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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 6
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Ausgewählte Bilder aus Wiener Sammlungen: (Gruppenbild von K. Renesse, Trecentistisches Altarwerk, Magdalena von Cereso in der Galerie Czernin, Rembrandt und M. Sweerts in der Galerie Harrach)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0136

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106

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 6.

gläubigen Landsleuten zu hohem Ruf
gelangen konnte. C. Justi hebt mit
Recht die Farbenkraft des Cereco her'
vor. Die Magdalena der Czernin-
Galerie*) ist wiederholt in der Lite-
ratur erwähnt, u. a. auch bei Waagen
und in Woltmanns und Woermanns
Geschichte der Malerei (III, 278). Ein
gutes Bild des Meisters, das zu wenig
beachtet wird, ist die Halbfigur des
Dornengekrönten in der Budapester
Galerie (Pigmentdruck von Braun,
Clement & Cie., Nr. 22.573).

Seit ungefähr zwei Jahren, seitdem
das Bild geputzt und an einen guten
Platz gehängt worden ist, wird der
Rembrandt in der Galerie Har-
rach von den meisten Besuchern be-
merkt, von vielen bewundert. Ehedem,
obwohl als Rembrandt mit Vorbehalt
katalogisiert (es steht in den Verzeich-
nissen von 1889 und 1897 als Nr. 218),
ist es wenig beachtet worden. Meines
Wissens war es Dr. De Groot, der die
Anregung gab, das wertvolle Bild
reinigen zu lassen. Es kam zum jün-
geren Hauser nach Berlin. Dort sah ich
es, als es schon aufgehellt war, um die
Mitte des Juni 1902. Es zeigte Reste
der Rembrandt-Signatur. Eine Jahres-
zahl war nicht zu entdecken. Indes
wird es durch die sehr breite, nahezu
fahrige Behandlung in die letzten Jahre
des großen Meisters gewiesen. Man er-
innert sich dabei wohl an die Weise
des Rembrandtschen Homers im Besitze
von Bredius und an die späten Eigen-
bildnisse. Wir haben es mit keinem
glänzenden, prächtigen Bilde zu tun.
Keine farbigen Gewänder, kein Gold-
schmuck, keine Vogelfeder, die etwa
aus dem Helldunkel hervorglitzern,
herausleuchten würden, wie auf man-
chen frischen Arbeiten aus des Künstlers

*) Das Gemälde sitzt auf Leinwand
und mißt 1-42 m in der Höhe, 1-26 m in der
Breite. Rötliche Grundierung.

besseren Tagen. Vielmehr ists ein me-
lancholisch gestimmtes Bild, an dem
ein förmliches Schwelgen in graulichen,
bräunlichen Tönen auf fällt. Die Licht-
führung ist wohl für die meisten Be-
schauer fesselnd und erweist sich als
echt Rembrandtisch. Ich zweifle über-
haupt nicht an der Echtheit des Bildes,
wogegen ich schon lange an dem, als
Rembrandt geführten weiblichen Bild-
nis von 1642 irre geworden bin. Des-
halb nahm ich den betenden Mann
oben auch als den (einzigen) Rem-
brandt der Galerie Harrach.

Michiel S weerts, auch Swarts
geschrieben und Cavaliere genannt, ist
der Meister des Bildes mit den drei
kartenspielenden Jungen in der Galerie
Harrach, das nun noch abgebildet
wird. Irgendwie abschließende Ergeb-
nisse über den genannten Maler kann
ich heute nicht bieten. Was ich vor
zehn Jahren über den Künstler zu
sagen wußte, steht im „Verzeichnis
der Gemälde im gräflich Schönborn-
Wiesentheidschen Besitze“ (S. 180 f.).
Später habe ich noch manches von
der Hand des M. Sweerts kennen ge-
lernt und einiges aus der neueren Li-
teratur festgehalten. Die Radierungen
des Künstlers sind beachtenswert und
zeigen in ihrer Art dieselbe weiche Be-
handlung der Formen, die auf seinen
Gemälden angetroffen wird.*) Seinen
Bildern dürfte Bayersdorfer zuerst
nachgegangen sein. 1881 spätestens
interessierte ihn die Sache. Damals
fragte er mich brieflich um einige Züge
des Bildes bei Harrach, das damals
noch als „Unbekannt“ im Grußschen
Katalog geführt wurde (alteNummer 161,

*) Zu den Radierungen vergl. A. Bartsch:
„Peintre-graveur“, IV, S. 4x8, Weigls „Supple-
ment“, I, Fr. Bartsch: „Die Kupferstichsamm-
lung der Wiener Hofbibliothek“, S. 226, „Re-
pertorium für Kunstwissenschaft“, IV, S. 258.
Nach ihm ist geschabt das Bildnis Lingel-
bachs, das aus dem Dresdener Kabinet 1894
 
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