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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 7
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Frimmel, Theodor von: Aus der Sammlung Dr. Gotthelf Meyer in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0158

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128

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 7.

Lamberg besitzt, gemalt von Kolonitsch und
versehen mit der Inschrift: „C. Kollonitsch
Pictor f: 1770“.*) An den Grafen Lamberg
verkaufte der Maler einmal ein Bildnis seines
Vaters.**) Aus den Inschriften Von Kunst-
blättern aus des Künstlers Zeit entnehme ich,
daß Jacobe und J. G. Haid nach Kolonitsch
geschabt haben, und zwar ein Bildnis des
Fürsten Adam Schwarzenberg, eines des Herrn
J. J. Wollers von Wollersfeld (1771) und des
Abtes Urban Hauer (ebenfalls 1771). Das große
Blatt mit Hauers Bildnis weist auch eine An-
sicht des Melkerhofes von
J. Gerl auf.

Aus den bisher ge-
nannten Arbeiten läßt
sich entnehmen, daß
Kolonitsch nicht ohne
Begabung war, und ge-
wiß ist das anbei abge-
bildete Bildnis ganz dazu
angetan, den Künstler
als tüchtige Kraft er-
scheinen zu lassen. In
der Färbung ist es wohl
gestimmt, in der Pinsel-
führung sicher und in
der Auffassung verhält-
nismäßig selbständig. Die
Steinumrahmung ist ja
althergebracht, aber die
Haltung des Körpers wur-
de augenscheinlich cha-
rakteristisch gewählt (auf
Kupfer, Höhe 28, Breite
22*7 cm). Die Rückenseite
weist eine lange Inschrift
auf, die sich auf Toma-
sonis militärische Wür-
den und seine Lehrtätig-
keit auf dem Gebiet der
Geometrie in Wien be-
zieht. Darunter in ande-
rer Schrift „Cetera in
Bohemorum Moravorumque eruditorum Bio-
graphia Pragae edita. Pelzl.“ Endlich eine abge-
schabte Stelle mit unleserlich gemachten
Zügen.

Die Stelle mit Bohemorum Moravorum-
que eruditorum gibt uns einen Fingerzeig,
daß wir nachzusuchen haben in dem Werke
„Abbildungen böhmischer und mährischer
Künstler in Kupfer, gestochen von Johann
Balzer“ (ohne Jahr in Prag erschienen). In
dem genannten Werk kommt auch Torna-

*) Vgl. den Galeriekatalog der Wiener Aka-
demie und Lützows Geschichte derselben Akademie
(dort ein Stich von Sonnenleiter nach K.).

**) Hierzu Frimmel: Geschichte der Wiener Ge-
mäldesammlungen. IV. Kapitel, S. 23, 26, 40, 126.

sonis Bildnis vor. Es ist ein Brustbild, das
ohne Zweifel aus dem Bildchen, jetzt in
Meyers Besitz, herausgezeichnet ist. Die Unter-
schriften des Stiches lauten, von links nach
rechts angeführt: „Kollonitz Pinx — Joann
Quirin(us) Jahnn del(ineavit) Joann Balzer
sc(ulpsit) Pragae.“*)

Nun sind wir auch bei der Quelle ange-
langt, aus der ich erfahren habe, daß Kolo-
nitsch der Schöpfer des Tomasoniporträts
bei Dr. Meyer ist. Für das Werk der Bild-
nisse böhmischer und mährischer Gelehrter
brauchte man eben ein
Brustbild, und das ist
von J. Q. Jahn, dem be-
kannten Prager Maler,
mit Benützung des Bild-
chens von Kolonitsch ge-
zeichnet worden. Als Ma-
ler wird ja unser Kolo-
nitsch ausdrücklich vor
dem Namen des Zeich-
ners Jahn und des
Stechers Balzer genannt.

Nimmt man an,
das kleine Kupferbild sei
noch zu Lebzeiten des
Professors Tomasoni de
Concordia gemalt wor-
den, so müßte es vor
1765 entstanden sein.
Tomasoni lebte von 1724
bis 1765. Er starb in
Wien. So werden wir
also das kleine Kunst-
werk in die Zeit gegen
1765 verlegen und an-
nehmen, daß es in Wien
geschaffen worden ist.

*

Martin Ferdi-
nand Quadal ist ein
tüchtiger Porträtist und
Tierdarsteller, den man eine Art österreichi-
schen J. B. Oudry nennen kann. Sein meist-
bekanntes Werk ist die Darstellung des alten
Aktsaales der Wiener Akademie.**) Beachtet
und geschätzt ist auch sein Bildnis des Grafen
Anton Lamberg. Seine Tierbilder haben ihm
einen gewissen Namen gemacht und seinen
Platz in der Kunstgeschichte sichergestellt.

*) Die Bildnisreihe des erwähnten Werkes, das
in deutscher und lateinischer Ausgabe erschienen ist,
wird besprochen im Künstlerlexikon für Böhmen von
Dlabacz (S. 78), und in Jul. Meyers allgemeinem
Künstlerlexikon (II, S. 661 f.).

**) G. v. Lützow: Geschichte der Wiener Aka-
demie, Repertorium für Kunstwissenschaft, XIV. „Die
Kunst für Alle“, 1899 (Heft 22), und meine Geschichte
der Wiener Gemäldesammlungen, Kapitel IV.

C. Kolonitsch: Bildnis des Herrn Johann
Tomasoni de Concordia. (Sammlung
G. Meyer.)
 
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