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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 1
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Zu N. de Giselaer
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Zur Raffaellitechnik
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Zacharias, ...; J., L. M.; A., I. D.: Ausstellungen und Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0044

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14

Nr. i.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

ZU N. DE GISELAER.

Eine Zeitlang beim Wiener Kunst-
händler Friedrich Schwarz, später im
Laden Hirschlers des Älteren am Graben
in Wien sah man ein ziemlich auffallendes
niederländisches Bild. Es bot den Einblick in
einen Saal. Links bei den Fenstern Leute bei
einer Gasterei vereinigt. (Aus dem Zusammen-
hänge entnimmt man, daß das Gastmal des
Herodes gemeint ist.) Rechts ein Knecht, der
das Haupt des Johannes Baptista hereinbringt.
Dieses wird von einer Dienerin in Empfang
genommen. Vorne ein scheckiger plumper
Hund. An den Wänden Bilder. Auf dem Fuß-
gesimse eines Prachtschrankes ist die Signatur
zu finden: ND • GISELAER • F (N in D ver-
bunden; die Punkte in halber Höhe). Auf
Eichenholz. Breite 57 cm, Höhe 35 cm. Dieses
etwas hart gemalte Bildchen war bei den ge-
nannten Kunsthändlern in Kommission und
hat erst spät einen Käufer gefunden. Um 1902
war es im Besitz des Hofschauspielers Josef
Kainz.

Das beschriebene kleine Gemälde ist stil-
gleich mit einem Architekturbilde von unge-
fähr derselben Größe (55-5 X 34), das 1890 ins
Ryksmuseum zu Amsterdam gelangt ist (durch
Bredius). Das Bildchen in Amsterdam weist
als Figurenschmuck Zacharias auf, dem der
Engel erscheint. Zacharias, der Vater des Jo-
hannes Baptist, gehört indenseiben biblischen
Kreis, wie das Gastmal des Herodes, und bei An-
betracht der nahezu gleichen Größe der Bildchen
in Wien und Amsterdam kann man in beiden
Bestandteile einer Bilderreihe vermuten, auf
denen Szenen aus dem Leben der Familie
des Johannes Baptist dargestellt waren. Daß
beide Gemälde von demselben Meister sind,
beweist ebenso die Malweise, wie die Signatur,
die auf dem Bildchen in Amsterdam sehr
verwandt mit der auf dem Wiener Bilde ist.
Der Amsterdamer Giselaer ist mit 1625 datiert,
und in diese Zeit werden wir also auch das
Wiener Stück setzen. Der neue Riemsdycksche
Katalog der Amsterdamer Galerie bezieht die
Signatur des Bildes im Ryksmuseum auf einen
Niclas de Gyselaer, der in der Utrechter
Gilde vorkommt (hiezu Müller: „Schilders ver-
eenigingen te Utrecht“, S. 104, De Vries Az
„biographische Aanteekeningen“ in „Oud Hol-
land“, III, 1885, S. 146). Ich behalte diese An-
nahme bis auf weiteres bei, die auch vom
Katalog der Utrechter Ausstellung des Jahres
1894 vertreten wurde. Damals war ein sig-
niertes Werk des N D Giselaer mit vieler
Architektur und Figuren zur Ausstellung her-
angezogen worden (Nr. 75, „Mardechai en
Haman“, größeres Bild).

Aus alten Inventaren sind mir bekannt
geworden: „Architekturen, zwei Stücke von
Giselaer“, die als Bestandteile der Grazer Ga-
lerie Attems erwähnt werden in Hormeyrs
„Archiv für Geographie, Statistik . . .“, 1828,
S. 287, und eine signierte Architektur, die 1831
bei Garlichs in Bremen gewesen.

ZUR RAFFAELLITECHNIK.

Die Anwendung der Ölfarbenstifte Raffa-
ellis gewinnt an Verbreitung. Die Technik
dieser Stifte bietet ja so viele Vorteile durch
das unmittelbare Hinstreichen der Farbe ohne
Pinsel, ohne Spatel, daß man begreift, warum
so viele Maler wenigstens Versuche machen,
ihre Bilder in der neuen Art auf die Fläche
zu bringen. Immerhin hat der Raffaellistift
auch seine Schwächen. So schwankt seine
Adhäsionsfähigkeit je nach der Temperatur.
Er greift leichter an in der Wärme als bei
kalter Unterlage und Umgebung. Die Tempe-
ratur übt auch wesentlichen Einfluß auf die
fertige Malerei,_ und zwar in ganz anderer
Weise als auf Ölmalerei oder Temperabilder.
Denn die Raffaellibilder werden bei einer
Wärmestrahlung, wie sie neben geheizten
Öfen leicht einmal vorkommt, wieder weich,
wogegen die Bilder, die mit Eitempera oder
in der gewöhnlichen Öltechnik ausgeführt
sind, unter dem Einfluß erhöhter mäßiger
Wärme immer härter werden. Ein weiterer
Nachteil ist das verhältnismäßig langsame
Erhärten, Trocknen. Bei einer Zimmertempe-
ratur von durchschnittlich 17" C mit geringen
Schwankungen ist die Raffaellimalerei erst
nach vier Tagen einigermaßen trocken, wenig-
stens nicht mehr klebrig, aber fast noch weich.
Nach sechs Tagen fand ich sie trocken, aber
noch immer nicht hart. Erst nach 14 Tagen
konnte man sie für hart nehmen.

AUSSTELLUNGEN UND KUNST-
HANDEL.

Vor kurzem wurde die sehr reichhaltige
internationale Kunstausstellung zu Monte
Carlo eröffnet. (L. M. J.) In Wien werden
gegenwärtig vorbereitet die Ausstellungen der
„Sezession“ und des Künstlerbundes „Hagen“.
Im Künstlerhause wurde die Jahresausstel-
lung am 19. März eröffnet, die zahlreiche Ge-
mälde, Zeichnungen, Kunstdrucke und Plastiken
verschiedener Art enthält. Die neue Kunstschau
gewährt allen Richtungen Zutritt, ist sehr reich
 
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