11. Oct. v. I. der pcnsionirle OberamUnann Fz. Xaver
Mahler in Achcrn; am 26. Fcbr. d. I. der pensionirle
Forstmeister Großholz in Karlöruhc; am 19. v. M. der
evanqelisibe Pfarrer L. Hamel in Menzingen; am 22.
v. M. der qroßh. OberamlSrichter I. Bodemüller in
HaSlach. ^
Karlsrude, 24. Juli. Wie der „Schw.
Merk." vernimmt, soll, nachdem erst vor Kur-
zem die Einrichtung der philologischen Semi-
nare zu einer geschlossenen und einheitlichen ge-
staltet worden ist, nunmchr zur Erlassung einer
ExaminationSordnung für die Lehrer an den
Gelehrtenschulen, überhaupt sür die wisienschast-
lich gebildeten Lehrer, die in den Ätaatsdienst
treten wollen, geschritten werden. Es soll eine
theoretische nnd eine sodann nach Ablaus von
2 Jahren vorzunehmende praktische Prüfung
eingeführt werden. BiSher war Philologie bis
zu einem gewissen Grad freie Kunst, insofern
unseres Wissens keine obligatorischcn Vorlesun-
gen eingeführt waren. — Se. Königl. Hoheit der
Gvoßherzog wird sich nächste Woche zum Gc-
brüuch des Teebades nach Ostende begeben.
Nach Sciner Rückkehr wird die Großherzog-
liche Familie einen längern Aufenthalt zu
Mainau nehmen.
Wiesbaden, 25. Juli. Gestern Abend
ist nach der „Mittelrh. Ztg." zum Schluß des
Volksfestes auf dcm Neroberg, wobei sich das
Militär „in Waffcn" betheiligte, von dem
Säbel gegen Civilisten Gebrauch gcmacht
worden.
Dresden, 24. Juli. Dcr große Festzug
der Sänger ist so eben in die Festhalle einge-
zogen. Jn dcm Zuge, welcher von vielcn Tau-
senden begleitet wurde, zählte man mehr als
600 Fahnen; ZO Musikcorps, darunter sämmt-
liche Militär-MuMorps in Gala-Uniform,
nahmen an demselben Theil. König Johann,
welcher gestern, begleitet von den Prinzen und
Prinzessinnen, den Festplatz bcsuchte und dem
erstcn Hauptconcerte beiwohnte, wurde mit ju-
belnden Hochs empfangen. Am Abend erschien
dcr Staatsminister Frhr. v. Beust in der Fest-
halle; auch dieser wnrde durch zahlreiche Hochs
empfangen.
Berlin, 23. Zuli. Bernhard Becker, der
Präsident des Allgemeinen Deutschen Arbeiter-
vereins, ist heute vor das Polizei-Präsidium
vorgeladcu und ihm daselbst eröffnet worden,
daß er wegen seiner politischen Haltung.das
Königreich Preußen binnen 24 Stunden zu
verlassen habe. Rekurs an das Ministerium
mit aufschiebender Wirkung wurde nicht ge-
stattet.
Die Elberfelder Ztg., die Magdeb. Presse,-
der N. Elbinger Anzeiger, die Ostsee-Zeitung
und die Staatsbürger-Zeitung sind mit Beschlag
belegt worden.
Berlin, 25. Zuli. Die neueste hieher ge-
langte osterreichische Depesche stellt das Maxi-
mum der in der schleswig-holsteinischen Ange-
legenheit von Oesterreich Preußen gegenüber
zu machenden Zugeständnisse sest; sie kann als
Entwurf eines Uebereinkommens bezeichnet
werden. Von Preußens Antwort hängt das
Vorgehen Oesterreichs am Bunde ab.
Köln, 24. Juli. Ueber die Rückfahrt der
4Vr Uhr Nachmittags- die vorhandenen 10,000
Flaschen Selterswasser bereits geräumt waren.
Das Originellste im Gcbiete'der Reclame ist
offenbar die nachfolgende Etiqnette eines Papiers,
in welches Cigarren eingepackt'werden; oben fitzt
ein Liebespaar in romantischer Gegend, darunter
befinden fich die Verse:
Iulie: Geliebtcr sprich, welch'wundervoller Dust
Durchwürzt heut dieses Gartens Lust?
Romeo: O Iulte, nicht Rosen sind es, nein!
Es können nur Cigarren, die ich rauche, sein.
Iulie: Wer liefert, Theurer, Dir dieS edle Kraut?
Romeo: O Iulie, zu Allen sag' ich's laut!
Emanuel Oderski kann allein
Verkäufer solcher edlen Blättrr sein.
Ein unverheiratheter Gutsbesitzer aus dem Han-
noverfchen, der in Bremen als Schütz mit anwesend
ist, trägt an seinem Hute etn Plakat mit der Auf-
Feftgenossen auf dem Schiffe „Augufta" tragen
wir noch Folgendes nach: Zuerst begann Hr.
Bürgers mit der Verlesung ciner großen An-
zahl von Telegrammen. Hierauf hielt Hr.
Bürgers eine längere mit Bravo unterbrochene
Rede. Er sagte u. A.: „Ev ist nichl genug,
Feste zu feiern und Reden zu halten, sondern
eS gilt auch, das zu lhun, was nach Lage der
Dinge erforderlich ist. Folgen wir auch hier-
in sür die Zukunft unsern Abgeordneten!"
Fr. RittershauS von Barmen: Jch muß
wegen deS Präsidenten des preußischen Abge-
ordnetenhauses zu Zhnen reden. Man wird
es vielleicht wunverlich ftnden, daß dcr Präsi-
denl des Hauses nicht in unscrer Mitle weitt.
Zch glaube, es wagt kein Mensch hier, den
Präsidenten unsereö Abgeordnetenhauscs der
Feigheit zu zeihen. Derselbe hatte die veste
Absicht zu unserem Festc zu kommen. Als er
aber von Berlin zurückkehrte, wac sein Stell-
vertreter gefährlich erkrankt, und um ihn zu
retten, wurde ihm vom Arzte angerathen, das
Bad Marienbad zu besuchen. Er schreibt an
Herrn Classen-Kappelmann: „Jch würde Alles
thun, aber ich kann nicht die Gesundheil eines
Menschen aufs Spiel setzen. Wo es gilt, im
schlimmsten Augenvlicke, wird nran mich auf
meinem Poften sindcn."
Cetto von Trier: Wir werden lreu stehen
bei der Vcrfassung und festhalten bis zum
äußersten Momcnt, und wcnn uns ein An-
deres octroyirt wird, so werden wir auf un-
serem Posten sein. Aber seien wir besonnen
in dem, was wir thun, seien wir klug, damit
wir wissen unseren Gegnern die günstigen Po-
sitionen abzugewinnen. Lassen Sie unsere
Gegner uns vorantreiben, wir werden in der
Defensive sein.
Emil Ritrershaus gedachte hierauf der
gefangcnen Abgeordneten Zohann Zacoby und
Frentzel.
Schmemann aus Barcelona: Wir
Deutschen, auch die, welche im Ausland woh-
ncn, haben vor einigen Jahren ein Fest ge-
feiert, ein Fcst zu Ehren -Dchiller's. Wir ha-
ben heute manches S-chöne gehört in Reimen
und in Prosa, aber wir haben kcin Gedicht
gehört, welches so wie das von Schiller uns
begeistcrte und uxser Herz zu Höherem erhebt.
Wir sind zusammengekommen am freien deutschen
Rhein, und man wollte uns selbft auf ihm
nicht dulden und unsere Proteste hat man ver-
worfcn. Was sollen wir anders als der
Worte unseres großen Dichters gedenken, wo
der Ausdruck nirgend Rechl kann sinden,
greift er getrost in den Himmel und holt her-
unter die beschworenen Rechte. Auch wir holen
unser Recht herunter und die Freiheit für
Preußen, die Freiheit für ganz Deutschland
muß zur Wahrheit werden.
Schaffrath von Bedburg: So wenig, als
es möglich ist, den Rhein in seinem Bette zu
nichte zu machen, so wenig wird die Reaction
vermögen, unsere berechtigten Bestrebungen zu
Grunde.zu richten. Ausdauer und starres
Festhalten ist dasjenige, wasuns noth thut, und
erst, wenn uns Gewalt augethan wird, dann
; sckrift: „Dieser Schütz wünscht auf diesem nicht mehr
! ungewöhnlichen Wege noch vor Ablauf des Schützen-
l festes eine junge liebenswürdige Lebensgefährtin.
j Anf Tngend und Schönheit wird mehr gesehen, wie
i auf Reichthum " — An Reflectantinnen soll es dcm
! heirathslustigen Schützen nicht fehlen.
* Literarisches.
_
^ Wegweiser durch Südbayern, Nordtyrol und
Salzburg, mit den Städten München, Augs-
! burg, Salzburg, Innsbruck, von Th. Traut-
wein: — Münchcn, Lindanersche Buchhandlnng.
! Preis 1 fl.
ES ist uns unter den vielen Reisehandbüchern
i noch ketnes vorgekommen, welches so reichen und
! dabei verlässigen Aufschluß bietet, wie das vorlie-
gende Werk. Es beginnt sehr zweckmäßig mit einer
Münztabelle der drei deutschen Währungen, gibt
in der Einleitung allgemeine Notizen, .deren Kennt-
niß insonderS jenen, welche nnr selten reisen oder
etwas unbeholfener Natur find, manch unange-
nehme Erfahrung erspart und kommt dann auf
München, später auf Augsburg, Salzburg und
! begegnen wir Gewalt mit Gewalt. Und dann
wird es uns allseitig an Bundesgenosien nicht
fehlen. Denn vie Gcwalt, die uns geschieht,
die geschieht auch vem ganzen Volke. Diese
Befonnenheit möchte ich Jhnen vor allen Din-
gen ans Herz legen, diese Besonnenheit, die
wir in diescn Tagen an unserm herrlichen
Clasierr-Kappelmann geschen haben. Mit einer
Constitution ist es eine ganz eigene Sache.
Als wir 1848 überrascht wurden, da waren
wir wic die frommen Kinder, weil der bishcrige
Staat uns „aufgepeppelr" hatte, und es konnte
daher nicht fehlen, daß diese Kinder, die zum
ersten Male daS Gehcn probircn sollten, auch
Fehltritte machten. Aber seit dieser Zeit, denke
ich, haben wir Alle etwas gelernt. Jch denke,
wir sind politisch gewachscn, hineingewachsen
ins politische Leben, und das müssen wir zu
jeder Zeit bekunden. Und da kann keine Frage
sein, was. wir für den Augenblick zu thun
haben: nichts, als passtven Widerstand zu lei-
sten, Ausdauer, und nichts als Ausdauer, bis
es dcr Gewalt zu lang und zu arg wird, bis
sie uns provocirt, und in einer Weise provo-
cirt/daß die Nothwehr unvermeidlich ist.
Grah aus Solingen liest § 29 der Vcr-
fassung vor und commentirt denselben in hu-
moristisch-satyrischer Weise.
Wien, 24. Juli. Das auswärtige Amt
hat dem Vernehmen nach seinen Entschluß in
Betreff der Preußen gegenüber einzunehmenden
Haltung gefaßt. Noch einmal wird Graf Blome.
der Gesandte- in München, mit eingehcnden
Jnstructionen ausgerüstet berufen sein, in Ga-
stein mündlich den Versuch zu machen, die preu-
ßische Politik in andere Bahnen zu lenken und
die Grundlagen für eine Verständigung zu ge-
winncn. Mißlingt dieser Versuch, so scheint
Oesterreich alle Concessionen, welche es scithec
der Stellung Prcußens in den Herzogthümern
darzubieten sich bereit gezeigt, zurückziehen und
dann auf dem Boden des Mitbesitzes der wei-
tern Entwicklung der Dinge, voraussichtlich
unter erneuerter Einwirkung dcs Bundes, war-
ten zu wollen. Geht der Kaiser nicht nach
Gastein, so wird man annehmen dürfen,' daß
der Verjuch g'escheitcrt und daß mithin der cnt-
scheidende Wendepunkc in der österreichischen
Politik eingetretcn ist. (Karlsr. Z.)
F r ii n k r e i ch.
Paris, 25. Juli. Berichte aus Newyork
vom 15. melden: Das in Richmond errichtete
Confiscationsburcau hat eine bedeutende An-
zahl Besitzungen mit Beschlag belegt. Ein
offizieller Rapport gibt die Menge der im Sü-
denvorhandenen Baumwolle auf 2Vs Millionen
Ballen an, die neue Ernte nicht inbegriffen.
-keueste Nachrichten.
Berlin, 26. Zuli. Die ^Neue Preuß.
Ztg." schreibt: Gleichwie die Schleswig-Hol-
steiner den Erbprinzen von Augustenburg nicht
gerufen, sondern sich ihn haben gefallen lasien,
abwartend, wie er sein Recht wahr machen
werde, so würden sie sich auch und noch lieber
, Innsbruck zu sprechen. Er macht den Leser mit
! den Localverhältnrssen dieser Städte, ihren reichen
Sammlungen und Knnstschätzen bekannt, geleitet
ihn zu den besondern Sehenswürdigkeiten und führt
auf nächstem Wege durch allc Straßen überall hin,
wo nur etwas einigcrmaßen Interessantes zu sehen
ist. Auch schöne Punkte in der Umgebung sind nicht
vergessen, eben so wenig jene, welche dem Leibe
Stärkung und Labsal bieten. Hieran reihen sich
dte wcitern Touren, wofür im Ganzen acht und
! vierzig Routen aufs Genauestc beschrieben sind.
! Die sicheren Angaben der Wegentfernungen, die
j zuverlässigen Orienttrungen, dte Höhenbezeichnun-
i gen find namentlich dem Freunde von Bergparthten
wie dem Fußreisenden sehr erwünscht: er vermag
sich viele Fragen, manch unnützen Aufenthalt oder
auch ein Irregehen zu crsparen. Das Ortsregister,
wie ein kleines Kärtchen von Südbayern, Nord«
tyrol und Salzburg, find erwünschte Zugaben.
Mit Recht können wir dieses sorgfältig zusam-
mengestellte Büchlein dem Besucker der vorbezeich-
bei zierltcher Ausstattung setn Prcis nicht bedeu-
tend ist.
Mahler in Achcrn; am 26. Fcbr. d. I. der pensionirle
Forstmeister Großholz in Karlöruhc; am 19. v. M. der
evanqelisibe Pfarrer L. Hamel in Menzingen; am 22.
v. M. der qroßh. OberamlSrichter I. Bodemüller in
HaSlach. ^
Karlsrude, 24. Juli. Wie der „Schw.
Merk." vernimmt, soll, nachdem erst vor Kur-
zem die Einrichtung der philologischen Semi-
nare zu einer geschlossenen und einheitlichen ge-
staltet worden ist, nunmchr zur Erlassung einer
ExaminationSordnung für die Lehrer an den
Gelehrtenschulen, überhaupt sür die wisienschast-
lich gebildeten Lehrer, die in den Ätaatsdienst
treten wollen, geschritten werden. Es soll eine
theoretische nnd eine sodann nach Ablaus von
2 Jahren vorzunehmende praktische Prüfung
eingeführt werden. BiSher war Philologie bis
zu einem gewissen Grad freie Kunst, insofern
unseres Wissens keine obligatorischcn Vorlesun-
gen eingeführt waren. — Se. Königl. Hoheit der
Gvoßherzog wird sich nächste Woche zum Gc-
brüuch des Teebades nach Ostende begeben.
Nach Sciner Rückkehr wird die Großherzog-
liche Familie einen längern Aufenthalt zu
Mainau nehmen.
Wiesbaden, 25. Juli. Gestern Abend
ist nach der „Mittelrh. Ztg." zum Schluß des
Volksfestes auf dcm Neroberg, wobei sich das
Militär „in Waffcn" betheiligte, von dem
Säbel gegen Civilisten Gebrauch gcmacht
worden.
Dresden, 24. Juli. Dcr große Festzug
der Sänger ist so eben in die Festhalle einge-
zogen. Jn dcm Zuge, welcher von vielcn Tau-
senden begleitet wurde, zählte man mehr als
600 Fahnen; ZO Musikcorps, darunter sämmt-
liche Militär-MuMorps in Gala-Uniform,
nahmen an demselben Theil. König Johann,
welcher gestern, begleitet von den Prinzen und
Prinzessinnen, den Festplatz bcsuchte und dem
erstcn Hauptconcerte beiwohnte, wurde mit ju-
belnden Hochs empfangen. Am Abend erschien
dcr Staatsminister Frhr. v. Beust in der Fest-
halle; auch dieser wnrde durch zahlreiche Hochs
empfangen.
Berlin, 23. Zuli. Bernhard Becker, der
Präsident des Allgemeinen Deutschen Arbeiter-
vereins, ist heute vor das Polizei-Präsidium
vorgeladcu und ihm daselbst eröffnet worden,
daß er wegen seiner politischen Haltung.das
Königreich Preußen binnen 24 Stunden zu
verlassen habe. Rekurs an das Ministerium
mit aufschiebender Wirkung wurde nicht ge-
stattet.
Die Elberfelder Ztg., die Magdeb. Presse,-
der N. Elbinger Anzeiger, die Ostsee-Zeitung
und die Staatsbürger-Zeitung sind mit Beschlag
belegt worden.
Berlin, 25. Zuli. Die neueste hieher ge-
langte osterreichische Depesche stellt das Maxi-
mum der in der schleswig-holsteinischen Ange-
legenheit von Oesterreich Preußen gegenüber
zu machenden Zugeständnisse sest; sie kann als
Entwurf eines Uebereinkommens bezeichnet
werden. Von Preußens Antwort hängt das
Vorgehen Oesterreichs am Bunde ab.
Köln, 24. Juli. Ueber die Rückfahrt der
4Vr Uhr Nachmittags- die vorhandenen 10,000
Flaschen Selterswasser bereits geräumt waren.
Das Originellste im Gcbiete'der Reclame ist
offenbar die nachfolgende Etiqnette eines Papiers,
in welches Cigarren eingepackt'werden; oben fitzt
ein Liebespaar in romantischer Gegend, darunter
befinden fich die Verse:
Iulie: Geliebtcr sprich, welch'wundervoller Dust
Durchwürzt heut dieses Gartens Lust?
Romeo: O Iulte, nicht Rosen sind es, nein!
Es können nur Cigarren, die ich rauche, sein.
Iulie: Wer liefert, Theurer, Dir dieS edle Kraut?
Romeo: O Iulie, zu Allen sag' ich's laut!
Emanuel Oderski kann allein
Verkäufer solcher edlen Blättrr sein.
Ein unverheiratheter Gutsbesitzer aus dem Han-
noverfchen, der in Bremen als Schütz mit anwesend
ist, trägt an seinem Hute etn Plakat mit der Auf-
Feftgenossen auf dem Schiffe „Augufta" tragen
wir noch Folgendes nach: Zuerst begann Hr.
Bürgers mit der Verlesung ciner großen An-
zahl von Telegrammen. Hierauf hielt Hr.
Bürgers eine längere mit Bravo unterbrochene
Rede. Er sagte u. A.: „Ev ist nichl genug,
Feste zu feiern und Reden zu halten, sondern
eS gilt auch, das zu lhun, was nach Lage der
Dinge erforderlich ist. Folgen wir auch hier-
in sür die Zukunft unsern Abgeordneten!"
Fr. RittershauS von Barmen: Jch muß
wegen deS Präsidenten des preußischen Abge-
ordnetenhauses zu Zhnen reden. Man wird
es vielleicht wunverlich ftnden, daß dcr Präsi-
denl des Hauses nicht in unscrer Mitle weitt.
Zch glaube, es wagt kein Mensch hier, den
Präsidenten unsereö Abgeordnetenhauscs der
Feigheit zu zeihen. Derselbe hatte die veste
Absicht zu unserem Festc zu kommen. Als er
aber von Berlin zurückkehrte, wac sein Stell-
vertreter gefährlich erkrankt, und um ihn zu
retten, wurde ihm vom Arzte angerathen, das
Bad Marienbad zu besuchen. Er schreibt an
Herrn Classen-Kappelmann: „Jch würde Alles
thun, aber ich kann nicht die Gesundheil eines
Menschen aufs Spiel setzen. Wo es gilt, im
schlimmsten Augenvlicke, wird nran mich auf
meinem Poften sindcn."
Cetto von Trier: Wir werden lreu stehen
bei der Vcrfassung und festhalten bis zum
äußersten Momcnt, und wcnn uns ein An-
deres octroyirt wird, so werden wir auf un-
serem Posten sein. Aber seien wir besonnen
in dem, was wir thun, seien wir klug, damit
wir wissen unseren Gegnern die günstigen Po-
sitionen abzugewinnen. Lassen Sie unsere
Gegner uns vorantreiben, wir werden in der
Defensive sein.
Emil Ritrershaus gedachte hierauf der
gefangcnen Abgeordneten Zohann Zacoby und
Frentzel.
Schmemann aus Barcelona: Wir
Deutschen, auch die, welche im Ausland woh-
ncn, haben vor einigen Jahren ein Fest ge-
feiert, ein Fcst zu Ehren -Dchiller's. Wir ha-
ben heute manches S-chöne gehört in Reimen
und in Prosa, aber wir haben kcin Gedicht
gehört, welches so wie das von Schiller uns
begeistcrte und uxser Herz zu Höherem erhebt.
Wir sind zusammengekommen am freien deutschen
Rhein, und man wollte uns selbft auf ihm
nicht dulden und unsere Proteste hat man ver-
worfcn. Was sollen wir anders als der
Worte unseres großen Dichters gedenken, wo
der Ausdruck nirgend Rechl kann sinden,
greift er getrost in den Himmel und holt her-
unter die beschworenen Rechte. Auch wir holen
unser Recht herunter und die Freiheit für
Preußen, die Freiheit für ganz Deutschland
muß zur Wahrheit werden.
Schaffrath von Bedburg: So wenig, als
es möglich ist, den Rhein in seinem Bette zu
nichte zu machen, so wenig wird die Reaction
vermögen, unsere berechtigten Bestrebungen zu
Grunde.zu richten. Ausdauer und starres
Festhalten ist dasjenige, wasuns noth thut, und
erst, wenn uns Gewalt augethan wird, dann
; sckrift: „Dieser Schütz wünscht auf diesem nicht mehr
! ungewöhnlichen Wege noch vor Ablauf des Schützen-
l festes eine junge liebenswürdige Lebensgefährtin.
j Anf Tngend und Schönheit wird mehr gesehen, wie
i auf Reichthum " — An Reflectantinnen soll es dcm
! heirathslustigen Schützen nicht fehlen.
* Literarisches.
_
^ Wegweiser durch Südbayern, Nordtyrol und
Salzburg, mit den Städten München, Augs-
! burg, Salzburg, Innsbruck, von Th. Traut-
wein: — Münchcn, Lindanersche Buchhandlnng.
! Preis 1 fl.
ES ist uns unter den vielen Reisehandbüchern
i noch ketnes vorgekommen, welches so reichen und
! dabei verlässigen Aufschluß bietet, wie das vorlie-
gende Werk. Es beginnt sehr zweckmäßig mit einer
Münztabelle der drei deutschen Währungen, gibt
in der Einleitung allgemeine Notizen, .deren Kennt-
niß insonderS jenen, welche nnr selten reisen oder
etwas unbeholfener Natur find, manch unange-
nehme Erfahrung erspart und kommt dann auf
München, später auf Augsburg, Salzburg und
! begegnen wir Gewalt mit Gewalt. Und dann
wird es uns allseitig an Bundesgenosien nicht
fehlen. Denn vie Gcwalt, die uns geschieht,
die geschieht auch vem ganzen Volke. Diese
Befonnenheit möchte ich Jhnen vor allen Din-
gen ans Herz legen, diese Besonnenheit, die
wir in diescn Tagen an unserm herrlichen
Clasierr-Kappelmann geschen haben. Mit einer
Constitution ist es eine ganz eigene Sache.
Als wir 1848 überrascht wurden, da waren
wir wic die frommen Kinder, weil der bishcrige
Staat uns „aufgepeppelr" hatte, und es konnte
daher nicht fehlen, daß diese Kinder, die zum
ersten Male daS Gehcn probircn sollten, auch
Fehltritte machten. Aber seit dieser Zeit, denke
ich, haben wir Alle etwas gelernt. Jch denke,
wir sind politisch gewachscn, hineingewachsen
ins politische Leben, und das müssen wir zu
jeder Zeit bekunden. Und da kann keine Frage
sein, was. wir für den Augenblick zu thun
haben: nichts, als passtven Widerstand zu lei-
sten, Ausdauer, und nichts als Ausdauer, bis
es dcr Gewalt zu lang und zu arg wird, bis
sie uns provocirt, und in einer Weise provo-
cirt/daß die Nothwehr unvermeidlich ist.
Grah aus Solingen liest § 29 der Vcr-
fassung vor und commentirt denselben in hu-
moristisch-satyrischer Weise.
Wien, 24. Juli. Das auswärtige Amt
hat dem Vernehmen nach seinen Entschluß in
Betreff der Preußen gegenüber einzunehmenden
Haltung gefaßt. Noch einmal wird Graf Blome.
der Gesandte- in München, mit eingehcnden
Jnstructionen ausgerüstet berufen sein, in Ga-
stein mündlich den Versuch zu machen, die preu-
ßische Politik in andere Bahnen zu lenken und
die Grundlagen für eine Verständigung zu ge-
winncn. Mißlingt dieser Versuch, so scheint
Oesterreich alle Concessionen, welche es scithec
der Stellung Prcußens in den Herzogthümern
darzubieten sich bereit gezeigt, zurückziehen und
dann auf dem Boden des Mitbesitzes der wei-
tern Entwicklung der Dinge, voraussichtlich
unter erneuerter Einwirkung dcs Bundes, war-
ten zu wollen. Geht der Kaiser nicht nach
Gastein, so wird man annehmen dürfen,' daß
der Verjuch g'escheitcrt und daß mithin der cnt-
scheidende Wendepunkc in der österreichischen
Politik eingetretcn ist. (Karlsr. Z.)
F r ii n k r e i ch.
Paris, 25. Juli. Berichte aus Newyork
vom 15. melden: Das in Richmond errichtete
Confiscationsburcau hat eine bedeutende An-
zahl Besitzungen mit Beschlag belegt. Ein
offizieller Rapport gibt die Menge der im Sü-
denvorhandenen Baumwolle auf 2Vs Millionen
Ballen an, die neue Ernte nicht inbegriffen.
-keueste Nachrichten.
Berlin, 26. Zuli. Die ^Neue Preuß.
Ztg." schreibt: Gleichwie die Schleswig-Hol-
steiner den Erbprinzen von Augustenburg nicht
gerufen, sondern sich ihn haben gefallen lasien,
abwartend, wie er sein Recht wahr machen
werde, so würden sie sich auch und noch lieber
, Innsbruck zu sprechen. Er macht den Leser mit
! den Localverhältnrssen dieser Städte, ihren reichen
Sammlungen und Knnstschätzen bekannt, geleitet
ihn zu den besondern Sehenswürdigkeiten und führt
auf nächstem Wege durch allc Straßen überall hin,
wo nur etwas einigcrmaßen Interessantes zu sehen
ist. Auch schöne Punkte in der Umgebung sind nicht
vergessen, eben so wenig jene, welche dem Leibe
Stärkung und Labsal bieten. Hieran reihen sich
dte wcitern Touren, wofür im Ganzen acht und
! vierzig Routen aufs Genauestc beschrieben sind.
! Die sicheren Angaben der Wegentfernungen, die
j zuverlässigen Orienttrungen, dte Höhenbezeichnun-
i gen find namentlich dem Freunde von Bergparthten
wie dem Fußreisenden sehr erwünscht: er vermag
sich viele Fragen, manch unnützen Aufenthalt oder
auch ein Irregehen zu crsparen. Das Ortsregister,
wie ein kleines Kärtchen von Südbayern, Nord«
tyrol und Salzburg, find erwünschte Zugaben.
Mit Recht können wir dieses sorgfältig zusam-
mengestellte Büchlein dem Besucker der vorbezeich-
bei zierltcher Ausstattung setn Prcis nicht bedeu-
tend ist.