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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 9
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Zur Bildniskunde, [4]
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Ein niederländisches Bildnis um 1570
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Zu Martin Knoller
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0199

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Nr. 9.

169

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

1745 herausgegeben worden, und zwar von
Bernhard Vogel. Viele der Blätter aus diesem
Werke sind ziemlich verbreitet, andere wieder
gelten als seltener Besitz.- Doch will ich nicht
auf diese lange Folge von Bildnissen eingehen,
sondern ein anderes Blatt betrachten, das
schon 1720 oder wenig später nach einem
Kupetzkyschen Bildnis hergestellt worden ist.
Ich meine das seltene Blatt von Elias Schaffe
hauser, das den Nikolaus Buck aus Schwaben
darstellt. Von dem Aufbewahrungsort des Ge-
mäldes selbst, das dem Stich als Vorlage ge-
dient hat, war in der Literatur nichts zu finden.
Erst 1898 konnte ich feststellen, daß sich dieses
Gemälde unter der irrtümlichen Benennung:
„Buck“ in der Bruckenthalschen Gemälde-
sammlung in Hermannstadt befand.'5') Der
Irrtum ist leicht zu entschuldigen, wenn man
beachtet, daß auf der Rückseite eine Inschrift
steht, die mit Nikolaus Buck unterzeichnet
ist, daß ferner in dieser Inschrift darauf an-
gespielt wird, wie sich Buck mit der Malerei
beschäftigt hat, und daß endlich ein Maler
mit der Palette in der Hand auf dem Bilde
dargestellt ist. Die Inschrift, deren Kopie mir
Herr Prof. M. Csaki in Hermannstadt freund-
lichst verschaffte, lautet folgendermaßen:

Ich habe sonst gezeigt Floretten wohl zu führen
Und in der Chirurgie mich auch versiert gemacht.
Nunmehro mit der Zeit kann mich das Malen zieren:
Das Tantzen hat mich schon am Käysers Hoff gebracht.

Nicol. Buck aus Schwaben 1718.

Man nahm die Inschrift einfach als Signatur
und das Gemälde als Selbstbildnis des Malers
Buck. Beim Studium der Reproduktionen nach
Kupetzkyschen Bildern fiel mir nun der Schaff -
hausersche Stich dadurch besonders auf, daß
seine Darstellung mir vollkommen dem so-
genannten Eigenbildnis des Buck in Hermann-
stadt zu entsprechen schien. Eine kleine Kopie
nach dem Stich wurde gezeichnet und nach
Hermannstadt gesendet, um die Darstellungen
zu vergleichen. Herr Prof. Michael Csaki hatte
die Güte, die gedächtnisweise vermutete Über-
einstimmung der Figur auf dem Stich und
auf dem Gemälde zu überprüfen und zu be-
stätigen. (Seither habe ich das Bild photo-
graphieren lassen und eine Klischierung ist
anbei zu finden.) Es ist demnach bei Beachtung
des individuellen Stils unseres Bildes kein Zwei-
fel, daß sich in Hermannstadt das Vorbild für
den Schaffhauserschen Stich befindet und daß
nicht Buck selbst, sondern Kupetzky der
Schöpfer des Gemäldes ist. Die lebensgroße
Halbfigur, die man auf dem Bilde dargestellt
sieht, ist trefflich gemalt. Alles sitzt sicher
an seinem Fleck, und wäre die Ausführung
nicht eine auffallend glatte, so hätte man *)

*) Hierzu eine eigene Notiz in der Beilage zur
Münchener Allgemeinen Zeitung 1899, Nr. 198.

wohl bei Gelegenheit auf den Namen Kupetzky
verfallen müssen, auch ohne den alten Stich
zu kennen, auf welchem Kupetzky ausdrück-
lich als Maler genannt und der Dargestellte
als „Nicols Buck aus Schwaben“ bezeichnet
ist. Auf dem Exemplar des Stiches, das mir
vorliegt, ist die Jahreszahl in der zweiten
Hälfte nicht vollkommen deutlich zu lesen.
Ich notierte 1720. Zusammengehalten mit der
Jahreszahl 1718 auf dem Gemälde in Hermann-
stadt ist für die Lesung 1720 eine weitere
Wahrscheinlichkeit gegeben. Übrigens ist das
Elias Schaffhausersche Blatt ohnedies in der
älteren Literatur mit der Jahreszahl 1720 ver-
knüpft. Maße 94 X 74 cm.

EIN NIEDERLÄNDISCHES BILDNIS

UM 1570.

Armin Friedmann, wachsamen Auges
nach guten Bildern auslugend, hat mich vor
einiger Zeit auf ein Porträt aufmerksam ge-
macht, das ich beachten möge. Es gefiel mir
wohl und ich bilde es nun in einer Fort-
setzung meines Werkes ab. Eine unanfecht-
bare Bestimmung wird wohl nicht möglich
sein. Immerhin hatte ich den ziemlich be-
stimmten Eindruck, ein Spätwerk des Anton
Moor vor mir zu haben, des Utrechter Malers,
der ungefähr 1512 geboren und vermutlich
zu Antwerpen zwischen 1576 und 1578 ge-
storben ist. Das Kostüm gibt eine annähernde
Zeitbestimmung. Inschriftliche Anhaltspunkte
fehlen. Die auf S. 170 klischierte Bildnistafel ist
Eigentum des Herrn Gustav Gottscheer,
k. k. Kassiers der „Wiener Zeitung“ in Wien.
Die Maße sind 44-8 cm nach der Höhe, 34'5
in der Breite. Material: Eichenholz.

ZU MARTIN KNOLLER.

Ein faustfertiger, tüchtiger Maler der
Rokokozeit, dessen Tätigkeit auch in die
Perioden klassizistischer Kunst hineinreicht,
war Martin Knoller. Am 8. November 1725
ist er zu Steinach geboren, 1804 zu Mailand
gestorben. Die gleichzeitige Literatur meldet
wenig von ihm. Man findet es in Füßlis
großem Künstlerlexikon, besonders in den
Nachträgen (S. 633 f.) benützt. Dann kamen
andere Lexika, einige biographische Versuche
und zerstreute Erwähnungen einzelner Werke.
Erst in der jüngsten Zeit, die dem Studium
der Kunst im XVIII. Jahrhundert besonders
 
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