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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0041

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Ueidtibcrgtr Zeilung.

Kreisverviildigllngsblatt für den Kreis Heidclberg und amtliches Berkündigungsblatt für die Autts- und Aints-
Gerichtsbezirkc Heidclbcrg und Wiesloch und den AmtsgerichtSbezirk Neckargemnnd.

R- 182. Donnerkag. 13. Zuli


L8«S.

Bestellungen auf die „Heidelberger
Zeirung" nebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Juli 186S begonneue 3. Quartal
werden fortwährend angenommen.

Die Gxpedition

* Politische Ilmschau.

* Napoleon III. ist nach neuesten Berichten
abermals mit einem Congreßvorschlag hervor-
getreten. Es hat nichtS Unwahrscheinliches,
wenn das Project diesmal mehr Erfolg hat,
als im vorigen Sommer. Damals stand als
abmahncndes Schreckbild die Eventualität eines
europäischen Krieges dem Congresse im Wege,
eines KricgS, der aus dem Cong resse selbst
möglicherweise leicht entspringen konnte. Heute
ist die Situation eine andere und mehr des
Friedens sichere. Die ganze Welt sehnt sich
nach einer Zertheilung der Wetterwolken, die
über Mitteleuropa immer schwerer und schwärzer
sich angesammelt haben. Polen, die Elbherzog-
thümer, die deutschen Bundeswirren, die italie-
nische Frage, und was für Oesterreich und
Frankreich gegenseitig daran hängt, die Stellung
Roms zu dcr europäischen Entwicklung, das
Verhältniß der Pforte zu ihren Vasallenstaa-
ten, zu dem durch die Jonischen Jnseln ver-
stärkten Griechenland, die Krisis in Spanien —
diese und vicle andere europäische Angelegcn-
heiten sind geeignet, auch England dieses Mal
geneigter zu machen, den» Project des Kaisers
Napoleon weniger mißtrauisch, als im vorigen
Sommer zu begegncn. Die Verhandlungen
gehcn jetzt schon rasch voran; und es wird ge-
meldet, daß Rußland bereits seine Einwilligung
zu dem Congresse ertheilt hal, und daß allem
Anscheine nach auch Oesterreich dazu geneigt
sein wird, dagegen die Zustimmung Preußens
bis jetzt noch verfrüht sei.

Ueber die Feier des herzoglichen Geburts-
tatzs liegen ausführlichere Berichte aus Altona
und Kiel vor. Den Hamb. Nachr. wird aus
Altona vom 6. Juli geschrieben: Mit dem
Morgenzuge kamen reichlich 100 Deputirte der
verschiedenen Kampfgenossenvereine des Landes
an, dann sehr zahlreiche Vertreter der schles-
wig-holsteinischen Vcreine, Communebeamte und
Deputirte aller Corporationen, sogar aus den
nördlichsten Städten Schleswigs, ebenso waren
die nördlichsten ländlichen Districte Schleswigs,

Die Neckarfahrt

Wohl war dic Fahrt so wonnereich,

Beglückt der Freunt-e Chor; —

Ihr habt's gewollt, ich führ' fie Guch
Hier zur Erinnerung vor:

Wie fie von Neckarstetnach ging
Hinab den stillen Strom —

Und wie so hehr und glänzend hing
Der Mond am Himmelsdom.

Der Blick zuriick: Wie kecklich schaut
Die „Schwalbe" von der Höh!

Und dann das Schlößchen, warm und traut,
Hold wie ein Sitz der Kee!

Des Waldes Kranz, daS dunkle Grün,

In dcm die Burgen steh'n!

Und wie die weicken Wellen zieh'n,

In die fie nieder seh'n!

DeS DilsbergS alte Feste ward
Noch weir hinab gegrüßt,

Noch von der Gluth — so licht und zart —
DeS SonncnstrahlS geküßt.

tdie Jnsel Alsen, auch die friesischen Jnseln ver-
reten. Um 11 Uhr fuhren die Deputationen
der Kampfgenossen uach Nienstädten zur
Gratulation; die Landleute hattcn es sich nicht
nehmen lassen, mit ihren Fuhrwerken die Be-
förderung derselben zu übernehmen. Jhnen
folgten die Deputirten der schleswig-holsteini-
schen Vereine des Landes, während eine große
Anzahl von Deputirten der verschiedenen Com-
munen, der Geistlichkeit, der Ritterschaft, mehrere
Consuln verschiedener Staaten in Hamburg in
fünf Wagen, sowie die im hamburgischen Dienst
stehenden Offiziere, welche in der ehemaligen
schleswig - holsteinischen Armce gedient haben,
für sich allein den Weg nach Nienstädten ein-
schlugen. Die Mitglieder der verschiedenen De-
putationen hatten vor ihrem Hinausfahren eine
von Dr. Lorentzen in Schleswig entworfene
Gratulationsadresse unterschrieben. Das Gym-
nasium feierte den Tag durch eine von dcm
Dr. Henrichsen gehaltene Rede. — Aus Kiel
berichtet die Kieler Ztg.: Die Universitätsfeier
(durch ein Universitätsprogramm mit einem
Aufsatz von Prof. Harms „über den Staat"
eingeleitet) ging vor einem zahlreich versam-
melten Publikum vvr sich. Prof. Dr. Forch-
hammer entwickelte in ^stündiger Nede ein
treues Bild der Zustände der Herzogthümer
unter der Dänenherrschast und stellte die end-
liche Befreiung als eine unabweisbare historische
Nothwendigkeit dar. — Die „Kreuzztg." be-
richtet aus Kiel folgende Details: Ein hiesiger
Bürger hatte eine mit dem Namenszug Frie-
drichs VIII. versehcne neu angefertigte Fahne
ausgehängt. Die Polizei intervenirte „selbstver-
ständlich", die Fahne mußte eingezogcn werden
und durfte erst, nachdem der Namenszug über-
näht, ihren alten Platz wieder einnehmen. Ein
Anderer hatte auf einen in der Haüptstraßc
angebrachten großen Ballon den Spruch gesetzt:
„Und wenn die Welt voll — wär" u. s. w.
Den Gedankenstrich sollte das Publicum statt
„Teufel" mit „Preußen" lcsen.

Der Generalsecretär der österr. Nationalbank,
Hr. v. Lucam, ift in die Schweiz abgereist.
Von dessen Candidatur für das Finanzmini-
sterium ist also wohl keine Rede mehr.

Die erften Wahlen ins engl. Parlament stnd
den liberalen Candidaten günstig ausgefallen.

Die Opposition hat bei den Wahlen in Lis-
sabon gesiegt.

Jn der Sitzung der spanischen Cortes vom

Wie ist ja doch so schön die Welt,

Wenn Frieo' auf unsrer Bahn;

Wie fuhr doch unter'm Himmelszelt
So lieblich unser Kahn!

Doch jetzt — eS wandte sich der Lauf
Ncckargemünd vorbei;

Da untrn stolz und frei.

Vom Abend sanft umstrickt —

Und wie der Mond so ahnungsretch
Aus setner Höhe blickt!

Geleitcte drr Abendstern
Jhn dock so nah*) und treu;

Wie sahen wir zu Beiden gern, —

DaS Herz ward warm dabei.

Wie lag da — sonst so schmuck und frtn —
DaS Ziegelhausen still;

Da lag's in Duft und Stlberschein,

Ein schwcigendeS Jdvll.

*) Am 6. e.

7. d. M. wies der Minister des Auswärtigen
sehr entschieden das Auftreten des Hrn. Nocedal
zurück, den er beschuldigte, Wiederstand gegen
die Gesetze geprcdigt zu haben unter dem Vor-
geben, daß die Gesetze dcn gesetzlichen Vorschrif-
len zuwider liefen. Der Minister zeichnete
scharf die sich so nennende „katholische" Partei.
„Diese Faction, rief der Minister, proclamirt
den Ungehorsam gegen die Gesetze des Landes
und appellirt an die Revolution und den Bür-
gerkrieg, nicht indem sie sich auf die Straße
stürzt, sondern indem sie die Gewissen beun-
ruhigt und für eine religiöse Frage ausgibt,
was nichts als eine politische Frage ist." —
Hr. Nocedal fand es geeignet, seinen so pomp-
haft eingebrachten Antrag in möglichst geräusch-
loser Weise zurückzuziehen.

Den bei dem Aufstande in Syrien bethei-
ligten Führern hat der türkische Sultan eine
vollständige Amnestie bewilligt. Dem „Levant
Herald" zufolge ist diese Begnadigung lediglich
den Bemühungen und dringenden Vorstellun-
gen Ab-del-Kaders zu danken, welcher eigenS
zu diesem Zwecke seine Reise nach Konftanti-
nopel unternommen hatte.

D e u t s ch l a r, d

-t- Vom Neckar, 4. Juli. Um die in
der Ncubildung begriffencn politischen und so-
cialen Zustände der nordamerikanischen Frei-
staaten gehörig beurtheilen zu können. wird es
zweckdienlich sein, die Zahlenverhältnisse der
sklavenhaltendcn Bevölkerung, wie solche in einem
kürzlich erschienenen statistischen Wcrke aufge-
stellt worden sind, gehörig zu kennen und einer
nähern Prüfung zu unterwerfen. Die Süd-
staaten, welchc dereinst auS der Union getreten
waren, hatten zusammen eine Bevölkerung von
etwa 10 Millionen Seelen, darunter waren
3,953,342 Sklaven und 384,884 Sklavenbe-
sitzer. Von diesen Letztern besaßen 77,333 nur
je einen und mehr alshöchstens 9 Sklaven,
so daß es also in dem ganzen Gebiete der Se-
cession nur ca. 108,000 große Grundbesitzer gab,
die für die Bearbeitung ihrer Pflanzungen über
10—1000 Sklaven verfügten. Sie bildeten die
Aristokratie der südlichen Pflanzer, deren Exi-
stenz durch die Sklaverei bedungen war, und
die daher auch kein Mittel. selbst das des Ver-
raths und des Bürgerkriegs scheuten, um die
Fortdauer dcrselben sicherzustellen. Diese großen
Pflanzer waren es denn auch, die den Sklaven

Bald burch der Berge Schatten links
Zog zauberhaft der Kah»;

Bald wieder blickt ber Mond — da ging's
Htnab die lichte Bahn.

Dock seht nur, seht den vollsten Glanz
Ob Musenstadt und Schloß! —

Adieu!-Und Irder fühlle ganz

Das Glück, das er genoß.

Strathmaan.

Ver Schützen-/eftp1atz in Sremen
wird in der am 2b. Juni erschienrnen Nr. 2 deS
Festblattes in folgcnder Weife beschrteben:

Wir wenben unS, vom Bahnhof kommend, über
den anstoßenben freien und durch junge Anlagen
versckönten Platz hinweg auf die Straße, welche
in ziemlich gerader Richtung birect zur sog. Bür^
gerweide, zum Frstplatze, führt. Von der Etsen-
bahn, unter welcker die Straße htndurchgeht, haben
wir noch etwa 800 Schritt biS zur Eickenallee, jen-
seitS welcher der Fcstplatz liegt. Schon von ferne
schtmmern uns die Bauten brS KestplatzeS entgegen.

Wtr stehcn vor dem EtngangSportal, rtnem statt-
 
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