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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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Htidelbkrger Znlung.

Kreisverkülidigungsblatt für den Kreis Heidelberg und amtliches BerkündigMgSblatt sür die Auits- uud Amts-



Mittwoch, IS November


18«L

* Politifche Umfchau.

Bemerkenswerth ist, daß dic „Allg. Ztg."
plötzlich einen Artikel für die preußische Spitze
bringl und für die Annexion der Herzogthü-
mer an Preußen schwärmt. Es heißt u. A.
darin: „Seitdcm srch vollends herausgestellt
hat, daß die deutsche Staatengruppe, welche
hauptsächlich Vertreter und Stütze des Födera-
tivsystems sein müßte, nicht fähig ist, dafsclbe
der Verwirklichung anch nur um cinen Schritt
näher zu führen, so erscheint uuS ein unter
Preußcn gesammeltes, unter Prcußeu zur Zu«
sammenhaltung. seiner Kräfte gezwungencs
Z)eutschland jedenfalls der rathlosen Vielherr-
schaft und dem gegenwärtig den Spott und
daS Mitleid der Fremden hcrauSforvernden
Zustand vorzuziehen. . .

Nach dem Grazer „Telegraph" ist zwischen
den verschievenen Fractionen der deutsch-libera-
len Partei eine Einigung auf folgendcr Grunh-
lage zu Stande gekommen: „Autonomisten,
Centralisten und wic sonst die Schattirungen
der deutsch-liberalen Abgcordnetcn genannt wer-
den, sind AngesichtS der crnsten Lage der Dinge
darin übereingekommen, 1) daß sie in der
Sistirung dcr Neichsverfassunz eine Verletzung
dcr constitutionellen Nechte der Länder diesseitS
der Leitha erblicken; 2) jedc Octroyirung ist
zu perhorrescircn; 3) die Landkago sollen sich
für incompetent zu jeder Aenderung der Reichs-
grundgesetze erklären; .4) für die Länder dies-
seitS ber Leitha erscheint nur der Reichsrath
für die allgemeinen Angelegenheiten derselben
compctcnt; 5) die Landtagc weisen in gemein-
samem Vorgehen alle und jede die ReichSver-
fassung betreffende Borlage zurück; 6) über die
den Ländern diesseits und jcnseitS der Leitha
gemeinsamen Angelegenheitcn und deren Be-
handlung lassen sich noch keine Grundsätze auf-
stellen, da hierin dem ungarischen und croati-
schen Landtage die crste und gleichbercchtigte
Stimme gebührt."

Nach dem „Moniteur" bestätigen neuere
Nachrichten, daß die Sonora ganz unterworfen
ist und daß Juarez Mcxico verlasscn hat.

Die Patrie bringt sehr beunruhigende Mel-
dungen von Jamaica. Die Empörunz wird
ihr zufolge von cinem Neger, Marno, Wcrk-
führer in einer Jndigofabrik der Grafschaft
Cornwall, geleitet. Dicser Mann, den man
als sehr energisch darstellt, hätte reichlich Waf-

fen und Munition zu seiner Verfügung und
soll die hauptsächlichsten Pässe der Blauen Ge-
birge, die die Jnsel durchziehen, besctzt haltcn.

Die „France" dagegcn bringt Nachrichten,
denen zufolge die Empörung bei Weitem nicht
so bedeutend wäre^ wie man behauptetc und
wonach sie für England nichts BeunruhigendeS^
HLtte.

Das Giorualc di Noma versichert, die Cho-
lera sei nicht auf dem päpstlichen Gebiete anf-
getreten.

Der König von Jtalien hat in Neapel die
Choleraspitäler besucht.

Die „Florenzer Zeitung" stellt die Nach-
richt, der Kaiser Napoleon habe einen Brief
bezüglich der römischen Frage an den König
Victor Emanuel gerichtet, in Abrede.

D « u t s ch l n d.

Karlsruhe, 13. Nov. Seine Königliche
Hoheit der Großherzog haben fich unterm 16.
v. M. gnädrgst bcwogen grfnnden: dem Dr.
Nndolph Schneider in Emmendingen die
bisher vvn ihm provisorisch versehcne Lchrstelle
an der höhern Bürgerschule dasclbft, unter Ver-
leihung der Staatsdicner-Eigenschaft, dcfinitiv
zu übertragen; die provisorischen Hauptlehrer
an der hohern Bürgerschule zn KarlSruhe,
August La Funtaine und Hcrmann Goll,
zu Professoren an diefer Anstall mit StaatS-
diener»Eigtnschast zu crnennen; die Ernennung
des Forsipraklikanten Friedrich Obermeyer
von Freudenberg zum Bezirksförster der Ge-
meinde Heidelbcrg zu bestätigen; unter dem
3. d. M. den Revisor Johann Georg Moriell
bei dcm kathokischen Oberstiftungsrath in Ruhe-
stand zu vcrsetzcn;. die mit dem Diakonat ver-
dundenc VorftandS« und erste Lchrstelle an der
höhern Bürgcrschule in Weinheim dom Diako-
natSverwcser und provisorischen Vorstand der
höhern Bürgerschule in RheiubischoffSheim,
Adam Goth, die mit dem Diakonat verbun-
dene Vorstands- nnd erste Lehrstelle an der
höhern Bürgerschule in RheinVischoffshcim dem
provisortschen Vorstand des Pädagogiums und
der höheren Bürgerschule in Pforzheim, Pro-
feffor Schumachcr, dic erledigte Lehrstelle
für Mathematik und Naturwisfenschaften an
der höhern Bürgerschule in Frciburg dem Lehr-
aintspraktikanten Emil Reichert von Durbach,
unter Ernennung deffelben zum Professor, zu
übertragen; unter dcm 4. d. M. den GerichkS-

notar, Rechnungsrath Gabriel Reichert in
Neustadt anf sein UnterthänigsteS Ansuchen und
unter Anerkennung seiner langjährigen und
treuen Dienste in den Ruhestand zu versetzen;
den Rechtsanwalt Friedrich Kunzmann in
Mannheim zum KreisgerichtSrath und zum Mit-
glied deS Appellationssenats.bei dcm dortigen
KreiS- und Hosgericht zu ernennen; den Re-
visor Bott bei der Steuerdirektion aus sein
unterthänigstes Ansuchen wegen Kränklichkeit
in den Ruhestand zu versetzen.

Durch Allerhöchsten Befehl Sr. Königlichen
Hoheit des Großherzogs vom 9. d. M. werden
dem Stabsquartiermeister Haager vom Jäger-
batäillon die Gradzeichcn des ObcrlieutenantS
vcrliehen.

KarlsrUbe, 13. Nov. Das heute erschie-
nene Regbl. Nr. 52 enthält (außer Personal-
nachrichten):

l. AllerhöchftlandeSherrliche Vcrordnung: Die
weltliche Feier der Sonn- und Festtage be-
trcffend.

H. Berfügungen unb Bekanntmachuugen der
Mnistericn. 1) Bekanntmachungen deS großh.
Ministeriums deS Jnnenr: a) Verordnung:
den Beftlch der Wirthöhäuser und Tanzlocale
durch Schüler betresfend. Dadurch wird auf
den Grnnd des § 77 des Polizei-Sttafgesetz-
bucheS verordnet:

8 1. Deii Schülein der VolkS - ^und FortbildunqS-

uiid FortbildiingSschiile verpflichtei wären, ist der vesuch
, § 2. DaS Berbot deS 8 1 findet keine Nnwendung
Fürsorger geschieht.

8 3. Die dieSseilige Verordiumg vom 29. Mai 1846
wird aiiiqrhobeii.

b) Die Vornahme einer Ersatzwahl im 7.
Aemterwahl - Bezirk (Säckingen , Laufenburg,
Schönau) für den aus dcr Zweiten Kammer
der Ständeversammlung freiwillig ausgetrete-
nen Abgeordneten Fällcr betreffend. Mit der
Leitung derselben als landesherrlicher Wahlcom-
missär wirv der Kreisgerichtsräth Dr. Wilhelmi
in Freiburg beauftragt. v) Verordnung: Die
Bestreitung der Kosten der Wahlen zur KreiS-
versämmlung betreffend. <!) Verordnung: Die
Leitung des AnSwaNderungsivesen!s betreffeNd.
2) Bekanntmachungen des großh. Handelsmini-
steriums: a) Die Organisation deS BetriebS-
dienstes der Eisenbahn von Dinglingen nach
Lahr betreffend. Darnach ist diese neucrbaute

* Muflkalisches.

Heidelberg, 13. Nov. Der heutige üoncert-
abend im Museum war etn.würdigeS Seitenstück

uuß geboten haben. Unsere Grwartungen waren
hoch gespannt. Der Ruf, dcr drn franzöfischen
Ouartettisten vorangeht, ist fchr bedeutend. Den-

llrberraschung übcr daS unseren Ansprüchen noch
überlegene Maß wahrhaft 'künstkerifchen Genusses
Ausdruck zu geben. Adel deS StylS, classische
Htuhe, ebenmäßige Schönheit des Klanges, echt
künstlerische Frciheit und Sicherheit deS Zusammen-
spiels, warme Auffassung der Jntentionen des
Csmponisten, tecknisch vollendete Ausführung selbst
den tzrößten Schwierigkeiten gegenüber — alle dkse
Vorzüge crheben die Leiftungen der fremden Künstler
über das Niveau deS bloß Guten hoch hinauf rn
das deS wahrhaft Bcdeutenden. WaS uns ganz
brsondere Anerkennung zu verdtenen schetnt, tst die

unberechtigte Glänzen verzichtendr Weise geehrt.
Wir hörten die drei Quartette Nr. 7, 13 und 14
von Beethoven, Werke, dte in der Periode der

bildung voraussetzen. Die vier Concertisten bewäl-
tigten selbst die bedenklichsten Stellen mtr einer
solcken Ruhe und Leichtigkeit, daß dem Lat'en da-
durch bas Gefühl crweckt werdrn mußte, rs handle
sich nur um Dinge, dcnen jeder paffable Spielrr
gewachsen sei. Es ist eine feltsame Fügung des
ZufallS, daß, während rine deutsche Milltärmufik»
truppe in PariS von allen Seiten die ungrtheil-

j teste Anerkennung fin.det, anch wir Deutsche in der
j Lage sind, ohne damit rine bloße Pflicht interna-
! tionalrr Höflichkeit zu rrfüllen, franzöfischen Mu-
i sikern unscr Lob, ja unsere Bewunderung in retch-

Palmerston-Anekdoren.

(Fortsetzung.)

Lord Palmerston hatte in die allerfeinste Grsell-
! schaft jener Zeit Zutritt gefunden. Nicht rtwa,
j weil er ViScount war, drnn viel reicdere Adels-
! sprvssen älterer Hausrr bemühten fich vergebenS,
l in den geweihten KreiS zu gelangen; sein ärmseii-
! grr irtschrr Titel hatte lange nicht hingereicht, ihm
! die Thüren zu Almack's Bällen zu eröffnen; warrn
! doch von den 300 Garde-Osficteren, die alle dem
! „desten Blute" entstammten, nur sechs würbig be-
! funden worden, zu diesen brrühmten Bällen zu-
i gelassen zu werden. DaS Recht drS Gntröes lag
? rtnzig und allein iu den Händen der l-sckies ka-
! trooesses, welche auS den tonangrbendcn Damrn
i gewählt waren, und unter diesen k»trooe»»e» be-
! sanden fich in drn Jahren 1814, 1815 und 1816
 
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