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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 7
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Frimmel, Theodor von: Aus der Sammlung Dr. Gotthelf Meyer in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0152

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BLATTER FÜR GEMALDEKUNDE.

Nr. 7.

Wappen. Vgl. die Abbildung. Rotbuchenholz.
Höhe 42'5, Breite 3i-8 cm.

Ein bestimmter Name dürfte für den
Schöpfer der kleinen Tafel heute kaum zu
finden sein. Wie es mir scheinen will, ist sie
durch Waagen ein wenig überschätzt worden.
Er sah sie in der Sammlung W. Koller zu
Wien und widmet ihr eingehende Beschreib
bung und vieles Lob in dem Werke „Die vor-
nehmsten Kunstdenkmäler in Wien“ (I, S. 338).

Altschwäbisches Bildchen beim Generalkonsul Dr. Gott-
helf Meyer.

Die bei Koller gewählte Benennung M. Grüne'
wald versieht er freilich mit einem Frage'
Zeichen, aber im Text spricht er doch von
einer besonders gelungenen Arbeit des Grüne-
wald. Seit Waagens Tagen ist Grünewald viel
eingehender studiert worden als damals, und
niemand kann darüber im Zweifel sein, daß
uns in der kleinen Tafel aus der Sammlung
Koller kein Grünewaldsches Werk vorliegt. Im
Versteigerungskatalog Koller von 1872 stand
es noch als Grünewald verzeichnet (Nr. 7). Ich

fürchte, daß man über die Benennung: schwä-
bische Schule gegen 1500, nicht leicht hinaus-
kommen wird.

*

Im Katalog der Sedelmeyerschen Ver-
steigerung, abgehalten in Wien 1869, steht als
Nr. 74 unter dem Namen Bartolomäus Bruyn
verzeichnet „Porträt des Anton Imhoff,
Rath(es) und Bürger(s) von Köln anno 1527“.
Nach einigen anpreisenden Bemerkungen noch
die Angaben: Holz 58—40 cm und: „Aus der
Sammlung J. J. Merlo in Köln.“ In Merlos
Werk „Die Meister der altkölnischen Maler-
schule“ (S. 160) ist das Bild tatsächlich be-
schrieben, Dieses Gemälde gelangte an Sedel-
meyer nach Wien und 1869 an Dr. Gotthelf
Meyer; es war 1873 in Wien ausgestellt.

In den Jahrzehnten, die dann ver-
strichen sind, hat sich niemand mehr um
das bedeutsame Stück angenommen und
in der Monographie über „Bartholomäus
Bruyn und seine Schule“ von Eduard
Firmenich-Richartz (1891, S. 130 f.) steht
das Imhoef-Bildnis unter den verschollenen
Bildern, immerhin mit dem Hinweis auf
die Vorführung des Bildes aus Dr. Meyers
Besitz zur Zeit der Wiener Weltausstellung.
1851, als Merlo es kaufte, hatte das Ge-
mälde noch seinen alten Rahmen und auf
diesem stand in heller Kapitalschrift und
arabischen Ziffern: MARTIN IM HOEEE

KAITZHER VNDE BVRGER ZO COELLE
JETATIS 59 Ao 1527. Der schadhafte Rahmen
wurde durch einen neuen ersetzt, doch
hat zuerst Merlo, dann Dr. Meyer die Leiste
mit der alten Inschrift in die jedesmal neue
Umrahmung einfügen lassen. Das Bild (auf
Eichenholz gemalt, hoch 58, breit 39 cm)
wird anbei in Netzdruck wiedergegeben.

Die Benennung als Bartolomäus (de)
Bruyn’1') mag vielleicht richtig sein, doch
kann ich die Beobachtung nicht verschwei-
gen, daß man ungefähr ebenso viele Züge
wie von Bruyn auch vom Meister des
Todes der Maria in dem vorliegenden
Bildnis auffindet. Das kann in den nahen
Beziehungen begründet liegen, die ohne
Zweifel zwischen beiden Meistern geherrscht
haben, oder man könnte auch die Ver-
mutung wagen, der Meister vom Tode der
Maria hätte denn doch vorübergehend auch
in Köln gearbeitet. Namentlich die Land-
schaft auf dem Imhoefbildnis ist so ganz
nach Art der landschaftlichen Hintergründe
beim Meister vom Tode der Maria ge-
halten, daß ich mich mit dem angedeuteten
Zusammenhänge zwischen dem Meister vom

*) In einer Urkunde von 1525 schreibt der Maler
„Ich Bartelmus de Bruyn“ mit de. Vgl. Repertorium
für Kunstwissenschaft, XV, S. 247.
 
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