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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 5
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Frimmel, Theodor von: Einige Zeichnungen von Jos. Danhauser
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0117

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Nr. 5.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

87

auf ein großes Blatt gezeichnet, doch mußte
des Formates wegen eine Verteilung auf zwei
Klischees stattfinden. Die Zeichnungen werden
in der Größe der Vorbilder wiedergegeben.
Unten steht ein alter Vermerk: „Unsere

Hände 1840.“ Danhauser hat die Zeichnungen
der Hände für das Bild wieder etwas geändert,
doch unterliegt es nach der bestimmten Über-
lieferung keinem Zweifel, daß sie als Vorbei
reitungen zu dem Doppelbildnis von 1841 an-
gefertigt wurden.

Was weiter noch nachgebildet wird, sind
Entwürfe für Möbel, kaum Abbildungen von
fertigen Stücken. Auch diese Zeichnungen ge-
hören Frau Hof-
rätin Ella v. Lang.

Sie haben für die

Kunstgeschichte
Wiens der 1820er
Jahre einige Bedeu-
tung und erinnern
uns daran, daß
Danhausers Vater
Möbelfabrikant * **) ***))
und daß der Sohn
(anfangs auch sein
Schüler) eine Zeit-
lang in demselben
Fache tätig war.

Eine Datierung
oder ein sonstiger
Vermerk wird auf
den Blättern mit
den Möbeln zwar
nicht vorgefunden,
doch ist die Zu-
schreibung nicht
anzufechten. Sie
entspricht einer
lückenlosen Über-
lieferung in der Familie. Ich möchte an-
nehmen, daß Danhauser, seit etwa 1829 oder
1830 gänzlich dem Sittenbild und Porträt sich
widmend, die Zeichnungen von Möbeln noch
vor dem Tode seines Vaters gemacht hat, vor
dem Jänner 1829.

Die bisher besprochenen Zeichnungen
geben mir Anlaß, ein weiteres Blatt auf Dan-
hauser zu beziehen, das schon im Ganzen ein-
mal abgebildet ist und aus dem ich nur ein
charakteristisches Stück wiederhole, um meiner
Vergleichung mehr Halt zu geben. Es ist die

•i') Seine Fabrik und Wohnung lagen in der
Vorstadt Wieden in der Nähe der heutigen Danhauser-
gasse. Der Vater Danhauser vermählte sich 1804 (nach
Angabe der Danhauserbiographie in „Österreichische
Revue“ 1865). Söhnchen Josef ist am 18. August 1805
geboren. Der Vater starb am 4. Jänner 1829 „auf der
Wieden im eigenen Hause Nr. 152“ (nach dem Amts-
blatte der „Wiener Zeitung“ vom April 1829, S. 501).
Er wird „k. k. landespriv. Meubles-Fabrikant, akadem.
Künstler und Bürger“ genannt.

Zeichnung nach L. v. Beethovens eng-
lischem Flügel, die sich in der königlichen
musikalischen Bibliothek zu Berlin erhalten
hat und deren Abbildung meinem Artikel
über Beethovens Klaviere in Schusters Zeit-
schrift „Die Musik“ beigegeben war.’5”)

Der Zusammenhang ist folgender: in

erster Linie bemerkt man eine unleugbare
Stilverwandtschaft der Zeichnungen in der
Sammlung Lang und des Blattes in Berlin.
Die runden Formen sind mit einer gewissen
Unsicherheit behandelt, deren Grad in all
diesen Blättern mit Möbeldarstellungen un-
gefähr derselbe ist; dabei sind die Möbel sonst.

was die eckigen Formen betrifft, mit Kenntnis
und geübter Hand nach der Linienperspektive
gezeichnet. Auch äußere Umstände sprechen
für Danhauser. Der junge Künstler war nach-
weisbar in Beethovens Wohnung kurz nach
dem Ableben des Meisters’1"1') anwesend. Er
meldete sich in der Absicht, einen Gipsabguß
des Gesichtes zu nehmen.^) Am 26. März
1827 war der Titane der Tonkunst, Beethoven,
verschieden. Nach der Überlieferung in der
Familie v. Littrow, die mit Danhauser eng

*) Ich habe für die Erlaubnis der Nachbildung
zunächst Herrn Oberbibliothekar Dr.AlbertKopfer-
mann, dann Herrn Kapellmeister Bernhard
Schuster Dank zu sagen. Die erwähnte Abbildung
des ganzen Klavieres findet sich in der Zeitschrift
„Die Musik“. II. Jahr, Heft 14. Dazu der Text S. 84.

**) Hierzu meine Studie: Jos. Danhauser und
Beethoven. Wien 1892, Gerold & Co.

***) Vgl. Schindlers Beethoven, IV. Aufl., S. 149 ff.
und das Faksimile eines Briefes von St. v. Breuning
an Schindler vom 27. März 1827.
 
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