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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 2
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Anmerkungen zu F. Oelenhainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0062

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32

Nr. 2.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Verschiebungen fielen mir auf, und einige
Gemälde, die mir früher nicht zu Gesicht ge-
kommen waren, konnten betrachtet werden,
unter anderen auch zwei große Bildnisse von
der Hand des Malers Oelenhainz, der, in
Württemberg geboren (zu Endingen 1745),
jahrelang in Österreich tätig war. Er starb zu
Pfalzburg am 5. November 1804. (Nach
J. G. Meusels Archiv I. Bd., S. 205.*) Die Bilder
im Palais Schwarzenberg stellen in ganzen
lebensgroßen, aufrechtstehenden Figuren dar:
den Fürsten Johann zu Schwarzenberg (er ist
geboren 1742 und gestorben 1789) und dessen
Gemahlin Eleonore (Gräfin Öttingen-Waller-
stein, geboren 1747, gestorben 1795). Beide
Bilder stammen aus dem Jahre 1788. Äuf dem
Porträt des Fürsten sah ich selbst links unten
die Inschrift „F. Oelenhainz, Nr. 1788“, die
noch ziemlich gut leserlich ist. Die Inschrift
des Gegenstückes, das weniger leicht zugänglich
ist, lautet nach Angabe des handschriftlichen
Inventars ebenso. Fürst Johann zu Schwarzen-
berg ist im Ornat des Vließordens dargestellt,
seine Gemahlin in reicher weißer Kleidung.
(Beide Bilder sind auf Leinwand gemalt, breit
und flüssig behandelt und messen in der Höhe
2'37, in der Breite 1-57 m). — Ich kann nicht
umhin. Sr. Durchlaucht dem regierenden
Herrn Fürsten Johann Adolf zu Schwarzen-
berg für die gütige Erlaubnis zur Besichtigung
des Palastes meinen schuldigen Dank abzu-
statten.

Zahlreiche Bilder, die auf die fürstlichen
Schlösser verteilt sind, bleiben mir unbekannt,
obwohl ich auch wieder einiges davon gesehen
habe, z. B. die großen Hammiltons, in Wien
vor Jahren restauriert, ferner die Werke ver-
schiedener Meister, die ehedem im Wiener
Stadtpalais zu finden waren, aber seither nach
Böhmen gewandert sind. Auch im Schlosse
Krumau fand ich vor Jahren einige Gemälde.
Ein vollständiges Verzeichnis des fürstlichen

*) Siehe auch die Nachträge zu Füiliis großem
Künstlerlexikon S. 984 (mit Angaben, die noch nicht
alle kritisch überprüft sind), ferner Uexküll ..Entwurf
einer Geschichte der bildenden Künste in Württem-
berg“ (benützt bei J. Dernjac „Zur Geschichte von
Schönbrunn“), Ant. Weinkopf „Beschreibung der
k. k. Akademie“ (Wien 1875), Frimmel „Geschichte
der Wiener Gemäldesammlungen“ I, S. 24, 72. III. Ka-
pitel, S. 187 und IV, S. 7,13, in ff., den Lützow-Gerisch-
Dernjacschen Katalog der Wiener Akademiegalerie,
die Kataloge der Ausstellung in der Wiener Akademie
von 1877. der historischen Porträtausstellung im Wiener
Künstlerhause 1880 und der der Schabkunstausstellung
von 1874 im k. k. Österr. Museum für Kunst und
Industrie zu Wien (Nr. 180 und 203, Abbildung
des Wiener Stubenmädchens), Leopold Oelenhainz
„Neuffer-Oelenhainzisches“ in der „Besonderen Bei-
lage des Staatsanzeigers für Württemberg“ vom
16. August 1901, Beck im „Diözesanarchiv von Schwa-
ben“ 1902. Nr. 8, S. 117. — Die gewöhnlichen Nach-
schlagebücher bringen über F. Oelenhainz wenig oder
gar nichts. Leopold Oelenhainz bereitet eine illustrierte
Arbeit vor, von der ich mir Gutes verspreche.

Bilderbesitzes wäre gewiß vielen Kunst-
freunden erwünscht, und ich weiß, daß
Herr Zentral-Archivdirektor Mörath viele
Materialien dazu gesammelt hat. Er möge es
verzeihen, wenn ich ein wenig zur Ver-
öffentlichung dränge.

Aus demselben Jahre, in dem Oelenhainz
das fürstliche Paar porträtiert hat, stammt
auch das signierte und datierte Bildnis einer
Wiener Bürgersfrau Pein, ein Gemälde, das
1880 in der Wiener historischen Porträtaus-
stellung zu sehen war (Nr. 537). 1788 malte
Oelenhainz auch den Stecher Jakob Schmutzer.
Dieses Bild ist mir durch den Stich von Ko-
loman Feiner aus 1800 bekannt. In der er-
wähnten Porträtausstellung fand sich auch
das Brustbild Franz Kapplers von der Hand
des Malers Oelenhainz (Katalog Nr. 460, da-
mals Eigentum L. Arlets in Wien, seither bei
dessen Witwe). Das Kapplerbildnis, meines
Wissens nicht datiert, mag ebenfalls aus den
1780er Jahren stammen. In dieses Jahrzehnt
gehören auch das Jacobebildnis in der Wiener
Akademie und das Brustbild eines Unbe-
kannten in derselben Sammlung. Vermutlich
ist auch das Wiener Stubenmädchen, das
schon 1783 von Jacobe geschabt worden ist,
in dasselbe Jahrzehnt zu setzen. 1789 fällt das
Porträt des Dichters Schubart, das vor etwa
zehn Jahren für die Stuttgarter Galerie ange-
kauft wurde.

Wieder 1789 ist ein Gemälde entstanden,
das badende Nymphen und ein am Ufer
im Vordergründe sitzendes entkleidetes Mäd-
chen darstellt. Es ist mit folgenden Inschriften
in größtem Folioformat geschabt: „F. Oelen-
hainz pinx 1789“, „G. Traunfellner sculp. 1799“
und „Das Original-Gemälde in der nämlichen
Größe befindet sich in dem Kabinett S. Ex-
zellenz des Herrn Grafen von Überaker“.
Nahe heran in der Zeit reicht gewiß auch die
Halbfigur des Schauspielers Christoph Gott-
lieb, die 1791 gestochen ist. Viel später fallen
z. B. das Brustbild eines Alten im Harnisch
und weitere Bildnisse aus der fürstlichen
Familie Schwarzenberg, Halbfiguren in auf-
recht gestelltem Oval, bekannt durch die
Stiche von C. Pfeiffer aus dem Jahre 1797.
Wie mir Herr Zentral-Archivdirektor Mörath
gütigst mitteilt, sind mehrere gemalte Wieder-
holungen dieser Bildnisse in fürstlichem Be-
sitze vorhanden, doch läßt man die Frage
noch offen, wo sich die ersten Ausführungen
befinden. Am 13. April 1797 erhielt der Maler
aus der fürstlichen Hauptkasse in Wien für
zwei Porträts S. Durchlaucht des regierenden
Fürsten 135 Gulden ausbezahlt (nach Mörath).
Auch Prinz Karl ist gegen 1798 von Oelenhainz
gemalt worden, wie das große von Pichler
1798 geschabte Blatt durch seine Beischriften
 
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