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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0539

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Utidtlbkrger Itilimg.

Krcislicrkündigungsblatt fiir den Kreis Heidclberg und amtliches Berkündigungsblatt für die Amts- und Autts-
Gerichtsbczirke Heidelbcrg uud Wicsloch und den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.

Nli 27L. Dienstag. 12. November


" Polilische Nmschau.

Dic „Hamb. Nachr." veröffcntlichni eine Pri-
vatdepeichc aus SouthamPtvn, nach Ivelchcr dort
dcr heute abicgelnde WcstindienpostdamPfer auf
Beschl dcr -nglischen Rcgierung bis morgen
zurückgehaltcn ivorden ist, um Jnstructioncu
sür dkN britischcn GcsandteN iu Chilc und sür
dcn Bcfchlshabcr dcr britischcn Flottcnstation in
din dortigcn Gcivassern b-züglich ihrkS Vcrhal-
tenS gcgknübcr dcr von SPanien vcrhängten
Blokadc mitzunehmen,

Dcr bcrcitS seinkm Hauptinhalte nach mit-
gethcilte Artikcl dcr „France" bezcichnet dic
Slellutig Frankrcichs sür dcn Fall eincr Ver-
größcruiig PreußcnS einsach iu dcr Wcisk, wic
man zuiii VorauS wissen konnte. Frankreich
sucht keinc Vkrgrößernng; eS Ivünscht Ruhc in
EuroPa; es ist darnm Gegncr j-dcr gcwalt-
samcn Vcränderung dcr Karte unsereS Erd-
theilS, Nnternimmt eS ader kin and-rkr grö-
ßercr Staat, ErobkrungSpolitik zu trciben, so
fordcrt daS franz, Cabinct ebcnsalls kine Er-
iveitkrung jeiner Grenzcn, DieS ist'S, ivaS
offcnbar dcm Hrn, Giafcn Bismarck auf seine
Erklärungen zu Paris erössnct Ivurdc, und die
„Krcuzztg," bereitsveranlaßt hat zum Rückzug zu
blasen, Die Aniiexirung der Elbherzogthknier
hießc jomit nichls Anderes alS: Kricg mit
Frankrcich odcr Losreißcn wcnigst-nS cineS
Theilcs dcL linken RheinufkrS von Dcutjch-
land I

Die „Allgem, Zeitung" bringt nunmehr im
Gegcnjatz zu d-ni kürzlich veröffcntlichten An-
nexionSartikcl eine correct augustenburgische
CorresPondknz anS SchleSwig-Holstein, zu der
die Rcdaction solgcnde Anm-rkung macht, „Die
„Allgcm, Ztg,", Ivelche wedkr dem (in Deutsch-
land'doch cigentlich nur 50 Jahrk altcn und
bisher so schlecht beivährteii) Föderalismus noch
kiner andern'küustigcn Staatssvrm verhastkt ist,
sondcru ebcn nur das Jntcrksse Gesamintdeutjch-
landS im Ange hat, glaubte — bci den Wirren
der Herzogthümersrage, dic eine Lösung dringend
nöthig crschejnen lassen — auch eininal jcuer
Aiijchauung, ihre Sstaiten öffnen zu müssen,. .

Dcr Badische Landtag wird, wie man heute
versichert, am .30, d, M. durch StaatSrath
Lameh -röffnet Ivcrden, ,

Dcr ösierreichische Gesandte in PariS Fürst
Mctternich ist zu der Erklärnng ermächtigt wor-
den, daß Oesterrcich bcrcit sei, mit Frankrcich
Verhandlungcn übcr cinen HandclSvertrag ab-
zuschlicßen, und cr habe deßhalb Hrn, Dronyn
de LhuyS zur Erncnnung von Commijsioncn
einzniaden,

Das „Mcmorial diPlomatique" mcldet, -die
Aneikennung ZtalicnS Seitens Baycrns und
SachjcnS iverde sehr baid erfolgen, (Jst be-
reitS ersolgt,)

Dic Erncnnung des Advokaten Bara zum
Zustizminister in Bclgicn ist cin emPfindlichcr
Schlag für die clcricale Pariei in jcncm Lande,
Herr Bara gilt nicht nur sür kincn der be-
gabtesten, sondern auch dcr -ntjchicdensten Geg-
ner des PfafsenrcgimentS, Er wird in der
Kammcr damit zu bcgiiinen haben, den Ent-
wurs des vom ClkluS verwünjchten GesetzeS
iber dic Verwaltung der Kirchcngüter zu vcr-
theidigen,

Die außerordentliche Scision der schweizcri-
schen' Bundesverjammlung ist am 19. d,, und
zwar ohne Abjchiedsrcden geschlosscn woroen.
Die BundeSversammlung wird ick Fcbruar
künstigcn Jahres wieder zusainin-ntreteii,

Das neue griechische Ministerium Deligeorgi

ist schon wicdcr aufgclöst, Der König hat
nun aus« Neuc BulgariS mit dcr Bildung deS
KabinetS bcaustragt, Dcr König schcint die
baldige Entfcrnung deS Grasen Sponncck zu-
gejagt zu haben,

Deutschl,ind.

Karlsrühe, 18. Nov, DaS großh, Regie-
rungsblatt Nr, 53 euthält: l, llninittelbare
allcrhöchjtc Entschließungcn Sr, K, Hoh, dfs
Großhcrzogs, 1) Dicnstnachrichten (s, auch Nr,
2K9 u, 70): S, K, H. dcr Großhcrzog ha-
bcn sich gnädigst bewogen gkfundrn, den Rkvi-
flonsassistcntkn Fricdrich Kappel bei der Steucr-
dircction zum Rcvisor bci dicjer Stelle zu er-
ncnnen; dik erlcdigtc Stellk cincS BczirksarzteS
in Ettliugkn dem Bezirksarzt Secber in Kraut-
heim zu übertragen, II, Vcrfüguiigcn und
Bckanntmachuiigcii der Ministerien: 1 und 2)
Gr, Justizininistcriunis vom 27, und 28, v,
M,, die Versctzung dkS großh. GcrichtSnotarS
Friedrich Lochcrl in Boxbcrg nach Buchcn und
des NotarS Stichs in Weinheim an dic Ge-
richtsnotarsstellc in Boxberg betr, 3, 4, 5 u,
8) Großh, MinisteriumS deS Jnnein uud zwar
vom 23, v, M,, die Erthcilung dkr Apothckcr-
lizenzi an Ernst Grosholz von Baden, vom 24.
v, M,, die Bcstätignng des znm Decan der
Diöccse Lahr gewähltcn StadtpsarrcrS Wagner
in Lahr, vom 8. d, M,, dic Ertheilung der
Apothck-rlizenz an Bernhard Schwaucr von
Graben, u, v, 10, d, M,, Verordnung, die
Vornahme ärztlicher, Ivundärztlicher odcr heb-
Lrztlichcr Vcrrichtungen bctr. 7) Gr, HandclS-
ministcriumS vom 2, d, M,, den Bau eincr
stehendcn Brücke übcr die Waal bei Bommcl
betr, III, TodeSfälle: am 9, August d. I, der
OberamtSrichter a, D, Sieb in Kenzingen, am
29, August d. I, der kath, Pfarrcr Johann
Michael Dmz in LauSheim, am 22, October
d, I. der StiftungSrcvisor a, D, Springcr in
Freiburg,

Karlsruhe, 17, Nov, Jch kommc hcute
zu dem Budgetcntwurs sür 1866 und 1867,
Die Mitthcilungkn darüber muß ich in runden
Zahlen aiiSdrückcn, da der Druck deS BudgetS
noch nicht vollendet ist, Meinc Angaben stam-
men abcr aus zicmlich verlässigcr Ouelle und
werdcn im Ganzcn wohl die Probc haltcn, wenn-
man sie mit dcm Opcrate vcrglcicht, wclcheS
in wenigkn Wochen den Ständen vorgelegt
wcrden ivird. ES braucht Niemand zu cr-
schrecken, Ivenn lch den Schleicr lüfte; dcnn
das Budgel wird noch günstigcr abschließen,
als das vorhcrgegangcnc, Was zunächst die
Einnahmen bctrifft, so crgibt stch zwar bci den
Hüitenwcrken, wcil sie znm größten Theil ver-
kaust wiirdc», ein Minus im Ertrag vvn

200.000 fl,, bei der Münzverwaltung wegen
vermindcrten Betriebs ein solcheS von 100,000
fl,, und bei der Zollvcrwaltung ln Folge der
scit 1, Juni d, I, herabgcsctztcn Zölle ein Aus-
sall von etwa 110- bis 120,000 fl,; dagegen
zeigt dic Verwaltung dcr Domänen, Steuern
und Walincn einc Einnahmevcrmehrung von

320.000 sl,, das KricgSniinistcrinm eine solche
von 12,000 fl,, so daß der Rückschlag an der
gesammten Einnahme nicht über 100,000 fl,
betragcn wird.

Aber anch die AuSgabcn (Lastcn, Verwal-
tuugSkosten und eigentlicher StaatSaufwand)
zeigen eine Mindcrung, und zwar im Ganzen
vön mehr als 300,000 fl,, und darin lirgt der
Grund dcS günstigcn Abschlusscs, Dabei muß
ich aber gleich bemcrk-n, daß unser Finanzmi-
nister nicht der Mann zu sein jchcint, dcr sich

^ »or einer Erhöhung dcs StaatSaufwandeS fürch-
tet; denn crst kürzlich hörte ich von ihm in
eincr Gejellschaft solgende Aeußerung: „ES ge-
reicht mkinen AmtSvorgängern und den Stän-
den zur Ehre, den gcsammtki, Staatsaufwand
in dcn Jahrcn 1831 biS 1845 von 11°/»
Millionen auf 14°/i„ Millionen Gulden, und
von da bis zum Jahr 1859'auf 16°/» Mill.
gcbracht zu haben. HLttcn sie den fortschrei»
tenden Zeitvcrhältnissen diese Rechnung nicht
getragen, so wäre der ganze StaatShauShalt
auS dcn Fugen gcgangen, und unjer Land «äre
nicht zu dkm Wohlstand gelangt, deffcn eS stch
im Allgemeinen crfrcut, Wenn in meiner Ver-
waltungSzeit kine ähnlichc Vergrößcrung des
StaatSaufwandes im Ganzen nicht eingetreten
ist, so liegt der Griind nicht darin, daß über-
'haupt keine Erhöhungcn vorgekommcn stnd,
jondern cr ist darin zu suchen, daS es möglich
war, die wirklich vorgekoinnicnen Erhöhungen
durch eincn Minderaufwand an andern Titeln
auözugleichcn/ Die prvduktiven AuSgaben, z, B,
jür dcn Untcrricht, für Förderung der Jndustrie,
für Vervollkommnung der Landwirthschaft, für
Verbksserung der Straßen u, s, w., muß man
thunlichst erhöhen, wcil dadurch der Wohlstand
und mit ihm dic Stcuerkraft vermchrt wird;
anderc AuSgabcn stnd zu erhöhen, weil man
den Ziveck, dem sic dienen, mit ihren bisheri-
gen Belräge» nicht mchr erreichen kann; manche
Klasse von Bedienstcten niuß noch in ihren
Gehalten aufgcbessert und kaun durch Gcschäfts-
vcreinfachungen in ihrer Zahl rcducirt werden
u, s, w."

Jn dcr That -soll auch der Budgetentwurf
für 1866 und 1867 eine Reihe von Erhöhun-
gcn des eigentlichen StaatSaufwandeS enthaiten.
DaS Ministcrium dcS Jnnern vcrlangt dem
Vcrnehmen nach einen jährlichen Mehtauswand
von ca, 170,000 fl,, darunter für den KultuS
7800 fl,, für das Untkrrichtsweseii 89,000 fi,,
der Rkft vorzugSweise für Bezirksverwaltung
und Polizei (hierunter 5000 fl, für BezirkS-
Lhicrärzte), Der Mehraufwand für das Un-
tirrichlsw-sen berührt bcide Univerfltäteil, die
Polytcchnischc Schule, dic Lyceen, die höhcrn
Bürgerschulcn, die Gewerbschulen und die drci
Schullehrer-Scmiiiarikn, Für die Bcsscrstellung
der Volksschullchrcr joll eiu besonderer Gesetz-
entwurf vorgelcgt werdcn,

DaS Ministerium der auswärtigcn Angele-
genheiten beansprucht cinen effcctiven Mchr-
aufivand von ca, 15,000 fl. Das Handeis-
ininisterium verlangt vorzugSwcise sür die
Laudwirthschaft eincu Mehraufwand von ca.

20.000 fl.

Der Elat dcs KricgSministeriumS wird, wie
man hört, einschließlich dcS im vorigcnBudget
ausnahmSweise und auS besonderen Gründen
nicht aufgenommcnen, jetzt aber geforderten
RcmontirungSaufwandeS von 45,000 fl, eine
Erhöhung des StaatSaufwandes von etwaS über

60.000 fl, enthalten. (Darauf also reducirt
sich die fette ZeitungS-Ente von 400,000 fl.
Mchrfordcrung.)

Dagegen joll sich der eigentliche Staatsauf-
wand des StaatSministerlumS um ca, 90,000
fl., dcs Justizniinisteriiiins um 14,000 fl, und
dcs FinanzmlnisteriumS um mchr als 100,000
fl, vermindern.

Hiernach werden stch Mehr- und Minder-
aufivand nahczn ausgleichcn, Dazu komml
abcr nvch, wic schon oben bcmerkt wurde, daß
auch die Lastcn und Vcrivaltungskvstcn, na-
mentlich wegcn Berkauf dcs größten TheilS
der Hüttenwerke und wegen des vermindertcil
 
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