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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 9
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Zur Bildniskunde, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0197

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Nr. 9.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

167

Figdor etwa für das Porträt zu halten, das
dem Suiderhoefschen Stich als Vorbild gedient
hätte und es danach als Werk des Lukas
van Leyden anzusprechen, geht nicht an.*) Was
man Gemaltes von Lukas van Leyden auf-
finden kann, vom jüngsten Gericht
im Museum zu Leyden bis zur Ver-
kündigung in München, läßt alles
eine andere Technik und Tönung
erkennen, als das Bildnis in der
Sammlung Figdor. Die malerische
Ausdrucksweise dieses Gemäldes ist
ja so markant, daß man mit großer
Wahrscheinlichkeit einen anderen
Namen dafür nennen kann, nämlich
den des Jan Sanders van He-
messen. Wird man doch sofort an
dem Bilde die manierierte Art dieses
Malers gewahr, die Fleischtöne so
glänzend heraus zu modellieren, daß
die Gesichter wie eingefettet erschein
nen. Dazu das Dunkle der Hautfarbe
überhaupt und die derbe Mache. Von
Hemessens Hand sind viele Bilder in
leicht zugänglichen Sammlungen er-
halten. Eine Überprüfung meiner Ver-
mutung stößt auf keine besonderen
Hindernisse. Hemessen dürfte seine
künstlerische Reife erst erlangt haben
(bestimmte Jahreszahlen fehlen uns),
als Kaiser Maximilian und Lukas van
Leyden nicht mehr waren. Aber es
mag ihm ein Auftrag geworden sein,
den Kaiser Max zu malen Dann müßte
er sich um ein gutes Vorbild be-
kümmert haben, das er wohl in dem
Maximilianbildnis des Lukas van
Leyden finden konnte. Der groß-
zügigen, starkknochigen Art des
Hemessen hat es dann behagt, oder
der Besteller hat es gewünscht, das
Vorbild des Lukas van Leyden zu
vergrößern. Das Bild bei Figdor mißt
55‘5X35'5 und nähert sich in der
Figur der Lebensgröße, wogegen das
Original des Lukas van Leyden nahe
bei Miniaturkleinheit steht.

Die Erhaltung des Bildes, das in
der zähen Technik um 1550 gemalt
ist, läßt nichts zu wünschen übrig
und die kleinen Schäden gehen nicht
über das Maß hinaus, das sie bei anderen gut er-
haltenen alten Bildern erreichen. Das Eichen-
brett und die sichere alte Technik haben sich be-
währt. Die Haltung der Figur ist aus der Ab-
bildung ersichtlich. Was man aus dem Klischee
nicht entnehmen kann, ist der Unterschied

*) Eine Benennung als Hans Bai düng, die auf
einem Papierblatt an der Kehrseite gegeben wird, kann
unmöglich ernst genommen werden.

s zwischen wirklichem Malgolde im Schildchen
.t unten und dem gelb gemalten Goldbrokat an
s der Schaube. Das gebleichte Haar und die weiß-
s liehen Handschuhe seien noch des besonderen
r- genannt. Der Hintergrund ist grünlich.

Bildnis des Kaisers Maximilian des Ersten.
Vermutlich von Hemessen. Wien, Sammlung Figdor.

r- II. Das Buckbildnis des Johann Ku-
i- petzky.

e- Höchst eigenartig in seiner Persönlichkeit,

b- etwas sekundär in seiner Kunst, ist Kupetzky
:e im großen und ganzen eine sehr beachtens-
d werte Erscheinung unter den deutschen Malern
des XVIII. Jahrhunderts. Zu verschiedenen
Zeiten sind denn auch Versuche gemacht
worden, das Schaffen des Künstlers zu über-
 
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