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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 8
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Frimmel, Theodor von: Wiedergefundene Bilder aus berühmten alten Sammlungen, [4]: Zwei Werke von Gerard Snellincks aus der Galerie Kaunitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0176

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146

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. S.

gewesen, ehe er 1608 in die Antwerpener
Schildersgilde eintrat. *) Wann er ge-
storben ist, bleibt noch unklar. Die
zwei Bilder bei Herrn Dr. Marquet
müßtenaus derAntwerpenerPeriode
des Gerard Snellincks stammen. Zeigen
sie doch beide auf der Hinterseite die
(vollständige) Brandmarke der Ant-
werpener Malergilde. Damit wäre denn,
vorausgesetzt, daß Gerard Snellincks
wirklich der richtige Mann für die vor-
liegenden Bilder ist, ein Hinweis auf
die Zeit nach 1608 gegeben. Wurde
oben die Entstehungszeit der beiden
Tafeln auf etwa 1610—-1620 bestimmt,
so paßt das nicht übel zur Antwerpener
Zeit des Gerard Snellincks. Ich hoffe,
daß man meine Vermutung in Er-
wägung ziehen wird, und teile nur noch
ein weniges zu den Wanderungen
der zwei Bilder mit, seitdem sie aus
der Galerie Kaunitz fortgekommen sind.
Nach der guten Überlieferung in der
Familie Marquet stammten beide Ge-
fechtsbilder mit noch anderen Stücken
aus der Altwiener Sammlung Johann
S en estre, aus der sie zunächst an Fanny
v. Palocsay, dann an Frau Beatrix

*) Vgl. Rombouts und Van Lerius: Lig-
geren, I, 447 f. 1608 kommt vor „Geerard
Snellinck scilder“ unter den Meistersöhnen
der Gilde. Zu den flandrischen Snellinck und
Snellincks vgl. auch Van den Branden „Ge-
schiedenis der Antverpsche schilderschool“
(S.348f.),Hymans: Le livre des peintres de Van
Mander, II, 284 ff., endlich die Handbücher von
Rooses und Wauters sowie die Künstlerlexika.
Die Benennung wäre außer dem Bereich jedes
Zweifels, wenn die Vergleichung mit einem
sicheren Bilde engste Stilverwandtschaft er-
geben würde. Eine Vergleichung kann diesmal
nur ungenau im Gedächtnis ausgeführt werden.
In der G. Posonyischen Versteigerung im Früh-
ling 1890 in Wien befand sich eine signierte
Landschaft von einem Snellincks (ob von
Gerard?), die mir ganz nahe an die vorliegenden
Bilder heranzureichen scheint. Leider sind mir
die betreffenden Notizen abhanden gekommen,
und ich muß mich mit einem mageren Hin-
weis begnügen. Das erwähnte Stück war als
C. „Schellings (auch Snellinck)“ unter Nr. 175
katalogisiert. Die angebliche Verwandtschaft

Meyerhofer, geborene Rührig, endlich
an deren Tochter Beatrix, verehelichte
von Marquet gelangt sind. Nach der-
selben Quelle hätte Herr v. Senestre
ungefähr im ersten Viertel des XIX. Jahr-
hunderts gesammelt. *) In jener Zeit
wurde auch der Kaunitzsche Bilderbesitz
zersplittert. 1820 und 1829 waren öffent-
liche Versteigerungen, und auch zu
anderen Zeiten sind Bilder aus der
Sammlung Kaunitz fortgekommen. Die
zwei Snellincks, die früher als Snayers
gingen, kommen nicht in den Verstei-
gerungskatalogen vor. Wie aber schon
oben erwähnt wurde, beweist der alte
Galeriestempel auf dem einen die Her-
kunft in vollkommen ausreichender
Weise.

Signatur und Galeriestempel auf einem Bilde von
G. Snellincks aus der Sammlung Kaunitz. (Gegen-
wärtig bei Herrn Dr. A. Marquet.) — In der Grolle
des Originals ohne Retusche wiedergegeben.

mit der Art des Wynants, die im Katalog er-
wähnt wird, war eine sicher unrichtige Beob-
achtung. Die dargestellte „Waldlandschaft mit
spielenden Kindern“ hatte bestimmt flandri-
schen Charakter. Die Signatur wird als
„C. Snellinck“ angegeben. Dabei stand aber
noch I v O (vgl. Repertorium für Kunst-
wissenschaft, XIV., S. 238). Viel sicherer im
Gedächtnis lebt mir das Bild der Sammlung
Brunsvik (Nr. 7 der Versteigerung von 1902).
Dieses Bild war stilgleich mit den Bildern bei
Marquet. Im Katalog steht es als Antwerpener
Maler aus der Richtung des Seb. Vrancx
„Landschaft mit Verfolgung eines Reiters
durch Soldaten“, Eichenholz, 82 X 52. Hinten
die Antwerpener Brandmarke.

*) Im handschriftlichen Inventar der
Sammlung Hofbauer in Wien aus 1835 findet
sich vermerkt, daß Hofbauer Bilder von Se-
nestre gekauft hat.
 
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