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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 6
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Louis Boillys "On nous voit"
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Alte Längemasze: (statt einer Antwort im Briefkasten)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0143

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Nr. 6.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE,

113

geben, Breitformat. Nach dem Zuschneiden
bekam es die Verhältnisse, wie sie auf der
Abbildung verkleinert wiedergegeben sind.
(Siehe Seite 112.) Ich habe die Fehlstelle un-
gedeckt gelassen. Ist es doch gerade für die Ge-
mäldekunde nicht uninteressant, die Stelle zu
sehen, an der sich, selbst in der Abbildung
die Bindung der alten Leinwand unterscheiden
läßt und an der man den hellroten Malgrund
feststellen kann.

„On nous voit“ ist mit hervorragender
Sicherheit und Feinheit gemalt. Links unten
steht die zweifellos echte Signatur „L. boilly“
in dunklen Zügen. Jahrzehnte lang war die
kleine Leinwand (sie mißt 40 cm in der
Höhe, 32-5 in der Breite und ist später auf
Holz gebracht worden) in Ungarn, später in
Steiermark versteckt, bis sie bei der Wiener
Versteigerung Brunsvik(beziehungsweise Holz-
mann—Schwediauer) 1902 zum Vorschein kam.
Damals wurde das Bildchen durch die Firma
J. Löwy photographiert und in Lichtdruck für
den Versteigerungskatalog nachgebildet. Unter
Bilderkundigen war über seine Echtheit kein
Zweifel, und es wurde bei der Versteigerung
bei 6.xoo Kronen losgeschlagen. Nun ist es aber
wieder von der Oberfläche des Kunstmarktes
verschwunden, und ich frage mich an, wer ge-
genwärtig Besitzer des bedeutenden Stückes ist.

ALTE LÄNGENMASZE.

(Statt einer Antwort im Briefkasten.)

Schon seit Monaten sollte ich Ihnen, ver-
ehrtes Fräulein, über das Umrechnen alter in
neue Maße geschrieben haben. Aber da wurde
ich krank, und Briefe, Bücher, Hefte, Zeit'
Schriften, Zeitungen, Bilder, Photographien,
Klischees und anderes, das häufte sich ge-
radezu beängstigend um mich, ohne daß ich
den Ansturm hätte bewältigen können. Ich
wollte Sie ja nicht allein auf die knapp zm
sammengedrängten Angaben verweisen, die
in meinem Handbuch der Gemäldekunde
stehen (2. Auf!., S. 173 f.), sondern Ihnen auch
die Quellen nennen, aus denen Sie weitere
Angaben schöpfen können.

Über die Maße des Altertums, die, wie Sie
schreiben, Ihnen allerdings weniger wichtig
sind, als die aus der Zeit der alten Galerie-
kataloge des XVIII. und frühen XIX. Jahr-
hunderts, klärt Sie auf: R. Lepsius „Die

Längenmaße der Alten“, ein Abschnitt in
E. Hübners Bibliographie der klassischen
Altertumswissenschaft (2. Aufl., S. 342ff.) und
ein Kapitel von Nissen in Iwan Müllers Hand-
buch der klassischen Altertumswissenschaft.

Zumeist sind die Münzen und Gewichte in
denselben Büchern behandelt wie die Längen-
maße, so daß ich in dem Folgenden sogleich
auch Ihre Nebenfrage nach alten Münzwerten
beantworte.

Für die Zeiten, die Sie besonders in-
teressieren, ist folgendes ein gutes Nachschlage-
buch: J. J. Littrow, „Vergleichung der vor-
züglichsten Maße, Gewichte und Münzen mit
den im österreichischen Kaiserstaate gebräuch-
lichen“ (Wien, 1832). 1844 erschien davon eine
„zweite, für Dezimal- und gewöhnliche Rech-
nung eingerichtete Auflage“, die von Karl
L. v. Littrow bearbeitet war. Für die Zeit
nach der weiten Verbreitung des anfangs nur
in Frankreich angenommenen Metermaßes
empfehle ich Ihnen die vierte Auflage desselben
Buches, die 1870 erschienen ist. Sie ist
mit Benützung des englischen Werkes von
A. R. Clarke und Henry James (London, 1866)
gearbeitet. Sie haben wohl davon gelesen, daß
nunmehr auch in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika das metrische System ein-
geführt werden soll. Vielleicht entschließt sich
dann England auch zu demselben Schritt.

Aus dem XIX. Jahrhundert nenne ich
Ihnen noch Jos. Salomon: „Metrolo-

gische Tafeln über die Maße, Gewichte und
Münzen verschiedener Staaten“ (Wien, 1822).
Brauchbare Zusammenstellungen finden sich
in vielen Kalendern aus jener Zeit, auch in
Jurendes „Vaterländischem Pilger im Kaiser-
staate“ (1824, S. 37 des Anhanges). 1849 er-
schien Karl Rumlers „Übersicht der Maße,
Gewichte und Währungen der vorzüglichsten
Staaten und Handelsplätze von Europa, Asien,
Afrika und Amerika“. Ein wichtiges Buch ist
L. C. Bleibtreu: „Handbuch der Münz-,

Maß- und Gewichtskunde“. Dann gibt es noch
manches andere, z. B. eine Arbeit von Karl
Jos. Kreutzer. Gestatten Sie ein Undsoweiter
und einen allgemeinen Hinweis auf die Biblio-
graphie in den Blättern des Vereines für
Landeskunde von Niederösterreich, Jahr 1886,
im Aufsatze: „Zur Geschichte der älteren
Wiener Maße im XV. und XVI. Jahrhundert.“
Sie wollen ja auch weiter zurückgehen, und
für die Zeiten, als man schon gedruckte
Galeriekataloge hatte, will ich Ihnen noch
nennen: Paucton, „Metrologie“ (Paris, 1780),
Jean Michel Benaven, „Le Caissier italien
ou l’art de connoitre toutes les Monnoies ac-
tuelles del’Italie“ (1787 f.) (Es sind zwei große
Bände). Recht dürftig sind die Angaben auf
einer Tabelle in Boettichers Werk: „Statistische
Übersichtstabellen aller europäischen Staaten“
(1789). Beachtenswert ist M. R. B. Gerhardt:
„Handbuch der deutschen Münz-, Maß- und
Gewichtskunde“ (ich kenne davon die Auf-
lage von 1795).
 
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