Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 283-207 December
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0587

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Utidtlbergtr Ztilung.

Krcisverkünüigmgsblatt für üen Kreis Heidelberg unü auttlichcs Lrerkünüiguugsblatt für üic AintS- und Aints-
Gcrichtsbczirke Heidclberg unü Wicsloch.uiiü dcn Auttsgcrichtsbezirk Neckargeniünü.


Sonntag, 3 December


Auf die „Herdelberger
Zeitung" kann man sich
- nöch für den Monat
Decembcr mit 21 Kreuzern abonniren bei allen
Postanstalten, den Boten und Zeitungsträgern,
sowie oer Expedition (Schiffgasse Nr. 4).

* Politische Umfchau

* Daß volkswirthschaftliche und commerciclle
Rücksichten dic Hauptmotivc waren, welche
Bayern zur Anerkennung des Königreichs Jta-
lien bcwogcu haben, darin stimmen so ziemlich
alle Organe der Presse überein. Doch macht
in den jüngsten Tagen noch nebenbei eine an-
dere merkwürdige Persion die Reihe durch ver-
schicdene Blätter. Es soll hierbei nämlich die
gricchische Frage doch auch eine Rolle gespielt
haben. Die Dinge in Gricchenlauo, dercn Ent-
wicklung dic bayerische Regierung aus nahe
liegendcn Gründen ihre ganze Aufmertsamkeit
zuwendet, gehen allem Änscheine nach eincr
KrisiS entgcgen, und die bayerische Regierung
dürfte ihrerseits wohl allen Grund zu der An-
nahme haben, daß Frankr.eich und England,
nach den Erfahrungen, dic sie in der letzten
Zeit über dic griechischen Zustände..und Ver-
HLltnissc wiedcr gcmacht, im Falle einer ge.
wissen Eventualität wohl kaum geneigt scin
wcrden, den (jctzigen) König Gcorgios mit Gc-
walt zu erhalten. Es handelt sich somit, kurz
gesagt, um den Plan eincr Wiedereinsetzung
des KönigS Otto, für welche man, wenn es in
Griechcnland zu einer neucnUmwälzung kommt,
auch schließlich dic Zustimmung Rußlands
in Münchcn zu erlangen hvfft. Diescs Mo--
ment nun soll bei der Anerkennung des König-
reichs Jtalien durch Bayern mitgespielt haben.
Allerdiugs warc, im Fallc eincr neuen Krise
in Griechenland, eine Geneigtheit gerade dcS
Königreichs Jtalicn für Otto von Wichtigkeit.
Die geographische Lage, die Nachbar- und Ver-
kehrsvcrhältnisse zu Griechenland bekunden dies
Anlänglich.

Ueber die Resultate der in Fraukfurt tagen-
den Maß-. nnd Gewichts-Commission erfährt
das „Fr. I." anS authentischer Quelle, daß
die Verhaudlungcn sich keineswcgs iu dem von
der „N. Fr. Z." angcdeuteten Skadium prin-
zipieller Gegensätze befinden, vielmehr sind in
der am 28. v. M. stattgehabten ersten Lesung
des Entwurfcs der Subcommission die darin
enthaltenen Grundbestimmungen, durchweg nach

den desfallsigen Vorschlägen der prcußischen
Regierung, einstimmig angcn»mmen worden.
Jndem sonach daS erfrenliche Resultat einer
bereits gesichcrten vollständigen Einigung dcr
Cvmmission zu notiren ist, entfallen damit zu-
gleich alle an die VoranSsctzung cines andcr-
weitigen Sachvcrhaltes geknüpften Folgcrungen.

Dcr König von Holland hat das eingereichtc
EntlassungSgesuch des Finanzministers Betz an-
genommen. Mit dem Jutcrim des Finanz-
portcfeuilleS ist der Justizminister Olivier be-
auftragt.

Nach der „Jtalie" hat die ital. Kammer 333
Wahlen bcstätigt, 12 als ungiltig erklärt, zwei
suspendirt, und über zwei einc nähere Ünter-
suchung angeordnet. Die Prüfung der Voll-
machten wird nur noch kurze Zeit in Anspruch
nchmen.

D e u t s ch l a n d.

si* Karlsruhe, 1. Dec. Heute Morgen
um 11 Uhr tratcn die Mitglieder der zweiten
Kammcr erstmalS zu einer kurzen vorbcreiten-
den Sitzung zusammcn in dcm ganz neu und
geschmackvoll decorirtcn Versammlungssaale der
Kammcr. DicscS SitzungSlocal ^er Volks-
kammer zeichnet sich durch seine zwcckmäßige
Constrnction und gefälligen Formen vortheil-
haft vor den meistcn übrigen Ständelocalen in
Dentschland avs, und hat durch die im Ganzcn
elegante, nur ctwaS zu bunl farbige neue Dra-
pirung und Ausrüstung gcgen fr.üher vicl ge-
wonnen. Der restaurirtc Saal ist der Vertre-
tung des badischen VolkeS würdig hergcstellt;
hoffen wir, daß in ihm cin erneuter, frischer
Geist zum Wohle des Volkcs und Landeö zur
Geltung kommt.

Dcr Präsident des MinisteriumS dcs Znnern,
Staatsrath Lamey, eröffuete die Vcrsamm-
lung mit frenndlicher Begrüßung im Namcn
der großhcrzoglichcn Regierung, und bczeichnete
auf Grund der Altersliste den Abgeordncten
Schaaf als deS zur einstweiligen Führung
der Geschäfte berufenen Alterspräsidenten. Da
dcrsclbe aber zur Zeit noch ahwescnd ist, so
wird das zweitälteste Mirglicd dcs HauseS, der
Abgeordncte Pagcnstecher, cingeladen, dcn
Präsidcntenstuhl einzunehmcn, was auch sofort
gcschieht. Nach Erledigung einigcr andern le-
diglich vorbercitenden Gcschäften, wird der Be-
ginn der ordentlichcn Sitzungen auf Montag,
MorgenS 9 Uhr, fcsigcsctzt. Tagesordnung:

Bildung der provisorischen Abtheilungen, Wahl-
prüfuugen.

Karlsruhe, 30. lltovbr Wie man hört,
soll den Ständen seitens des KriegsministeriumS
auch cin schon früher bearbciteter Gesetzesent-
wurf über das E in stand Sw ese n vorgelegt
werden.

Von der Elz, 30. Novdr., schrcibt die
„B. L.-Z ": Die Ernennung dks Nechtsanwalts
Ioos in Freiburg zum Mitgliede dcS Ober--
schukraths hat gewiß bci allen Freunden der
Schulrcform den frendigsten Eindruck erregt.
Dic Besürchtungen, die sich durch die Enthebung
dcs Hcrrn Geheimraths Dr. Knies von dcr
Spitze dcr Oberschulbehörde theilweise im Lande
kund gaben, dürftcn auch durch diese Ernen-
nung des Hrn. Joos, dcr zu den begabtestcn
jungen Juristen des Landes mit aufrichtiger
liberaler Gesinnung gehört, zerstreut werdcn/

München, 29. Novbr. König Ludwig I.
hat heutc Morgens die Reise nach Nizza an-
getreten.

Hannover, 29. Nov. Welche Leute mit-
unter das Vertrauen erschleichen und wie sie
Bewcise der Gnade und Huld erhaschcn kön-
ncn, zeigten vor zwei Jahren Hedcmann, der
Hofmarschall uud Pockwitz, dcr Verleger des
servilen TagblatteS, von dcncn erstercr als
Zuchthaussträfling starb, letztercr sich noch im
UntcrsuchungSgcsängniß das Lebcn nahm. Jctzt
ist nun schon wicdcr der Fall eingetreten, daß
ein -Mann, der bis vor einigen Monaten die

Titel eines Burgh^uptmanns der Marienburg
auSgezeichnet war, der Oberstlicutenant Wittc,
sich scit wcnigen Tagen im OffizierSgcfängniß
befindet, unter der Beschuldigung von Unred-
lichkeiten. Vor mehrereu Monaten schon wurde
sein Verwalter bei dcm Schloßbau der Marien-
burg wcgen Untcrschlagung von 5000 Thlr.
anvertrautcr Gelder verhaftet. Der Strafsenat
deS Tribunalr, der den Verwaltcr vor das
Schwurgericht zu Hildcsheim verwicscn, hat
nun in dcr Verweisung-schrift angedentet, daß
dcr Verwaltcr nicht allein, sondcrn in com-
plottmäßiger Verbindung gchandclt habe, und
so ist auch der ehcmalige Burghanptmann ver-
haftet. Gegen diesen führt übrigens das Mi-
litärgericht die Untersuchung. — Wegen der bc-
kannten Täuschung dcr Kreuzzeitung mit einem
Predigttext war ein Oberrcvisor als dcr Autor-
schaft vcrdächtig in Untersuchnng gerathen.

Gründlichkeit.

Jch lobe die deutsche Gründlickkeit,
Sie trcibt dte herrlichstcn Blüthcn

Und prüfen nur, wie es entstanden.
Erhebt sich ein leuchtender Genius,
So laffen wir uns nicht verblenden,

Der Todte aber wird studirt
Jn all' seimn Trödekblättern —

Und fragcn, bevor wir ergreifen die Wehr,
Ob's in böser Absicht geschehe! .

Ich lobe die deutsche Gründlichkeit,

Sie tretbt die herrlichsten Blüthen
Und wird unS ficher zu aller Zett
Vor Uebereilung bchüten.

Ludwig Bowitsch.

(Wiesbadener Contrebank.) Bckanntlich
bat fich bei Beginn der diesjährigen Saison in
Wtesbaden eine sogenannte „Contrebank" hier

Der Gewinn war also bcstimmt zum Besten der
Besten. DaS Schicksal wollte cs aber anders. Die
Lontrebank hat ihr Stammcapital, bestehend auS
100,000 Gulden, verloren. Bis auf den leitenden
Director, der fich noch hier aufhält, ist AUcs ver-
schwunden.-,,O, du lieber Augustin, AlleS ist hin!"

I

Theaternotiz.

^ 8.^ Nächmn^Dienftag, ^den b.^d.M., wird die

durck seine wahrhaft künstlerischrn Leistungrn manche
Stunden verschönte, stattfinden. Die Auswahl des
neuen ^Stücke^s: „L^in c oln 's Anfan^g, ^^lück

wünschen schli^lich von Herzen, daß unser hiefigeS
Theaterpublikum sich dnrch starkeS Bktyeiligrn an
dieser Benefizvorstellnng Herrn von Sternwaldt
beweise, daß es die wahre Kunst Und tüchtige
Künstler zu schätzen und achten weiß.
 
Annotationen