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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 7
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Frimmel, Theodor von: Aus der Sammlung Dr. Gotthelf Meyer in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0162

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132

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 7.

VOM MONOGRAMMISTEN S3 (I S).

Im Nationalmuseum zuStockholm undim
Wiener Museum hat man Gelegenheit, einige
Werke zu studieren, die in kunstgeschichtlicher
Beziehung als holländische Bilder des XVII. Jahr-
hunderts um etwa 1650 angesprochen werden
können. In Karlsruhe findet sich eine alte
schwache Kopie nach dem Bilde in Wien *)
(Kopf einer alten Frau); eine alte Wieder-
holung desselben Gemäldes hängt in der
Schweriner Galerie.*) **) Ein Bild in Braun-

Miniaturporträt von Chr. Horneman (Wien, Samm-
lung Gotthelf Meyer).

schweig***) (sitzender alter Mann) gehört gewiß
in das Werk unseres Meisters (Nr. 551), auch
wenn Riegels letzter Katalog den Christoph
Schwarz als Autor nennt. Einige weitere

*) Hierzu meine kleinen Galeriestudien. Neue
Folge. II. Lieferung. „Von den Niederländern in der
kaiserlichen Gemäldesammlung zu Wien“, und meine
„Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen“, I,
S. 207 und 550.

**) Vrgl. den grollen Katalog von Schlie „Be-
schreibendes Verzeichnis“ (1882). S. 518 f., Nr. S59.

***) Das Bild in Braunschweig ist von V. A. Bruck-
mann in München nachgebildet. Pigmentdruck Nr. 551.
Die dargestellte Persönlichkeit ist ohne Zweifel die-
selbe, wie auf dem Porträt bei Mallmann. Nur sieht
man sie von vorne. Auch die Mütze kehrt wieder.
Das Braunschweiger Bild zeigt aber den Alten alseine
Art Würdenträger mit einer Kette an der Brust. Ob
ein geistlicher Würdenträger? Auf dem Tische steht
ein Kelch, liegen Bücher.

Bilder werden in Georg Goethes Katalog der
Galerie im Stockholmer Nationalmuseum ge-
nannt.*) Diese Bilder von unserem I S
stellen dar einen Greis, eine alte Frau (Nr. 645
und 646 von 1645) und eine Dame mit Brief
(Nr. 1117 von 1658).

Anbei teile ich ein Werk des I S mit, das
bisher nicht beachtet wurde. Es gehört Herrn
Gaston Ritter v. Mallmann in Blasch-
kow und stammt aus der Versteigerung
Friderik Müller (Mensing) in Amsterdam vom
April 1904 (Katalog Nr. 1108). Die Darstellung,
einfach genug, wird durch die beigegebene
Abbildung klar. Man möge sich das Gesicht
graugelblich, lederfärbig vorstellen. Der er-
graute Bart zeigt Stellen, die darauf schließen
lassen, er sei früher blond gewesen. Kleidung
grünlich. Das Monogramm I S (verbunden,
so daß der Balken des I oben und unten durch
das S abgeschlossen wird) steht rechts oben.
(Auf Eichenholz, hoch 35'5. breit 28-5 cm.) Ich
danke dem Besitzer des Bildes hiermit bestens
für die Photographie nach dem guterhaltenen,
interessanten Stück, das den Meister I S von
seiner guten Seite zeigt. Jeder Strich ist mit
Sicherheit hingesetzt. Das ganze hat Stimmung
in der Farbe.

Wie der Monogrammist I S mit Namen
heißt, ist noch nicht einmal vermutungsweise
zu sagen. J. Spielberg ists wohl nicht, noch
weniger der Ungar Spillenberger. Auch in Jan
Steens Entwicklungsgang paßt die Reihe der
I S-Bilder nicht recht hinein. Denn das mono-
grammisierte I S-Gemälde in Stockholm von
1658, das späteste datierte, dasich anzuführen
weiß, läßt sich nicht mit den Jan Steenschen
Bildern derselben Zeit zusammenzwingen, wie-
wohl das früheste Werk des Steen in der Dres-
dener Galerie, es ist undatiert, unserem Mono-
grammisten I S ziemlich nahe steht. Ist das
vielleicht ein Werk des I S, auf dem schon
vor Zeiten eine falsche Jan Steen-Signatur an-
gebracht worden ist? Gegenwärtig sieht die
Signatur schon recht alt aus. Sie unterscheidet
sich aber im Duktus so sehr von Steens sonsti-
gen Unterschriften auf Bildern, daß man sich
jedenfalls zur Vorsicht gemahnt fühlt.

Ich schließe mit Fragen ab und mit Ge-
dankenverbindungen, die gewiß noch sorg-
samst zu prüfen sind, bevor man ihnen Sicher-
heit zusprechen dürfte. Der Monogrammist
I S könnte ein Holländer sein, der ins Aus-
land gegangen ist. Das Kostüm der lesenden
Dame in Stockholm (Nr. 1117) schien mir
un holländisch zu sein. Anfangs dachte ich an
schwedische Nationaltracht, doch scheint das

*) 2. Auflage der „Notice descriptive de Ta-
bleaux du Musee National de Stockholm“, S. 153 f.
Goethe nennt auch ein Bild bei Dahlgren in Stock-
holm.
 
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