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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 9
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Beispiele aus der Flandrischen Landschaftsmalerei des XVII. Jahrhunderts: Bilder von Lukas van Uden und Jan Wildens
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Sagburg, Ferdinand: Mein kleiner Craesbeek
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0194

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164

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 9.

messungen scheinen beide Bilder in
einem bestimmten Zusammenhänge zu
stehen, etwa als Gegenstücke: Morgen
und Abend, oder als zwei Bestandteile
einer Reihe von vier Tageszeiten. Gegen
eine solche Behauptung spräche die
merkliche Verschiedenheit der Schrift'
züge in den Signaturen beider Bilder.
Trotzdem dürfte es nicht abzustreiten
sein, daß diese beiden Werke des Lukas
van Uden in der Entstehungszeit nahe
nebeneinander liegen.

Wir wollen uns noch ein wenig
dem Bilde beim Herrn Rechnungsrat
M. Jäger widmen. Wie sehr auch der
Schwarzdruck der Abbildung die Stirn'
mung abschwächt, so ist doch sogar
in dieser Wiedergabe Dämmerungs'
Stimmung und ein allerwärts leicht be'
wölkter, fast nur verschleierter Himmel
unschwer wahrzunehmen. Der durclv
aus grünliche Gesamtton des Originals,
die kalte Stimmung läßt auf die Därm
merung des Morgens schließen. Ich
meine, daß der Künstler einen Sonnen'
aufgang bei unreiner Atmosphäre
darstellen wollte. Die rotbäuchigen
Vögel in der Luft mögen damit zu'
sammenhängen. Wenigstens würden
sie wenig zur Dämmerung des Abends
passen.

Für die Figuren links in den
vorderen Gründen kann nur David
Teniers der Jüngere in Frage kommen.

Zur Beschreibung noch Folgendes:
Dieser Lukas van Uden ist, wie alle
übrigen kleinen Bilder, die ich von ihm
genauer kennen gelernt habe, auf dem
herkömmlichen Eichenholz gemalt. Ab'
messungen: Breite 64-5, Höhe 42. Die
Kehrseite weist die Antwerpener Brand'
marke auf. Überdies sind hinten fol-
gende Buchstaben eingeschlagen: F

DB

Zur Kennzeichnung des individuellen
Stiles sei von den Bäumen gesprochen,
deren Kronen in mehrere Etagen ab'
geteilt sind. Die Lichter auf den Bäu'

men sind verhältnismäßig fein getupft
oder gestrichelt.

Noch fällt es auf, daß bei aller
Luftperspektive dennoch die Ferne
etwas hart und schwer behandelt ist.
Das wäre wieder so ein Gegensatz zu
den helleren Fernen der meisten hol'
ländischen Landschaften aus ungefähr
derselben Zeit, ein Gegensatz, von dem
oben andeutungsweise die Rede war.

Im ganzen läßt sich bei Lukas van
Uden eine nicht gewöhnliche Kraft des
Ausdruckes und eine vorzügliche Beob-
achtung der Natur feststellen. Jan Wil'
dens ist neben ihm mehr theatralisch,
weniger wahrhaftig und trotzdem nicht
ebenso stilvoll wie van Uden. Nur in
einzelnen Arbeiten, z. B. in der großen
Ansicht von Antwerpen (im Amster'
damer Museum) nähert sich Jan Wil-
dens der sicheren, festen, naturwahren
Weise des van Uden. Da sie aber
beide immerhin eine sehr verwandte
Palette benützten, könnte es in manchen
ungünstigen Fällen, etwa bei wenig
ausgedehnten Hintergründen zu fremden
Bildern, Vorkommen, daß beide Meister
miteinander verwechselt würden. Selb'
ständige eigenhändig vollendete Bilder
von Wildens und van Uden dürften da'
gegen stets voneinander zu unterscheiden
sein.

MEIN KLEINER GRAES'
BEEK.

Von Ferdinand v. Sagburg.

Bei der Auktion Hirschler im De'
zember 1903 kam das seither in meinen
Besitz übergegangene Porträt eines
jungen Offiziers zur Versteigerung, das
im Katalog als Werk des Ch. Breydel
aufgeführt war. Für diese Taufe mag
wohl lediglich das Monogramm C B
bestimmend gewesen sein, da die Mal'
weise des Bildchens von der Art dieses
 
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