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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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Ueidelbkrger Zeilimg.

KrcisveMnüigmgsblatt für üen Kreis Hciüelberg unü amtlichcs LKrkünüigungsblatt für vie Amts- unü Amts-
Gcrichtsbczirkc Heidelbcrg md Wicsloch ugü den Amtsgerichtsbezirk Neckargcmünü.

M 17«


Samstag, 29 Zuli


18«S

* Politische Nmfchau.

* Nicht geringes Befremden hat die Nach-
richt erregt, daß Hr. v. Bismarck den bayer.
Minister v. d. Pfordten nach Gastein einge-
laden hat. Es sieht dies wie ein Rückzug zur
bundesmäßigen Politik aus, die nicht nur in
Wien, sondern auch iu Paris gefordert wird.
Es wirft sich die Frage auf, ob dieser Schritt
die Frucht des Regensburger Cabinetsraths sei?
Schon dieser Act, wozu der preußische Gesandte
aus Paris, Hr. v. Goltz, berufen wurde, schien
darauf hinzudeuten, daß man mit der neupreu-
ßifchen Politik nicht mehr weiter kann, und sich
deßhalb nach Paris wenden mußte, um Hilfe
von da zu erlangen, die aber unter den jetzigen
Verhältnissen schwerlich zu bekommen war. Die
Herablassung des Hrn. v. Bismarck zu Herrn
v. d. Pfordten, der schon so empfindlich von
ihm gekränkt wurde, zeigt nun jedenfalls, daß
eine Ausgleichung mit den Mittelstaaten als
nöthig erachtet wird. Damit ist aber auch zu-
gestanden, daß die ganze bisherige Politik in
der schleswig-holsteinischen Sache eine irrthüm-
liche war, und daß man sehr viel verloren hat,
ohne irgend etwas zu gewinnen.

Die Anerkennung Jtaliens von Seitcn Spa-
niens ist, wie das „Jvurnal des Debats" be-
merkt, bei weitem der bedeutendste diplomatische
Sieg, den bisher das neue Königreich errungen
hat. Spanien ist ausschließlich katholisch; die
Frage der weltlichen Machr berührt es mithin
näher als irgend eine andere europäische Na-
tion. Spanien wird von einem Zweige des
Hauses Bourbon regiert; es hatte demnach, was
das Königreich Neapel bekifft, ganz besondere
Traditionen zu vergessen, ganz eigenthümliche
Empfindlichkeiten zu opfern, während die an-
dern StaateN, die Jtalien anerkannt haben,
nur die allgcmeinen Traditionen und Jnter-
essen Europas gemeinschaftlich in Erwägung zu
ziehcn hatten. Ma)r muß noch hinzufügen,
daß das Cabinet von Madrid Jtalien ohne Be-
dingung anerkennt (da der König von Jtalien
sich im Voraus, wie er dazu berechtigt war,
sich geweigert hat, irgcnd eine anzunehmen);
und daß es sich verpflichtet hat, den Act der
Anerkennung mit durchaus keinem Vorbehalt
der Form oder des Wescns der Sache zu be-
öleiten, wie der Kaiser der Franzosen. Unter-
zeichner des Vertrags von Zürich, es nöthig
gehalten hatte.

Der Neuyorker „Herald" behauptet, daß eine
große Zahl hervorragender Politiker inWashing-
tou beschlossen habcn, eine Convention des gan-
zeu Landes zusammenzuberufen, um sich für
eine sofortige Vertreibung des Kaisers Maxi-
milian aus Mexico auszusprechen ünd auf diese
Art eine gewaltige Pression auf die Rcgierung
und den nächsien Congreß auszuüben.

Briefe aus Rom vom 23. widersprechen dem
Gerüchte von dem bevorstehenden Zusammen-
tritt eines allgemeinen Concils. Es wäre nur
von einer abermaligen Versammlung der Bi-
schöfe, wie 1862' die Rede, und es würden auf
derselben nur Fragen des kanonischen Rechts
und der kirchlichen Disciplin erörtert werden.

Die Gemeinderathswahlen, die am 22..und
23. Juli in ganz Frankreich stattgefunden haben,
tragen in der Mehrzahl einen conservativen,
dynastischen Charakter. Die 400,000 Gemeinde-
räthe, welche gewählt wurden, sind die besten
Freunde bchaglicher Ruhe und friedlicher Ord-
nung und nahezu an allen Orten wurden die
von den Localbehörden aufgestellten Candidaten
gcwählt.

D e ir t s ch l a n d

Karlsruhe, 27. Juli. Durch Allerhöchste
Ordre vom 25. d. M. wird nachgcnannten
Officieren die unterthänigst nachgesuchte Er-
laubniß ertheilt, die ihnen von Sr. Königlichcn
Hoheit dem Großherzog von Hessen vcrliehenen
Decorationen dcs Vcrdicnstordens Philipps des
Großmüthigen annehmen und tragen zu dürfen,
und zwar: dem Gcneralmajor Waag, Comman-
dant der Jnfanterie, für das Comthurkrcuz 1r
Klasse, und dem Major und Flügeladjutanten
v. Freydorf für das Comthurkreuz 2r Klasse
dieses Ordens.

Durch^ Allerhöchste Ordre vom 25. d. M.
wird Feldwebel Eduard Jourdan im 4. Jnf.-
Regiment, Prinz Wilhelm, zum Portepeefähn-
rich befördert, und Corporal Karl Jourdan im
Feldartillerie - Regiment zum Portepeefähnrich
befördert.

— Vom Neckar, 25. Juli. Das den
evangelischen Gemeinden durch die neue Kir-
chenverfassung eingeräumte Recht der Mitwir-
kung bei der Anstellung ihrer Geistlichen ist in
der neuesten Zeit. thcils aus principicllen Be-
weggründen, theils wegen einiger bei einzelnen
Pfarrwahlen vorgekommenen Ungehörigkeiten,
mehrfach angcfochten und bemäkelt worden,

und zwar nicht bloß von Seiten der Verfech-
ter einer rein confistorialcn Kirchenregierung,
sondern auch von Leuten, die sonst liberalere
Grundsätze haben und dem Gemeindeprincip
im Allgemeinen zugethan sind. Es würde uns
dies kaum begreiflich sein, da kein Recht einer
Gemeinde besser begründet sein kann, als das-
jenige, welches sie auf ihre Betheiligung bei
der Berufung derjenigen Männer besitzt, durch
die ihre religiöscn Bedürfnisse befriedigt wer-
den sollen, und die mithin die Mäunner i^res
Vertrauens sein müssen. Hat sich bei einzel-
nen Wahlen auch Manches zugetragen, was
sich nicht rechtfertigen läßt, so kann dies noch
nichts gegen die Wohlthätigkeit der gesetzlichen
Anordnungen beweisen; und dergleichen Uebel-
stände werden um so weniger vorkommen, je
mehr unsere Gemeinden, die so lange unter
dem Joch der Vormundschaft gestanden, sich
in diese Ordnung hineingelebt haben und von
ihrem Geiste durchdrungen sein werden. Die
Mißstimmung über das fragliche Recht der
Gemeinden wird uns freilich weniger befrem-
den, wenn wir erfahren, daß nicht sowohl die
Gemeinden selbst, sondern nur manche Geist-
lichen es sind, an denen sie sich kund gibt.
Wir werden denselbcn aber schwerlich Unrecht
thun, wenn wir ihre Abneigung gegen die
Pfarrwahlen eutweder aus egoistischen Grün-
deu, aus getäuschten Hofinungen bezüglich ihrer
Bewerbung um gewisse Steüen, oder aus fal-
schen angewöhnten Begriffen von Standesehre
ableiten. Auch auf der am 26. Juni stattge-
fundenen Diöcesansynode von Oberheidelberg,
der ersten, die in diesem Jahre abgehalten
wurde, gab sich eine gewiffe Mißstimmung
gegen die Pfarrwahlen kund; und obgleich Man
sich zu keinem Beschlusse einigen konnte, so er-
hielt doch der Antrag, daß man, unter Ein-
räumung cines negativen (ablehnendcn) Bo-
tums an die Gemcinde, zur früheren Besetzuugs-
weise wieder zurückkehrcn solle, 16 Stimmen
von 33. Wie sich dabei die Stimmen der
geistlichen Mitgliedcr zu denen der weltlichen
verhielten, können wir aus dem uns vorliegeü-
den Berichte nicht ersehen; ohne Zweifel rühr-
ten aber die meisten Stimmen für den Antrag
von Geistlichen hcr. Mögen daher die Ge-
meinden wachsam über ihre Rechte sein und
sich gegen hierarchische Einflüsse wahren!

c5 Aus Baden, 23. Juli. Die neu er-
schienene Schrift von Dr. Strauß, „die

Freiburg, 22. Juli. (Festordnung zu dcm
am 6. und 7. August dahier abzuhalten-
den oberrheinscben Turnfest.).

Samftag, 5. Auguft. Cmpfang der Gäste
und auswärtigen Turner; Abgabc der Quartier-
karten und Festzeichen in der Schwarzwaldhalle.
Abends gesellige Unterhaltung in der Hitrmonie
und in verschiedenen anderen Localen.

Sonntag, 6. August. Morgens 6 Uhr
Tagwacke, Smpfang weiterer Gäste am Bahnhof,
Abgabe von Quartierkarten u. s. w.

^Morgens ^10 Vr Uhr: Aufstellung sämmtlicher

Morgens 11 Uhr: Einzug in die Stadt und die
Festhalle; Begrüßung der Turner durch den Vor-
ort, Rückmarsch nach der Stadt, Mittageffen. —

Nachmittags 2Vr Uhr: Sammlung der Turner
auf dem Sommerturnplatze an der Dreisam; 3 Uhr
Zugnachdem Festturnplatze, Kreiübungen, Riegen-,
-Kür- und Schauturnen.

A^endS 8 Uhr: Bankett in der KesthaUe.

Montag, 7. August. Morgens 6 Uhr:
Tagwache; 7 Uhr: Anmeldung der Wettturner in
der Kesthallr. Von 8 Uhr an: Turntag und gleich-

zcnd bewährt hat, auch dte Quartiercommisfion

Gäste unterstütze, da bisher kaum für 200 Woh-
nungen gesorgt ist und wohl 6 bis 800 auswär-
tige Theilnehmer fich einfindcn dürften. Wir find
überzeugt, daß es nur dieser Mittheilung bedurft
haben wird, um von Seiten unserer Mitbürger
den Turnrrn eine gleich herzliche Aufnahme ge-
fichert zu sehen, wie namentlich die Süddeuffchen
und Schweizer Schützen jetzt wieder in Bremen
von allen dortigen Bürgern gefunden haben. —

bei Paris auf einer Mcicrei und ftand im Begriff,
fich mit einem jungen Kutscher, Namens Mederic
P..., zu vcrbeirathen. Neulich wurde deffelbe
zur Aushebung ausgeloost. Lcider zog rr eine
schlcchte Nummer. Das junge Madchen war dar-
über trostlos. Sie hätte gcrn Alles hingegeben,
um ihren Brautigam vom Militärdienste zu be-
freien. Aber — fie hatte nichts. Die Zcit rückte
hcran, da die Aushebungs-Commisfion ihre Aus-
wahl treffen sollte. Es stand nicht zu erwarten,
daß fie einen solckcn Herkule^vom Dienste befreien
würde. Dte Schwierigkeit war groß, doch Marie
wußte fie zu überwinden, und zwar auf folgende
Weise: Es gelang ihr, in das Schlafzimmer ihreS
Bräutigams, in den Pferdcstall, zu schleichen, fie
erfaßte, während er schlief, seine rechte Hand und
schnitt ihm vermittelst eines scharfen Messcrs, das
ste mitgebrackt hatte, ohne zu zittcrn, zwri Glieder
des ZeigcfingcrS ab, wodurch er zum Soldaten-
dienst untaugltch wurdr, aber die Fähigkeit zum
 
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