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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 4
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Frimmel, Theodor von: Bildchen von Hendrick de Clerck und einige Bemerkungen zu Denis van Alsloot
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0091

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Nr. 4.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

6i

Einmal dem Meister auf der Spur, fand
ich noch manches andere sicher oder mit
Wahrscheinlichkeit ihm zugehörige Bild, z. B.
eines mit Apoll und Pan, das als Werk der
flandrischen Schule im Katalog des Amster-
damer Rijksmuseums stand’1').. Ich füge hinzu
den großen angeblichen Coninxloo der Ver-
steigerung Schubart in München *) **), das
kleinere Bacchanal der Münchener Pinakothek
(Nr. 714 als Hendrick van Baien katalogisiert),
ein Gemälde der Galerie Nostitz in Prag (dieses
soll uns noch in anderem Zusammenhänge
wieder Unterkommen), auch eine Landschaft
mit Pan und Syrinx in
der Londoner National-
Galerie (dort als Rotten-
hammer. Nr. 659). Diesen
Fall möchte ich aller-
dings neuerlich über-
prüfen.’1"1"1')

Von zwei Bildern in
Schleißheim, beide das
irdische Paradies dar-
stellend, ist das größere
vierseitige ihm ohne je-
den Zweifel mit Recht
zugeschrieben, wogegen
bei dem kleineren Rund-
bilde immerhin Zweifel
möglich sindf). Die Ge-
stalten haben andereVer-
hältnisse, als die auf
sicheren Bildern des
Hendrick de Clerck und
es fehlen in der Färbung
die rosig gemalten Streck-
seiten der großen Gelenke,

die bei unserem Künstler so ziemlich uner-
läßlich zu sein scheinen. Bis auf Weiteres,
streiche ich das Schleißheimer Rundbildchen
aus der Liste der sicheren De Clercks.

Auf dem kleinen Jan Brueghel von 1604
der Wiener Galerie erkannte ich die Figuren
als Arbeit unseres Meisters, und ich entriß
dieses Werk dem Verzeichnis der Arbeiten
des Rottenhammer. Das Bildchen der Samm-
lung von Klar will inWien wurde 1891 von mir
dem Jan Brueghel abgesprochen, dessen Namen
es bis dahin geführt hatte. Schon damals war
eine Veröffentlichung des Bildes geplant, und

*) Es war 1899, daß ich

meine Diagnose in Amster- Aus dem Bildchen von
dam äußerte (zur alten Num-
mer 1563). Der neueste Kata-
log teilt (zur neuen Nummer 695) mit, daß dieses Bild
schon 1808 als De Clerck verzeichnet stand.

**) Beschreibung und Abbildung bei H. Pallmann:
„Gemäldesammlung des verewigten Herrn Dr. Martin
Schubart“ (München 1899, Hugo Helbing). Ich halte
dieses Bild bestimmt für Hendrick de Clerck und
Alsloot.

■•'**) Das große Bild der Auktion Clave-Bouhaben,
nach Angabe des Kafaloges signiert, das Szenen aus
dem Leben Johannes des Täufers darstellt, ist mir
bisher nicht aus eigener Anschauung bekannt ge-
worden (Nr. 58 des Kataloges von 1894, Köln, Lem-
pertz Söhne).

•J) Alte Katalogangaben und Van Gools Schou-
burgh (II, 1751) scheinen für die Benennung zu
Sprechern doch liegt keinerlei Beweis für die Benen-
nung auf H. de Clerck aus frühen Zeiten vor. Man
kann begierig sein, wie ein zu erwartender neuer
Katalog der Schleißheimer Galerie die Angelegenheit
behandeln wird. — Die zwei Bilder der Schleißheimer
Galerie sind nach Aufnahmen von J. Albert in München
abgebildet bei Josef Kirchner: Die Darstellung des
ersten Menschenpaares in der bildenden Kunst (1903),
S. 218 und 220.

H. de Clerck in der Sammlung Henriette von Klarwill.

ich hatte vom damaligen Besitzer eine treff-
liche Aufnahme aus J. Löwys Atelier zur
Verfügung erhalten. Wie so vieles andere,
mußte damals die Angelegenheit aufgeschoben
werden. Erst heute kann ich Wort halten.
Die abgebildeten Figuren kehren mit einigen
Veränderungen aber in derselben Tonart auf
dem großen signierten De Clerck von 1608 in der
Wiener Galerie wieder und dadurch ist im Zu-
sammenhang mit sonstiger Stilkritik die Be-
nennnug nahezu gesichert. Was die Landschaft
betrifft, so stimme ich mit Vorsicht für Denis
van Alsloot, den Zeitgenossen und Mitar-
beiter des H. de Clerck. einen Parallelmeister
zu Jan Brueghel im Fache der Landschaft.
Alsloot malt eine andere, mehr grob kamm-
förmige Art von Eichenblättern, als Jan
Brueghel und einige andere gleichzeitigeEichen-
maler. Immerhin ist das vergleichende Studium
 
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