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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0355

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UeidelbtrM Zeitung.

Kreiöverkülwigllngsbllitt fiir den Kreis Hcivelberg und amtliches llerkündigungsblatt für dic Ämts- und Aints-
Gerichtsbezirke Heidelberg nnd Wiesloch unü den Auitsgerichtsbezirk ^keckargemünd.


Bestellungen auf die „Heidelderger
Heirung" nebft Beilage „Heidelber-
qer Kamilienblätter" für das mit 1.
^etober 1868 begonttene 4. Quartal
werden fortwäürend angenommen.

Die Gxpedition

* Politifche Umschau. .

* Auffallendcrweise ireut man sich in Eng-
lanv über die ncueste Wcndung dcr Dinge in
Ocsterreich. Der vorgcschobene Grund für diese
Hrcude, daß angcblich Oesterreich durch seiuen
ncuesteU Schritt auf der Bahn deS Libcralis-
mus fortschreite (?) ist nun offenbar als ein
vcrkehrter zu betrachten. Auch liegt hier nicht
ctwa die Unkenntniß deutscher Zustäudc, die
man bei den Briteu noch so häusig anlrisft,
allein zu Grunde. Man muß vielmehr in Eng-
land für die ausgesprochene Frcude einen an-
dcrn, nicht ausgesprochenen Gruno haben.
Welcher kann dieses sein! Den meisten Eng-
ländcrn ist es an und für sich wohl gleichgil-
tig, ob Orsterreich despotisch oder liberal re-
giert ivird; dagegen haben sie ein wesentlicheS
Znteresse daran, mit Oesterreich einenHan-
delsvertrag zu schließen, der die dort
herrschenden Prohibitivzölle erschüttert. Und
wahrscheinlich stammt dann ihrc Freudc daher,
daß sie nach dem neuesten Schrittc der öster-
reichischen Regierung eine Wendung dcrselbcn
zum Freihandcl erwarien.

Durch eine gestern publicirte konigliche Ver-
ordnung wird der Bereitschaftsstand dcr baye-
richen Armee auf den Frievensfuß zurückgeführt,
wodurch bedcutende Reductionen an Chargen,
Mannschaften und Pferden eintreten.

Aus Baden haben nachftehende Mitgttcder
an dem Abgcordnetentage in Frankfurt Theil
genommen: Achenbach, Artaria, Bcrtheau,
Busch, Feder, Gerwig, Haufser, Kimmig, Kop-
ser, Kusel, Knics, Lamey, Lenz, Moll, Para-
vicini, Pickford, Beck, Heidenreich.

Deutschl», nd.

Mittwoch, » October

10) ' ( ck "2 D

16) „ Ruoolpy P'.euschLN iu 5. Jnf.-Ne<>

)( Heidelberg, 3. Oktober. Es wird den
Gdmeinden dcs vorderen Ovenwalds von gro-
ßem Zntereffe sein zu crfahren, daß über den
Bau der Straßc von Schönau nach Neckar-
steinach, sowie jener von Hirschhorn nach
Unterschönmattenwag (mit oer Zugs-
richtung durch Heddesbach) eine Bereinbarung
zwischen den beiderseitigtn Regierungen zu
Stande gekommen ist. Mit dem Bau der
Schönauer Straße wird auf badischem Gebiete
alsbald begonnen werden. — Auch die Straße
von Schriesheim über Wilhelmsfeld nach Alt-
neudorf wird alsbald in Angrisf genommen
werden.

Aus Baden, 30. Teptbr. So viel
man vernimml, ist eine Vorlage über Erhöhung
der Schullehrergehalte fnr den nächsten Land-
tag sicher. Von den grüßern Arbeitcn politischer
Haltung verlautel dagegen, mit Ausnahme des
Preßgesetzcs, iu neuer ^it wcuiger. — Jeden-
fallS wird noch ein mcitcrcr Entwurf einge-
bracht wcrdeu, nämlich die Revisiou der aka-
demischen Gesetze, die längst cin Bestrcben der
Studentenschaft war. Mit viesem letztcru Ge-
geustande hat sich die Kammer schon seit Jah-
ren auf Petitionen hin bcschäftigen müffeu,
und hat die Umarbeitung der bestehendeu Ge-
setze dadurch mehrfach angeregt. Die Bildung
einer streng demokratischen Partei wie solche
in Darmstadt am 18. d. M. zu «Dtande kam —
so wünschenswerth sie an und für sich als Ge,
gensatz zum anderkl (ultramontanen) Extrem
wäre, wird in uüscrm Lande wahrscheinlich keine
besondere Propaganda machen, da wegen dem
liberalen System der Regierung für eine weiter
nach Links gehende politische Richtung wenig
Boden vorhanden ist. — Was der Fortschritts-
partei bei uns Noth thut, und worin ihre
Sammlung bestehen soll, ist im Gauzen in der
Dcnkschrift dcs Abgeordneten v. Feder (der wir


einen besondern Aufsatz widmeN) angegeben.

— Aus der Pfulz, 30. Sept. Unserm
Artikel in Nr. 187 über die mangelhafte Ver-
tretung der Lehrer in dcm Ortsschulrath ist in
der heutivgcn Nr. Jhres Blattes eine sreunv-
lich gehaltene Belcuchtung „vom Schwarzwald"
zu Thoil gcwordcn, in welch.er zwar der Rich-
tigkeil unserer Rüge Anerkennung gczollt, un-
fer Vorschlag zur Hcbung des ÜebelstandeS
aber nicht für genügend erachtet wird. Der
Herr Gegner, welcher vcrmuthlich dem Lchrer-
stande angehört, ist nämlich der Meinung, daß
da, wo mehrere Lehrer an einer Schulc wit!-
ken, sämmtliche Hauptlehrer im Ortsschul-
rathe Sitz und Stimme erhalten sollten. Diesc
Forderung geht offenbar zu weit, denu eS
würde dadurch das Gleichwicht der Berathung
und Beschlußfaffung gestört und eine einseitige
Behaudlung der zu erörternden Fragen herbei-
gesührt. Das Aeußerste, was wir unserm
Gegner eiuräumen können, wäre das, daß in
solchen Sitzungen, in welchen vorzugsweise
„innece Schulfragen" zur Verhandlung kom-
men, mehrerc oder auch alle Lehrer als Sach-
verständige beigezogen würden, wobei eS
aber hinreichend wäre, den einzelnen Lehrern
nur eine berathende, und nur dem Ge-
sammtpersonale oder jeinem Vertreter eine
zur Beschlußfassung mitwirkende Stimme zu-
zuerkennen. Bei allen anderen die Ortsschul-
verwaltung betreffenden Fragen aber, ' und
inSbesondere bei denjenigen, in welchen das
Jntereffe der Gcmeindc mit demjenigen der
Lchrer in Conflikt geräth, wäre es vollständig
unbegründet, jedem Lehrea^, deren cs an den
Schulen größerer Städte Dutzende gibt, Sitz
urkd Stimme einzuräumcu; es hieße dies nichtS
AndereS, alö die Lehrcr zn Richtern in ihrev
cigenen L-ache erheben. Wenn unsere Schwarz-
wälder Gegner- gegen unsern Berbesserungs-
vorschlag einwendet: daß der seine Collegcn
vertretende Lehrer „in sehr pielen FLllen gar
nicht zum VorauS wisse, waS im OrtSschulralh
verhandelt wird, und sich däruin auch uicht
mit seinen Amtsbrüdern dstrnber beralhen
kann"; fo bleibt dkser Einwastd auch alsdann
ftehen, wenn sämmtliche Lehrer beigezogen
werden, und die Confusion so vielcr nicht vor-
bereiteter Köpfe, die nicht gerade allc an öin
schnelleS Denken gewöhnt sind, wird nur um
so größer werdeu. Wir müssen daher unsern
Vorschlag in der Hauptsache feHalten, beschei-

lichfte aller seiner Arbeiten werden, indem wir
glauben, daß diese Art hitzorischer Forschung scin
eigentlichcr Beruf sei, und vaß eine gründliche Be-

aus ihneu entstandenrn Trrritorien dic wahre
Grundlag^e einer Landesgeschichte bilden müffe. So
langc diese wichtige Vorarbeit nicht in umfassender,
möglichst rrschöpfcnder Weise geleistet ist, wird auch
nicht die rechtc Klarheit und das rechte Verständniß
in die Darstellung der so wechfelvollen und man-
nichfaltigen geschichtlichcn Begcbenheiten unsereS
nahern Vätcrlandes gkbracht wcrden können. Befitzt
man aber cinmal cin solches Wcrk, so wird das-
sclbe in Verbindung mit Leichtlin'S „Schwaben
unter den Römern", mit Mone's „Urgcschichte
von Baden", mit Vierordt's „Geschichte der Re-
formation in Baden" und anderen derglcichen Wer-

Benützung dcr zahlretchcn aus früherer Und nellcrer
Zeit stammcnden Monographien, der Bau einet

§* * Badische Hiftoriographie.

(Lchluß.)

Uschen Geistlichkcit des Landcs einc Gesellschast sür
Bearbeitung und Herausgabc von Urkunben. und
andern quelleumäßigen Schriften zur Gcschichte der
Kirchen deS Erzbisthums Freiburg. So viel
^ir bören, soll an dcm ersten Hcfte ihrer Ver-
äffkntlichungcn bercits gearbeitet werden. Diese
Publicationen könnten cine Fortsetzung von N eu-
g^arts Urkundenbuch, Geschichte des BisthumS

^aß fich in dicse wisscnschaftliche Zeitschrift keine

wöchten. Wie gernc erkennen wir'eS an, daß sich
in dieser Beztehung die Badenia. ungeachtct
ihrer populären Form, in wohl gemessenen Schran^
ken hält.

aufgeführten Quellenwerkc und Zeitscbriflen gibt
es aber noch andere Männcr in Baden, welche
die historische Litcratur deS LandeS durch gründ-

Baden unternommcn worden. Der verstorbene
Gcheime Hofrath Vierordt hinterlicß etne ein-
gehende badiscke Gcschicbtc bis zum 15 Iahvhun-
dert, welche jüngst im Drucke erschiencn ist. Die-
selbe behandrlt hauptsächlicb die keltischr, römische
und germantsche Periode, indem fie aus der darüber
schon reichlich vorhandeuen Literatur alleS Wesent-
Uche in einfachcr Darstellung mitthcilt. Archivrath
Bader bescdäftigt sich, wie wir vernehmcn, scit
längcrer Zeit mit einer Territorialgeschichte
unfcres LandcS von den Zciten drr Gauverfaffung
diS zum Beginnc drs GroßherzogthumS, welcher
eine Angabe der verschiedenen KreiS- und Amts-
 
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