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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 8
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Zur Geschichte der Sammlung Alexander Scharf
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Aus der Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0185

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Nr. 8.

155

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

die beiden Pieter Codde gehört zu haben.
Zu einem derselben, dem sogenannten Ball,
jetzt in der Wiener Akademie-Galerie, kann
ich einige Nachweise liefern, die sich auf die
Wanderungen des Bildes seit den 1820er Jahren
beziehen. Früher gebotene Angaben werden
dadurch ergänzt. Im handschriftlichen In-
ventar der Galerie Johann Kaspar Hofbauer
in Wien steht mit der alten Nummer 854 und
der neuen 31 als „Grebber“ (früher hießen
die meisten Codde noch De Grebber) „Eine
Konversation, enthaltend die Familie des Grafen
von Egmont“, mit Rahmen Br. 37, H. 29 Zoll,
ohne Rahmen 29X21* Dazu die Bemerkung:
„Von H. Grafen von Appony“ um 1100 fl.
Die Galerie Appony reicht noch weiter zurück,
als die Sammlung Hofbauer, die 1835"in-
ventarisiert wurde. Aus jenem Jahre stammen
die eben benützten Angaben über das Bild.
Bei der Hof bauerschen Auktion von 1839
ging (nach einer Königschen Notiz) das Bild an
Festetits; von dort kam es zu Gse 11, dann
an A. Scharf. Es erzielte 1876 20.000 Franken.
Dann wird es wieder gefunden in der Samm-
lung John W. Wilson, die im März 1881 ver-
steigert wurde (vgl. „Catalogue de Tableaux
de premier ordre anciens et modernes com-
posant la galerie de M. John W. Wilson,
Avenue Hoche 3“, im Vorwort von Paul
Mantz, S. IX und die Beschreibung von Nr. 38.
Das Bild ist radiert von Adolphe Lalauz und
photographiert von J. Löwy). Danach gelangte
es in den Besitz des Fürsten Johann von und
zu Liechtenstein. Der Fürst schenkte es 1882
der Wiener Akademie.-1') Für den zweiten
Pieter Codde der Sammlung Scharf muß ich
die Vorgeschichte schuldig bleiben. Bei der
Pariser Versteigerung von 1876 ging es an
die königliche Galerie im Haag, als deren Be-
standteil es wiederholt abgebildet ist.

Ich nenne noch andere Bilder der Samm-
lung, z. B. einen B. v. d. Ast, der aus der
Galerie Gsell stammt (bei Gsell Nr. 2), einen
Dirk Hals, Maton, Ä. v, der Neer, einen
Isaak van Ostade von 1642 (das Bild war
1872 als Nr. 132 in der Wiener Versteigerung
Sedelmeyer), einen zweiten Isaak v. Ostade
aus dem Jahre 1641, einen Pieter Potter aus
der Galerie Gsell, einen Steen aus der Vente
Mündler von 1871 und aus der Versteigerung
Sedelmeyer von 1872 und einen Ochtervelt.

*) Hiezu „Kleine Galeriestudien", I, 277, Reper-
torium für Kunstwissenschaft, XIV, S. 30, Frimmel:

„Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen**, IV. Ka-
pitel, und die Kataloge der Wiener Akademiegalerie
(von Lützow, Gerisch undDernjac). Ein Buch, das ge-
legentlich für die Geschichte des Hotel Drouot auf-
geschlagen wird, läßt diesen Pieter Codde ans Berliner
Museum gelangen. Jedenfalls liegt in dieser Angabe ein
Mißverständnis vor. Das handschriftliche Inventar der
Sammlung Hofbauer soll bei Gelegenheit in diesen
Blättern veröffentlicht werden.

Im Versteigerungskatalog der Sammlung
Scharf von 1876 fehlt ein bolognesisches Bild,
„eine Sibylle“, die nach einer Königschen
Notiz aus der alten Wiener Galerie Klein-
schmidt stammt und an Scharf gelangt ist,
sicher erst lange nach der Kleinschmidtschen
Versteigerung, die schon 1838 abgehalten
worden war.

AUS DER LITERATUR.

Max Rooses (et feu Ch. Ruelens)
„Correspondance de Rubens et docu-
ments epistolaires, concernant sa vie et ses
oeuvres“, Antwerpen, J. E. Buschmann. IV. Bd.,
umfassend Dokumente vom 29. Oktober 1626
bis zum 10. August 1628. Beigegeben sind die
Bildnisse des Balthasar Gerbier, des Marquis
de Leganes, des Herzogs von Buckingham,
des Marquis Spinola und des Königs Philipp IV.
Die Fortsetzung des wichtigen Werkes sei
wärmstens begrüßt.

Arthur L. Jellinek: „Internationale
Bibliographie der Kunstwissenschaft“.
II. Band, betreffend die Kunstliteratur des
Jahres 1903 (B. Behrs Verlag, Berlin W. 35,
Steglitzerstraße 4). Das Repertorium für
Kunstwissenschaft hat vor einiger Zeit die
Rubrik der Bibliographie aufgegeben. Nun
wird der Kunstgelehrte und Bücherliebhaber
nach Jellineks internationaler Bibliographie
zu greifen haben, die, breit angelegt und mit
ausdauerndem Fleiß gearbeitet, für die ver-
schwindende Bibliographie des erwähnten
Repertoriums vollkommenen Ersatz bieten
dürfte.

Franz Ritter und Fr. Schönbach:
„Katalog der Bibliothek des k. k. Österreichi-
schen Museums für Kunst und Industrie“,
Gruppe XII, Glasfabrikation und Glasmalerei,
Gruppe XIII, Tonwarenfabrikation (Keramik).

Handzeichnungen alter Meister aus
der Albertina und anderen Sammlungen,
herausgegeben von Jos. Schönbrunner,
Galerieinspektor, und Dr. Jos. Meder. Wien,
Ferdinand Schenk, Verlag für Kunst und
Kunstgewerbe. Band IX, Lieferung 11 und 12.

„Kunst und Kunsthandwerk“, Mo-
natsschrift des k. k. Österreichischen Museums
für Kunst und Industrie in Wien. Verlag von
Artaria & Cie. Jahr VII, Heft 11 und 12.

Gazette des beauxarts. Das Dezember-
heft 1904enthält folgenden Artikel„Jean Bour-
dichon et son atelier“ von Emile Male und
bringt Abbildungen nach zahlreichen Buch-
malereien des Bourdichon in einem livre
d’heures der Sammlung des Baron Edmond
de Rothschild und einem weiteren Gebetbuch
 
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