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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 5
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Frimmel, Theodor von: Einige Zeichnungen von Jos. Danhauser
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Das deutsche Hieronymusbild der Sammlung Friedrich Lippmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0119

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Nr. 5-

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

89

Strichführung der
Zeichnung mit demKla-
vier ist doch ganz an-
ders, als man sie bei
Schwind erwarten
müßte.'1')

In einer schwieri-
gen Frage wird man
zumeist mit einer
Wahrscheinlichkeit zu-
frieden sein müssen.
Diese dürfte nun aller-
dings für den Sohn des
Möbelfabrikanten Dan-
hauser sprechen, der
wohl am meisten die
Versuchung gefühlt
haben dürfte, die äußere
Gestalt nicht nur des
berühmten Meisters
selbst, sondern auch
seines Klaviers festzu-
halten.

Zur Herkunft der
fraglichen Zeichnung
teilt mir Herr Ober-
bibliothekar Kopfer-
mann gütigst mit, daß
das Blatt aus Grasnicks
Sammlung stammt und
1878 in die königliche
Bibliothek gelangt ist.
Grasnick hatte die
Zeichnung aus dem Besitz von Alois Fuchs
erworben und von diesem Fuchs stammt auch
ein alter Vermerk, der den dargestellten Flügel
als das englische Klavier Beethovens be-
glaubigt.

DAS DEUTSCHE HIERONYMUS-
BILD DER SAMMLUNG FRIEDRICH
LIPPMANN.

In Wien ein emsiger, glücklicher Samm-
ler, ein rühriger Musealbeamter, später in
Berlin der treffliche Leiter des königlichen
Kupferstichkabinetts, ist Friedrich Lippmann
den meisten heutigen Kunstforschern noch in
lebhafter Erinnerung. Seine Wiener Gemälde-
sammlung ist 1876 katalogisiert worden, nach-
dem einige Bestandteile derselben in der Wiener
rückblickenden Ausstellung von 1873 berech-

*) Das Thema Schwind und Beethoven soll an
anderer Stelle behandelt werden; ich habe es vor
Jahren berührt, als ich einen Beethovenkopf Schwinds
abbildete. (Gazette des beaux arts, 1896.)

tigtes Aufsehen erregt hatten. *) Die Samm-
lung ist seither in verwickelter Weise zerteilt,
zersplittert worden. Die Berliner Galerie er-
warb 1876 die Altdorfer und den Hans v. Kulm-
bach (dieser ehedem in den alten Wiener Samm-
lungen Rosthorn und Pachner). Anderes ge-
langte nach Glasgow, Graz, Brüssel, wieder
nach Berlin ins Museum und in privaten Be-
sitz * **), in die Galerie Adolf Thieme am Como-
see, nach Rußland. Im Besitz der Freiherrn-
familie Schey befand sich vor einigen Jahren
das altkölnische Pilgrumbildnis, das ehedem
bei Merlo in Köln gewesen und von dort zu
Friedrich Lippmann gelangt war. Nur wenige
Stücke aus Lippmanns Sammlung sind noch
im Kunsthandel auffindbar. Eines davon, ein
westdeutsches Bildchen aus dem XVI. Jahr-
hundert, hat dadurch für mich besonderes
Interesse gewonnen, daß ich einige Werke von
derselben Hand nachweisen kann. Zwar fiele
es mir schwer, sogleich eine Abhandlung über
den unbekannten Meister des kleinen Hierony-
musbildes zu liefern, doch möchten wohl auch
einige Zeilen willkommen sein, die wenigstens
in fachlicher Art auf die Angelegenheit hin-
weisen und diesen Unbekannten als einen ver-
mutlich westdeutschen, ganz tüchtigen Maler
hinstellen, dem die Sonderforschung ihre Auf-
merksamkeit zuwenden sollte. Das erwähnte
Bildchen befand sich seit Lippmanns Tagen
jahrelang im Besitz des Kunsthändlers H. O.
Miethke in Wien, dessen Freundlichkeit
ich auch die photographische Aufnahme ver-
danke. ***) Niemand wußte aber eine Benen-
nung des kleinen Stückes recht anzupacken,
und zu einem der vielen „Meister" so und so,
die in den Büchern verzeichnet stehen, paßt
es auch nicht. Nun gebe ich zunächst einmal
die Abbildung und einige Notizen, die, wie
schon angedeutet, keinerlei Anspruch auf ab-
schließende Vollständigkeit erheben. In der

■-) Vgl. „Katalog der Gemälde alter Meister aus
dem Wiener Privatbesitze, ausgestellt im k, k. öster-
reichischen Museum, August—September 1873“ (Wien,
Verlag des k. k. österreichischen Museums), und
„Katalog einer Sammlung von Gemälden altdeutscher
und altniederländischer Meister“ (Wien 1876, Kunst-
handlung H, O. Miethke, 8Ü.)

**) Ein Bildnis, früher H. Asper benannt, später
ß. Striegl getauft, war eine Zeitlang bei Heckscher und
kam zu Herrn Huldschinsky nach Berlin (gütige Mit-
teilung von Dr. Max J. Friedländer). Unter den Bildern,
die aus der Sammlung Lippmann in Wiener Besitz über-
gegangen sind, ist der Baldungsche Sebastiansaltar wohl
das bedeutendste. Es kam mit der Sammlung Przibram
nach Brüssel. Eine vollständige Aufzählung liegt mir
heute fern.

***) Während ich die Notiz für den Druck zu-
sammenstelle, erfahre ich, daß Miethke seine Kunst-
handlung an Weidenbusch verkauft hat. Weiden-
busch ist seither im Juli des laufenden Jahres eines
plötzlichen Todes verschieden, und ich wähle zur Be-
zeichnung des Besitzes, da mir die genauen Rechts-
verhältnisse unbekannt sind, einfach den Ausdruck:
Firma H, O. Miethke,

Vermutlich Danhausers
Zeichnung nach Beet-
hovens englischem Flü-
gel.(Berlin,königl.musi-
kalische Bibliothek.)
 
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