Hochwohlgeboren Schreiben vom 14 d. M.
kann ich ein anderes vernünftiges Moliv nicht
unterstellen. als die wohlmeinende Absicht, mich
vor unnützen AuSgaben zu warnen, die ich
auf das bestimmte Fest verwenven möchte. Per-
sönliche Beziehungen, die Euer Hochwohlgeboren
zu solcher Fürsorge für meinen Geldbeutel Ver-
anlassung geben könnten, stehen Zhnen nicht
zur Seite ; und Jhrer amtlichen Stcllung als
PolizeiprLsident der Stadt Köln können keine
Vormundschaflsrechte über mich vindicirt wer-
den. Jch bedauere demnach, Jhrer wohlmeinen-
den Absickt nicht denjenigen Werth beilegen
und nichl diejenigen Rücksichten angedeihen las-
scn zu können, mit welchcn ich sonst gerne
einer mir bewiesenen Wohlwollenheit begegne.
Herr Fr. Rittershaus zu Barmen hat dagegen
das Schreidcn mit folgenden Worten zurückge-
sandt: „8,-. in. Mit dem Bemerken zurück, daß
ich nicht die Ehrc habe, Ew. Hochwohlgeboren
zu kennen, und übrigens in Polizeisachen nur
bas hiesige Oberbürgermeisteramt als meine
oberste Polizeibehördc betrachten kann, welcher
ick mich aber sehr widersetzen würde, wenn
selbige einmal Anforderungen an mich stellen
wollie, zu welchen sie gesetzlich nicht befugt isi."
Ber!in, 20. Juli. Oesterreich gegenüber
tritt jetzt eine Nachgiebigkeit Preußens, jedoch
in beschranktem Maß, hervor. Die neueste
preußische Depesche nach Wien ist versöhnlich
in der Form, beharrt jedoch auf dcn bekannten
preußischen Forderungen. Oesterreich billigt dcn
neuestens projectirten mittelstaatlichen BundeS-
antrag. Es setzt unter Vermittlung Frankreichs
seine Verhandlungen über die Neutralitat Jta-
liens fort.
Bremen, 20. Juli. Um 10 Uhr wurde
heute Morgen in der neuen Börse der Schützen-
tag unter dem Prasidium von Staatsanwalt
Sterzing aus Gotha, Vorstand deS Aus-
schusses des deutschen SchützenbundeS, eröffnet.
Es stnd 58 Mitglieder als Abgcordnete der ein-
zelnen Gauverbande anwesend. Aus dem ver-
lesenen Geschaftsbericht geht hervor, daß der
Schützenbund jetzt 11,809 Mitglieder zahlt, und
zwar: Anhalt 29 , Baden 1149, Baycrn 817,
Braunschweig 353. Hannover 1325, Homburg
26, Hansestädte 938, Mecklcnburg 26, Mittel-
rheinischer Schühenbund 2570, Oldenburg 556,
Oesterreich 269, Preußen 1876, Reuß 24,
Sachsen 626, Schleswig-Holstein 112, Thürin-
gischer Schützenbund 615, Altenburg 19, Wal-
deck 47, Würtemberg und Hohenzollern 432.
Nach Schluß des Geschaftsberichts sind noch
2000 Schützen eingetreten. Man schreitet nun
zur Wahl des nachsten Festorts. Dr. Kopp,
Borftand des Wiener SchützenvereinS und Mit-
glied des Gemeinderaths, empfiehlt Wien zur
Wahl, besonders in Berücksichtigung politischer
Bezüge, um die deutsche Bevölkerung Oester-
reichs ;u stählen für den Kampf mit den fremd-
ländischen Elementen Oesterrcichs, und um die
Thatsache ru constatircn, daß kein Unterschied
zwischen Nord und Süd chcsteht und daß die
schönen Wortc, die hier gesprochen wurden, keine
Phrasen seien. Auch in Bezug auf die mate-
riellen Opfer empfehle sich Wien. Redner
spricht sich auch für einen jahrlichen Turnus
nenmasten erhalten. Gs befinden sich an jedem
Pfriler drei dersetben. Der Feftplatz übt schon jetzt
wahrlich, täglich kann man diesen Prachtbau be-
suchen, man wird stets mit freudiger üeberraschung
dort verweilen. Jm Ganzen enthält die Halle 5969
numerirte Sitzplatze: davon kommen 3360 auf daS
Parterre, die übrigen auf die Galcrien. Stehplätze
sind nicht gezahlt. Das Podium ist für 11,000
Sänger berechnet; auf der rechten und linken Seite
deffclben befinden fich Galerien, nur für Sänger
bestimmr, wo ebenfalls noch 5 — 6000 Personen
Platz finden dürften. Der Wohnungsausschuß wird
vom Publikum wahrhaft belagert, denn jeder drängt
fich jetzt herzu, um einige Sängergäste zu bekom-
men. Wie es scheint, werden kaum Maffrnquartirre
gebraucht werden, geschweige daß SLnger, wie es
früher bestimmt war, nach Ortschaften in der Um-
gegend verlegt würden. Die Theilnabme sür das
Fest tzegt fich ebeu von Tag zu Tag immer mehr,
und die auSgedrhntrn Vorbereitungen laffen im
Voraus das Fest als ein allgemeineS Freudenfest
der deutschcn Schützen-, Turuer- und Sänger-
fefte auS, damit stch das Jnteresse nicht ab-
schwäche. Auf eine deßfallsige Anfrage ver-
sichert Dr. Kopp, daß von Seiten der Behör-
den keine Hindernisse in den Weg gelcgt wer-
den würden, und daß die Bürgerschaft der Sache
günstig gestimmt sein werde. Wien wird dar-
auf mit sast einstimmiger Majorität und unter
den Zeichen lebhaftester Befriedigung zum näch-
sten Festorte gewahlt. Anträge auf 3jährigen
Turnus und auf eine zu erzielende Verständi-
gung mit den Turn- und Sängerbünden. da-
mit jedes Jahr nur ein großes deutsches Vols-
fest stattsinde^ und der internationalc Besnch
zwischcn der Schweiz und Deutfchland erleich-
terr fei, werden angenommen und zur Revision
der neuen, vom deutschen Schützenbuud festge-
setzten Schießordnung, über die vielsache Klagen
laut werdcn, eine tcchnische Commission ernannt.
Von den Reden am gestrigen Bankette, das
wieder nur mittelmäßig besuchl war, dispen-
siren wir uns und unsere Leser ohne Gewissens-
bisse. An den Schießständen ist cS heute nicht
so besetzt, wie gestern, was daher kommen mag,
daß sehr viele Schützen heute mit dem'pracht-
vollen transatlantischen Dampfer „Bremen" in
See gegangen sind. Der Festplatz war gestern
Abend überfüllt, ohne daß sich die Stimmung
wesentlich frischer und anregender gestaltete.
Viele Schützcn sind heute schon abgereist.
Wien, 20. Juli. Oesterreich ^absichtigt
die Regelung des mitbcsitzrechtlichen Verhalt-
nisses durch einen besonderen Slaatsvertrag
mit Preußen. — Graf Belcredi ist hieher
zurückgekehrt.
Rostock, 17. Iult. Die verurtheilten Na-
tionalvereins-Mitglieder werden die ihnen aufer-
legte Geldstrafe zu einem großen Theile nicht
freiwillig entrichten, sondern die Abpfandung
erwartcn, deren erste Stadien das Roftocker
Polizeiamt bereits in Ausführung gebracht hat.
Das neueste, vor einigen Tagen von demselben
erlassene Decret verwarnt dieselben . unter An-
setzung einer achttagigen Frist.
S r a n k r e i ch.
Paris, 20. Die Kaiserin und der kaiser-
liche Prinz sind heute Abend um 5 Uhr nach
Fontainebleau abgereist.
Neueste Rachriehteu.
Petersburg, 20. Juli. Die durch den
Baron Fränkel eingereichtcn Lrtatuten der Ge-
sellschafl des Credit - Foncier wurden am 13.
vom Kaiser sanctionirt. Zwei hervorragende
Punkte zeichnen die Gesellschaft vor allen an-
deren ähnlichen Jnstituten aus: 1) sie emittirt
Pfandbricfe und 5proc. Metalliques; 2) fie
hat das Vorrecht, Pfandbricfe an Stelle der
auf Staatsdomänen aufgenommenen Hypotheken
zu emittiren.
Berlin, 21. Juli, Nachmittags. Fräulein
Matthes vom Hofburgtheater in Wien ist
während ihres Gastspiels hier am Gchirntyphus
gesiorben. . '
Dresden, 21. Juni, Nachmittags. Der
Hofopernsanger Schnorr v Carolsfeld ist yeute
Vormittag am Typhus gestorben.
erkennen. Möchte nur auch der Himmel recht gün-
! stig fein.
(Die Katastrophe am Matterhorn.) Die
verunglückte britische Reiftgrftllschaft schetnt sich
nach dem „Iourn. de Gen." in Zermatt ohne vor-
herige Verabredung, Alle aber in der Absicht, daS
Martcrhorn zu besteigen, zusammengefunden und
dort vereinigt zu habe». Am 13. suchten fie bloß
einen günstigen Zugang zur Spitze, und einer der
Söbne Taugwalder, der als Führer mttgegangen
alte Douglas schlief ermüdet em. Am 14. fanden
sie die Grsteigung leichter, als sie erwartet. Sie
erreichten die Spitze um 2 Uhr Nachmittags und
traten um 3 Uhr den Rückmarsch an. Der Grste,
der bei der Katastrophe stürzte, war Lord Douglas.
Das Seil brack^ in dem Augenblick, als es dem
alten Taugwalder gelungen, im schnellsten Herun-
tergleiten der Gestür.zten, es um einen Kels zu
schlingen. Dte vier Vorderstcn stürzten von Fels
zu FelS . uttd das Stück Seil, daS fie miteinander ^
Wien, 21. Juli. Uebermovgen, Sonnlag,
wird die Wiener Zettung amtlich vie Zusam-
mensetzung des neuen CabinetS verkündigen.
Graf v. Larisch ist positiv zum Finanzminister
ernannt.
Wien, 21. Juli. Das UnterhauS erledigte
heute das Budgel für 1865. Alle noch zwi-
schen den Beschlüssen des Herrenhanses und
des Abgeor^letenhauses bestandenen Differenzen
wurden auf Tinte's Anlrag durch Annahmc
der Herrenhausbeschlüsse beglichen.
Von der Schweizer Grenze, 21. Juli.
Burgdorf im Kanton Bern steht in Flammen.
Diescn Morgen warcn b.ereits 40 Häuser abge-
brannt.
London, 21. Juli. Gladstone ist mit zwei
Conservativen in Lancashire gewählt worden.
Der ZuwachS dcr Regierungsmajorität belrägt
bereits 22 Sitze.
Paris, 20. Juli. Hr. v. Roggenbach, der
badische Minister, hatte diesen Nachmittag eine
Unterredung mit Hrn. Drouyn de Lhuys und
reist morgen wieder von hier ab.
Aus Baden. Bei der am 18. stattgefun-
denen Wahl eines Pfarrers in Brombach
wurde mit Slimmeneinhelligkeit Diaconus Her-
mann Hänert am Pädagogium in Lörrach ge-
wählt. — Beim Vertiefen des Ludwigssees im
Thiergarten beiKarlsruhe wurde dieser Tage
ein sehr schöner Mammuthszahn gefunden. —
Dieses Jahr wird an dem Uebungslager bei
Forchheim das gesammte großh. Armeecorps mit
allen Waffengattungen Theil nehmen. Es soll
daö abmechslnngsweise der Art geschehen, daß
das großh. Militär immer in dcr Starke von
5000 Mann im Lager versammelt sein wird.
Den Oberbesehl übernimmt Se. Gr. Hoh. der
Prinz Wilhelm._
Vermischte Aachrichten.
Stuttgart, 19. Juli. Dr. Dulk, Verfasstr des
Drama's „Christus", in Stutlgart lebend, ist voraestern
von^Romanshorn (in der Schweiz) nach Frstdrichshafen
über die gauze Brcite deS Bodensees, 8^/4 Stunden, in
6 Stunden 10 Drinnten geschwommen.
Bern, 15. Juli. Am 11. d. M.. MittagS gegen
liche vier-dPferde stürzten zü Boden, erboben sich aber
bald wieder und konnten die Fahrt ungestört forlsetzcn.
Der glciche Blitzstrahl fnbr in den Telegrapheudraht der
Straße entlang bi^aus da^ Tc!e.,raphen-Burea i,i Sa-
licherweise wurde Niemand verletzt.__
/X Heidelberg, 20. Juli. Auch der Gewerbeverein
discutirte gestern die Schulzwangsrage, und es ergab
sich dabei dic charakteristische Wahrnehmung, datz wäh-
rend die Mitglicder deS Arbeitel bitdungSvereins sich ein-
stimmig sür daS Fortbestehen, ja die Weiterentwicklung
der bestehenden Verhaltnisse erklärt hatten, die Anschauun-
gen der dem Gewerbeverem Anaehörenden zum Theil
ganz entgegengesetzter Art sind. Unter den acht — sage
ächt — gestern anwesenden Jnonstrrellen sprachen sich
zwei sehr entschieden sür die Auüiebung dcs Schulzwan-
ges aus. Wir müssen zur Ehre dieser OppositionS-
männer allrrdings erklären, daß sie i^dn Begl-ündung
bewaffnetem Auge die Leichen je zwei und zwei
von einander entsernt liegen gesehen zu haben.
* Literarisches.
Rudols Gottschall herausgegebenen Monatsschrift:
„Unserc Zeit" (Leipzig, F. A. Brockhanö) ent-
hält zunäckst eine Biographte des Königs Wilhelm
von Würtemberg, welche den Eindrnck qnellennmßi-
die ^Pfahlbauten, ber d?e Fauna und Flora, die
Artefacten derselben, das Lebrn und Treiben des
PfahlbauvolkS und anderes in eingehender Weift
bespricht. Ein vierter Artikel der Abhandlnng über
Krieg gegen Dänemark im Jabrc 1864 schlreßtjmitden
dem lebhaft und anschankich geschilderten Sturm auf
die DüppelerSchanzen ab, wie er überhaupt auchfür
den Laien intereffante Ausschlüffe über den neuesten
> Belagerungskrirg gibt. „Gine nene Glückseligkeits-
lchre" ist ein geistreickcr Effay über ein französischeS
Werk von Janet, der das Bestreben der Redactron
zeigt, das llnternehmen den englifchen Reviews
immer näher zu bringen. Einem Artikel über dte
Epidemie deS recurrirenden KreberS in Petersburg
schließt fick daS Feuillrton an, in welchem biesmal
vie Abschnitte: Literatur und Erd- und Volker-
kunde besonders reichhalttg an Mittheilungen find.
kann ich ein anderes vernünftiges Moliv nicht
unterstellen. als die wohlmeinende Absicht, mich
vor unnützen AuSgaben zu warnen, die ich
auf das bestimmte Fest verwenven möchte. Per-
sönliche Beziehungen, die Euer Hochwohlgeboren
zu solcher Fürsorge für meinen Geldbeutel Ver-
anlassung geben könnten, stehen Zhnen nicht
zur Seite ; und Jhrer amtlichen Stcllung als
PolizeiprLsident der Stadt Köln können keine
Vormundschaflsrechte über mich vindicirt wer-
den. Jch bedauere demnach, Jhrer wohlmeinen-
den Absickt nicht denjenigen Werth beilegen
und nichl diejenigen Rücksichten angedeihen las-
scn zu können, mit welchcn ich sonst gerne
einer mir bewiesenen Wohlwollenheit begegne.
Herr Fr. Rittershaus zu Barmen hat dagegen
das Schreidcn mit folgenden Worten zurückge-
sandt: „8,-. in. Mit dem Bemerken zurück, daß
ich nicht die Ehrc habe, Ew. Hochwohlgeboren
zu kennen, und übrigens in Polizeisachen nur
bas hiesige Oberbürgermeisteramt als meine
oberste Polizeibehördc betrachten kann, welcher
ick mich aber sehr widersetzen würde, wenn
selbige einmal Anforderungen an mich stellen
wollie, zu welchen sie gesetzlich nicht befugt isi."
Ber!in, 20. Juli. Oesterreich gegenüber
tritt jetzt eine Nachgiebigkeit Preußens, jedoch
in beschranktem Maß, hervor. Die neueste
preußische Depesche nach Wien ist versöhnlich
in der Form, beharrt jedoch auf dcn bekannten
preußischen Forderungen. Oesterreich billigt dcn
neuestens projectirten mittelstaatlichen BundeS-
antrag. Es setzt unter Vermittlung Frankreichs
seine Verhandlungen über die Neutralitat Jta-
liens fort.
Bremen, 20. Juli. Um 10 Uhr wurde
heute Morgen in der neuen Börse der Schützen-
tag unter dem Prasidium von Staatsanwalt
Sterzing aus Gotha, Vorstand deS Aus-
schusses des deutschen SchützenbundeS, eröffnet.
Es stnd 58 Mitglieder als Abgcordnete der ein-
zelnen Gauverbande anwesend. Aus dem ver-
lesenen Geschaftsbericht geht hervor, daß der
Schützenbund jetzt 11,809 Mitglieder zahlt, und
zwar: Anhalt 29 , Baden 1149, Baycrn 817,
Braunschweig 353. Hannover 1325, Homburg
26, Hansestädte 938, Mecklcnburg 26, Mittel-
rheinischer Schühenbund 2570, Oldenburg 556,
Oesterreich 269, Preußen 1876, Reuß 24,
Sachsen 626, Schleswig-Holstein 112, Thürin-
gischer Schützenbund 615, Altenburg 19, Wal-
deck 47, Würtemberg und Hohenzollern 432.
Nach Schluß des Geschaftsberichts sind noch
2000 Schützen eingetreten. Man schreitet nun
zur Wahl des nachsten Festorts. Dr. Kopp,
Borftand des Wiener SchützenvereinS und Mit-
glied des Gemeinderaths, empfiehlt Wien zur
Wahl, besonders in Berücksichtigung politischer
Bezüge, um die deutsche Bevölkerung Oester-
reichs ;u stählen für den Kampf mit den fremd-
ländischen Elementen Oesterrcichs, und um die
Thatsache ru constatircn, daß kein Unterschied
zwischen Nord und Süd chcsteht und daß die
schönen Wortc, die hier gesprochen wurden, keine
Phrasen seien. Auch in Bezug auf die mate-
riellen Opfer empfehle sich Wien. Redner
spricht sich auch für einen jahrlichen Turnus
nenmasten erhalten. Gs befinden sich an jedem
Pfriler drei dersetben. Der Feftplatz übt schon jetzt
wahrlich, täglich kann man diesen Prachtbau be-
suchen, man wird stets mit freudiger üeberraschung
dort verweilen. Jm Ganzen enthält die Halle 5969
numerirte Sitzplatze: davon kommen 3360 auf daS
Parterre, die übrigen auf die Galcrien. Stehplätze
sind nicht gezahlt. Das Podium ist für 11,000
Sänger berechnet; auf der rechten und linken Seite
deffclben befinden fich Galerien, nur für Sänger
bestimmr, wo ebenfalls noch 5 — 6000 Personen
Platz finden dürften. Der Wohnungsausschuß wird
vom Publikum wahrhaft belagert, denn jeder drängt
fich jetzt herzu, um einige Sängergäste zu bekom-
men. Wie es scheint, werden kaum Maffrnquartirre
gebraucht werden, geschweige daß SLnger, wie es
früher bestimmt war, nach Ortschaften in der Um-
gegend verlegt würden. Die Theilnabme sür das
Fest tzegt fich ebeu von Tag zu Tag immer mehr,
und die auSgedrhntrn Vorbereitungen laffen im
Voraus das Fest als ein allgemeineS Freudenfest
der deutschcn Schützen-, Turuer- und Sänger-
fefte auS, damit stch das Jnteresse nicht ab-
schwäche. Auf eine deßfallsige Anfrage ver-
sichert Dr. Kopp, daß von Seiten der Behör-
den keine Hindernisse in den Weg gelcgt wer-
den würden, und daß die Bürgerschaft der Sache
günstig gestimmt sein werde. Wien wird dar-
auf mit sast einstimmiger Majorität und unter
den Zeichen lebhaftester Befriedigung zum näch-
sten Festorte gewahlt. Anträge auf 3jährigen
Turnus und auf eine zu erzielende Verständi-
gung mit den Turn- und Sängerbünden. da-
mit jedes Jahr nur ein großes deutsches Vols-
fest stattsinde^ und der internationalc Besnch
zwischcn der Schweiz und Deutfchland erleich-
terr fei, werden angenommen und zur Revision
der neuen, vom deutschen Schützenbuud festge-
setzten Schießordnung, über die vielsache Klagen
laut werdcn, eine tcchnische Commission ernannt.
Von den Reden am gestrigen Bankette, das
wieder nur mittelmäßig besuchl war, dispen-
siren wir uns und unsere Leser ohne Gewissens-
bisse. An den Schießständen ist cS heute nicht
so besetzt, wie gestern, was daher kommen mag,
daß sehr viele Schützen heute mit dem'pracht-
vollen transatlantischen Dampfer „Bremen" in
See gegangen sind. Der Festplatz war gestern
Abend überfüllt, ohne daß sich die Stimmung
wesentlich frischer und anregender gestaltete.
Viele Schützcn sind heute schon abgereist.
Wien, 20. Juli. Oesterreich ^absichtigt
die Regelung des mitbcsitzrechtlichen Verhalt-
nisses durch einen besonderen Slaatsvertrag
mit Preußen. — Graf Belcredi ist hieher
zurückgekehrt.
Rostock, 17. Iult. Die verurtheilten Na-
tionalvereins-Mitglieder werden die ihnen aufer-
legte Geldstrafe zu einem großen Theile nicht
freiwillig entrichten, sondern die Abpfandung
erwartcn, deren erste Stadien das Roftocker
Polizeiamt bereits in Ausführung gebracht hat.
Das neueste, vor einigen Tagen von demselben
erlassene Decret verwarnt dieselben . unter An-
setzung einer achttagigen Frist.
S r a n k r e i ch.
Paris, 20. Die Kaiserin und der kaiser-
liche Prinz sind heute Abend um 5 Uhr nach
Fontainebleau abgereist.
Neueste Rachriehteu.
Petersburg, 20. Juli. Die durch den
Baron Fränkel eingereichtcn Lrtatuten der Ge-
sellschafl des Credit - Foncier wurden am 13.
vom Kaiser sanctionirt. Zwei hervorragende
Punkte zeichnen die Gesellschaft vor allen an-
deren ähnlichen Jnstituten aus: 1) sie emittirt
Pfandbricfe und 5proc. Metalliques; 2) fie
hat das Vorrecht, Pfandbricfe an Stelle der
auf Staatsdomänen aufgenommenen Hypotheken
zu emittiren.
Berlin, 21. Juli, Nachmittags. Fräulein
Matthes vom Hofburgtheater in Wien ist
während ihres Gastspiels hier am Gchirntyphus
gesiorben. . '
Dresden, 21. Juni, Nachmittags. Der
Hofopernsanger Schnorr v Carolsfeld ist yeute
Vormittag am Typhus gestorben.
erkennen. Möchte nur auch der Himmel recht gün-
! stig fein.
(Die Katastrophe am Matterhorn.) Die
verunglückte britische Reiftgrftllschaft schetnt sich
nach dem „Iourn. de Gen." in Zermatt ohne vor-
herige Verabredung, Alle aber in der Absicht, daS
Martcrhorn zu besteigen, zusammengefunden und
dort vereinigt zu habe». Am 13. suchten fie bloß
einen günstigen Zugang zur Spitze, und einer der
Söbne Taugwalder, der als Führer mttgegangen
alte Douglas schlief ermüdet em. Am 14. fanden
sie die Grsteigung leichter, als sie erwartet. Sie
erreichten die Spitze um 2 Uhr Nachmittags und
traten um 3 Uhr den Rückmarsch an. Der Grste,
der bei der Katastrophe stürzte, war Lord Douglas.
Das Seil brack^ in dem Augenblick, als es dem
alten Taugwalder gelungen, im schnellsten Herun-
tergleiten der Gestür.zten, es um einen Kels zu
schlingen. Dte vier Vorderstcn stürzten von Fels
zu FelS . uttd das Stück Seil, daS fie miteinander ^
Wien, 21. Juli. Uebermovgen, Sonnlag,
wird die Wiener Zettung amtlich vie Zusam-
mensetzung des neuen CabinetS verkündigen.
Graf v. Larisch ist positiv zum Finanzminister
ernannt.
Wien, 21. Juli. Das UnterhauS erledigte
heute das Budgel für 1865. Alle noch zwi-
schen den Beschlüssen des Herrenhanses und
des Abgeor^letenhauses bestandenen Differenzen
wurden auf Tinte's Anlrag durch Annahmc
der Herrenhausbeschlüsse beglichen.
Von der Schweizer Grenze, 21. Juli.
Burgdorf im Kanton Bern steht in Flammen.
Diescn Morgen warcn b.ereits 40 Häuser abge-
brannt.
London, 21. Juli. Gladstone ist mit zwei
Conservativen in Lancashire gewählt worden.
Der ZuwachS dcr Regierungsmajorität belrägt
bereits 22 Sitze.
Paris, 20. Juli. Hr. v. Roggenbach, der
badische Minister, hatte diesen Nachmittag eine
Unterredung mit Hrn. Drouyn de Lhuys und
reist morgen wieder von hier ab.
Aus Baden. Bei der am 18. stattgefun-
denen Wahl eines Pfarrers in Brombach
wurde mit Slimmeneinhelligkeit Diaconus Her-
mann Hänert am Pädagogium in Lörrach ge-
wählt. — Beim Vertiefen des Ludwigssees im
Thiergarten beiKarlsruhe wurde dieser Tage
ein sehr schöner Mammuthszahn gefunden. —
Dieses Jahr wird an dem Uebungslager bei
Forchheim das gesammte großh. Armeecorps mit
allen Waffengattungen Theil nehmen. Es soll
daö abmechslnngsweise der Art geschehen, daß
das großh. Militär immer in dcr Starke von
5000 Mann im Lager versammelt sein wird.
Den Oberbesehl übernimmt Se. Gr. Hoh. der
Prinz Wilhelm._
Vermischte Aachrichten.
Stuttgart, 19. Juli. Dr. Dulk, Verfasstr des
Drama's „Christus", in Stutlgart lebend, ist voraestern
von^Romanshorn (in der Schweiz) nach Frstdrichshafen
über die gauze Brcite deS Bodensees, 8^/4 Stunden, in
6 Stunden 10 Drinnten geschwommen.
Bern, 15. Juli. Am 11. d. M.. MittagS gegen
liche vier-dPferde stürzten zü Boden, erboben sich aber
bald wieder und konnten die Fahrt ungestört forlsetzcn.
Der glciche Blitzstrahl fnbr in den Telegrapheudraht der
Straße entlang bi^aus da^ Tc!e.,raphen-Burea i,i Sa-
licherweise wurde Niemand verletzt.__
/X Heidelberg, 20. Juli. Auch der Gewerbeverein
discutirte gestern die Schulzwangsrage, und es ergab
sich dabei dic charakteristische Wahrnehmung, datz wäh-
rend die Mitglicder deS Arbeitel bitdungSvereins sich ein-
stimmig sür daS Fortbestehen, ja die Weiterentwicklung
der bestehenden Verhaltnisse erklärt hatten, die Anschauun-
gen der dem Gewerbeverem Anaehörenden zum Theil
ganz entgegengesetzter Art sind. Unter den acht — sage
ächt — gestern anwesenden Jnonstrrellen sprachen sich
zwei sehr entschieden sür die Auüiebung dcs Schulzwan-
ges aus. Wir müssen zur Ehre dieser OppositionS-
männer allrrdings erklären, daß sie i^dn Begl-ündung
bewaffnetem Auge die Leichen je zwei und zwei
von einander entsernt liegen gesehen zu haben.
* Literarisches.
Rudols Gottschall herausgegebenen Monatsschrift:
„Unserc Zeit" (Leipzig, F. A. Brockhanö) ent-
hält zunäckst eine Biographte des Königs Wilhelm
von Würtemberg, welche den Eindrnck qnellennmßi-
die ^Pfahlbauten, ber d?e Fauna und Flora, die
Artefacten derselben, das Lebrn und Treiben des
PfahlbauvolkS und anderes in eingehender Weift
bespricht. Ein vierter Artikel der Abhandlnng über
Krieg gegen Dänemark im Jabrc 1864 schlreßtjmitden
dem lebhaft und anschankich geschilderten Sturm auf
die DüppelerSchanzen ab, wie er überhaupt auchfür
den Laien intereffante Ausschlüffe über den neuesten
> Belagerungskrirg gibt. „Gine nene Glückseligkeits-
lchre" ist ein geistreickcr Effay über ein französischeS
Werk von Janet, der das Bestreben der Redactron
zeigt, das llnternehmen den englifchen Reviews
immer näher zu bringen. Einem Artikel über dte
Epidemie deS recurrirenden KreberS in Petersburg
schließt fick daS Feuillrton an, in welchem biesmal
vie Abschnitte: Literatur und Erd- und Volker-
kunde besonders reichhalttg an Mittheilungen find.