KreislierkündigMgsblatt fiir üen Kreis Heidclberg und amtlichcs Verlündigungsblalt für die Amts^ und Aints-
Gerichtsbezirke Heidelbcrg unü Wicsloch und dcn Amtsgerichtsbezirk Ncckargemünd.
M 28»
Freitag, 8 December L8«S-
Zeitunq" kaun man sich
noch für dcn Monat
DecemVer mit 21 Kreuzern abonnire^r bei allen
Postanstalten, den Boten und Zeitungsträgern,
sowie der Expedition (Schiffgasse Nr. 4).
xx Die Parreien in England
Eine Eigenthümlichkeit deS jetzigen politischcn
Lebens in England ist eS, daß oic altcn histo-
rischen Parteien, die WhigS und Tories zer-
fallen; anstatt ihrer bildet sich eine Vielhcit von
Fractionen, wie wir solche elwa in Deutsch-
land in den Parlamcnten zu Franksurt und
Berlln erlebt haben. Zwischen den Whigs und
Tories stehen nun die Peeliten und die An-
hänger Palmerstons, Centrumsparteien, die
lange nach der linken Seite hin gravitirt haben,
abcr durch nichts gehindert stnd, jetzt auch nach
der rechten Seitc hin sich zu neigen. Jenseits
der Whigs steht die Partei der unabhängigen
Liberalen, im langsamcn Wachsen begriffen,
und nach der unvermcidlichen Reform des Wahl-
gesetzes eines schnellrn Anwachsens gewiß. Diese
Partei ist ohne historische Vergangenheit, und
entbehrt noch der strengen Concentration und
Disciplin. Jn ihr tummetn sich die Reste einer
altnationalen Demokratic , serner einer moder-
nen coömopolitischen Demokratie, und viele An-
hänger des Chartismus. Die Führer dieser
Parteien. Bright, Milner, Gibson, Stuart Mill,
Horsnmn, werden aber nie so einträchtig neben-
einandersitzen, sich so einer Leitung unterwerfen
können, wie z. B. die Collegen CanningS dieS
thateu. Einer vermochte eS, auS einem so ge-
spaltenen Parlamente eine compacte Majorität
zu bilden — dies war Palmerston. Diese seine
Kunst, aus so widerstrebenden Elementen sein
Werk zu' SLande zu bringen,- wird stets bewun-
dert werden. ES war in dieser Kunst zweifcl-
los ein macchiavellistischer Zug, der ihm bei
scinen Lebzeiten häufig genug vorgeworfen war,
den er aber nie zum Nachthcile seines Landes
oder zur Unterdrückung der bürgerlichen Frei-
hcit angewendet hat, und ohne den er seine
Aufgabe nicht gclöst hätte. Weder Nusscll,
noch Gladstone werdcn nach ihm dasselbe ver- ^
mögen. Nussell ist der ächte Typus eineö
Whig, zum Partciführer geschaffen in solchen
Zeitcn, in denen (wie früher in England, fer-
tige Parteien einander gegenüberstehcn); allein
er vermag eS nimmermehr, fremde Parteien an
gleich Schauspielerin und Schriftstellerin, ist seit
liebt hatre, ein Engagement ganz sonderbarer Art
eingegaugen ist. Die Artikel ves Lontractts lan- -
ten Nach oer „Epoque", wie folgt: 1) Die Schau-
spielerin Leblanc (Leonide) wird den Harem des
Fürsten während fünf Jahren bewohnen. 2) Sie
inuß fich den Sitten und Gebräuchen Zndiens fü-
gcn und den Anforderungen des muselmänniscden
Gesetzes nackkommen. 3) Ahre Fchltritte (wenn
straft werden, wie an ihrcn Gefährtinnen. 4) Jhre
Eigenschaft als Frauzösin wird sie in keiner Weise
vor dem Säbel der schwarzen Eunuchen fichcr stel-
len. 5) Man rechnct auf die Zntclligenz der En-
gagirten, daß fie die Oblicgenheiten ihres Postens
begreifen wi^>. 6) Weun Demoiselle Leblanc sich
wahrend fünf Zahren den eben auögesprochcnen Be-
dingungen unterwirft, wird fie bei ihrrr Rückkehr
seine Fahncn zu fesscln. Gladstone ist etwaS
vielseitiger und beweglicher; allein um die Kuust
Palmerstons fortzusetzen hindcrn ihn zwei seiner
Cardinaleigcnschaften: er ist zu unberechenbar
und zu gclehrt. So ist cs nun sehr wahr-
schcinlich geworden, daß die Zeit einer geschlos-
senen , compacten Majorität für England auf
längere Zeit vorüber ist und daß wir dort
Parteibildnngen erleben werden, wie wir dics
in Deutschland gcwohnt sind.
* Politifche Uurschau.
* Nach allcn neuestcn Nachrichten sind die
GesundheitSumstände deS sehr bejahrten Königs
Leopold von Belgien so, daß sein nahes Ende
wohl außer allem Zweifel stcht. Es ist nun
möglich, daß .sich der Thronwechsel in Belgien
ohne irgcnd eine Krisc,*mit aller Ruhe voll-
zieht, ohne daß von Frankreich ein wie immer
gearteter Gewaltstreich erfolgt. Es liegt dieses
auch nicht in dcr Art und Weise, wie die Po-
litik der Tuilerien ihre Ziele verfolgt. Die
Hauptschwierigkeiten liegen vielmehr in der nicht
auszufüllenden Lücke, welche der Tod Lcopolds'
hinterlassen wird, eines Fürstcn, der für Bel-
gien und scine Unabhängigkeit unersetzlich ist.
Jhm und seiner seltenen Güte, die Gcgensätze
zu vermitteln und abzuschwächen, nach innen,
wie nach aüßcn, besonders auch Frankreich ge-
genübcr, verdankt Belgien das Meiste. So ist
es z. B. noch nicht allgemein bekannt, daß be-
reits wenigc Wochen nach dcm bekannten Staats-
streiche zu Anfang der 50cr Jahre (deffen
Jahrestag erst vor wenigcn Tagcn wicderkehrte)
die buonapartistische Actionspartei in Frank-
reich auf Einverlcibung der 6 belgischen Depar-
t^ments drängte, die früher schon einmal fran-
zösisch waren. DaS EinverleibungSdecret war
bercitS auSgefertigt und die Armee, wclche Bel-
gien occupiren sollte, zum Ausmarsche cvncen-
trirt. König Leopold appellirte damals persön-
lich an den machthabenden Prinz-Präsidcnten
in Frankreich; stellte ihm die Gefahren einer
solchen Vergewaltigungspplitik auch für Frank-
reich vor/ und sagte ein sreundnachbarliches
Verhalten zu. Seinen Thron und die Selbst-
ständigkeit Belgiens zu sichern war ihm auf
diesem Wcge gelungen; ob cr aber dieses Land
über seinen Tod hinaus gegen alle Wechselfälle
und Gefahren assecurirt hat, darüber sind ernste
Zweisel am Platze.
Das Couimando des K. Husaren - Negi-
nach Frankreich eine von heute ab bei Herrn Notar
D ... zu Paris deponirte Summe von 500,000 Fr.
und die Eigenthumstitel cines ebenfalls heute für
fkfforS Virchow, Herrn Dr. Eohnheim auS Berlin,
find. wie man der „Halberstädter Ztg." schreibt,
in Hedersleben noch drei andere junge Aerzte aus
Halle anwesend, die von der medictnischen Facultät
der Unrversität dorthtn geschickt finv, theils um in
Behandlung der Kranken mitthätig zu srin, theils
ments in Bonn erklärt dic Nachricht von der
Verurtheilung des Grafen von Eulenburg zu
Omonatlichcr FestungSstrasc für ein nach allen
Seiten leereS Gerücht.
Officiöse Berliner Blattcr versichern »eue-
stens, die Nachricht der „Köln. Ztg.", daß die
preußische Regierung die Frankfurter Ange-
legenheit vollständig auf stch beruhen lassen
wolle, sei durchaus falsch. (Vergl. Bcrlin, 6.
Decbr.)
Jn PariS ist daS Gcrücht vcrbreitet, der
Graf v. Chamboriz sei gestorben.
Jn dcr französ. Armee finden wieder zahl-
rciche Beurlaubuugen statt. Fould scheint nach
und nach doch die Reduction von 40,000 Mann
durchzusetzen.
Das Dccret deS italienischcn KriegsministerS
versetzt 9000 Soldaten auS dcm Jahrgang 1864
zur Reserve. Das wirkliche Contingent von
1864 wird deshalb statt 55,000 nur 46,000
Mann sein.
Wie die „Correspondencia" meldet, hat Ad-
miral Pareja damit gedroht, daß er, da Chile
die in dortigem Lande wchrhaften Spanier alS
Geißeln sesthalte, an einem Orte der Küste
landen werde, um sich 500 chilenischer Familien
zu bemächtigen, die ihm für das Leben der
spanischen Untcrthanen bürgen sollen.
Deurfchland.
-j-* * Karlsruhe, 6. Decbr. (3. öffentliche
Sitzung der 2. Kammer.) Der Präsioent deS
Ministeriums dcS Jnnern, StaatSrath Lamey,
theilt der Kammer die schon gestern Abend von
Vevey eingetroffene telcgraphische Drpesche mit,
nach welcher Se. Königl. Hoheit der Groß-
herzog die Wahl deS Präsidenten Hilde-
brand mit Freuden bestätigct haben. Die offi-
cielle Urkunde werde nachfolgen. Der Abg.
Hildebrand übernimmt darauf den Präsi-
dentenstuhl, und spricht der Kammer für das
ihm nun zum Drittenmal erwiescne Vertrauen
seinen Dank auS. Die Regierung habe ihr
Programm vom 7. April 1860 bei der Eröff-
nung dcr Stände feierlich erneuert, es werde
daher dic Kammcr wie bisher, auch künftig ein-
trächtig mit der Regicrung gehen können.
Die Kammer schreitet nun zur Wahl der
beiden Vicepräsidenten. Es sind im Ganzen
56 Mitglieder anwesend. Der Abg.KirSner
erhielt 54, Eckha-rd 27 Stimmen; Pagen-
stecher 20; die übrigen Stimmen zersplitterten
um allerlei wiffenschaftliche Forschungen in Bezug
auf dte Trichinenepidcmie anzustellen. Diese vter
jungen Aerzte haben nun den Ort in vier Vtertel
getheilt und jedrr von ihnen hat ein Viertel zur
Behandlung der in demselbrn Erkrankten übrrnom-
Kochen zu tödten, aber weder durch das eine, noch
durch das anbere Mittel hat dies btsher gklingen
wollcn. Wenn sich dieS bestätigte, daß nämlich auch
Annahme, daß man gut gekochtes Schweinefleisch
unter allen Umständen und ohnc Gefahr essen könne,
als unhaltbar fich rrweisen und ber einzige Schutz
nur tn etner sorgfältkgen mikroSkopischen Unter-
suchung gegeben sein.
An»dem hübschen Buche von Perty „Ueber daS
Seelenlkbrn der Thierc" findet fich ein seltrneS
Beispiel von scharffinntger EombinationSgabe bet
Gerichtsbezirke Heidelbcrg unü Wicsloch und dcn Amtsgerichtsbezirk Ncckargemünd.
M 28»
Freitag, 8 December L8«S-
Zeitunq" kaun man sich
noch für dcn Monat
DecemVer mit 21 Kreuzern abonnire^r bei allen
Postanstalten, den Boten und Zeitungsträgern,
sowie der Expedition (Schiffgasse Nr. 4).
xx Die Parreien in England
Eine Eigenthümlichkeit deS jetzigen politischcn
Lebens in England ist eS, daß oic altcn histo-
rischen Parteien, die WhigS und Tories zer-
fallen; anstatt ihrer bildet sich eine Vielhcit von
Fractionen, wie wir solche elwa in Deutsch-
land in den Parlamcnten zu Franksurt und
Berlln erlebt haben. Zwischen den Whigs und
Tories stehen nun die Peeliten und die An-
hänger Palmerstons, Centrumsparteien, die
lange nach der linken Seite hin gravitirt haben,
abcr durch nichts gehindert stnd, jetzt auch nach
der rechten Seitc hin sich zu neigen. Jenseits
der Whigs steht die Partei der unabhängigen
Liberalen, im langsamcn Wachsen begriffen,
und nach der unvermcidlichen Reform des Wahl-
gesetzes eines schnellrn Anwachsens gewiß. Diese
Partei ist ohne historische Vergangenheit, und
entbehrt noch der strengen Concentration und
Disciplin. Jn ihr tummetn sich die Reste einer
altnationalen Demokratic , serner einer moder-
nen coömopolitischen Demokratie, und viele An-
hänger des Chartismus. Die Führer dieser
Parteien. Bright, Milner, Gibson, Stuart Mill,
Horsnmn, werden aber nie so einträchtig neben-
einandersitzen, sich so einer Leitung unterwerfen
können, wie z. B. die Collegen CanningS dieS
thateu. Einer vermochte eS, auS einem so ge-
spaltenen Parlamente eine compacte Majorität
zu bilden — dies war Palmerston. Diese seine
Kunst, aus so widerstrebenden Elementen sein
Werk zu' SLande zu bringen,- wird stets bewun-
dert werden. ES war in dieser Kunst zweifcl-
los ein macchiavellistischer Zug, der ihm bei
scinen Lebzeiten häufig genug vorgeworfen war,
den er aber nie zum Nachthcile seines Landes
oder zur Unterdrückung der bürgerlichen Frei-
hcit angewendet hat, und ohne den er seine
Aufgabe nicht gclöst hätte. Weder Nusscll,
noch Gladstone werdcn nach ihm dasselbe ver- ^
mögen. Nussell ist der ächte Typus eineö
Whig, zum Partciführer geschaffen in solchen
Zeitcn, in denen (wie früher in England, fer-
tige Parteien einander gegenüberstehcn); allein
er vermag eS nimmermehr, fremde Parteien an
gleich Schauspielerin und Schriftstellerin, ist seit
liebt hatre, ein Engagement ganz sonderbarer Art
eingegaugen ist. Die Artikel ves Lontractts lan- -
ten Nach oer „Epoque", wie folgt: 1) Die Schau-
spielerin Leblanc (Leonide) wird den Harem des
Fürsten während fünf Jahren bewohnen. 2) Sie
inuß fich den Sitten und Gebräuchen Zndiens fü-
gcn und den Anforderungen des muselmänniscden
Gesetzes nackkommen. 3) Ahre Fchltritte (wenn
straft werden, wie an ihrcn Gefährtinnen. 4) Jhre
Eigenschaft als Frauzösin wird sie in keiner Weise
vor dem Säbel der schwarzen Eunuchen fichcr stel-
len. 5) Man rechnct auf die Zntclligenz der En-
gagirten, daß fie die Oblicgenheiten ihres Postens
begreifen wi^>. 6) Weun Demoiselle Leblanc sich
wahrend fünf Zahren den eben auögesprochcnen Be-
dingungen unterwirft, wird fie bei ihrrr Rückkehr
seine Fahncn zu fesscln. Gladstone ist etwaS
vielseitiger und beweglicher; allein um die Kuust
Palmerstons fortzusetzen hindcrn ihn zwei seiner
Cardinaleigcnschaften: er ist zu unberechenbar
und zu gclehrt. So ist cs nun sehr wahr-
schcinlich geworden, daß die Zeit einer geschlos-
senen , compacten Majorität für England auf
längere Zeit vorüber ist und daß wir dort
Parteibildnngen erleben werden, wie wir dics
in Deutschland gcwohnt sind.
* Politifche Uurschau.
* Nach allcn neuestcn Nachrichten sind die
GesundheitSumstände deS sehr bejahrten Königs
Leopold von Belgien so, daß sein nahes Ende
wohl außer allem Zweifel stcht. Es ist nun
möglich, daß .sich der Thronwechsel in Belgien
ohne irgcnd eine Krisc,*mit aller Ruhe voll-
zieht, ohne daß von Frankreich ein wie immer
gearteter Gewaltstreich erfolgt. Es liegt dieses
auch nicht in dcr Art und Weise, wie die Po-
litik der Tuilerien ihre Ziele verfolgt. Die
Hauptschwierigkeiten liegen vielmehr in der nicht
auszufüllenden Lücke, welche der Tod Lcopolds'
hinterlassen wird, eines Fürstcn, der für Bel-
gien und scine Unabhängigkeit unersetzlich ist.
Jhm und seiner seltenen Güte, die Gcgensätze
zu vermitteln und abzuschwächen, nach innen,
wie nach aüßcn, besonders auch Frankreich ge-
genübcr, verdankt Belgien das Meiste. So ist
es z. B. noch nicht allgemein bekannt, daß be-
reits wenigc Wochen nach dcm bekannten Staats-
streiche zu Anfang der 50cr Jahre (deffen
Jahrestag erst vor wenigcn Tagcn wicderkehrte)
die buonapartistische Actionspartei in Frank-
reich auf Einverlcibung der 6 belgischen Depar-
t^ments drängte, die früher schon einmal fran-
zösisch waren. DaS EinverleibungSdecret war
bercitS auSgefertigt und die Armee, wclche Bel-
gien occupiren sollte, zum Ausmarsche cvncen-
trirt. König Leopold appellirte damals persön-
lich an den machthabenden Prinz-Präsidcnten
in Frankreich; stellte ihm die Gefahren einer
solchen Vergewaltigungspplitik auch für Frank-
reich vor/ und sagte ein sreundnachbarliches
Verhalten zu. Seinen Thron und die Selbst-
ständigkeit Belgiens zu sichern war ihm auf
diesem Wcge gelungen; ob cr aber dieses Land
über seinen Tod hinaus gegen alle Wechselfälle
und Gefahren assecurirt hat, darüber sind ernste
Zweisel am Platze.
Das Couimando des K. Husaren - Negi-
nach Frankreich eine von heute ab bei Herrn Notar
D ... zu Paris deponirte Summe von 500,000 Fr.
und die Eigenthumstitel cines ebenfalls heute für
fkfforS Virchow, Herrn Dr. Eohnheim auS Berlin,
find. wie man der „Halberstädter Ztg." schreibt,
in Hedersleben noch drei andere junge Aerzte aus
Halle anwesend, die von der medictnischen Facultät
der Unrversität dorthtn geschickt finv, theils um in
Behandlung der Kranken mitthätig zu srin, theils
ments in Bonn erklärt dic Nachricht von der
Verurtheilung des Grafen von Eulenburg zu
Omonatlichcr FestungSstrasc für ein nach allen
Seiten leereS Gerücht.
Officiöse Berliner Blattcr versichern »eue-
stens, die Nachricht der „Köln. Ztg.", daß die
preußische Regierung die Frankfurter Ange-
legenheit vollständig auf stch beruhen lassen
wolle, sei durchaus falsch. (Vergl. Bcrlin, 6.
Decbr.)
Jn PariS ist daS Gcrücht vcrbreitet, der
Graf v. Chamboriz sei gestorben.
Jn dcr französ. Armee finden wieder zahl-
rciche Beurlaubuugen statt. Fould scheint nach
und nach doch die Reduction von 40,000 Mann
durchzusetzen.
Das Dccret deS italienischcn KriegsministerS
versetzt 9000 Soldaten auS dcm Jahrgang 1864
zur Reserve. Das wirkliche Contingent von
1864 wird deshalb statt 55,000 nur 46,000
Mann sein.
Wie die „Correspondencia" meldet, hat Ad-
miral Pareja damit gedroht, daß er, da Chile
die in dortigem Lande wchrhaften Spanier alS
Geißeln sesthalte, an einem Orte der Küste
landen werde, um sich 500 chilenischer Familien
zu bemächtigen, die ihm für das Leben der
spanischen Untcrthanen bürgen sollen.
Deurfchland.
-j-* * Karlsruhe, 6. Decbr. (3. öffentliche
Sitzung der 2. Kammer.) Der Präsioent deS
Ministeriums dcS Jnnern, StaatSrath Lamey,
theilt der Kammer die schon gestern Abend von
Vevey eingetroffene telcgraphische Drpesche mit,
nach welcher Se. Königl. Hoheit der Groß-
herzog die Wahl deS Präsidenten Hilde-
brand mit Freuden bestätigct haben. Die offi-
cielle Urkunde werde nachfolgen. Der Abg.
Hildebrand übernimmt darauf den Präsi-
dentenstuhl, und spricht der Kammer für das
ihm nun zum Drittenmal erwiescne Vertrauen
seinen Dank auS. Die Regierung habe ihr
Programm vom 7. April 1860 bei der Eröff-
nung dcr Stände feierlich erneuert, es werde
daher dic Kammcr wie bisher, auch künftig ein-
trächtig mit der Regicrung gehen können.
Die Kammer schreitet nun zur Wahl der
beiden Vicepräsidenten. Es sind im Ganzen
56 Mitglieder anwesend. Der Abg.KirSner
erhielt 54, Eckha-rd 27 Stimmen; Pagen-
stecher 20; die übrigen Stimmen zersplitterten
um allerlei wiffenschaftliche Forschungen in Bezug
auf dte Trichinenepidcmie anzustellen. Diese vter
jungen Aerzte haben nun den Ort in vier Vtertel
getheilt und jedrr von ihnen hat ein Viertel zur
Behandlung der in demselbrn Erkrankten übrrnom-
Kochen zu tödten, aber weder durch das eine, noch
durch das anbere Mittel hat dies btsher gklingen
wollcn. Wenn sich dieS bestätigte, daß nämlich auch
Annahme, daß man gut gekochtes Schweinefleisch
unter allen Umständen und ohnc Gefahr essen könne,
als unhaltbar fich rrweisen und ber einzige Schutz
nur tn etner sorgfältkgen mikroSkopischen Unter-
suchung gegeben sein.
An»dem hübschen Buche von Perty „Ueber daS
Seelenlkbrn der Thierc" findet fich ein seltrneS
Beispiel von scharffinntger EombinationSgabe bet