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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0009

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Uridtlbtrgrr Zrilung.

Kreisverkündigungsblatt fiir den Kreis Heidelberg unü anitliches Verkündigungsblatt für die AmtS- und AmtS-
Gerichtsbczirke Heidelbcrg und Wicsloch mid den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.



Dienstag, 4 J„li


Bcstellungen auf die „Heidelberger
Zcirung" nebst Beilage „Heidelber-
gcr Fauiiliendlätter" für das uiit 1.
Juli 188S begounene 3. Luartal
werden fortwäkrend angenonimcn.

Die Expeditio»

* Pplitische ttnischan.

Die „N. Fr. Ztg." briugt solg. Liste der gegnr
Preußischc Abgeordnete im Augenblicke schwcben-
deu oder soeben abgeurtheilten Preßprozcsse: Zoh.
Jacoby und Freiitzel sind zum Slrasantritt bc-
reii, die neue Anklage gegen dic beiden und
noch andere Abgcordnete der Fortschritts-
partei aus der Provinz Preußen (wegcn der
Brochüre: Was thut dem Landmanne noth?)
wird jetzt loieder ihren Fortgang nehmen, eveii
so die auf Beschluß der Kammer suspendirte
Untcrsuchung gcgen den Abg. Möller. Ferner
stnd ein paar Preßprozesse gegcn den Abgeoron.
v. d. Leeden (wegen des OderblatteS) in Vor-
ber.citung; nbcr das Ende der EhrengerichtS-
untersuchung gegen Beitzke ist noch nichtS Be-
stimmteS bckannt; dcr Preßprozeß gegcn den
Abg. v. Bcnda schwebt in zweiter Jnstanz,
ebenso ist es nicht sicher, ob dic Marineartikel
des alten Harkort nicht von Seiten der StaatS-
anwaltschast nvch im Wege der Appellation
weiter verfolgt werden; cndlich ist gegcn den
Abg. Dr. Paucr in Görlitz ein Prcßprozeß
wegen eineS LandtagSbcrichtS eingcleitct und,
wie die „Voss. Ztg." mittheilt, droht ihm ein
zweiter wegen deS Schlußberichts, in dcm er
die in der Thronrcde auf daS Abgcordneten-
haus gehäusten Beschuldigungen als nnverdicnt
bezeichnet, einen AuSdruck, der einen Zwcifel
an der „Wahrhaftigkeit" des Ministeriums
enthalte.

Jn ländlichen Kreisen wird jetzt ein Adres-
fensiurm organistrt, um Hrn. v. BiSmarck zu
bestimmcn, nicht anS Schlesivig - Holstcin zu
weichen. Dic Redaction versendel daS Formular
einer Adresse nebst folgendcm Schreibcn: „Die
Wohllödlichcn Dominien, resp. die H-rrenSchul-
zen, werden hierdnrch crsucht, beifolgende Adresse
gefälligst der Gemeinde »orznlesen und durch
dieselbe unterzcichnen zn lasscn, sodann abcr
inncrhalb vierzehn Tagen dcm königlichen Land-
rathsanit ziizuschickcii." Die Adresse lautet:
„Mit dem Blut unscrcr theucrsten Angchörigen

Kchwnrgerichtsverhandlinigen.

Mannheim, 27. Juni (Schluß.) Die Bc-
mühungen Schuttenbach's, die Eiupiangsurkunde
übcr dit von Schüffer grleistete Laulivn zu er-
halten, die in den Händen einrS FreundeS des
Letztcren fich befaud, blicbcn erfolgloS, trotzdem
er mit unermeßlichen Reichthümern prahltc und
veriprach, demselben einen Dlenst mil 8VUU Tba-
lrrn jährlichcn Wehalis zu verschaffcn. Natürlich
müßtc auch hierVcgen Laution gestellt werden;
später bätte fich jedoch Schuttenbach gern mit etnem
Darlebcn ron sttiliü Thalern begnügt, wofür er
10,000 Thlr. gegrn 30 Proc. jährlich zu verschrki-
ben verspra», da« >r übrigcns nicht erbielt. Schut-
teubach, der inzwischrn in Franksurt noch mlt -iner
drilten Person tinen ähnlichen Vertrag, wie mit
Schäffer, abgeschloffen hatte, und deßhalb wegen
LetrugS, so wic auch wcgrn Wechsrlfälschung da-
seldst tn llntersuchung g'ivg-n wurde, b,gad fich
nach Straßburg, so daß Schäffrr nur drssen Ehe-
sran antras, welche ibn gar nicht kennen und von
der Rückgabc trr Lauiion nichts wlffen wollte.
Dieselbc «urde d-hcr nach Sinleitunz der Unter-

ist die von Däliemark so lange untcrdrückle
deulsche Proviuz SchleSwig-Holsteiu für Dculsch-
land wicder erobert. Mit Freude habeu wir
die Erklärung deS köieigl. Slaarsmiilisteriums
begrüßt, daß diese mit so kostbarcn Opsern
herheigefützrte Vereinigung jener Provinz mit
unsrem preußischen Vaterlande hergeftellt wird,
imd bitten cin hohes königltches Staatsminr-
steriilm, nicht eher den Mitbesttz vou Schles-
wig-Holstein aufgeben zu wollen, als bis aller-
mindestenS diese gerechtcn Anforderunzen er-
füllt worden stnd."

Der „Actionär" meldet anS Wien: Jn ein-
geweihten KreiseN spricht man mit Bestimmt-
heit davon, daß der Kaifcr aus eigener Znitia-
tive eine Armeereduction von 100,000 Mann
bcfohlen hat, welche scho" prv 1868 eine Er-
sparniß von 20 Mlllioneii über die Abstriche
dcs Abgcorditetenhauses in AuSflcht st-llt.

Dentschland

ek Vom Neckar, 30. Znni. Daß der wun-
deste Fleck dec Napolconischen Poiitik zur Zeit
in Mexico ist, wird ziemlich allgemcin ange-
nommen. Bald werden jedoch noch auf einem
anderen Pnnkte ais in Mcrico die Napoleo-
niden einer wohlwollenden Benrtheilung be-
dürfen. Die Tage des König» Leopold von
Belgien neigen sich ihrem Ende zu. Trügen
nicht die Nachrichten, ivelche auS Betgien zn
uns herüberdringen, so beadstchtigt dort eine
Partei, welche in den Städtcn mächtig ist,
welche dnrch ihrcn Reichthum und ihre Zn-
dustrie großen Anhang bei der Arbeikerbevöl-
kerung besitzt, sofort nach dem Tode deS Kö-
nigs an den Tag zu lcgen, daß ihr pecuniäres
Jnteresse ihr näher am Herzen licgt, alS die
Unabhängigkeit des Staats. Diese französtsche
Parlei in Belgien soll nämlich den Plan hegen;
sofort nach dem Ablcben des Königs mit eru-
sten und bedrohlichen Demonstrationen ihre
Gesinnung kundzuthun. Nun ist aber Bclgien
das Hauptbollwerk NordeuropaS nnd deffen
Erhalkung für England nnd Preußen, für
Deutschland und Rußland, sklbstverständlich
anch snr Holland — gleich wichtig und be-
deutungsvoll. Der französischen Regierung mnß
viel darum zu thnn skin, daß solche Demon-
strationen nicht ihr sclbst zur Last gelkgt wer-
den; d-nn cS wird nicht an Bcrdächligungen,
vielleicht auch nicht an Verdachlsgründen fchlen,

svchung sn Bonn verbastet und nack Hcidelbcrg
auSgclieiert, worauf Schuttenback bct bem babischcn
Consul IN Straßburg 1500 Thotcr btntrrlrgte, In
deren Bifitz Sckäffer spätrr grlangtr. Dic AuS-
lteferung deS Angeklagten fclbn konnic von dtr
sranzösischen Bebördr, da Brtrug kctn Rrcht znm
AiiSlicserungödegehren bildct, nicht erlangt wer-

wifiig dem gerlchliichen Verfahren untreworfrn.

Die Anklage grht nun dabin, daß Schnttenbach
den Vertrag mit Sckäffcr nur ats TauschnngS-
mittel benutzt dabe, um sich ven größten Tbeil der
Santion dctrüglich zuzucignrn und daß dcffen Sbe-
fran fick der Bcihilfe schuld'g gemacht habe. Die
Verbandiungeil, dic gefteen Miliag aiifiogrn, konil.
trn nichl, wtc nrsprünglich vorgeseben war, hrnte
beendrt werden, vbsckon btr S'tzung mit etwa zwrl-
stundigcr llnterbrechnng von frnh 8 llhr di« Racht«
10 Uhr andancrtr.

— 28. Jnnt. Die Anttägr gegen Anton ».
Schnttcndack unb deff» Shesran wurdr heute
Rachmittag zu Snde gesihrt. Herr Anwalt Grimm

um derlei Ercignifsc auf gcheime französische
Bestrebuiigc» zurückznfiihren. Daß aber Bel-
gien nicht das Schickjal von Nizza nnd Sa-
voyen in der That thcüe — hierzu dnrfte doch
ganz Enropa ernstlich entschlossen sein! —
Aus Birden vom 20. Znni schreibt
der „Schw. M.": ES bestätigt sich, daß das
Freiburgcr Ordinariat stch jctzt mit s-in-il
Wünscheil von dem Fachministcrium an das
iLtaatSiiiiiiisterinm gewendet hat. DaS Sta-
dium der Verhandlungcn ist i» diesem Sinn
genonimeii, also jedcnfalls nvch nicht von'iber,
wohl ader dürfte der Standpnnkt der Regie-
rung nach deren bekannten Erklärungen als
ein feststehcnder zn bezcichnen fein. Darüber
dürfte stch die Knric klar fcin, daß ihre Gel-
tuiig im Volke, foweit das Schulgesetz i,l Frage
steht^ auffällig im Abnehmen bcgriffen ist. Jn
der That beschäftigen sich jetzt die sog. katholi-
schcn Verfammiuiigen vielfach mit den früher
ganz vernachlLsfigteii Neuwahlen zur Abgeord-
netenkammer. Es kann der Kurie gelingen,
in cinem oder dem andern Bezirk zu siegen;
wd, dürfte ste aber fclbst kaum zil behaupten
wagen. Diese Thatjache spricht deuilich gciiug.
— Die hiebcrnahme der Kosten der Schul-
prüsungen auf die StaatSkasse, während sic
srüher vvn den Gcmeinden getragen werden
mnßtcn, hat cincs günstigen EindriickS auf
lctztcre nicht »erfehlt und fchon manche derjei-
bcn veranlaßt, die gleiche Summe, wclche sonst
sür jenen Zweck erforderlich war, ihren Schu-
len selber zur Grimdung von Schnlbibliothcken
znziiwenden. Lctztere kommen überall mehr
und mehr in Aufnahme und leisten der Jn-
gend nnd Volksbildung kcinen geringen Vor-
schnb. — Der Platz für daS iieuc Seminar-
gebäude in Durlach soll nunmehr bestimmt
sein und mil dem Bau womöglich dies-S Jahr
noch begonncn wcrden. — Dcr Entwurf eincS
Prcßgesetzes , schon vor Zahr und Tag ans-
gearbeitct, foll in der nächsten Sefsion ganz
stcher vorgelegt wcrden.

Frankfurt, 28. Juni. Dcm Secretär dcr
deutschen freircligiösen Stiftung zu Offenbach
»Nd Frankfurt a. M., Hrn. Emil Pirazzi in
Offcnbach, ist vorigcn Svnntag von cinem ver-
mögenoen Freunde ber guten Sache in Schlesten
wiederum ein Geschenk von Elntausend Gnlden
für die genannte Stiftnng übersandt wordeN.
Dcr großmüthige Gebcr fügte noch hinzu, daß,
im Fall stch in seinrr Gegend einmal -ine sreie

als V-rkbeidtgcr siichte dos Vorhandenscin d-r that-
sachlichcn und rechllichen M-rkmalr etnes Betrugs
in V'rtragSvcrhätlniffen zu b-ftreiten, indem cr
nomenilich dcn Hauptzcugen Sckäffer wrgen deffrn
wesrntltcher Betheiliguug und feindlichen Grfinnung
g'g'N dle Angekiagtrn al« ntcht ganz glaubwürbig
darsttllir und btjüglich o,r Frau o. Schuttenbach
btM'iktr, daß di-sklb, jedrnsallS nlcht wiffeutlich
gebaudrlt, WINN ditselb, auch dur« tinjtln- D-r-
gäugc irgrndwic aui Sckäffer ringewtrkt h-brn
salllr. Wobk mit Rückficht auf da« Verbältnsß
zwischrn Mann und Frau erklSrten di- s-schwoie-
nen au« bte L tztete stzt nicht schuidtg, was ihr-
sosort'ge Freilaffnng jur Folgr hattr. D,r Ange-
kl-gt, Schuttrnbach dagegen wlltde den Anträgen
drr großh. Staatsbrhörde entsprechend zu ctner
Zuchthausstrasr »°n Z, irzirb. 2 Iahren und znr
LandeSvrrwtisung vrrurtbrttt.

Uedrr dic peisonlich'N Berhältniffe der Augettag-
ten wurde Folgende« ermiitclt. Zohann »nton
Schuttrudach ik im Z-br« 1817 tn Lithaurn gr-
b-ttn, orthodor grircklschrr Sonfrsfiv». Rachdrm
er an der katserlicken Univrrfiiät Dorpat dte Prü-
sung aie rusfifcher Spr-chlrhrer beftandrn, wurd«
 
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