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Nr. 3.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
sowie die „Rassegna bibliografica dell’ arte
italiana“.*) Seither ist noch vieles andere durch
Kauf und als Geschenk in die Galerie gelangt
und neuerlich wurde ein Luca Giordano
hervorgeholt, der, wie Herr Direktor Cantala-
messa mir in dankenswerter Weise mitteilt,
aus der Kirche Santa Maria Del Pianto an
den Fondamenta nuove in Venedig stammt.
Diese Kirche wird in fast allen Führern über-
gangen, so daß ich vielleicht Dank ernte, wenn
ich aus der seltenen ersten Ausgabe der
„Nuovissima guida di Venezia“ von Francesco
Zanotto mitteile, daß der Bau nach Entwürfen
Longhenas 1647 begonnen, aber erst 1687 voll-
endet worden ist, 1810 wurde die Kirche ge-
schlossen, später aber wieder benützt. Das
neu eingereihte Bild stellt eine Abnahme
Christi vom Kreuze dar.
Zu den bedeutendsten Neuerwerbungen
gehören jedenfalls eine Santa conversazione
des älteren Palma, die schon wiederholt
abgebildet ist, und von der mir Gustav Lud-
wig gütigst mitteilt, daß sie aus der Galerie
Widman herkommt. Nach Ludwigs Mitteilung
stammt auch der neuerworbene heilige Hiero-
nymus von Jacopo Bassano aus derselben
Sammlung. Es sind also wohl die Bilder, die bei
Ridolfi in denMaravigliel i82undll 149 erwähnt
werden. Derselbe Forscher gibt mir an, daß
ein neu eingereihter Alvise Vivarini, ein
Rundbild mit dem segnenden Gottvater aus
der Scuola di San Gerolamo in Venedig stammt.
Ludwig unterläßt bei einer weiteren Neuer-
werbung, einem Tod der Maria von einem
Landvenezianer des frühen XVI. Jahrhunderts
mit einer unvollständig erhaltenen Signatur
VS . . ARIA eine bestimmte Zuweisung,
wenigstens erklärt er sich nicht unbedingt für
P. M. Penacchi. Cantalamessa teilt mir mit,
daß dieses Bild aus dem Seminario in Udine
stammt, wohin es durch Erbschaft aus der
Familie Cernazai gelangt ist. Hervorzuheben
ist ein Vincenzo Catena, Madonna, Johannes
der Täufer und Hieronymus (nach Ludwig
früher bei Guggenheim, dann bei Volpi in
Florenz). Von älteren Meistern sind als neu
eingereihte Bestandteile zu erwähnen (nach
Cantalamessa): ein Antonio Rossi: Madonna
von Engeln verehrt (Geschenk des Commenda-
tore Guggenheim; war vor Zeiten im Pieve di
Cadore), ein Vicentiner Maler des frühen
XVI. Jahrhunderts: Taufe Christi (Geschenk
Guggenheims), eine altvenezianische Krö-
nung der Maria (1902 von Tommaso Mazzoli
in Bologna gekauft) und eine mystische Ver-
mälung der heiligen Katharina mit dem Christ-
'•') Zu den neueren Erwerbungen ist auch noch
zu vergleichen: Zeitschrift für bildende Kunst. Gazette
des beaux-arts und die Beiblätter aus den jüngsten
Jahren sowie die Wiener Abendpost vom 12. Hai 1902.
kinde von Lorenzo Veneziano (aus dem
Seminario zu Udine, früher in der Familie
Cernazai). Eine Santa conversazione aus der
Richtung Bonifazio wurde aus dem Dogen-
palast herübergezogen. Sehr zahlreich sind
die neuen Ankömmlinge aus dem XVIII. Jahr-
hundert, Sebastiano Ricci ist unter den neu
angekauften durch drei Gemälde vertreten (er-
worben eines von Sebastiano Candrian, die
zwei anderen vom Grafen Francesco Agosti
in Belluno). Von Piazzetta sind folgende
Werke: Ein Gekreuzigter (war ehemals beim
Maler Favretto, gekauft von dessen Verwandten
Angelo Marcon), ein prächtiges Selbstbildnis
(Geschenk des Commendatore Giuseppe Bertini
in Mailand), ferner ein Madonnenbild und eine
Studie (Geschenke Guggenheims). W. Bode hat
der Accademia eine Magdalena von G, B. Pit-
toni geschenkt, die alt gestochen ist für Pietro
Monacos Galeriewerk. Nicht unerwähnt dürfen
mehrere Veduten bleiben von Canaletto,
Guar di (eine ist als Geschenk des Fürsten
Johann von und zu Liechtenstein in die Galerie
gelangt) und Marieschi. Die Marieschis sind
durch Cantalamessa erst richtig benannt worden,
nachdem sie früher in der Casa di Breganze,
aus der sie stammen, als Canalettos gegolten
hatten.
Von G. A. Cassana ist das Bildnis des
Dogen G. Corner II. zu erwähnen, das im
venezianischen Kunsthandel erworben wurde
und durch den Stich von Andrea Zucchi (1722)
beglaubigt ist. Zwei Zeichnungen Tiepolos
werden endlich noch unter den neu einge-
reihten Kunstwerken erwähnt.
Die Freunde der Galerie in der Acca-
demia zu Venedig, sie zählen nach Tausenden,
werden von Jahr zu Jahr ungeduldiger, daß
ihnen der längst vorbereitete große Katalog
noch immer vorenthalten wird. Die kleinen
Führer, die verkauft werden, können keinen
Ersatz für ein wissenschaftliches Verzeichnis
bieten. Überdies berührt es die Wissenden un-
angenehm, in derlei kleinen Druckschriften
die Ergebnisse mancher mühevollen Forschung
vorausgenommen und gelegentlich in mißver-
standener Weise benützt zu sehen, ohne daß
die Gelehrten alle genannt sind, denen man
diese Forschungen verdankt. Dagegen erwartet
man sich von dem in Aussicht stehenden
großen Kataloge Cantalamessas das Beste, und
nach Stichproben zu urteilen, die mir vor
mehreren Jahren gestattet wurden, kann ich
diese günstigen Erwartungen teilen.
Wien. Albertina. Herr Dr. J. Meder
ist so freundlich, mir eine Liste der Blätter
zu senden, die 1903 für die Albertina erworben
wurden. Zwei männliche Figuren von Rem-
brandt sind wohl voranzustellen. Unter den
Arbeiten alter Meister erwähne ich Zeichnungen
Nr. 3.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
sowie die „Rassegna bibliografica dell’ arte
italiana“.*) Seither ist noch vieles andere durch
Kauf und als Geschenk in die Galerie gelangt
und neuerlich wurde ein Luca Giordano
hervorgeholt, der, wie Herr Direktor Cantala-
messa mir in dankenswerter Weise mitteilt,
aus der Kirche Santa Maria Del Pianto an
den Fondamenta nuove in Venedig stammt.
Diese Kirche wird in fast allen Führern über-
gangen, so daß ich vielleicht Dank ernte, wenn
ich aus der seltenen ersten Ausgabe der
„Nuovissima guida di Venezia“ von Francesco
Zanotto mitteile, daß der Bau nach Entwürfen
Longhenas 1647 begonnen, aber erst 1687 voll-
endet worden ist, 1810 wurde die Kirche ge-
schlossen, später aber wieder benützt. Das
neu eingereihte Bild stellt eine Abnahme
Christi vom Kreuze dar.
Zu den bedeutendsten Neuerwerbungen
gehören jedenfalls eine Santa conversazione
des älteren Palma, die schon wiederholt
abgebildet ist, und von der mir Gustav Lud-
wig gütigst mitteilt, daß sie aus der Galerie
Widman herkommt. Nach Ludwigs Mitteilung
stammt auch der neuerworbene heilige Hiero-
nymus von Jacopo Bassano aus derselben
Sammlung. Es sind also wohl die Bilder, die bei
Ridolfi in denMaravigliel i82undll 149 erwähnt
werden. Derselbe Forscher gibt mir an, daß
ein neu eingereihter Alvise Vivarini, ein
Rundbild mit dem segnenden Gottvater aus
der Scuola di San Gerolamo in Venedig stammt.
Ludwig unterläßt bei einer weiteren Neuer-
werbung, einem Tod der Maria von einem
Landvenezianer des frühen XVI. Jahrhunderts
mit einer unvollständig erhaltenen Signatur
VS . . ARIA eine bestimmte Zuweisung,
wenigstens erklärt er sich nicht unbedingt für
P. M. Penacchi. Cantalamessa teilt mir mit,
daß dieses Bild aus dem Seminario in Udine
stammt, wohin es durch Erbschaft aus der
Familie Cernazai gelangt ist. Hervorzuheben
ist ein Vincenzo Catena, Madonna, Johannes
der Täufer und Hieronymus (nach Ludwig
früher bei Guggenheim, dann bei Volpi in
Florenz). Von älteren Meistern sind als neu
eingereihte Bestandteile zu erwähnen (nach
Cantalamessa): ein Antonio Rossi: Madonna
von Engeln verehrt (Geschenk des Commenda-
tore Guggenheim; war vor Zeiten im Pieve di
Cadore), ein Vicentiner Maler des frühen
XVI. Jahrhunderts: Taufe Christi (Geschenk
Guggenheims), eine altvenezianische Krö-
nung der Maria (1902 von Tommaso Mazzoli
in Bologna gekauft) und eine mystische Ver-
mälung der heiligen Katharina mit dem Christ-
'•') Zu den neueren Erwerbungen ist auch noch
zu vergleichen: Zeitschrift für bildende Kunst. Gazette
des beaux-arts und die Beiblätter aus den jüngsten
Jahren sowie die Wiener Abendpost vom 12. Hai 1902.
kinde von Lorenzo Veneziano (aus dem
Seminario zu Udine, früher in der Familie
Cernazai). Eine Santa conversazione aus der
Richtung Bonifazio wurde aus dem Dogen-
palast herübergezogen. Sehr zahlreich sind
die neuen Ankömmlinge aus dem XVIII. Jahr-
hundert, Sebastiano Ricci ist unter den neu
angekauften durch drei Gemälde vertreten (er-
worben eines von Sebastiano Candrian, die
zwei anderen vom Grafen Francesco Agosti
in Belluno). Von Piazzetta sind folgende
Werke: Ein Gekreuzigter (war ehemals beim
Maler Favretto, gekauft von dessen Verwandten
Angelo Marcon), ein prächtiges Selbstbildnis
(Geschenk des Commendatore Giuseppe Bertini
in Mailand), ferner ein Madonnenbild und eine
Studie (Geschenke Guggenheims). W. Bode hat
der Accademia eine Magdalena von G, B. Pit-
toni geschenkt, die alt gestochen ist für Pietro
Monacos Galeriewerk. Nicht unerwähnt dürfen
mehrere Veduten bleiben von Canaletto,
Guar di (eine ist als Geschenk des Fürsten
Johann von und zu Liechtenstein in die Galerie
gelangt) und Marieschi. Die Marieschis sind
durch Cantalamessa erst richtig benannt worden,
nachdem sie früher in der Casa di Breganze,
aus der sie stammen, als Canalettos gegolten
hatten.
Von G. A. Cassana ist das Bildnis des
Dogen G. Corner II. zu erwähnen, das im
venezianischen Kunsthandel erworben wurde
und durch den Stich von Andrea Zucchi (1722)
beglaubigt ist. Zwei Zeichnungen Tiepolos
werden endlich noch unter den neu einge-
reihten Kunstwerken erwähnt.
Die Freunde der Galerie in der Acca-
demia zu Venedig, sie zählen nach Tausenden,
werden von Jahr zu Jahr ungeduldiger, daß
ihnen der längst vorbereitete große Katalog
noch immer vorenthalten wird. Die kleinen
Führer, die verkauft werden, können keinen
Ersatz für ein wissenschaftliches Verzeichnis
bieten. Überdies berührt es die Wissenden un-
angenehm, in derlei kleinen Druckschriften
die Ergebnisse mancher mühevollen Forschung
vorausgenommen und gelegentlich in mißver-
standener Weise benützt zu sehen, ohne daß
die Gelehrten alle genannt sind, denen man
diese Forschungen verdankt. Dagegen erwartet
man sich von dem in Aussicht stehenden
großen Kataloge Cantalamessas das Beste, und
nach Stichproben zu urteilen, die mir vor
mehreren Jahren gestattet wurden, kann ich
diese günstigen Erwartungen teilen.
Wien. Albertina. Herr Dr. J. Meder
ist so freundlich, mir eine Liste der Blätter
zu senden, die 1903 für die Albertina erworben
wurden. Zwei männliche Figuren von Rem-
brandt sind wohl voranzustellen. Unter den
Arbeiten alter Meister erwähne ich Zeichnungen