Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:
Frimmel, Theodor von: Waldmüllerstudien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0112

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
82

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 5.

gewirkt haben. Der Entwurf einer Um-
gestaltung wurde 1846 von ihm den Professoren
vorgelegt, aber von diesen zurückgewiesen.
Nun ließ er die Schrift „Das Bedürfnis
eines zweckmäßigen Unterrichtes in der Malerei
und plastischen Kunst, angedeutet nach eige-
nen Erfahrungen“ in Druck erscheinen. Schon

Waldmüller: Bildnis von 1837 (Sammlung Figdor).

1847 gab er eine zweite Auflage heraus, deren
Einleitung auch eine Selbstbiographie Wald-
müllers enthielt. Die Waldmüllersche Schrift
führte zu förmlichen Auftritten in der Wiener
Akademie. Auch eine literarische Fehde mit
Eitelberger entwickelte sich, die mit einer um-
fangreichen Broschüre Eitelbergers* **)) einen

■>) Vgl. R. Eitelberger von Edelberg „Die Reform
des Kunstunterrichtes und Prof. Waldmüllers Lehr-
methode“ (Wien 1848). Darin auch der Abdruck eines
Kuglerschen Artikels aus dem „Kunstblatt“ von 1847
(Nr. 22).

vorläufigen Abschluß fand, aber noch lange
nachwirkte. Eitelberger zeigte geringes Ver-
ständnis für Waldmüllers Genie, das er unter
anderem als ein „mäßiges Talent“ taxiert und
in vieler Beziehung vollkommen ungerecht
beurteilt. Er heftet seine Kritik zu sehr an
kleine Irrtümer, die er freilich mit guten
Gründen widerlegt. Ein Er-
kennen des großen, schwung-
vollen Gedankens in Wald-
müllers Neuerungen wird ver-
mißt. Eitelberger lieh eben der
Anschauung akademischer Ma-
jorität seine Feder. 1857 er-
schien eine umfangreiche Gegen-
schrift Waldmüllers unter dem
Titel „Andeutungen zur Be-
lebung der vaterländischen bil-
denden Kunst“, worin er neuer-
lich gegen die Akademie zu
Felde zog. Wir haben in der
Einleitung davon gehört. Sie
führte schließlich dazu, daß
Waldmüller noch im Jahre 1857
pensioniert wurde. Er tat nun
eine Privatschule auf, in der
noch manche Schüler zu tüch-
tigen Malern herangebildet
wurden, unter anderen Eugen
Felix. Waldmüllers Ruf hat
viele Schüler angezogen, unter
denen vielleicht der nachmalige
russische Hofmaler Zichy das
meiste Aufsehen erregt hat.
Mallitsch*) und Friedrich
Friedländer**) schlossen sich
in einigen ihrer früheren Ar-
beiten enge an Meister Wald-
müller an. Anton Ebert, Rosalie
Amon, Pauline von Koudelka,
W. Koller, Karl Frizzi, Ed.
Rietschl, Leopold Löffler haben
alle länger oder kürzer Wald-
müllersUnterweisung genossen.
Canon war nur ganz kurze Zeit
bei ihm und mußte übler
Streiche wegen das Atelier ver-
lassen. Zweifellos ist durch
unseren Künstler eine Zeitlang auch sein
Schwager, Jos. Weidner, beeinflußt worden,
wenngleich es sicher ist, daß beide nach der
Trennung Waldmüllers von seiner ersten Frau

*) Seine Hauptbilder befinden sich im Wiener
Hofmuseum und im Besitze der Baronin Tinti-Hahn
zu Krems. Mallitsch hat auch ein Porträt seines Mei-
sters Waldmüller gemalt.

**) Friedländer hat sich aus Anlaß seines ersten
Tassobildes mit Waldmüller zertragen. Doch ehrte er
des Meisters Andenken unter anderem auch dadurch,
daß er in einem seiner Invalidenbilder die Züge Wald-
müllers anbrachte.
 
Annotationen