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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0042

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als bloße Waare, als eine Art Hausthier be-
handelten. nnd die sclbst auf dcn von skiner
Handarbeit lebenden Weißen als aus eine nie-
drigere Race mit Verachtung herabblickteü. Ans
ihrer Schule gingen denn auch Fanatiker, wie
Booth und GeUossen hervor, die Meuchelmord
und Brandstistung als edle patriotische Thalen
betrachten. Diescn großen Pflanzern wird nach
der Aufhebung der Sklaverei nichts anderes
übrig bleibcn, als ihre ungeheueren Besitzungen
brach liegen zu lassen, oder sie zu parzelliren
und an einzelne Käufer oder Pächter abzugeben.
Mit dieser Zcrstückelung des großeu Grundbe-
sitzes wird aber auch die Aristokratie der Skla-
venhalter und ihr Einfinß gebrochen, die Ur-
heber der Rebellion werden künftig machtlos
und die Hoffnungen der Freunde des Südcich
auf einen neuen Versuch zur Auflösung der
Union anf langc hin vereitelt sein. Jn den
Verhältnissen der großcn Mebrzahl kleincr Skla-
venbesitzer, die ihre Schwarzcn bisher schon
gewisscrmaßen als Diener, ja als Familien-
glieder behandelten, wird durch die Aufhebung
der Sklaverei we.nig geändert werden; fie wer-
den mit der ärmercn weißen Bevölkcrung und
ven sreigewordenen Negern nunmehr die Stützen
der neu erstandenen Union in den Südstaaten
sein. —

F Heidelberg, 8. Juli. Trotz des an-
gdblichen Bestrcbens, eine Verständigung mit
ver Regiermtg zu erzielen, und die fricdlichen
Vcrstcherungen überhaupt, die einc Zeit lang
in der clericalen Presse zu finden waren, haben
die ultramontanen Versammlungen und sogen.
wandernden Casinos nicht ihr völliges Cnde er-
reicht; es sind vielmehr solche in neuercr Zeit
ivieder abgehalten worden, und sie werden jetzt
zu dem Zwecke fortgesetzt, um auf die bcvor-
stehenden Wahlcn zu den Kreisversammlungen
und zur zweiten Kammer einzuwirken. Viel-
leicht werden die Bemühungen der kleinen, aber
rührigen Partei an einzelnen wenigen Orten
auf einen Erfolg zu rechncn habcn, besonders
wenn man liberalerseils ihnen nicht ernstlich
entgegenarbeitet. Wenn die Ultramontanen aber
auch einige Wahlresultate erzielen, so wird dieses
unserem politischen Lebcn keinen Schaden brin-
gen. (Denn hiezu ist ihre Partei zu klein und
die möglichcrweise von ihr zu erzielenden Er-
solge zu gering.) Vielmehr dürften anderer-
seits die Kammerverhandlungen an Fürbe und
Lebhattigkeit nur gewinnen, und für dieselben
auch auf liberaler Seite ein noch bedeutenderes
Jnteresfe rege machen, als bisher.

-s* Äus Baden, 7. Juli. Wir haben vor
wenigen Tagcn in diesem Blatte Unsere Hoff-
nung in Bezug auf den dringend nothwendigen
Abschluß einer Handelseinigung mil dem König-
reich Jtalien auf das deutsche Volk und seine
Dertreter gesctzt, nachdem ein Theil seiNer Staats-
lenker in so unverzeihlicher Weise hier die Jn-
tercssen des dentschen Gewerbfleißes und Han-
dels veralteten Vörurtheilen zu lieb vernach-
läffigen und befchädigen. Wir haben schließlich
die Erwartung und den Wunsch ausgesprochen,
daß die cbeu versammelten Kammern deutscher
Stämme die Sache sofort in die Hand nehmen
möchtcn. Wir können nur mit inniger Freude

lick mit zwei Thürmen versehenen Thor. Zn deiden

hat.

Der eigentliche Festplatz hat eincn Fläckeninhalt
von 1 Mill. Quadr.-Fuß. Den Mittclpunkt deffelben

der Gabentempel, der in feinem unteren Tbeil in
Form eines Achtecks crbaut ist. Dieser llnterbau
bestebt aus einer Terraffe, welche fich um den Tem-
pel sckließt. Dieser selbst hat an allen 8 Seiten
hohe Fenster, durck welche man von ber Terraffe
aus vie in seinem Jnnern aufgrstelltcn Festgaben
beschauen kann. Der Tempel spitzt fich thurmartig
nach oben zu und hat bis zu seinem Knopf cine
Höhe von 50 Fuß.

Üllir steigcn von der Terraffe des Gabentempels
eine breite, bequeme Treppe hinab und schrn aüf
1Ä0 Sckritt Entfernung gerade vor uns die Fest-
dalle. Jhre Fayade, bie Vorhalle, macht in ibrer

berichten, daß unser Wnnsch zunächst in un-
serem Nachbarlande Wnrtcmberg Beachtung
fand.

Der Abgeord. Hölder hat in der gestrigen
Sitzung der Kammcr der Abgeordneten die
Sache zur Sprache gebrachl. Die Vortheile
eines Handelsvertrags mit dem Königreiche Jta-
lien, bcmerkte derselbe, würden wesentlich den
deutschen Staaten zu gut kommen; das von
Jtalien gestellte Verlangen nach vorangehender
Anerkennung sei an sich berechtigt und eine
Ehrensachc für Jtalien. Leider aber setzten die
Regierungen einiger kleiner deutschen Staaten
die Jntercffen ihrer LäNder — man kann sagen
von ganz Dentschland - pnren vynastischen
Vorurtheilcn oder ihrer Unterwürfigkeil gegen
die österreichische Hauspolilik hintan. Hölder
hält die Negierung für verpflichtet, söfort alle
Schrittc zu thun, um zu einem Handelsver-
trage mit Jtalien zu gelangen. Jetzt rönne
der Minister des Auswärtigen (v. Varnbühler)
zeigen, ob er ein wirklicher und selbstftändiger
Stäatsmann sci. Redner stellt den Antrag: die
Kammer wolle an die Staatsrcgiernng die drin-
gende Bitte richten, dieselbe möge mit Rücksicht
auf die durch eincn längern Verzug gefährdeten
gewerblichen und Handelsintereffen des Laudes
die dem Abschluffe eines Handelsvertrags zwi-
schen dem dcutschen Zollverein und Vem König-
reich Jtalien entgegenstehenden Hindernisse, so-
weit es an ihr liegt, durch Anerkcnnung des
Letztern bcseitigen.

Minister v. Varnbühler drückt hierauf den
Wunsch aus, daß der Antrag an dic volks-
wirthschaflliche Commission zur Berichterstat-
tung verwiesen.merde, damit der „hochwich-
tige Gegenstand" einer allseitigen ernstlichett
Prüfung unterzogen wcrde. — Der Hr. Mi-
nister hat mit diesem Wunsche offenbar aus
der Säckgasse sich zurückziehen wollen, in welche
er stch vor wenigen Wochen bezüglich des italie-
nischen Handelsvcrtrages mit seiner österreichisch
freundlichen Pvlitik verrannl hatte. v. Darn-
bühler hat wohl hintenher erfahren, daß Oester-
reich selbft bereits seit Ansang der 18o0-er
Jahre einen Handelsvertrag mit vem verhaßten
Jtalien besitzl, und daraus große Vortheile
ziehl, während gewisse treudevole deutsche Mil-
telstüaten Bedenken zeigen, mit demselben Jtalien
in Handelsverbindung zu trcten.

Die würlembergischc Kämmer entsprach übri-
gens dem Wunsche des Ministers, um dem
Manne, der sonst in neuester Zeit, namentlich
durch den von ihm mil vieler Energie betrie-
benen Cisenbahnbau in Würtemberg eine ge-
wiffe Popularität erlängr hal, eine Ehrenrel-
tung iciner staatsmännischen Befähigung nicht
äbzüschneiden. An einem befriedigenden Aus-
gang dieser hochwichtigen Angelegenheit ist nicht
mehr zü zwcifeln. Würtemberg wird das Köüig-
reich Jtalien anerlkennen, Und damit seinerseits
das Hinderniß einer Zoll- und Haüdelseinigung
mit Jtalien entfevnen.

Wir hoffen, und haben guten Grund hierzu,
daß auch in der bayerischen Kammer eine gleiche
Ermannung sür des Landes Znkeressen in
nächster Bälde erfolgen werde. Damil oürfte
zu erwartcn sein, daß auch vie übrigen dlffen-

68,000 Quadr.-Fuß, daranf bcrechnet, daß 4000

großartig angelegt. In feincm Querscknitt stellt
fich uns der Speisesaal als eine Art Bafilika dar,
indem das Dach des iünern Halbkreises um ein
Bedeutendes höher ist, als düs deS äußrren Theiles. !
Den Mittelpunkt des ganzen Raumes, das Centrum !
deö Halbkreises, bildet die Rednertribüne; unter thr ^

tirenden kleinern deutschen Regierungen, nament-
lich Nassau, zu einer gesunden Politik sich be-
kehren werden.

Karlsrude 11. Juli. Jn der Anklage-
Sache gegen dcn Redacteur des „Bad. Beob."
und Rechtsanwalt Lrummel. wegen Gefähr-
dung der öffentlichen Ruhe und Ordnung hat
heute- Vormittag im Sitzungssaale der Straf-
kammer des Kreis- und Hosgerichts dahier die
Verhandlung stattgefunden. Die Verhandlung
währte von 9 bis l^ Uhr. Nachdem der
Dtaatsanwalt die Anklage begründet hatte, und
die incriminirten Artikes des Beobachters ver-
lesen waren, crhielt Herr Brummel zuerst das
Worl zur Entkräftung der Anklage. Er sprach
5/4 Stnnven lang. Außer Lrnmmel sprachen
noch Tchöchlin und Dr. Schulz von Hcidelberg.
Das Urtheil ist von dem Gcrichtshofe bis
nächsten Freitag aufgeschoben.

Schwerrn, 6. Juli. Der Polizcidirector
Blanck in Rostock bringt jetzt die in Sachen
der 43 Mitglieder des Nationalvereins erlas-
sene Cabinetsordre zur Ausführung. Denselben
ist mir Ausnahme von Moritz Wiggers, dem
ein neuer Proccß gemacht werden soll, eine
Polizeiverfügung zugegangen, wonach sie die
ihnen zuerkannten Geldstrafen binnen acht Ta-
gen zahlen sollen. Voraussichtlich werden die
Betheiligten gutwillig nicht zahlen. — Der Ro-
stocker Magistrat hat sich nunmehr an das
schwerin'schc Gesammtministcrium mit dem Ge-
such um Bestellung eines Procurators und Er-
offnung des RechtSweges gewandt, und wird,
wenn abschlägig beichieden, gleich den kabinets-
justizlich Verurtheilten, den Weg der Beschwerde
an den Bundestag auf Gruud des Artikcls 29
der Wiener Schlußacte betreten.

Breslau, 8. Juli. Die unter der hiesigen
Studentenschast versuchte Agitation für völlige
Beseitigung der akademischen Gerichtsbarkeit hat
bis jetzt keinen Erfolg gehabt. Wenigstens ver-
wars cine heute abgehaltene allgemeine Stu-
dentenversammlung nach sehr erregter Debatte
den betreffenden (von der Burschenschaft „Ger-
mania" ausgeh'nden) Antrag auf einc die
Aufhebung der besonderen Gerichtsbarkeit an-
suchende Petition an den Senat; dagcgen ge-
nehmigte dieselbc Versammlung den anderen
Antrag: im Petitionswege eine Modification
der akademischen Gerichtsbarkeit zu erwirkcn.

Wr'en, 10. Juli. Das große Bankhaus
Schullcr und Comp. hat Vergleichsverfahren
angemeldet. Sein Fall ist verursacht durch die
Pesth-Losonczer Eisenbahn. — Professor Karl
Rahl ist gestorben. (Pstztg )

S ch w e i z.

Bern, 10. Juli. Dcr Nationalrath be-
schloß, für Vorberalhung dcr Verfassungsrevi-
sionsfrage eine fünfzehngliedrige Commission
zu bestellen und übermorgen zu wählen. Ein
Antrag Hoffmanns, über die ganze Revisions-
frage zur Tagesordnung überzugehen, hatte nur
6 Stimmen.

I t a l Z e

Matlanb, 4. Juli. Am 30. Juni, gegen
10 Uhr Morgens , entfesselte sich längs der

find zunächst dte Plätze für 24 Berickterstatter, so-
dann die Tafel fur den Bundesvorstand nnd die
Ehrengäste. Von dicsem Miticlpunkte aus lanfen
die Festtafeln strahlenartig aus. Wcnn es über-
haupt möglich ifr, so hofft man durck diese Ein-
richtung es zu errcichen, daß der Redner für den
größten Theil der Anwesenden verständlick wird,
zumal die FefthaUe von der Vorhallc mittelst einer
ganz durchgehenden Wand gctrennt und auf dtese
Weise alle Vorgänge in derselben dem Lärm des
Festplatzes entzogen find. Zwiscken den Festtafeln,
welcke sich stüfenweise um 2 Fuß bis zuletzt 8 Fuß
erheben, laufen breite Gänge für die Kellner.

(Schluß folgt.)

Der Wiener Volkswitz hat sick über den lang-
samen Verlauf, den der Cabinetswechsel nimmt,

Is das Einrige, was g'wiß is,

Daß um Plener's Portefeuille ka G'riß is.

Der in Madrid ersckeinendcn Correspondencia
zufolgc hat ein Dr. Juan oe Dois Almanza auf
der südöstltch von Malaga aclegenen spaniscken
Insrl Alboran ein sehr reickes Guanolager entdcckt.
 
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