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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 7
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Frimmel, Theodor von: Aus der Sammlung Dr. Gotthelf Meyer in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0160

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130

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 7.

vermute, daß der ältere Lampi das Bild-
chen geschaffen hat. Beistehend eine Nach-
bildung. Man stelle sich gütigst das Kolorit
ziemlich hell etwas süßlich vor, den Schlaf-
rock ziemlich licht, gelblich, sonst viele warme
gelbbraune Tinten. (Auf Leinwand, Höhe 32,
Breite 26.) Die Bestimmung der Persönlichkeit
wird dem Studium Dr. G. Meyers verdankt.

Er sah auf dem Pult das aufgeschlagene
Notenheft, auf dem vermerkt ist: „Der Höllen-
berg.“ Dies führte ihn auf Jos. Wölfl, dessen
Hauptwerk die Oper: der Höllenberg ist. Die
Verwandtschaft der Gesichtszüge mit denen
auf einem anderen Bildnis Wölfls machte
dann die Sache klar.

Zu meiner Vermutung, daß Lampi senior
als Schöpfer des netten Bildchens zu betrach-
ten sei, muß ich zunächst an Lampis glatte,
süßliche Art erinnern, die in dem vorliegen-

den Wölfl-Bildnis recht verwandtschaftlich
anklingt. Dann ist aus den Lebensläufen
Lampis und Wölfls manches herauszuheben,
das bei aller Verschiedenheit des Alters eine
Verbindung der beiden nicht unwahrschein-
lich macht. Beide haben Beziehungen zu Salz-
burg. Lampi machte dort als Jüngling um
1768 Studien.*) Wölfl ist dort 1772 geboren.

Beide hatten späterhin in Wien und
in Sankt Petersburg große Erfolge,
die sie mit der besten Gesellschaft
bekannt machten. Sollten sie sich
da einmal getroffen haben, so boten
Erinnerungen an Salzburg An-
knüpfungspunkte, die von uns zu
beachten wären. Beide kamen nach
langer Reisezeit in den 1790er
Jahren nach Wien **), das ihnen
beiden übrigens schon von frü-
heren Aufenthalten her bekannt
war. Wölfls Oper „Der Höllenberg“
hatte am 21. November 1795 in
Wien seine erste Aufführung erlebt,
als Wölfl aus Rußland nach Wien
zurückkehrte. 1797 und 1798 folgten
andere Opern. Lampi kam 1798
nach Wien zurück.

Damit sind die Daten ange-
führt, die hauptsächlich für das vor-
liegende Bildnis Wölfls in Betracht
kommen. Ich vermute, daß es 1798
vom älteren Lampi in Wien ge-
malt ist. Ob Lampi auch 1795 in
Wien gewesen, als seine Frau
starb ***), und als „der Höllenberg“
Wölfls aufgeführt wurde, ist frag-
lich. Wölfls Bildnis mag nun 1795
von einem anderen Künstler oder
1798 von Lampi gemalt oder noch
später entstanden sein, es bietet
neben dem künstlerischen Interesse
(die verhältnismäßig kleinen Ar-
beiten Lampis sind immer den
größeren vorzuziehen, ähnlich wie
bei Füger, Jsebey) auch noch ein
anderes: Wölfl ist als Komponist
vergessen, aber mehrere zeitgenössi-
sche Nachrichten über sein Klavier-
spiel sind erhalten, mit dem er über-
all, wo er auftrat, berechtigtes Aufsehen er-

*) VrgX. Füfllis Annalen der bildenden Kunst,
II. S. 72 f. (1802); ferner Hormayr: Archiv für Ge-
schichte, Statistik. Literatur und Kunst. 1825, S. 424 f.
Die späteren haben zumeist aus diesen Quellen ge-
schöpft. Über die Jahre, die Lampi in Polen und Ruß-
land verbracht hat, vrgl. Fournier-Sarlovez „Ar-
tistes oublies", Paris 1902. — Ich kann hier nicht auf
weiteres eingehen, wieviel Material über Lampi und
seine Familie mir auch vorliegt.

Fournier-Sarlovez a. a. O. S. 111.

Vrgl. Helbings Monatsberichte über Kunst-
wissenschaft und Kunsthandel, II, S. 204 (Haidecki).

Bildnis des Musikers J. Wölfl (vermutlich von J. B. Lampi dem
Älteren). (Sammlung G. Meyer.)
 
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