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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-207 December
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Ukidrlbrrglr Zeilung.

KreisverkÄndigmgsdlatt für den Kreis Heidelberg miü amtliches Berkündigungsblatt fiir die Amts- und Amts-
Gerichtsdezirke Heidelbcrg unü Wicsloch uud dcn Amtsgerichtsbezirl Neckargeniiinü.

N L84l. Samstag. S. December L8«S

' ^ Auf die „Heidelberger

Zeitung" kann man sich
noch für den Monat
December mit 21 Kreuzern abonniren bei allen
Postanstalten, den Boten und Zeitungsträgern,
sowie der Erpedition (Schiffgaffe Nr. 4).

* Politische Umschau.

* Sektdem eS offenkundig gcworden, daß der
Zweck der Reise des Hrn. v. BiSmarck nach
Paris vcrsehlt ist, hat anderseits zwischcn dem
Wiener und Pariser Cabinct wieder eine
entschiedene Annäherung stattgefunden. Die
Begünstigung, welche die östcrreichische Anleihe
in Frankreich von Seiten dcr dortigen Regie-
rung erfahren hat, und fortdauernd erfährt, ist
allein schon ein sichtbarer Beweis hiefür. Es
wäre gewiß der französischcn Regicrung ein
Leichtes gewesen, durch einen Wink da< bei der
Anleihe betheiligte Creditinstitut von der Theil-
nahme an derselben abzuhalten und ihr übek-
haupt den französischcn Geldmarkt in jeder er-
denklichen Weise zu verschlicßeu. Aber gerade
das Gegentheil ist gcschehen, und dies kann nur
als ein Anzeichen betrachtet werden, daß man
zur Zeit in Paris an entscheidender Stelle ent-
schlosscn ist, sich möglichft gut mil Oesterrcich
zu stellen. Wie langc ein solches Einverständ-
niß zwischen Oestcrreich uud Frankreich dauern
wird, ist freilich eine Frage dcr Zukunft, übcr
die mit vielen Worten sich zu vcrbreiten, un-
nütz ist. Alle derartigen Conjuncturen sind am
Ende doch nur müßiges Geredc, da den Jour-
nalisten nur in seltencn Fällen vcrgönnt ist,
hinter die Coulissen der Diplomatie zu schauen,
und da selbst die solchen Combinationen zu
Grunde liegenden offenkundigen Thatsachen einem
steten Wechsel unterworfen sind.

Ein von Hrn. Limayrac gezeichneter Artikel
des „Constitntionnel" befpricht die Commentare
der Zeitungen zur Reisc des Grafen v. Bis-
marck nach Biarritz und sagt: Als dcr Graf
v. BiSmarck den Kaiser und Herrn Drouyn de
LhuyS besuchte, sprach er naiürlich auch über
Politik, beschrankte sich aber lediglich auf all-
gemeine Betrachtungen. Weit entfcrnt, Frank-
reich für gcwagte oder den europäischcn Fric-
hen bedrohcnde Combinationen gewinnen zu
wollen, bewährte er in seinem Verhalten große
Discretion und vollkommene Courtoisie.

Nach zuverlässigen Nachrichten aus Berliner
Hofkreisen hat der Großherzog von Oldenburg !

* Mufikalisches.

Heidelberg, 1. Dez. Das gestern Abend stattge-
habte zweite Abonnements-Concert des Jnstrumentalver-

vorgetragen von Hrn. Heermann aus Frankfurt, den wir
zu den bedeutendsten der jetzigen Violinisten rechnen
dürfen. Seine ausgezeichnete Technik, sowie sein aus-

seine Candidatur auf den Thron dcr Herzog-
thümer definitiv zurückgezogen.

Die „Francc" erfährt, daß in Ungarn vor
Eröffnung des Landtags cine Amnestie ertheilt
werden soll.

Nachrichten aus Chili zufolgc ist man dort
zum Widerstande gegen 'Spanien entschlossen.
Jn der Voraussicht einer längercn Blokade
werden von der chilenischen Regierung Vorbe-
reitungen getroffen. Jn Peru steht eine Schlacht
zwischen den Regierungstruppen und den Auf-
ständischen bcvor.

Bei der Bcrathung über cin neues Civilge-
setzbnch hat der Antrag heftige Debatten bei
den Cortes in Portugal hervorgerufen, daß eS
Zedem übcrlassen sci, ob er sich kirchlich oder
bürgerlich trauen lassen will; eines genüge.

Das Ergcbniß der am 7. d. M. gehaltenen
Slaatswahlen in Nordamerika ist ein so glän-
zender Sieg der republikanischen Partei, wie
ihn deren Führer selbst nicht erwartet hatten.
Die Versuche der Reaction, mit Hilfe der auf
jede große Volksbewegung nothwendig folgenden
Erschlaffung wicder ;ur politischen Herrschaft
zu gelangen, sind nun in allen Staaten deS
Nordens ohne Ausnahme fehlgeschlagen, und
die Wirknng hiervon auf den Congreß, wie
auch auf den Präsidenten tann nicht zweifel-
haft sein.

D eu t s ch l a n d.

Karlsruhe, 30. Nov. Der weit grö-
ßere Theil der Abgeordncten ist heute hier an-
gckommen. unter ihnen auch die meisten Neu-
gewählten. Die zwcite Kammer wird Morgen
den 1. Decbr. um 11 Uhr eine vorbereitendc
Sitzung halten, um ihr provisorisches Bureau,
dcn AlterSpräsidenten und die Jugendsecretäre
zu wählen. Am Samstag, den 2. Dec.. Vor-
mittags lO UHr, wird dann die Erösinung der
neuen Ständeversammlung stattstndcn, und zwar
durch den Präsidenten des Staatsministeriums,
Geheimerath Dr. S tabe l, der mit diesem fcier-
lichen Actc vom Großherzog betraut ist. Die
zweite Kammer wird mit Anfang nächster Woche
ihre Arbeiten beginnen, und zwar zunächst mit
dcr Verification der 19 neuen Wahlen. Vor-
auSsichtlich wird kcine derselben zu einer ern-
stcn Beanstandung Anlaß geben, und sämmt-
liche Wahlen von der Kammer genehmigt
/werden.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Hr. Kreis-


Müuchen, 27. Nov. Der AugSb. Abrnd-Ztg.

den 25. Nov. geschrieben: Am 11. d. M. kam eine
Abtheilung von 10 Hautboisten deS 1. Jnf.-ReA.
unter Führung deS Musikmeisters SiebenkäS hier
ani Sonntag, den 12. d., Morgens 7 Uhr, likßen
dieselben den Morgengruß aus Lohengrin von R.
Wagner für den König von der Zinne des Schlos-

trefstich gelang. Auf auSdrücklichen Befrhl des Kö--

auffübren zu können. Es fand nun mit dem Or-
chrstcr von 30 Mann jeden Abend Production statt,

und Hofgerichtsdirector Hildebrandt wieder
als Präsidcnt der Zwciten Kammer ernannt
werden.

Zur Ergänzung obiger Mittheilung entneh-
men wir dcr „Karlsruhcr Zeitung" noch Fol-
gendes:

Am 2. Dec., Morgens 9 Uhr, wird in der
kathol. Stadt-Pfarrkirche GotteSdienst stattfin-
den; dcßgleichen um 10 Uhr in der Schloß-
kirche.

Die Mitglieder der Ersten Kammer, den
durchlauchHßsten Präsidcnten, Prinzen und
Markgrafen Wilhelm Großherzogliche Hoheit,
an ihrer Spitzc, begeben sich um 11^ Uhr,
unter Vortritt eines Ccrcmonicnmcisters, in den
Saal der Zweiten Kammer und nehmen die
für sie hereiteten Scssel vor den Sitzen der
Abgeordneten der Zwciren Kammer ein.

Um 11* */z Uhr werden der großherzogliche
Commissarius und die übrigen Mitglieder deS
Staatsministeriums aus ihrcm Verfammlungs-
saal von einem Ceremonicnmeister in den Siz-
zungssaal der Zweiten Kammer geführt, wo
sie die für sic bereikten Sitze einnehmen.

Hierauf wird dcr großherzogliche Commissa-
riuS, nach der Eidesleiftung, die Ständever-
sammlung eröffncn.

Karlsruhe, 28. Nov. Die „KarlSr. Z."
schreibt: Die „Frankf. Post-Zlg." bringt der-
malen öftere Mittheilungcn aus Baden, dercn
Inhalt die Spalten deS obscursten Winkelblätt-
chcns vcrunzieren würde. Wir meinen dabei
nicbt einmal jene Correspondcnzen, welche sich
in scltsamen Combinationen über Personenfra-
gen und politische Aussichten ergehen, sondern
vorzugsweise die Artikel über innere Zustände
und über den Jnhalt und die Folgen der
neuen Gesetzgebung. Am Schlusse dcS Artikels
sagt die „K. Z.", nachdem sie einige lügcnhafte
und perfide Mittheilungen jenes ultramontanen
Organs hervorhebt: Nur eine Bemerkung folge
noch. Die „Frankf. Postz." spricht für ihre
Quelle, die „Leipzig. Ztg.", dic Eigenschaft
eines sächsischen RegierungSorgans an. Wenn
dies der Fall ist, müßte in der That der sächsi-
schen Regierung empfohlen werden, dahin zu
wirken, daß ihr Organ keine Correspondenten
benützt, dercn Jgnoranz so groß ist, daß selbst
die in dcm Artikel niedergelegten Verläumdun-
gcn ihn vor dem Fluch der Lächerlichkeit nicht
schützen können. Die „Frankf. Postztg." will
aber vielleicht die Glauvwürdigkeit der Nach-

Lohkngrtn; drr Sibwanrittkr wurde mittklst elektri-
schen Lichtes prachtvoll bkleuchtet. Während dtefeS
Vorgangs spiclte bie Musik die betreffenden Stücke
aus Lohengrin. Die Scene wurde am 23. AbendS

Bayreuth, 21. Rov. Die neuesten Nachrichten
auS St. Gilgenberg über daS Befinden Dr. Karl
GutzkowS bestätigen die nach unseren letzten Mit-
thrtlungen schon sehr writ vorgeschrittene Befferung,
so daß wir nunmehr bald von des Dickters völliger
Gknesung zu berichten die angenehme Psticht haben
werden. Dr. Gutzkow ist berrits wiedkr von einem
lrbhaften ArbeitSdrang beseelt und hat seinen tm
vorigen Jahr durch seine Erkrankung unterbroche-
nen Roman „Hohenschwangau" wieder vorgenom-
men, auS wrlchem er vor zwei Jahren in Weimar
ein mit großem Beifall aufgrnommeneS Bruchstück,
„Argula von Grumbach", cinem gelehrten Kretse
 
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