Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 257-282 November
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0531

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Krcisverkiindigmigsblcitt fnr den Kreis Heidelberg und amtlichcs Berkündigungsblatt fiir die Amts- und AmtS-
Gerichtsbezirke Heidelbcrg und Wicsloch md den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.

sr:- 272. Samstag, 18. November L8«L

* Politische Umschau.

Die „Kreuzztg." bemerkt zu dem Artikel der
„Allg. Ztg.", welcher sick für die Annexion
der Herzogthümer ausspricht: „Man sicht, der
Schreiber urtheilt durchauS nicht vom preußi-
schen Standpunkte aus, das macht aber seine
AuSführung um so pikanter. Es ist gewiß
charakteristisch, daß ein bedeutender Publicist
mitten in Süddentschland heute so schreibt, und
daß die „Allg. Ztg." seinen Anfsatz an bevor-
zugter Stelle abdruckt."

Die Ständekammern des Großh. Hessen sind
nunmehr auf den 4. Dec. einberufen.

Nach dem Pariser „Moniteur" entbehren die
beunruhigenden Gerückte über den Zusiand des
Königs der Belgier jeden Grundes; eS sei kei-
nerlei Aendcrung eingetreten in den Gesund-
heitSverhältnissen des KönigS, welcher nächstens
nach Brüssel zurückkehren wird.

Wie die „France" meldet, ist Hr. Delangle
zum Nachfolger dcs Hrn. Dupin ernannt.

Jm Lauf des Monats October hat die Cho-
lcra in Paris 4026 Opfer gefordert.

Bei einem Abschiedsmahle, welches in Neu-
york für Sir Morton Peto gegeben wurde,
sagte Senator Sberman: Jch bin überzeugt,'
ein Organ der Volksstimme zu «sein, wenn ich
erkläre, daß wir weder Krieg noch Kriegsge-
rüchte, sondern Fricden, Jndustrie, Kapital und
Arbeitskräfte wollen.

Deurschlond.

iAKarlsruhe, 16. Nov. Jhrc Königl. Hoh.
die Großherzogin u»d Jhrc Kaiserl. Hoh. die
Prinzessin Wilhelm begaben Sich heute mit
dem Curicrzug nach Coblenz zum Besuch Jhrer
Majestät der Konigin von Preußen. Aller-
höchstdiesclben werden einige Tage daselbst ver-
weilen und dann wieder hierher zurückkehren.
Jm Gefolge der höchsten Herrschaften befinden
sich die Hofdamen Freiin v. Ungern-Sternbcrg
und Freiin v. Mollenbec, sowie der dienstthuende
Kammerhcrr Frhr. v. Edelsheim. (K. Z.)

Karlsruhe, 15. Nov. Zur Fortsetzung
der Mitthcilungen über unsern Staatshaus-
halt bringt die „Karlsr. Ztg." einen kurzen
Auszug aus den Rechnungsnachweisungen für
die Jahre 1863 und 1864, und beginnt nüt
„4. Hauptstaatsrechnung". Das Ergebniß sür

1863 kennen wir bereits. Das Ergebniß sür

1864 ist ebenfalls ganz besriedigend; es wurde

** Karlsruhe, 8. Nov, DaS Iahr 1865 wird j
in den Annalen der Refidenzstadt KarlSruhe eine j
wichtige Rolle spielen, da S. K. Hohcit der Groß-
herzog ;u beschließen geruht haben, daß in dcm
Hardtwalde vor dem Schloßgarten ein Wafferwerk-
errichtrt werde, wclcheS dem geschickten Ingenieur
Herrn Gerschner zur Ausführung über-eben,
nun setner baldigen Vollendung cntgegen geht.

DieseS großartige' Wcrk wird den Schloßgarten
und Schloßrayvn reichlich mit fließendem Waffer
versehen, das sowohl für die Bewohner unserer
Stadt in gesundheitlicher Bcziehung, wie für das
Auge einen angcnchmen Etnfluß außern wird.

wurde in dem Hardtwalde ein Brunnen gegrabcn,
dessrn Wölbung in seincm Durchfchnitt biS zu einer
Ttcfk von 32^, wo der Waffersptegel beginnt, etne
Weite von 20 — 22^ hat. — Von dem Waffer.
sviegel — um den fich ein ungefähr 4' bretter Gang
?ieht, um welche dopprlte Breite nun der Wasser-
behälter enger wird — biS auf den Grund beträgt >

nämlich in diesem Jahre im ordentlichen und
außerordentlich'en Etat eine Gesammteinnahme
von 18,920,463 fl. 46 kr. erzielt, und diese
verglichen mit den Gesammtausgaben (Lasten
und Verwaltungskostcn, sowie eigentlicher
Staatsaufwand) im Betrag von 18,132,693
fl. 49 kr. zeigt abermals einen Einnahmeüber-
schuß, und zwar von 787,769 fl. 57 kr., wel-
cher dcn Betriebsfond am Schluß des JahreS
1864 auf den Betrag von 8,748,727 fl. 36 kr.
gebrcM hat.

Gehcn wir nun über zu „8. Rechnung de'r
AmortisationSkasse" (eigentliche Staatsschulden-
tilgungSkaffc), so findcn wir, daß sich die ganze
Staatsschuld, ausschließlich der unverzinslichen
Schulden an den Domänengrundstock von 12
Mill. Gulden zu Anfang des JahreS 1863
auf 17,219^692 fl. 51 kr., und am Schlusse
deS Jahres 1864 auf 16,160,837 fl. 34 kr.
belaufen, also durch Tilgungen um 1,058,856
fl. 17 kr. vcrmindert hat. Woraus besteht
aber diese Nestschuld von rund 16,160,000 fl.?
Antwort: Nur aus rund 4^/z Mill. Gulden
Schuldpapiercn (21/z Mill. 3^/zproc. Renten-
scheinen und 2'Mill. Gulden Loose von 1840
zu 50 fl.) und 3 Mill. Gulden Papiergeld.
Dcn Rcst von 11,660,000 fl. bildcn die bri
bei der Amortisationscasse niedergelegten Lehen»
capitalien, Cautionen, Militär-EinstandSgelder,
Pfarrzehnt-Ablösungscapitalien rc. Absolut
wie relativ hetrachtet, auch kein übles Re-
sultat!

Neben der eigentlichen StaatSfchuld haben
wir aber eine noch viel größere Eisenbahn-
schuld, und wie stcht cS mit dieser? Da müs-
sen wir zu „6. Rcchnung der Eisenbahnschul-
dentilgungscasse" übergehcn.

Der ganze Aufwand für unserc Staats-
Eisenbahn, Antheil an der Main-Neckar-Bahn,
Betriebsmaterial und Telegraphew hat in den
Jahren 1841—1864 einschließlich 82,808,003
fl. 42 kr. betragen (darunter 15,300,000 fl.
für BetriebSmaterial). Von diesem Aufwand
wurden in den Jahren 1843—1864 bereits
7,217,866 fl. 59 kr. getilgt. Außer dieser
getilgtcn Summe und den Zinsen für die An-
lehen haben dic Eisenbahn-Revenüen noch
einen Ueberschuß von 5,327,306 fl. 36 kr. ge-
liefert, der zu Bauten verwendet wurde, und
als Schuld der Kasse an sich selbst von obigcn
82,808,003 fl. 42 kr. ebenfallS in Abzug zu
bringen ist. Zu den hiernach verbleibcnden

! drr zwei Dampfmaschinrn, jede zu 15 Pftrdekraft, !
in fich faßt, die daS Wasser auS der» Tiefe zu
pumpen und auf einen zn diesem Zwecke erbauten

den Fasanengarten beleben. — In kem inneren
^ Schloßhofr erhebt fich auf jrder Schloßseite ein

70,262,830 fl. 7 kr. hat die AmortisationSkasse
aus Grundstocksmitteln 6,565,721 fl. 57 kr.
zugeschossen; für deu Rest mit 63,697,108 fl.
10 kr. sind Schuldpapiere im Umlauf, welche
durchschnittlich mit 3^ pCt. verzinst werden
müssen. Daher kommt ks, daß sich überhaupt
ansehnliche Revenüenüberschüsfe bilden können
und daß diese von 4,607,564 fl. 36 kr. am
31. Dec. 1863 auf 5.327,306 fl. 36 kr. am
31. Dec. 1864 angewachsen sind.

(:) Aus dem Nnterlande, 16. Novbr.
Vom Neckar, 11. Nov., bringt der „Bad. Beob."
in Nr. 266 mit wirklich kindlicher Naivetät
eine Ieremiade über die mehrfach auSgespro-
chene Änsicht, daß den oft blutigen Streithän-
deln zwischen Mannschaften der Bundesbesatzun-
gen am wirksamsten durch ein Verbot des Waf-
fentragens außer Dienst cntgegengetreten werden
könne. Der Verfasser jeneS in seinen Conse-
quenzen äußerst lächerlichen Thränenartikels
täuscht s i ch aber eben so sehr, wenn er glaubt,
damit den gesunden militärischcn Sinn zu den
Kutten zurückzusühren, als erzutäuschen
sucht, wenn er sagt, daß es „nach wie vor
darauf abgesehen sei, einen Stand (den Sol-
dstenstand) zu entwürdigen, welcher einer ge-
wisscn Partei-stetS hindernd im Wege steht
und sich nie zu einer Fusion gebrauchen läßt".
— Unter der „gewissen Partei" kann in den
Spalten dcS BcobachterS natürlich nur die
liberale verstanden werden. — Jene Nedensart
ist für uns, die wir vom Soldatenstand doch
cine bcssere Meinung haben, etwaS schlüpsrig.
Der Wunsch, daß Militär, wo es «us verschie-
denen Contingenten zusammengesetzt ist, wie
in BundeSfestungen, außer Dienst keine Wafsen
trage, ist nach mannigsachen Erfahrungen sitt-
lich gerechtfertigt. Wir wollen ihn hier weder
vertheidigen noch verwerfen. Wie aber in aller
Welt kommt der scharfsichtiae Thräncnreich zu
der Meinung, daß unsere vadische Armee dem
Fortschritt hindernd im Wege stehe? Zu einer
solch' boShaften Jnsinuation an unsere Trup-
pen könnten wir uns nicht verstehen, und wahr-
lich, dieser Köder ist so beobachtcrlich dumm,
daß der Fisch, wclchcr damit geangelt wer-
den sollte, wohl ewig seine Freiheit behalten
wird. Der sog. Stoßseufzer ciniger liberaler
Blätter soll nun von jenem Witzbold ausge-
beutet und an daS Ehrgefühl des Soldaten
appellirt werdeu! Man muß aber dem Ver-

prachtvollks, mit doppelter Wasserschalc grschmückteS
! Brunnengestkll aus graublauem polkrtem Solothur-
j ner Kalkstein, auS dem in Glockenform über die
! zwei Schalrn das Wasser in ein Basfin ftürzt,
welcheS drn Schloßplatz außerordentlich bcleben und
zierrn wird. Auch die beiden großen BasfinS deS
äußrren Sckloßplatzrs werden durch daS benannte
Wasserwerk reichrr genährt. Irde Minute wirft daS
Wcrk 90—100 Cubikfuß Wasser aus, drssrn lleber-
schuß, nachdem rS seine Dienste grleistet, wieder
zurück in Versenklöcher des^Hardtwaldes geleitet
wird, damit den Bäumen des WaldrS nicht ihre
Nahrung rntzogen wird. Auch die Stadt KarlSruhe
beabsichtigt ein ähnlicheS Wasserwerk zum Nutzen
der ganzen Stadt ins Leben zu rufen.

Fernrr habrn in diesrm Jahre Seine K. Hoheit
der Großherzog geruht, zwei Dritttheile drs großen
ErbprinzengartenS zu Hochbanten der Refidenz eröff-
nrn zu laffen, wodurch sich nunmebr in dirsem
Garten wohl der schönstr Platz der Rcfidenz bildet,
welcher nördlich und östlich vvn wahrhast großarti-
gnr Grbäuden umgeben ift, die unter ihren hohen
Arkaden einrn herrlichen Bazar eröffnen werden; die
ganze südliche Brette hingegen wtrd ein großer Palaft
 
Annotationen