Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Ein Miniaturbildnis des Bildhauers Bertel Throvaldsen
DOI Artikel:
Frimmel, Theodor von: Aus der Sammlung Todesco: (statt einer Antwort im Briefkasten)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0178

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
148

BLATTER FÜR GEMALDEKUNDE.

Nr. 8.

dem Fürsten Johann von und zu Liechten'
stein.'1') Thorvaldsen ist als frischer Greis
dargestellt, jedoch viel älter als bei Horneman.
Der Thorvaldsen auf der Hornemanschen Mi-
niatur sieht ferner jünger aus als der auf
dem mehrmals abgebildeten Bildnisse
von der Hand Joseph Vernets *) **), das
1835 gemalt ist („Horace Vernet a son Illu-
stre ami TorWaldsen Rome 1835“ lautet die
Künstlerinschrift). Danach können wir doch
nur eine Entstehung vor 1835 annehmen und
da Thorvaldsen mit Horneman von 1819 bis
1835 nur in Dänemark 1819 zusammengetroffen
sein dürfte, spricht eine große Wahrschein'
lichkeit für das Jahr 1819.

Eine weitere Untersuchung, die eine
Notiz zu einer Abhandlung über Thorvald'
senbildnisse aufbauschenmüßte, liegt mirferne.
Deshalb werden auch weitere Porträts des
Bildhauers, wie sich z. B. solche im Thor-
valdsenmuseum in der Berliner National-
galerie (eines von Karl Begas) und in der
Münchener neuen Pinakothek (eines von Hein-
rich von Heß) befinden, diesmal nicht mit
einbezogen.

Die Miniatur wird genau in der Größe
des Originals abgebildet. Über der linken
Schulter (im Bilde rechts) steht: „Horneman".
Der Rock ist dunkelblau; die Weste und das
Halstuch sind weiß. — Für die Erlaubnis zur
Nachbildung spreche ich der Direktion des
Thorvaldsenmuseums meinen besten Dank aus.

Zu der Literatur über Chr. Horneman, die
ich unlängst zusammengestellt habe, ist in
neuester Zeit noch eine Erwähnung Hornemans
im Zusammenhänge mit Füger gekommen.
(Vgl. Laban „Heinrich Friedrich Füger, der
Porträtminiaturist“ im Jahrbuch der königl.
preuß. Kunstsammlungen. XXVI. Jahrg.. 1. Heft.)

AUS DER SAMMLUNG TODESCO.

(Statt einer Antwort im Briefkasten.)

Die Zierleiste unten auf der ersten Seite
des Heftes bringt die Abbildung eines alt-
deutschen Gemäldes der Sammlung Figdor,
das vorher jahrelang der Galerie Todesco an-
gehört hat. Es ist ein Altarstaffelbild, das

*) Über das Thorvaldsenbildnis von Amerling ist
zu vergleichen L. A. Frankl „Friedrich v. Amerling“.
Frankl erzählt (S. 64) die Entstehung des Bildes in Rom
1843. Gekauft wurde es nach Amerlings eigener Eintra-
gung 1845 um 200 Dukaten. Siehe auch das,,Pfennigmaga-
zin" von 1843 (Lebensbeschreibung und Bildnis Thor-
valdsens) und L. A. Frankl „Sonntagsblätter“ 1845
passim.

**) In den Thorvaldsenbiographien von Pion und
Thiele finden sich Abbildungen.

bei Gelegenheit ausführlich zu behandeln sein
wird. Ich teile es zunächst in kleiner Abbil-
dung und mit kurzem Text mit, da es mir
als Illustration zu einem Antwortschreiben
sehr willkommen ist. Ich verdanke sie dem
freundlichen Entgegenkommen des gegenwär-
tigen Besitzers.

Nach der Wiener Sammlung Todesco
gefragt, soll ich rasche Auskunft geben und
muß daher einen Querschnitt durch meine
Studien über die erwähnte Galerie anlegen
und rasch zusammenraffen, was ich bis
heute von der Bilderei Todescos in Er-
fahrung gebracht habe. Vor Jahren wurde
ich durch Herrn Dr. Albert Figdor der Frau
Baronin Sophie von Todesco, der Witwe des
Freiherrn Eduard, des bekannten Wiener Ban-
kiers, vorgestellt, um ihre Bilder studieren zu
können. Ich notierte manches, das man über
die Herkunft des Gemäldebesitzes wußte.
In vielen, freilich nicht in allen Fällen war
eine stilkritische Prüfung möglich. Ein bis
zu einem gewissen Grade abschließendes Stu-
dium ist nun augenblicklich nicht möglich.
Die Auskunft, die ich zu bieten vermag,
ist nur die, wie man sie etwa in einem
rasch geschriebenen Briefe erteilen würde.
Die Sammler und ersten Besitzer der Galerie
Todesco sind längst tot; der ehemalige Be-
stand ist aufgelöst und in einer nicht ganz
einfachen Weise verteilt und mit anderem
Bilderbesitz vermischt. Nach dem Ableben
der Frau Baronin Sophie (die genannte Dame,
die durch ihren Wohltätigkeitssinn ein freund-
liches Andenken hinterlassen hat, ist im Juli
1895 gestorben) wurde der Bestand an Bildern
mehrfach geteilt. Zwei große Partien, die
Hauptbilder umfassend, gingen an die Tochter
der Baronin Sophie, an Gabriele Freiin
von Oppenheimer und an Herrn Vizeprä-
sidenten der Börsekammer Leopold von Lie-
ben über.

Die folgenden Angaben stammen zumeist
aus dem Jahre 1891. Nacharbeiten geschahen
1896, als die Bilder noch Im Nachlaß der Ba-
ronin Sophie beisammen waren, und in jüng-
ster Zeit bei den erwähnten Erben der Haupt-
bilder.

Baron Todesco gehörte zu den Förderern
Rahls, und für den großen Festsaal, den
Musiksaal und für mehrere Zimmer des
Palais Todesco in der Kärntnerstraße hat der
erwähnte Künstler zahlreiche Deckenbilder
ausgeführt.

Mit Todescos Kunstliebe steht es auch
im Zusammenhang, daß die Mitglieder der
Familie von trefflichen Bildnismalern porträ-
tiert worden sind. Eybl, Schrotzberg, Ca-
non, Eisenmenger, Lenbach, Fritz Au-
gust von Kaulbach sind da zu nennen. Man
 
Annotationen