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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0051

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Hkidtlbrrger Zrilung.

Kreisverkündiguiigsblatt für den Kreis Heidelberg MS auitliches Berkündigungsblatt für die Auits- und Antts-
Gerichtsbezirke Heidelbcrg und Wiesloch und den Amtsgerichtsbczirk Neckargemünd.

M 1«». Samstag, IS. Zuli 18«L.

Bestellungen anf die „Heidelberger
Zeirung" nedst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Juli 18«S begonnene 3. Quartal
werden fortwährend angenommen.

Die Expedition

* Politische ttrnschau.

* Jn der „Angsb. Allg. Ztg." haben sich
unlängft Stimmen aus dem ultramontanen
Lager erhoben, welche unter anderm in Bezug
auf die Kreisschulräthe (in Baden) verlangen,
daß der Kirche ein Veto eingeräumt werden
müsse, für den Fall, daß etwa die Regiernng
Jemanden für eine solche Stelle ernennen würde,
welcher mit der Kirche und den Sacramenten
keine genügende Gemeinschaft bekundet habe.
Ferner wurde die Trennung des Oberschulraths
in 2 Abtheilungen, eine katholische und eine
evangelischc, und ebenso die Aufstellung con-
fessioneller Kreisschulräthe gefordert, und dcr
Wunsch und die Hoffnung ausgesprochen, daß
dies Alles auf dem Wege der Gesetzgebung zu
Stande gebracht werde. Was die ultramontane
Partei hiemit bezweckt, ist augenscheinlich. Sie
will vor allem untersuchen, ob die zu bestellen-
den Kreisschulräthe den nöthigen Hang für ihre
eigenen Tendenzen haben, um dann zu prote-
stiren, wenn ihnen diese Nichtung nicht anklcbt.
Das Ernennungsrecht der Regierung wäre da-
mit in eine bloße Präsentation verwandelt, und
es wäre die Ernennung selbst factisch Sache
dcr Curie. Und dieses hofft man vollends
unter Mitwirkung der Gesetzgebungsfactoren zu
Stande zu bringcn. Eine Gesetzesänderung in
einem solchen reactionären Sinne durch die
Kammer gehört heute in das Gebiet des Un-
möglichen; und es liefern solche Zumuthungen
nur von Reuem den Beweis, daß Untcrhand-
lungen mit den ultramontanen Mächten, im
Großen wie im Kleinen, eben zu keinem Ziele
führen werden.

Die „Nordd. Allg. Ztg." sagt: Wenn Oester-
reich sich entschlösse, die augustenburgische Mit-
regierung, welche einen Hochverrath gegen die
gemeinschaftlichen Souveränetätsrechte der bei-
den legitimen Landesherren involvire, zu besei-
tigen, so würde cs wieder den Standtpunkt vor
dem Wiener Frieden einnehmen, welchen es
dadurch verlassen, daß es einem Prätendenten

Vorschub leistete, dessen Ansprüche rechtlich nicht
festgestellt werden könnten, bevor die Ansprüche
der übrigen deutschen Fürsten überhaupt er-
wogen seien. Die Begünstigung der Regierung
des Prätendenten sei vom Cabinet Schmerling
hcrbeigeführt worden und müsse in der einen
oder der andern Weise ein Ende finden. Sollte
daher die Zeitungsnachricht sich bestätigen, daß
Oesterrcich ein Alternat im Overbcfehl bean-
tragt habe, so ist unseres Erachtens die Dtel-
lung der preußischen Truppen unter das Com-
mando Oesterreichs jedeizfalls so lange unzu-
lässig, als die augustenburgische Parteiregierung
bei Hrn. v. Halbhuber eine Stütze findet."

Der „Rheinischen Zeitung" zufolge habe man
sich iu Karlsbad zu einer Politik entschlossen,
die, von langcr Hand vorbereitet, jetzt zum
Durchbruch gelangeu soll. Die Cabinette von
Berlin und Petersburg hälten in Paris ein
Schiedsgericht europäischer Fürsten für die Sou-
veränetätsfrage der Herzogthümer beantragt.
Dieser Vorschlag habe in Paris dankbare Zu-
hörer gefunden, weil dort die guten Beziehun-
gen zum russischen Hof mil Eifer unterhalten
würden. Die russischen Vertreter hätten sich
an mehreren deutschen Höfen entschieden gegen
ein vorgängiges Votum der schleswig-holsteini-
schen Stände in der Souveranetätssragc aus-
gesprochen. Es sei von dieser Seite erklart
worden, daß dem monarchischen und Legitimi-
tätsprincip eine gewaltige Schädigung wider-
fahren würde, wenn die Vertreter des Volkes
anstatl der Fürsten das Urtheit zü sprechen
hätten.

Die Großwähler des Grundbesitzes im Her-
zogthum Nassau wählten ebenfalls fortschritt-
lich; Wiesbaden: Hrn. Dr. Siebert; Limburg:
den Gutsbesitzer Münch. Sonst sind noch keine
Wahlen bekannt. '

Nach der „Volkszeitung" hat ein Kaufmann
in Königsberg an das Obertribunal das Ge-
such gerichtet, ihm zu erlauben, für den Dr.
Joh. Jacoby die bmonatliche Gefängnißstrafe
zu bestehen. Sein Gesuch ist als gesetzlich un-
statthaft zurückgewiesen worden.

Aus Düsseldorf ist vor einigen Tagen eine
Anerkennungs - und Vertrauensadresse an den
Ministerpräsidenten v. Bismarck abgegangen!

-Das „Pays" widerlegt heute mit großer Be-
stimmtheit an der Spitze seines Tagesberichts
die Congreßnachricht. Das officiöse Blatt hat

die vollkommene Gewißheit, daß diese Nachricht
auf keiner Thatsache beruht, daß gar Nichts
daran wahr und begründet ist. Die „Patric"
beschränkt sich daraut, auch fernerhin die Rich-
tigkeit der Nachricht in Zweifel zu zichen.
Ebenso die „Presse" , während die „Frauce",
nach ihrem gestrigen Dementi, heute völlig
schweigt.

Der neueste „Moniteur" bestätigt die guten
Beziehungen Frankreichs zu den amerikanischen
Unionsstaaten. — Drouyn de Lhuys und
O'Donnell werden der Zusammenkunft des Kai-
sers mit der Königin Jsabella von Spanien in
San Sebastian beiwohnen. — Officiös ist bis
jetzt der projectirte Fürstencongreß noch nir-
gends dementirt.

Aus Neuyork sind mit dem neuesten Dampfer
„Hibernian" kein e politischen Nachrichten von
Wichtigkeit eingetroffen.

D e u t s ch l a n d

Karlsruhe, 11. Juli. Gegenüber mehreren
Stimmen «in öffentlichen Blättern ist der „S.
M." in der Lage, bestimmt versichern zu kön-
ncn, daß die großh. Regierung keine Vorlage in
Bezug auf den Bestand der bcidcn Kammern dem
nächsten Landtag unterbreiten wird. Diese hoch-
wichtige Frage kann bei dem massenhaften Stoff,
der zur Bearbeitung vorliegt, nicht gründlich
gcnug erledigt werden, und es soll deßhalb ein
spätcrer Landtag hierüber eutscheiden. Das Preß-
und VereinSgesetz wird dagegen sicher der stän-
dischen Mitwirkung in der nächsten Sesston
übergeben.

II Aus dem Scbulbezirke Heidel-
berg-Mannheinr. Das Nccht des Staats,
der Gemeinde und Familie an die Volksschule
wird in den vcrschiedenen Schichten unserer
Bevölkerung, einige Verblendete oder Jrregy-
leitete ausgenommen, immer mehr erkannt und
gewürdigt; allgemein wünscht man daher auch
ein ungesänmtcs Vorgehen der Regierung mit
den noch ausstehenden Bestandtheilen der neuen
Schulgesetzgebung, die eine Forderung der Ge-
rechtigkeit und des vorgeschrittenen Geistes der
Zeit ist, der sich nun einmal nicht länger in
den althergebrachten Banden gängcln läßt. Von
dieser Anschauung geleitet, versehen denn auch
die Ortsschulräthe, wie von vielen Seiten her
bestätigt wird, ihre dienstlichen Functionen mit

Zum deutschen Schützenfesi.

Bremen, 10. Iuli. Gestern fand auf bem
Festplcitz des deulschkn Bundesschießens das von
dem Ccntralcomitc angcordnete Probeessen statt,
an wclchcm an 1300 Personen Thcil nahmen und
wclches sich zugleich zu einer Vorfeier des Festcs
selbst gestaltcte. Die Gebäude des Festplatzes waren
mit deutschen Fahnen gcschmiickt. Mittags IVr Uhr
versammeltcn sich die Theilnehmer, Herren und
Damen, in der Festhalle und nahmen an den
Tischen der inneren Halbkreise Platz, voll Erwar-
tung der Dinge, die nun kommcn sollten, vorbe-
reitet, die Leistungen des Wirthschaftscomites scharf
zu critisiren. Als nach einem Trompctentusch die
Suppe aufgctragen wurde, bcgrüßte fie ein der all-
gemeincn Erwartung abgepreßter Bcifallsruf. Die
Suppe bestand die Probe rühmlich, und um es
gleichwohl vorweg zu sagen, das Effen entsprach

Schützknwein verdient unbedingt daö Prädicat gut.
Das Mahl ersüllte aber, wie gesagt, ncben der
matertellen Seite deS Probirens auch die höhere

l wird. Von den Toastcn galt der etste, der des
: Herrn Buff, Vorsitzender des Eentralcomites, zuerst
! den Bewohnern Bremens den Dank auszusprecheu

^ Gange brachte Herr Dr. Schumacher rin Hoch auf
; das Fest, deffen Sinn und Bedeutung der Redner
! in der Ausgleichung der in unserm Volke leider

j Hoch widmete. Herr FabriciuS aus Frankfurt a. M.
i wird mit Beifall begrüßt, als er die Reduerbühne
! betritt, um folgenden Trinkspruch auszubringen.

! „Verehrte Anwesende! ES wurde Ihnen soeben in
! so schönen beredten Worten die Bedeutung des
^ deutschen Schützenbundes auseinandergesetzt. Jch

noch hebtS mir die Brust, wenn ich daran denke,
welche Bedeutungen die praktischen Sckweizcr die-
sem unsern deutschen BundeSschießen beilcgrn, mit
welcbrr Liebenswürdigkeit die Deutschen dort em-
pfangcn worden sind. Was aber kann allein dtesen
Bund kräftigcn und stärken: Es find eben die
kleinen Gauschießen neben den größeren Festen.

fnhlen und empfinden lernen, daß fie zu einander
gchören. Feste von solcher Ausdehnung aber, wie
unser heuriges, wie fie allerdings für Deutschland
nöthig find, bedürfen großer Vorbereitungen und
Anstrengungen! Ehre den Männern, die sich dieser
Mühe unterzogen haben. Keine lange Rede! Ich
fordere Sie also auf mit ganz kurzem Wort(Bravo),
mit mir ein Glas zu leeren auf das Wohl der
Manner, die für Bremen es unternommen haben.
Die Eomite's für das bremische Schützenfest, fie
leben hoch! (LebbaftcS Bravo und Zustimmung.)
Herr Dr. A. Meyer feierte in einem schwungvollen
Rrtmtoaste die Bremer Frauen, deren PatriotiS-
mus einst Mar v. Schenkendorfs Muse begristert
 
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