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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 3
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Frimmel, Theodor von: Einige Werke der Sofonisba Anguissola
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Frans Boels
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0072

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42

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 3.

Milanesis Ausgabe, V, S. 81). Das Bild
der ehemaligen Galerie Brunsvick wurde
1903 aus Holzmann-Schwediauerschem
Besitz in Nizza versteigert.

In der Schleißheimer Galerie dürfte
der männliche Kopf Nr. 1002 von So-
fonisba selbst, oder von einer Hand
gemalt sein, die der Anguissola ganz
nahe steht.

Ein kleines weibliches Brustbild,
das mir von einer der malenden
Schwestern unserer Sofonisba herzu-
stammen scheint, befindet sich in der
Sammlung Ludwig Wittgenstein in
Wien. Das Gesichtchen ist fast das-
selbe, wie auf einem Bildnis von So-
fonisbas Hand in der Galerie Leuchtern
berg*.)

Der Kundige weiß es, daß man
heute ein ansehnliches Buch schreiben
müßte, um alles gründlich durchzu-
sprechen, was die berühmte Malerin
betrifft. Auf dieses Ziel gehe ich nicht
los. Ich wollte nur auf einige Punkte auf-
merksam machen, die in der bisherigen
Literatur übersehen sind**.)

*) Dieses ist abgebildet in der Zeitschrift
„L’Arte“, Bd. VI, S. 342.

**) Die alte Literatur über Sofonisba An-
guissola mit Ausnahme der Nachträge zuFüßlis
großem Lexikon ist bei Julius Meyer im Künst-
lerlexikon Bd. II benützt und genannt. Seither
ist als weitere Literatur zu beachten „Zeit-
schrift für bildende Kunst“, X, S. 208. Mo-
rellis „Kunstkritische Studien“ (Morellis Er-
örterungen über das Datum der Geburt So-
fonisbas sind überholt. Wenn Sofonisba 1624
sechsundneunzig Jahre alt war, wie Van Dyck
notiert hat, so müßte sie 1528 geboren sein).
Redford: Art Sales, Mireur: Dictionnaire des
ventes, Frimmel: Geschichte der Wiener Ge-
mäldesammlungen, I, S. 107, 207 und 375,
sowie die ebendort benützte Literatur. Die
Arbeiten von Fournier-Sarlovez und Cust sind
oben genannt. Im kleinen Katalog der Wiener
Galerie Fries von 1826 kommt, leider ohne
jede Beschreibung, ein Eigenbildnis der Sofo-
nisba vor (Nr. 40).

FRANS BOELS.

Eine Gemäldesammlung, die reich an
seltenen Meistern ist, liegt ziemlich abseits von
den gewöhnlichen Wegen der Kunstgelehrten.
Es ist die Baron Brukenthalsche Galerie zu
Hermannstadt, die erst so gut wie neu entdeckt
werden mußte, bevor fremde Bilderfreunde
sich dort einfanden. Dann freilich staunten sie
gewöhnlich darüber, was alles dort solange
vergessen war, im fernen Siebenbürgen.*) Viele
Gemälde von hohem Kunstwert, darunter das
kleine Bildnis von Jan van Eyck, das seit der
Ausstellung in Brügge von 1902 weltbekannt
geworden ist, ganze Reihen feiner und guter
Stücke aus vielen Richtungen der Malerei des
XV., XVI., XVII. und XVIII. Jahrhunderts. Ich
greife heute nunmehr einen Namen heraus,
den man bis 1894 überhaupt nur aus der Van
Mander-Literatur und aus einigen alten Inven-
taren kannte, zu dem ich aber heute nicht
weniger als sieben sicher benannte Werke bei'
bringen kann. Sie werden der Reihe nach ab-
gebildet. Der seltene Künstler, den ich meine,
heißt Frans Boels und war Stiefsohn des
bekannten Malers Hans Bol. Seine Malweise
ist der des Stiefvaters verwandt, auch wenn
man bald bemerkt, daß er weniger geschickt
erfindet, weniger sicher zeichnet und weniger
fein den Pinsel führt, als der Vorgänger Hans
Bol. Diesen werden wir uns nach all dem,
was heute über die beiden aufzufinden ist,
als Lehrer des Stiefsohnes vorzustellen haben.

Van Mander teilt in seinem Schilderboek
(1604, Fol. 260 b) im Abschnitt über Hans Bol
mit, daß dieser Bol eine Witwe heiratete, die
ihm ein Kind in die Ehe mitbrachte namens
Frans Boels. Dieser war Schüler des Hans
Bol und illuminierte nette kleine Landschaften.
Wenige Jahre nach seinem Stiefvater starb
er. (Hy hadde noyt maer een Huysvrouw die
hy trouwde, een weduwe wesende, daer hy
geen Kinderen by en hadde, dan sy had een
voorkind, geheeten Frans Boels, die Bois Dis-
cipel was, een 00k seer nette Landtschapkens
van Verlichterye dede, is 00k weynich Jaren
nae syn Stiefvader gestorven.) Einige Zeilen
früher teilt Van Mander als Todesjahr des
Hans Bol 1593 mit, wonach man annehmen
kann, daß der Stiefsohn um 1595 gestorben
ist: wenige Jahre nach seinem Stiefvater.

*) Vergleiche hierzu die Kataloge, die angeführt
sind bei Frimmel in den kleinen Galeriestudien.
2. Folge, Heft I. und in desselben Geschichte der
Wiener Gemäldesammlungen, im Abschnitt über
Brukenthals Gemäldesammlung, über eine Galerie,
die ja zum Teil von Wien nach Hermannstadt gelangt
ist. In neuester Zeit erschien ein prächtiges Werk mit
Lichtdrucken; M. Csaki. Die Br. Brukenthalsche Ge-
mäldesammlung 1803—1903; vgl. auch Zeitschrift für
bildende Kunst, April 1904 (E. Sigerus).
 
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