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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 2
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Wiedergefundene Bilder aus berühmten alten Sammlungen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0052

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22

Nr. 2.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Beweis für die Herkunft des Bildchens
aus der namenlosen Amsterdamer Auk-
tion von 1739 muß ich nun freilich
schuldig bleiben. Dagegen läßt sich aus
einer Zeit, die etwa ein halbes Jahr-
hundert später fällt, mit den besten
Gründen, die es da gibt, nachweisen,
wo der kleine Rembrandt mit dem

schreibenden Gelehrten damals gesteckt
hat. Dieser Nachweis ist mir schon
gegen 1896 gelungen, er ist auch durch
Zeitungsnotizen festgehalten worden.
Doch geriet die Sache — in Vergessen-
heit, und ich habe Ursache, nochmals
darauf zurückzukommen. Mit dem
Funde war es so: 1893 sah man im
Wiener Künstlerhause die Gemälde-
sammlung des kaiserlichen Rates
Herrn Franz Xaver Mayer ausge-
stellt, eine Galerie, der das fragliche

Bildchen angehört hat und mit der es
nach dem Tode des Galeriebesitzers
an die Witwe Frau Rätin Leopoldine
Mayer übergegangen ist. *) Die Samm-
lung fand, in den heißen Sommer/
monaten zur Schau gestellt, verhältnis-
mäßig wenig Beachtung. Immerhin
machte L. Hevesi im „Fremdenblatt“ auf
die ganze Sammlung und
des besonderen auch auf
das kleine Bild aufmerk-
sam, das man damals für
ein Werk des Gerrit Dou
hielt und als solches in
den Katalog gesetzt hatte.
Ich selbst schrieb in der
Lützowschen „Kunstchro-
nik“ (Neue Folge, V. Nr. 7)
über die Mayersche Gale-
rie, stellte in bezug auf das
kleine Gemälde fest, daß
Dous Handzeichen später
aufgesetzt worden ist und
daß man es mit einer be-
achtenswerten Arbeit aus
dem Kreise Rembrandts
oder Bramers zu tun habe.
Damals war der Firnis noch
etwas trübe, und erst einige
Zeit nach der Ausstellung
konnte ich das Bild nach
Pettenkofers Verfahren auf
hellen und es mit mehr
Entschiedenheit als früher
dem Rembrandt nähern.
Bestärkt wurde ich in dieser
Benennung durch die Abbildung in dem
Werke „Galerie des pe intres Ha-
rn a n d s, hollandais et allemands“
vom Malerradierer und Händler J. B. P.
Le Brun, das ich um jene Zeit wie-
der einmal aufzuschlagen hatte. Der-
selbe schreibende Gelehrte, den das
Bildchen darstellt, nur im Gegensinne,

*) Die Sammlung ist in pietätvoller
Weise bis heute unberührt geblieben und
wird wohl gelegentlich in diesen Blättern be-
sprochen werden.
 
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