-
museum Nr. 1305, ein kleines Architekturbild,
das vorher unbenannt war*), b) auf der Ver-
steigerung Cubasch in Wien vom Dezember
1902 ein Kircheninneres, das dem Morgenstern
zugeschrieben war. Ohne Zweifel haben sich
von den vielen hundert Bildchen, die Donath
in die Welt gesetzt hat, noch manche er-
halten, die unter größeren Namen laufen.
Der Donath in der Galerie Winter-Stummer
hat z. B. 1875 als Steenwyck gegolten. Die heute
gegebene Abbildung wird wohl manche
ähnliche Überschätzung unmöglich machen
und dazu beitragen, das Malerwerk der Neeffs,
Steenwyck, Dirk van Delen, Morgenstern von
manchen ungebetenen Eindringlingen zu be-
freien.
VERMUTLICHE HERKUNFT DES
PHILIPS WOUWERMAN IN DER
BRAUNSCHWEIGER GALERIE.
Beim Ordnen alter Notizen stieß ich vor
kurzem auf einen Hinweis, der vielleicht zu
beachten ist. In Gerard Hoets „Catalogus of
naamlyst van schildayen“, I. (1752) wird als
Bestandteil der Sammlung Popta ohne weitere
Beschreibung angeführt „Een Hemelvaerd
Christi, heel goet van Philipp Wouwerman“.
Dieses Bild wurde um 320 holländische Gulden
am 5. April 1697 in Amsterdam verkauft. Um
jene Zeit wurde die Galerie in Salzdahlum
gebildet und ich vermute, daß das Bild der
Auktion Popta dahin gekommen ist und daß
es kein anderes war, als Wouwermans Himmel-
fahrt Christi, die jetzt in Braunschweig hängt
und deren Herkunft aus Salzdahlum nach-
weisbar ist. Das merkwürdige echt holländisch
aufgefaßte Stück ist im Hermann Riegelschen
''■) Georg Goethe war so liebenswürdig, meine
Diagnose in den Nachtrag zum grollen Katalog auf-
zunehmen (S. 12, zu Nr. 1305),
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
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Donath gedacht werden kann. Es zeigt näm-
lieh außer dem Monogramm auch noch eine
Opuszahl, was wieder auf Donath hindeutet;
und die Malweise, etwas unfrei, kleinlich,
aber doch flüchtig, paßt ebenfalls wieder zu
diesem Namen; endlich ist die Darstellung
eine solche, die bei Donath häufig war. Das
kleine Gemälde, das auf Seite 48 in einer
kleinen Abbildung wiedergegeben ist, ge-
währt uns den Einblick in eine offenbar er-
fundene Kirche, in der allerwärts überschlanke
Figürchen verteilt sind. Als Opuszahl steht
„Nr. 338“ beigeschrieben, die sich auf der Rück'
Seite der Zinntafel wiederholt.
Das Bildchen bei Frau Baronin Schloiß-
nigg trägt eine spätere Opuszahl. Hinten ist
in die Zinnplatte eingegraben: „N. 525“. Dieses
Opus zeigt zwar keinerlei lebende Figuren,
um so mehr aber solche, die auf den darge-
stellten Bildern Vorkommen. Auch ist es in
der Architektur viel reicher komponiert und
auch sorgfältiger durchgebildet, als das vorhin
erwähnte kleine Bild. Der mäßig große Saal,
in den man hier blickt, ist genau nach der
Bildfläche orientiert. Zu beiden Seiten ganz
symmetrisch je ein großes Fenster. Genau in
der Mitte der Hinterwand eine Prachtpforte
mit einer Einfassung aus rotem Marmor. Die
Pforte gewährt den Einblick in einen zweiten
Saal, der sich (wieder genau in der Mitte)
nach einem Park zu öffnet. An den Wänden
beider Säle sind unzählige Bilder angebracht,
die sich augenscheinlich auf das Leben des
heiligen Johannes von Nepomuk beziehen.
Dies ergibt sich überdies aus einer langen In-
schrift, welche oben friesartig an der Haupt-
wand angebracht ist. Über der Tür und den
Fenstern zahlreiche Wappen. Im Vorder-
gründe stehen links und rechts je ein reich
vergoldeter Tisch, und auf dem zur rechten
liegt ein aufgeschlagenes Buch, in welchem
man liest: „ACTA CANONIZATIONIS". An
der Basis der Tür steht links „Labore", rechts
„Patientia" in kalligraphischen kursiven Ma-
juskeln. Die für uns wichtigsten Inschriften
finden sich beiderseits am Fußgesimse in
schwarzer Halbkursive, und zwar rechts der
Name „G. A. Donath", links das Datum
„Dresdae Ao. 1735“, sowie darunter „faciebat".
Das hier beschriebene Bildchen war spätestens
1823 schon in Wien, da es im Katalog der
Sammlung des Rechnungsrates Hauschka in
jenem Jahre verzeichnet steht. (Das einzige
Exemplar dieses überaus seltenen Kataloges,
das ich bisher zu Gesicht bekommen habe,
befindet sich in der Bibliothek Sr. Exzellenz
des Herrn Grafen Hans Wilczek.) Das kleine
Architekturstück der Sammlung Winter-Stum-
mer läßt sich noch etwas weiter zurück ver-
folgen. Es war 1811 in der berühmten Galerie
Birkenstock, wo man freilich den Namen des
Malers nicht kannte. Indeß ist das Bildchen
im Katalog der Birkenstockschen Sammlung
so gut beschrieben (auch die Opuszahl 338
ist dort genannt), daß ein Zweifel hier nicht
gerechtfertigt wäre.
Donath malte mit Vorliebe Architek-
turen, und es ist gewiß kein Zufall, wenn er
sich selbst so porträtiert hat, wie er ein Archi-
tekturbild in den Händen hält. Ein solches
Eigenbildnis findet sich im Stadtmuseum zu
Dresden.
Nach stilkritischer Vergleichung, die aller-
dings nur im Gedächtnis ausgeführt wurde,
hielt ich noch folgende zwei Bilder für Werke
des Donath: a) im Stockholmer National-
museum Nr. 1305, ein kleines Architekturbild,
das vorher unbenannt war*), b) auf der Ver-
steigerung Cubasch in Wien vom Dezember
1902 ein Kircheninneres, das dem Morgenstern
zugeschrieben war. Ohne Zweifel haben sich
von den vielen hundert Bildchen, die Donath
in die Welt gesetzt hat, noch manche er-
halten, die unter größeren Namen laufen.
Der Donath in der Galerie Winter-Stummer
hat z. B. 1875 als Steenwyck gegolten. Die heute
gegebene Abbildung wird wohl manche
ähnliche Überschätzung unmöglich machen
und dazu beitragen, das Malerwerk der Neeffs,
Steenwyck, Dirk van Delen, Morgenstern von
manchen ungebetenen Eindringlingen zu be-
freien.
VERMUTLICHE HERKUNFT DES
PHILIPS WOUWERMAN IN DER
BRAUNSCHWEIGER GALERIE.
Beim Ordnen alter Notizen stieß ich vor
kurzem auf einen Hinweis, der vielleicht zu
beachten ist. In Gerard Hoets „Catalogus of
naamlyst van schildayen“, I. (1752) wird als
Bestandteil der Sammlung Popta ohne weitere
Beschreibung angeführt „Een Hemelvaerd
Christi, heel goet van Philipp Wouwerman“.
Dieses Bild wurde um 320 holländische Gulden
am 5. April 1697 in Amsterdam verkauft. Um
jene Zeit wurde die Galerie in Salzdahlum
gebildet und ich vermute, daß das Bild der
Auktion Popta dahin gekommen ist und daß
es kein anderes war, als Wouwermans Himmel-
fahrt Christi, die jetzt in Braunschweig hängt
und deren Herkunft aus Salzdahlum nach-
weisbar ist. Das merkwürdige echt holländisch
aufgefaßte Stück ist im Hermann Riegelschen
''■) Georg Goethe war so liebenswürdig, meine
Diagnose in den Nachtrag zum grollen Katalog auf-
zunehmen (S. 12, zu Nr. 1305),