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Nr. 2.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
71. Rosa da Tivoli, das ist Philipp Roos:
Ein ruhender Hirt mit einigen Schafen
und Ziegen.
72. Carlo Dolce: Die heilige Dorothea sendet
Theophilo die versprochenen himmlischen
Rosen und Früchte.
73. Benedetto Lutti: Moses empfängt die
Gesetztafeln.
74. Joseph Vivien: Porträt eines Bayern-
Fürsten.
75. Pietro da Cortona, das ist Pietro Bere-
tini: Agar von den Engeln getröstet.
76. Giacomo Bassano, das ist Giacomo da
Ponte: Die Dornenkrönung Christi.
77. Bernardo Luini: Maria mit dem Kind
Jesu und Johannes
78. Giacomo Amigoni: Bethsabe im Bad.
79. — Judith mit dem Haupt des Holo-
fernes.
80. Carlo Cignarti: Kinder, die mit einem
Vogel spielen.
81. Raphaele da Urbino, das ist Raphael
Sanzio: Der heilige Johannes Baptista in
der Wüste."
,,Also verzeichnet, Darmstadt den
iiten Maij 1813.
Joseph Graf Truchsess probst zu Nicolsburg."
Das gründliche Durcharbeiten der ganzen
Geschichte des Truchseß-Zeyl-Wurzachschen
Gemäldebesitzes wird noch viele Mühe machen.
Wie es scheint, sind aber dabei noch allerlei
anregende Funde zu erwarten.
ZUR BILDNISKUNDE.
Eine knapp zusammengefaßte Kritik der
wichtigsten Goethe-Bildnisse findet sich im
dritten Bande der ausgewählten Werke von
P. J. Möbius (Goethe, II. Teil, S. 26 ff.), wo
auch dem vielbesprochenen Verhältnis Goethes
zu den bildenden Künsten einige Abschnitte
gewidmet werden. Die Erörterungen bei Mö-
bius sind geistreich, anregend. Sie erwecken
den Wunsch, daß die angegebenen Themata,
die längst angestochen sind, wieder neuerlich
in zusammenfassenden Werken behandelt
werden, etwa in einer neugestalteten zweiten
Auflage der Arbeit von Hermann Rollett
über Goethe-Bildnisse, oder in einer gründ-
lichen Überarbeitung des Buches von Volbehr
über Goethes Beziehungen zu den bildenden
Künsten. An Vorarbeiten fehlt es ganz und
gar nicht. Aber ein kritischer Blick und eine
sichere Hand wird bei einer neuerlichen Be-
arbeitung der angedeuteten Fragen sehr nötig
sein. Ähnlich äußerte sich in bezug auf diese
Themata überhaupt A. v. Zahn vor Jahren in
seinen Jahrbüchern (II, 325 ff, IV, 159 ff.), die
als Vorläufer des „Repertoriums für Kunst-
wissenschaft“ zu betrachten sind. Auch das
genannte Repertorium streifte einmal den
Gegenstand (XIX, 40 f.). Nicht selten kam die
Zeitschrift für bildende Kunst auf Goethe im
Zusammenhänge mit den bildenden Künsten
zu sprechen. R. v. Eitelberger hat über
„Goethe als Kunsts:hriftsteller“ geschrieben
(vgl. „Gesammelte kunsthistorische Schriften",
Bd. III). Man wird auch nicht übersehen, was
im ersten Bande der „Jahreshefte des Öster-
reichischen archäologischen Institutes in
Wien" (1898) zu finden ist. Das Goethe-Heft
aus Werkmeisters „Das neunzehnte Jahr-
hundert in Bildnissen" (Berlin, Verlag der
Photographischen Gesellschaft) wird wohl von
niemandem übersehen werden. Druckschriften
und Vorträge von Andr. Heusler, C. v. Lützow,
Zarncke, Volkmann, A. F. Seligmann bieten
allerlei Beiträge.
Möbius bildet die Gallsche Maske ab, die
1807 von Goethes Antlitz genommen worden
war. Bald nach der unangenehmen Operation
äußerte sich Goethe zu Th. Kräuter: „Glaubt
mir, guter Kräuter! Es ist keine Kleinigkeit,
sich solchen nassen Dreck auf das Gesicht
schmieren zu lassen."
Durch einen naheliegenden Gedanken-
Zusammenhang komme ich auf Beethoven,
der das Abformen seines Gesichtes in bekannt
temperamentvoller Weise anfangs dadurch
vereitelte, daß er den schon aufgemauerten
Gipsüberzug gewaltsam herunterriß. Erst ein
zweiter Versuch gelang. (Näheres hierüber in
meinem Buche: „Neue Beethoveniana.") Was
Bildnisse Beethovens betrifft, so ist eine neue,
besonders gute Nachbildung zu verzeichnen,
die vom „Verein Beethovenhaus in
Bonn" dem „Bericht über die ersten
fünfzehn Jahre seines Bestehens 1889
bis 1904“ beigegeben wurde. Der erwähnte
Bericht ist sehr üppig ausgestattet. Gar
prächtig ist der Kupferlichtdruck nach Schi-
mons Beethoven-Bildnis, der ganz richtig in
die Fläche gesetzt ist. In meinem „Beethoven"
(Berlin, Verlag der „Harmonie") konnte ich es
trotz aller Bitten nicht durchsetzen, dieses
Bildnis nach dem Papierrande zu orientieren.
In einer kleineren, weder von mir verfaßten
noch durchgesehenen Beethoven-Biographie,
die vor kurzem erschienen ist, wird als an-
gebliches Abbild Beethovens ein Kopf hin-
gesetzt, der längst als Porträt des Dichters
Schenckendorff nachgewiesen ist. Ein Bild-
nis, das mit Beethoven nichts zu schaffen hat,
weder nach seinen Gesichtszügen noch nach
seiner Herkunft, wurde im November vorigen
Nr. 2.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
71. Rosa da Tivoli, das ist Philipp Roos:
Ein ruhender Hirt mit einigen Schafen
und Ziegen.
72. Carlo Dolce: Die heilige Dorothea sendet
Theophilo die versprochenen himmlischen
Rosen und Früchte.
73. Benedetto Lutti: Moses empfängt die
Gesetztafeln.
74. Joseph Vivien: Porträt eines Bayern-
Fürsten.
75. Pietro da Cortona, das ist Pietro Bere-
tini: Agar von den Engeln getröstet.
76. Giacomo Bassano, das ist Giacomo da
Ponte: Die Dornenkrönung Christi.
77. Bernardo Luini: Maria mit dem Kind
Jesu und Johannes
78. Giacomo Amigoni: Bethsabe im Bad.
79. — Judith mit dem Haupt des Holo-
fernes.
80. Carlo Cignarti: Kinder, die mit einem
Vogel spielen.
81. Raphaele da Urbino, das ist Raphael
Sanzio: Der heilige Johannes Baptista in
der Wüste."
,,Also verzeichnet, Darmstadt den
iiten Maij 1813.
Joseph Graf Truchsess probst zu Nicolsburg."
Das gründliche Durcharbeiten der ganzen
Geschichte des Truchseß-Zeyl-Wurzachschen
Gemäldebesitzes wird noch viele Mühe machen.
Wie es scheint, sind aber dabei noch allerlei
anregende Funde zu erwarten.
ZUR BILDNISKUNDE.
Eine knapp zusammengefaßte Kritik der
wichtigsten Goethe-Bildnisse findet sich im
dritten Bande der ausgewählten Werke von
P. J. Möbius (Goethe, II. Teil, S. 26 ff.), wo
auch dem vielbesprochenen Verhältnis Goethes
zu den bildenden Künsten einige Abschnitte
gewidmet werden. Die Erörterungen bei Mö-
bius sind geistreich, anregend. Sie erwecken
den Wunsch, daß die angegebenen Themata,
die längst angestochen sind, wieder neuerlich
in zusammenfassenden Werken behandelt
werden, etwa in einer neugestalteten zweiten
Auflage der Arbeit von Hermann Rollett
über Goethe-Bildnisse, oder in einer gründ-
lichen Überarbeitung des Buches von Volbehr
über Goethes Beziehungen zu den bildenden
Künsten. An Vorarbeiten fehlt es ganz und
gar nicht. Aber ein kritischer Blick und eine
sichere Hand wird bei einer neuerlichen Be-
arbeitung der angedeuteten Fragen sehr nötig
sein. Ähnlich äußerte sich in bezug auf diese
Themata überhaupt A. v. Zahn vor Jahren in
seinen Jahrbüchern (II, 325 ff, IV, 159 ff.), die
als Vorläufer des „Repertoriums für Kunst-
wissenschaft“ zu betrachten sind. Auch das
genannte Repertorium streifte einmal den
Gegenstand (XIX, 40 f.). Nicht selten kam die
Zeitschrift für bildende Kunst auf Goethe im
Zusammenhänge mit den bildenden Künsten
zu sprechen. R. v. Eitelberger hat über
„Goethe als Kunsts:hriftsteller“ geschrieben
(vgl. „Gesammelte kunsthistorische Schriften",
Bd. III). Man wird auch nicht übersehen, was
im ersten Bande der „Jahreshefte des Öster-
reichischen archäologischen Institutes in
Wien" (1898) zu finden ist. Das Goethe-Heft
aus Werkmeisters „Das neunzehnte Jahr-
hundert in Bildnissen" (Berlin, Verlag der
Photographischen Gesellschaft) wird wohl von
niemandem übersehen werden. Druckschriften
und Vorträge von Andr. Heusler, C. v. Lützow,
Zarncke, Volkmann, A. F. Seligmann bieten
allerlei Beiträge.
Möbius bildet die Gallsche Maske ab, die
1807 von Goethes Antlitz genommen worden
war. Bald nach der unangenehmen Operation
äußerte sich Goethe zu Th. Kräuter: „Glaubt
mir, guter Kräuter! Es ist keine Kleinigkeit,
sich solchen nassen Dreck auf das Gesicht
schmieren zu lassen."
Durch einen naheliegenden Gedanken-
Zusammenhang komme ich auf Beethoven,
der das Abformen seines Gesichtes in bekannt
temperamentvoller Weise anfangs dadurch
vereitelte, daß er den schon aufgemauerten
Gipsüberzug gewaltsam herunterriß. Erst ein
zweiter Versuch gelang. (Näheres hierüber in
meinem Buche: „Neue Beethoveniana.") Was
Bildnisse Beethovens betrifft, so ist eine neue,
besonders gute Nachbildung zu verzeichnen,
die vom „Verein Beethovenhaus in
Bonn" dem „Bericht über die ersten
fünfzehn Jahre seines Bestehens 1889
bis 1904“ beigegeben wurde. Der erwähnte
Bericht ist sehr üppig ausgestattet. Gar
prächtig ist der Kupferlichtdruck nach Schi-
mons Beethoven-Bildnis, der ganz richtig in
die Fläche gesetzt ist. In meinem „Beethoven"
(Berlin, Verlag der „Harmonie") konnte ich es
trotz aller Bitten nicht durchsetzen, dieses
Bildnis nach dem Papierrande zu orientieren.
In einer kleineren, weder von mir verfaßten
noch durchgesehenen Beethoven-Biographie,
die vor kurzem erschienen ist, wird als an-
gebliches Abbild Beethovens ein Kopf hin-
gesetzt, der längst als Porträt des Dichters
Schenckendorff nachgewiesen ist. Ein Bild-
nis, das mit Beethoven nichts zu schaffen hat,
weder nach seinen Gesichtszügen noch nach
seiner Herkunft, wurde im November vorigen