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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 5
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Frimmel, Theodor von: Waldmüllerstudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0114

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84

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 5.

die des Herrn Buchdruckereibesitzers Friedrich
Jasper und der Frau K. Heidmann. So war
ich durch Bachofens und seiner Frau gütige
Förderung mitten in ein Bildernest eingeführt,
das jeden Freund Waldmüllers interessieren
dürfte. Das erwähnte Bildernest knüpft sich
im wesentlichen an den Donauschiffmeister
MatthiasFeldmüller in Persenbeug, dessen
Bildnis aus dem Jahre 1833 oben in Wald-

Waldmüller: Bildnis der Rosalie Feldmüller (Samm-
lung Bachofen in Nußdorf).

müllers Biographie erwähnt worden ist. Der
Donauadmiral Feldmüller wohnte in Persen-
beug, besaß aber auch in Wien ein Haus (am
linken Ufer des Donaukanals gelegen, zwischen
der Aspernbrücke und Franzensbrücke). Feld-
müllers Andenken lebt fort in der Geschichte
der Donauschiffahrt. Ein Artikel der „Donau-
Zeitung“ vom 3., 4. und 5. Mai 1860 erzählt
des Mannes Leben und Wirken. *) Eine kräf-
tige Natur, die früh Bedeutendes leistete, hat

*) Feldmüller ist 1770 zu Ybbs an der Donau ge-
boren. 1789 heiratete er Eleonora Feyertag, eine Zim-
mermannstochter. die 1837 starb. Feldmüller ver-
schied am 26. März 1850 (nach der angegebenen Quelle).

er schon als junger Mann 1790 auf 1791 große
Proviantladungen für die kaiserliche Armee
auf der Donau in pünktlicher, gewissenhafter
Weise nach Belgrad befördert. Dafür erhielt
er vom Kaiser eine Ehrenmedaille. Im Jahre
1801 übernahm Feldmüller das Geschäft des
Schiffmeisters Stöger in Persenbeug. Meine
Quelle sagt: „Jährlich fuhren 500 seiner Schiffe
stromaufwärts, gegen 1000 stromabwärts.“
Gegen 1000 Knechte standen in seinem Dienste.
In den Kriegszeiten von 1805 und 1809 fand
Feldmüller wieder Gelegenheit, durch Treue
und Liebe dem Vaterland zu dienen und
neuerlich wurde er vom Kaiser (Franz) aus-
gezeichnet durch die Verleihung der großen
goldenen Verdienstmedaille mit der Kette. Mit
diesem ehrenvollen Schmuck an der Brust und
in der Uniform des Donauadmirals hat ihn
Waldmüller dargestellt, als er 1833 in Per-
senbeug weilte, um im Aufträge des Kaisers
Franz, der mit seiner Familie oft die Sommer-
monate auf seinem dortigen Schlosse ver-
brachte, einige Porträts zu malen. Wie man
bei Feldmüllers Nachkommen noch weiß, hat
der Maler an der ihm verwandten Natur des
tatkräftigen Schiffmeisters Gefallen gefunden.
Er soll in Feldmüllers Haus gewohnt haben.
Zweimal hat er den Schiffmeister porträtiert,
einmal dessen Frau, ferner dessen Tochter
Rosalie und späterhin noch andere Mitglieder
der Familie. Das abgebildete Porträt, das
durch Erbschaft an Frau Maria Jasper, eine
Urenkelin Feld müllers, gelangt ist, zeigt den
schon etwas betagten, aber immerhin noch
rüstigen Matthias Feldmüller lebensgroß in
halber Figur. Die zinnoberrote, helle Uniform
ist koloristisch sehr geschickt als Gegensatz
zu einem ziemlich dunklen, blaugrauen Hinter-
grund behandelt, was freilich auf unserer (un-
retouchierten) Abbildung in Schwarzdruck
nicht erkennbar ist. Die Inschrift „Waldmüller
1833“, echt und unversehrt, läßt über die Ent-
stehungszeit keinen Zweifel aufkommen.

Ein zweites Abbild des Schiffmeisters
Feldmüller von Waldmüllers Hand hat sich
gleichfalls in der Familie vererbt. Es kam
durch eine Tochter Louise in die Familie des
Brauereibesitzers Mayer nach Schwechat und
befindet sich jetzt bei Mayers Tochter, der
Frau Majorswitwe Katharina Heidmann,
in Wien. Der Schiffmeister ist diesmal im
städtischen Zivilkleide gemalt, sitzend, Halb-
figur, lebensgroß. Als Gegenstück dazu ist im
allgemeinen das Bildnis seiner Frau aufgefaßt,
die aber in reichem ländlichen Kostüm mit
der Goldhaube auf dem Kopfe dargestellt ist.
Nach Signatur und Datierung habe ich einst-
weilen vergeblich gesucht, doch mögen solche
bei Gelegenheit einer gründlichen Reinigung
noch zum Vorschein kommen.
 
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