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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 178-204 August
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Uei-elberger Zeilung.

KreisueMndigungsblatt für üeu Kreis Heidelberg und amtliches Berkündigungsbllltt für die Amls- und Amts-
Gerichtsbezirkc Heidelbcrg und Wicsloch und den Amtsgerichtsbezirk Reckargeinünd.



Samstag, 3 August


* Äuf die „Hei-elberger
Zeitung" kantr man sich
noch für die Äronate
August und Septenrber mit 42 KreUzern abon-
Uiren bei allen Postanstalten, den Boten und
Zeitungsträgern, sowie der Expedition (Schiff-
gasse Nr. 4).

/ Ein Wort über die Befferstellung
der Volksschullehrer.

Ueber die öconomische Verbesseruug unserer
Lehrer, von denen Viele noch mit drückenden
Nahrungssorgen zu kämpfen haben, sind schon
mancherlei Vorschläge erhoben worden, die sich
in der mündlichcn oder schriftlichenBesprechung
meistentheils recht gut ausnehmen, aber in der
Wirklichkeit schwer auszuführen sind. Man
darf hierbei nicht vergessen, daß in neuerer
Zeit Manches und im Ganzen genommen nicht
UnerheblichcS für die Verbcsserung der Lage
des Lehrerstandes geschehen ist; aber wtr
wünschke nicht, daß nicht noch mehr dafür ge-
than werden möchte? Gewöhnlich hat man für
die Erreichung dieser Wünsche die Belastung
d.er Staatskasse und des GemeindebeutelS im
Auge, wie wenn diefe so leicht zu bewirken
wäre. Soll den Lehrern in einigermaßen aus-
reichender Weise geholfen werden, so gehören
bedeutende Geldsummen dazu, und diese.sind
nicht so leicht zu beschaffen, als Manche mei-
nen. Man erhofft vom nächsten Landtage,
der so viele Wünschc befriedigen soll, etwas
Durchgreifendes auch in dieser Sache; aber
wie wärc ohne Steuerhöhnng sdie nach der
neuen Einschätzung der Güter ohNehin unaus-
bleiblich ist) die Bestreitung des hiefür erfor-
derlichen Aufwands möglich? Nun ift es eine
große Frage, ob die Landstände in der Lage
sein werdcn, eine Summe von etwa 100,000 st.,
als vorerstiges Minimum zu diesem Zwccke zu
verwilligen, nachdem schon in der lctztenLand-
tagsseffion sehr erhebliche Summcn für ander-
weitige Zwccke in das Budget aufgenommen
worden sind. Den Gemeinden aber auch nur
einen Theil, geschweige die ganze Last dieser
Aufbesserung aufladen zu wollen, wäre mit
vielen Bedenklichkeiten verbunden, und nröchten
wir solchcs schon im Jnteresse des Friedens
zwischen den Lehrern und den Gemeindett nicht
wünschen. Unsers Erachtens kann dcN Lehrcru
nür durch Erhöhung des Schulgeldes und zwar

. auf das Doppelte des bisherigen Betrags wirk-
samgeholsenwerden: ein Vorschlag, den Einsender
nicht zum erstenmale erhebt und der neuerdings
auch von andercr Seite wieder lebhaft besyro-
chen wird. Sollen denn die Familienvätcr,
denen doch die Wohlthat des Unterrichts und
der schulmäßigen Erziehuug der Jugend zu-
nächst zu gutkommt, bei der Darbringüng der
dazu erforderlichen Opfer fast ganz leer aus-
gehcn, nur einen nicht des Nennens werthen
Beitrag leisten? Mancher Hausvater setzt, wie
die Erfahrung bezeugt, an Einem Abend oder
bei einer besondern Veranlassung einen größern
Wurf ein, als zur Bestreitung eines erhöhten
jährlichen Schnlgeldes für sein Kind erforder-
lich wäre. Das Haus wird um so sorgfälti-
ger Unterricht und Erziehung überwachen und
nachhaltig zu machen sich beflcißen, wenn eS
zu fühlbareren Opfern dafür herbcigezogen
wird. Wo aber mehrere Kinder aus Einer
Familie der Schute angehörcn, wäre es öillig,
daß eine angemeffcne Verminderung dcs Schul-
geldbetrags einttcte, unb Dürftige wären jeden-
falls vom Schulgelde ganz frei zu sprechen,
wenn die Lcistung dessUben nicht den Gemeinde-
kassen zügemuthet werden wolltc. Auch könnte
bei den Diensten der dritten Kläffe zu Gün-
sten der immer noch viel zu gering bezahltcn
Unterlehrer cine verhältnißmäßige Erhohunh
des Schulgeldes festgesteüt und auch hier und
auf folchem Wege die so nothwendige Aufhülfe
bereitet werden. Uebrigens verdient alle An-
erkenttung, was bisher manche städtische ünd
Landgmciuden für die Aufbesserung des Lehrer-
standes aus freien Stücken gethan- haben.

* Polttische ttrttschail.

* Man läßt heut zu Tage kcine ,Gelegen-
heit unbenutzt, auf die napoleonischen Willknhr-
acte zur Zeit des NheinbundeS in Deutschland
hinzuwcisen, um daS Gefühl für Recht und
Freihcit zu stählen. Mit dcmselben Ncchte
kann auch deü stevelhaflcn Versuchcn BiS-
ntarcks, die buonapartisiischeMethode in Deutsch-
land einzubürgerü, nicht cnergisch genug ent-
gegengctreten werden. Die deutschen Geschichts-
schreiber haben die Abscheü erregende Willkühr,
mit welcher Napoleon I. und seine Generale
in Deutschlanv gewi'lthet, jetzes Necht der Per-
sonen und der Nation mit Füßcn traten, für
alle Zeiten und Geschlechtcr gebraudmarkt:
Sie haben die Verhaftung Palms, die Abfüh-

Die Arndt-Feier in Bonn.

, (Schluß.)

Bonn, 30. Juli. Heute gegen 9 Uhr sam-
melten flck dte Festtheilnehmer wieder. Sie stellten
flch am Bahnhofe auf, woselbst immer noch weitere
Festgenossen eintrafen und feierlich begri'ißt wurden.
üm 11 Uhr setzte fich der Festzug in Bewegung;
stellte flch auf dem Festplatze im Halbkreise um da6
Denkmal auf, und unter Begieitung der Musik
rrschallte das von sämmtlichen anwesenden Sängern
vorgetragene Uhland'sche Lied: „Dir möckt' ich birse
Liebrr weih'n." Nachdem Mufik und Gesang ver-
stummt waren, trat Herr v. Sybelan die Schwelle
deS Mönumeuts und hielt bei allgemeiner feier-
licher Stille die Festrede. Er entwickelte in seiner
Festrede eine Charakteristik von „Ernst Moritz
Arndt", er führt auS, weßhalb der Dahingrschte-
dene heute gefeiert werde, er erinnert an seine
Idcale, an seine Ansichten über die wahre Frei-
h'it, ais nothwendtge Stütze drr Monarchie, und i
deweift durch Eitate aus seinen Schriften den un- !
krschütterlichen Glauben Arndt's an die schließliche !
Erringung der Einheit.

gemackt werden könne, eben so wenig vermöitrten
Hof-Ordres eiit mündigeS Volk wieder in politische
Unmündigkeit zurückzuführen.

Die Absingung des „Fcstliedes" von Drambach
bildete den Schluß der Festlichkeit auf dem Alten-
Zoll, vor dem Denkmal. Hierauf setzte sich der
Zng nach der Wohnung dcr Wittwe Arndt's in
Bcwegung. Vor dem Hause sang der Zug: „WaS
ist des Deutschen Vaterland." Eine Dcputation
aber begab sich zur Wittwe, um der Gattin deS
Gcfeierten dcs Tagrs die Huldignng der Festver-
sammlung darzubringen, der Gefährtin des Man-
nes, ker, als es Nackt war, nicht verzagte, und
mäckt'g wirkte, als es wieder tagke, dessen Grsä' ge
von Herzen kamen ünd zu Herzen gtngen unv fort-
tönen und zu edlen Thaten begeistern werden, so
lange es Deutsche auf der Erde gibt.

Sie, hochverehrte Frau, so lautrt es in der An-
! sprache der Depntation, haben auf riner oft dor-
! nenvollen LrbenSbahn sein Letd muthig mitgetra-
gen; Sie haben durch die treurste.Lirbe seine Kreu-

rung des Herzogs v. Enghien als das bezeich«
net, was sie sind — Lchandthalen. Nicht
viel anders ist es kürzlich den Herren May
und Frecse in Schlcswig-Holstein ergangen.

Dieselben wird in der Folge freilich kein, gleich
tragisches Schicksal treffen, wie dieses seiner-
zeit Palm oder Enghien zu Theil wurde; allein
im Princip ist die Willkühr des VerfaWns
des preußischen CivilkommiffärS in Holstein
jenen napoleonischen Ucbelthaten ganz eben-
burtig, wenn auch May und Freese nicht vor
ein Kriegsgericht gestellt und erschoffen werden.

DasNundschreiben dcs Grafen Belcredi (f.u.)
hat einen nicht sehr günstigen Eindrucj gemacht,
zumal auch nicht mit einem Worte der Ver-
fassung Erwähnung geschieht, während es doch
sehr zeitgemäß gewesen wäre, daß der Staats-
minister seinen Beamten eingeschärft hätte, dem
Geiste dcr Versaffnng gemäß zn handeln. Cha-
rakteristisch ist es auch, daß namentlich das feu-
dale Vaterland über das Rundschreiben des
Grafen förmlich in Entzückcn geräth.

Einem Telegramm der „Neuen Freien
Preffe" zufolgc hätte das Florentiner Ca-
binet durch eine in Paris übcrgebene Note
dic Bedingnngen abgelchnt, von welchen Oe-
sterreich die Anerkennung der ncu-italienischen
Negicrung abhängiggemacht habensoll. DieWie-
ner Generalcorrefpondenz kann versichern, daß
an berufencr Steüe von darauf bczüglichen
Schritten nichts bekannt ist.

Der Wiesbadener Corrcspondent der N. Fr.
Ztg. bezeichnct den an die Stelle des Negid-
rungsdircktors Werrcn zum Präsideuten der
nassauischen Landesregierung ernannten Hof-
gerichtsdirektor Winter von Dillenburg alS
einen rcchtlich gesinntcn, doch sehr konservati-
ven Mann Wir möbten, bemerkt genanntes
Blatt weiter, in dem letzten Umstande ein ab-
solutes Hinderniß einer Verständigung nicht
erblicken. Wir glauben vielmehr, daß selbst
ein konservativer Beamter, wenn erleidenschafts-
los ist, die bestehenocn Gefetze nach allen Sei-
ten in loyaler Weise vollzieht und den unum-
gänglicheN Bedürfnissen des Volkes nicht starr
entgcgentritt, auch in Nasfau keinen allzu
schwierigen Standpunkt haben werde. Die all-
gemeinen Vcrhältnisse in Dcütschland gestaltiüi
sich iMmer mehr in solchcr Art, daß Rcgierung
und Volk in den Kleinstaaten gleich sehr ein
Zntereffe der Versiändigung haben. Am näch-
slen Montag trcten die Kaminern zusammen.

Wünsche für Jhr Wohl »»d das Ihrer Lieben!

Die Mutter Ärndt. sii>lcbe hoch!

Nack Beendigung di-scs ActeS der Pietät gegen
die Gefährtin eines Mannes, deffen Name heute
die Parole bildet fnr alles, waS dentsch und bieder
fühlt und denki, begab sich ber Frstzug nach der
im reichsten Flaggenschmucke prangenden Feststadt
zurüä und löfte sich daselbst auf dem Marktplatze auf.

. Bern, 30. Iuli. Ein zu>Annecy erscheinendeS
Älatt, „Der Mont-Blanc", veröffentlicht einen er-
schuttcrnden Bericht über die Aussuchung der vier
unglücklichen Opfcr, wclche vie jüngste Besteignng
deS Matterhorns verlangt hat Hr. Whymper
und die beiden Tangwald, Vater und Sohn, trafen
am Tage nach der Katastrophe, am 1b. Iuli,
l) Uhr Äörgens, in Zermatt wieder ein. Sofort
organisirte stch cine Erpedition von 21 Personen,
Führern und Bauern, welchc um 2 Uhr Morgens
auSrückte, um die Leichname der Vcrnnglücktcn auf-
zusuchen. Sie bcgabrn sich auf drn Zmutt-Glrtscher,
in der Hoffnung, von dort die Abdachung zu er°
 
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