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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 9
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Beispiele aus der Flandrischen Landschaftsmalerei des XVII. Jahrhunderts: Bilder von Lukas van Uden und Jan Wildens
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0190

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l6o

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 9.

Meistern aus den südlichen Provinzen
ausgegangen ist. Gillis von Coninxloo,
Roeland Savery, Alexander Keirincx
sind die Schulbeispiele für diesen ver-
hältnismäßig klaren Zusammenhang.
Coninxloo, aus Antwerpen stammend,
zog nach Amsterdam (wo er am 4. Ja-
nuar 1607 begraben wurde). Savery
kam aus Courtrai in Westflandern und
ging nach Utrecht (1639 ist er dort ge-
storben). Alexander Keirincx, der Ant-
werpener (dort 1600 geboren), lebte eine
Zeitlang in Holland zu Utrecht und
Amsterdam, um freilich später nach
England zu gehen. Die drei genannten
Meister haben vieles vom zeichnerischen
Wesen flandrischer Landschaftsmalerei
in die nördlichen Provinzen gebracht.
Dort bildete sich aber unter verschieb
denen Einflüssen, die wohl mit Stammes-
Verschiedenheiten und nicht mit der an-
geblich wasserreicheren Luft zusammen^
hängen (wer wollte die logischen Ver-
bindungen in solchen Dingen wirklich
durchschauen wollen!), bald eine vor-
herrschende Tonmalerei heraus, mehr
und mehr von der landschaftlichen
Stimmung ausgehend, während süd-
licher gelegene niederländische Städte
in ihren landschaftlichen Darstellungen
mehr auf kräftige Linien und Bestimmt'
heit der Formen hin arbeiten. Färbern
Stimmung, naturwahre Tönung ist ja
auch den Flandrern und Brabantern
des XVII. Jahrhunderts nicht fremd.
Anderseits wird von den gleichzeitigen
Holländern die Formengebung mit
nichten vernachlässigt, aber gewöhnlich
herrscht dort in Holland eine stimmungs-
vollere Tonart. Man wolle sich an
van Goyen, Salomon Ruysdael, an
Jacob van Ruisdael (Isaaksz) erinnern
und daneben einen Lukas van Uden
und Jan Wild ens beispielsweise be-
trachten. In diesem Zusammenhänge
sind die Werke von Bedeutung, deren
Nachbildungen diesen Artikel begleiten.
Die Landschaft des Jan Wild ens hat

schon deshalb Interesse, weil die sicher
benennbaren Werke dieses Malers sehr
selten sind. Eine große, etwas kon-
ventionell behandelte, immerhin be-
deutungsvolle Ansicht von Antwerpen
befindet sich im Ryks-Museum zu
Amsterdam'1'). Eine mehr stimmungsvoll
gehaltene, viel kleinere Ansicht einer
Gegend nahe bei Antwerpen in der
Augsburger Galerie*) **). Sehr bekannt
ist das große Winterbild von 1624 mit
dem Jäger und den Hunden ***) in der
Dresdener Galerie. Überdies kennt
man die Landschaft mit der Jagd-
gesellschaft, die aus der Sammlung
Marcuard in Florenz für den klassischen
Bilderschatz nachgebildet worden ist.
Woermanns Geschichte der Malerei
nennt auch noch ein monogrammiertes
Werk in Speier. Eine Landschaft mit
heiliger Familie in der Antwerpener
Galerie und ein Paradies in Pommers-
felden seien noch als beglaubigte, wenn-
gleich nicht signierte Werke des Jan
Wildens erwähnt, dem an noch anderen
Orten mit mehr oder wenigerBerechtigung
manche Bilder zugeschrieben werden.
Seine Hintergründe, gemalt für Rubens

*) Sie ist signiert und mit 1636 datiert,
das Faksimile der Bezeichnung im neuen Ka-
talog.

**) Die Örtlichkeit wird durch eine Ant-
werpener Bannsäule bestimmt, die z. B. auch
auf einem flandrischen Bilde im Stifte
Kremsmünster vorkommt, ferner auf einem
Sebastian Vrancs der Münchener Pinakothek,
und auf dem Teniers der ehemaligen Sammlung
Sykora in Brünn. (Hierzu mein Feuilleton der
„Wiener Zeitung" vom 22. Juni 1895.) Eine Ab-
bildung des Werkes in der Augsburger
Galerie ist in den klassischen Bilderschatz
aufgenommen (monogrammiert und mit 1640
datiert). In bezug auf die Antwerpener Bann-
Obelisken verwies mich H. Hymans freund-
lichst auf „Rechten ende Costumen van Ant-
werpen“ (Antwerpen, Plantin, 1582).

***) Abbildungen werden in Woermanns
Katalog namhaft gemacht. Vgl. auch Woer-
manns Galeriewerk, IV. Lieferung, Nr. XXIX,
und die Abbildung in seiner Geschichte der
Malerei.
 
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