gemeine Sitzung abgehalten. Die festlich ge-
schmückte sAula war von einer erlesenen Zu-
hörerschast gedrängt besetzt; die Zahl der eigcnt-
Uchen Mitglieder ist bereits über 300 gestiegen;
sie gehören allen deutschen Staaten an. Auch
viele deutsche Schweizer, mehrere Oesterreicher,
Belgier u. a. haben sich eingefunden.
Üm 9*/z Uhr eröffnete der Prof. Köchly
als Präsident des geschästsführenden Comite's
dic Vcrsammlung mit eincm längern Vortrag,
der die Geschichte dcs sogen. Humanismus, d. i.
der klassischen Studien, in Heidelberg zum Ge-
genftand hatte. Jn kerniger Sprache schilderte
Köchly den jeweiligcn Stand der humanistischen
Studien an unscrer Universität seit ihrer Grün-
dung im Jahre 1386 biS auf unsere Zeit, und
gab eine kurze eben so treffende Charakteriftik
der hervorragcndsten Vertretcr dieser Studien
in unserer Stadt. Der Glanzpunkt derselben
war die Zeit von der Mitte des 15. Jahrhun-
derts bis in die Reformation hinein. Damals
war unser Heidelberg der Hauptsitz jener ge-
feiertcn Humanisten, welchc durch Wecknng
eineS beffern Geschmackes und muthige Liebe
zur Wahrheit in Deutschland die Reformation
zunäckst vorbereitet haben. Das rcine Lätein,
das diese Männer lehrten, sührte znr Reini-
gung der Kirche und Rcligion von dem Wust
der mittelalterlichen Scholastik. Zu diesen ver-
dienten und gefeierten Männern gehörcn: Kon-
rad CelteS, der fahrende Poet, Rudolph Ag -
ricola, Johann Reuchlin, !um«n muncii
genannt, der Schrecken aller damaligen Dunkel-
männer; Johann Wessel, Luthers rcchte Hand
genannt. Dann Philipp Melanchthon, der
recht eigentlich ein Pfälzer und Heidelberger
war; Desiderius Erasmus, Oekolompa-
dius, der nachher in Basel die Reformation
durchsetzte, etwas'später Jakob Mycellus,
Xylander, Joh. Sylburg, einer der Be-
gründer der berühmten, leider verstümmelten
Üibiiotlmka pgjatma, und Andcre.
DaS 17. Jahrhundert war für Heidelberg
wie für die ganze Pfalz die schwere Zeit der
Zerstörung in Folgc dcs 30jährigen und der
darauf folgenden französischen Kriege. Den
gänzlichen Verfall der Hochschule wie deS öko-
nomischen Zustandes der sonst so wohlhabenden
Pfalz überhaupt brachten indeß erst die Jesui-
ten im 18. Zahrhundert; unsere Universität
war so heruntergekommen, daß man ernstlich
an die gänzliche Aufhebung dachte.
Doch das gütige Geschick hatte eS besser ge-
fügt. Heidelberg fiel im Anfang unseres Jahr-
hunderts mit,einem guten Theil der dieSseitigen
Pfalz anBaden. Karl Friedrich, derViel-
gesegnetc, nahm sich sofort deS pfälzischen Edel-
steins mit größter Liberalität an, stattete die
Universität von Neuem reichlich aus und berief
an sie tüchtige Lehrkräfte. Bald blühte die
Univcrsität von Neuem auf, und mit ihr unsere
Stadt. Unsere Hochschule nähm unter den
übrigen Deutschlands wieder ihre alte glauz-
volle Stellung ein. Hierzu trugen die hier
wirkenden Humanisten das Jhrige bei, unter
ihnen vor Allen Friedrich Kreuzer und Joh.
Heinrich Voß, dann Karl Fricdr. Hermann.
Zum Schluffe sprach Köchly beachtenswerthe
Worte über die jctzige Aufgabe der Philologie;
sie müsse jetzt mchr als bloßc Wiffenschaft sein;
sie müffe streben, jetzt der materiellen Zeit ge-
genüber wieder das ethisch bildende Moment in
und durch dic Schule zu werden, um veredelnd
in den beffern Kreisen und durch diese im ge-
sammten Volksleben zu wirken.
Mit gcspanntester Aufmerksamkeit war die
Versammlung dieser geistreichen Rede, gehoben
uoch durch trefflichen Vortrag, gefolgt, und
sprach am Schlutz ihre tief empfundene Theil-
nahme aus.
. Hierauf begrüßten in kurzen Ansprachen nack
einander der Director des bad. Oberschulraths,
Dr. Knies, Namens ber großh. Negiertkng,
Bürgermeister Krausmann im Namen der
Stadt und Bürgerschaft, der zeitige Prorector
der Universität, Prof. Kirchhoff, im Namen
der letzteren, und Dr. Oncken Namens des
- hier bestehenden historisch-philosophischen Ver-
eins die Versammlung und hießen sie in unsern
Mauern auf's herzlichfte willkommen.
Nach einigen geschäftlichen Erledigungen hielt
hierauf Prof. Fritzsche aus Leipzig den ersten
wiffenschaftlichen Vortrag über daS Thema:
Wodurch begründete Theokrit seinen Ruhm als
bukolischen Dichter?
AbendS nach 6 Uhr fand ein gemeinschaft-
liches Festmahl im Banketsaal unserer herr-
lichen Schloßruine statt. Das so geräumige,
festlich ausgeschmückte Local vermochte kaum
die zahlrerchen Gäste zu faffen. Es waren
nahezu 500 Theilnehmer. Eine Reihe ernster
und heitercr Trinksprüche würzten das fröhliche
Mahl fröhlicher Gäste. Vor Allem fand der
vom Präsidenten der Versammlung, Profeffor
Köchly, auSgebrachte Trinkspruch, der keinerlei
Begründung bedürfe, das dreifache Hoch auf
Großherzog Friedrich, den deutschgesinnten
Fürsten, der ein Herz für das Volk habe und
dem darum die Herzen des Volkes gchören, die
begeistertste Aufnahme. Ebenso jubelnd wurden
die Trinksprüche des Prof. Bursian auf das
schöne Heidelbcrg, das nicht zu kennen und zu
lieben, ein ordentlicher Mcnsch sich fast schämen
müffe, nnd des Prof. Eckstein auf die liberale
badische Regierung, die ihre Zeit verstehe,
aufgenommen.
Frankfurt, 24. Sept. Heute fand hier
eine Sitzung dcS Ausschuffes deö deutschen
Reformvereins statt. Es wurde eine Ansprache
an die Mitglieder des VereinS beschloffen, worin
eS, nach cinem Protest gegen die Gasteiner
Uebereinkunft und die Vcrhaflung May's, heißt:
„Die Bestrebungen des Reformvercins, welcher
die Umbildung des deutschen Bundes auf lega-
lem Wege sich zur Aufgabe gestellt hal, sind
gelähmt, so lange Fürsten- und Volksrecht in
einem deutschen Lande von deutschen Regie-
rungen selbst in solcher Weise hintangesetzt und
gebeut wird. Aus diesem Grunde glaubt der
Ausschuß im Sinne sämmtlicher Vereinsmit-
glieder zu handeln, wenn cr heüte beschlossen
hat, von einer Generalvcrsammlung des Ver-
eins bis weiter abzusehen.
Frankfurt, 25. Sept. Heute wurde der
dritte deutsche HandelStag dahier eröffnet.
Zum Vorsitzenden wurde Hr. Eonsul Meyer
aus Bremen, zu dessen Stellvertreter Hr. Scher-
bius von hier erwählt. Als Schriftführer wur.
den die Herren Dr. Weigcl aus Kassel und
Kanzleirath Zwicker aus Magdeburg bestimmt.
Hr. Dtahlberg erstattete hierauf Bericht
über „den HandelSvertrag mit Rußland" und
wurde die Resolution des Ausschusses ang'e-
nommen, die besagt, daß der Handelstag trotz
der zu überwindenden Schwierigkeiten der Ueber-
zeugung ist, daß er in seiner Bemühung für
cinen zeitgemäßen Handelsvertrag mit Rußland
reussiren werde, denn die russischen Verhaltnisie
selbst drängten zu einer vollständigen Reform.
Hr. E. Moll aus Mannheim bcrichtete über
die Frage, den Handelsvertrag mit Jtalien be-
treffend. Auch hier wurde der Ausschußantrag
von der Versammlung angenommen, dahin
gehend, die Negierungen des Zollvereins drin-
gend zu crsuchen, unter Beiseitesetzung der ent-
gegenstehenden Bedenken mit dem Königreich
Jtalien ohne Verzug einen neuen, möglichst vor-
theilhaften Handelsvertrag abzuschließen, durch
wel^hen dem Zollvereine mindcstenS alle Vor-
theile der meistbegünstigten Nation gesichert
werdcn, und durch Förderung einer (Dchwcizer-
älpenbahn die kürzeste Verbindung mit Jtalien
zu erstreben.
München, 25. Septbr. Nach einer Ent-
schließung des k. Staatsministeriums des Jn-
nern vonk 15. Septbr. und gemäß Mittheilung
des Consulates der Vereinigten Staaten von
Nordamcrika in Nürnberg ist die, bisherige
Paßvorschrift für den Eintritt in die Vereinig-
ten Staaten durch die Regierung zu Washing-
ton am 2. Juni l. I. aufgehoben worden und
ein Paß für Reisende nach den Vereinigten
Staaten nicht mehr nothwendig.
Perleberg. 21. Septbr. Der Fuhrmann,
welcher Hrn. May am 14. d. von Rendsburg
hierher zu transportiren hatte, hat den ihm
dafür ausgezahlten Lohn von 4 Thlrn. den
Armen überwiesen mit der Bemerkung: „Lohn
für einc mit schwerem Herzen geleistete Fuhre."
Hamburg, 25. Sept. Eine gestern in
Altona ausgebrochene Feuersbrunst zerstörte
Waarenvorräthe im Werthe von wenigstens
Millionen Thaler. Durch die Geistesgegen-
wart österreichischer Soldaten wurde ein öster-
reichisches Proviantmagazin gerettet. — Die
Lübecker „Eisenbahnzeitung" meldet: Nicht die
Preußen, sondern die lauenburgischen Landes-
behörden haben die deutsche Flagge verboten.
Schleswig, 25. Septbr. General von
Manteuffel zeigt im schleswigschen Verordnungs-
blatte an, daß Se. Maj. der König von Preu-
ßen durch KabinetSordre vom 13. September
dcn Baron Hugo Plessen zum Amtmann von
Gottorf ernannt hat.
Wien. 22. Sept. Das Landesgericht Wien
hat über das bewegliche und unbewegliche Ver-
mögen des am 1. Sept. „verstorbenen" Prof.
Dr. v. Stubenrauch den Concurs eröffnet.
Es wird nachträglich bekannt, daß ihm seine
Gattin eine Mitgifl von 400,000 fl.'zugebracht.
— Hr. v. Halbhuber ist hier eingetroffen.
G rr g l u n d
Dublin, 22. Sept. Der Cork Examiner
erwähnt des Gerüchts, daß unter den Truppen
großes Mißvcrgnügen herrsche. Nach der
Cork Constitution sollen viele Soldaten als
Mitschuldige der Fenier scharf überwacht wer-
den. — Eine Anzahl Polizeibeamte sind aus
England nach Jrland geschickt worden, um Ver-
haflungen vorzunehmcn. Man glaubt, der
FcuianismuS zähle Anhänger untcr der Local-
polizei. — Ein englisches Kriegsdampfschiff ift
in See gegangen, um ein mit Waffen befrach-
tetes amerikanisches Schiff, welches man cr-
wartet, abzufassen.
Z t a l i e n.
Rom, 25. Sept. Der Papst hat in dem
diesen Morgen abgehaltenen Konsistorium eine
Redc gehalten.
Er"hat sodaün 4 spanische, einen belgischen,
einen irländischen, einen englischen, einen bul-
garischen, einen sicbenbürgischen Bischof, einen
Bischof für die Vereinigten Staaten, fünf für
Südamerika und acht in parlibu« in66elium
für die katholischen Missionen präkonisirt.
Reuefte Nachrichten.
Kopenhagen, 26. Septbr. „Dagbladet"
meldct die Uebernahme der Garantie für die
projectirte Eisenbahn von Kopenhagen nach
Hamburg Seitcns'des Londoner Hauses Ove-
rand, Gurney und Comp. als bevorstehend.
Das Haus hat zur Prüfung des Unternchmens
zwci Bevollmächtigte gesandt. Der Betrag der
Garantie ist 20.000 Pfd. Sterl.
London, 26. Septbr. Der „Globe" vcr-
öffentlicht das Rundschreiben des Grafcn Russell
über die Gästeiner Convention. Der Tert des
„Globe" stimmt mit dem durch die „Jndepen-
dance Belge" veröffentlichten übcrein.
Rom, 26. Sept. Das „Giornal die Roma"
erklärt das von italienischen Blättern veröffent-
lichte Circular, worin Herr v. Merode den
päpstlichen Truppen befohlen hätte, die Bande
FuocoS zu respectiren, weil dieselbe nicht Bri-
gandage treibe, sondern die Sache Franz' U-
^ertheitige, für falsch.
Lübeck, 27. Sept. -Die Eisenbahnzeitung
enthält einen Brief aus Ratzeburg über die
vorgestrige ErbhuldigUng, nach welchem
sieben Mitglieder der Rilterschaft (das achte
war krank) bci dem Minister Sismarck darum
nachsuchten, er möge den König angehcn, den
Landesreceß pure zu bestätigen. BiSmarck er-
klärte jedoch, die Festfreude deS KönigS nicht
stören zu dürfen. Nach demselben Schreiben
wäre die Volksstimmung für Preußen und die
Bismarck'sche Politik günstig. Der König habe
versprochen, im October mit der Königin wie-
derzukommen.
?Verlin» 27. Sept. Herr v. BiSmarck wird
einige Tage nach seiner Rückkehr aus Lauen-
burg in ein Seebad gehen. — Ein Artikel der
„Provinzial-Correspondenz" setzt auseinander,
warum die Zustimmung des preußischcn Land-
tags zur Erwerbung Lauenburgs nicht erfor-
derlich sei. Der Artikel sagt: Die Besitzer«
greifung Lauenburgs durch das preußische Ko-
nigshaus ist in jeder Beziehung eine vollendete
Thatsache; daß der Artikel 55 der Verfassung
nur außerdeutsche Reiche betrifft, ist unzwelsel-
haft. — Jn Bezug auf die französische und dre
englische Circularnote über den Vertrag^von
Gastein sagt das genannte Blatt: Die Urye-
ber beider Depeschen nahmen selbst Dedacy
darauf, denselben vorwcg jede thatsächliche Be-
deutung zu benehmen, indem sie ihre Gelan --
ten ausdrücklich anwiesen, dieselhen nicht znr
schmückte sAula war von einer erlesenen Zu-
hörerschast gedrängt besetzt; die Zahl der eigcnt-
Uchen Mitglieder ist bereits über 300 gestiegen;
sie gehören allen deutschen Staaten an. Auch
viele deutsche Schweizer, mehrere Oesterreicher,
Belgier u. a. haben sich eingefunden.
Üm 9*/z Uhr eröffnete der Prof. Köchly
als Präsident des geschästsführenden Comite's
dic Vcrsammlung mit eincm längern Vortrag,
der die Geschichte dcs sogen. Humanismus, d. i.
der klassischen Studien, in Heidelberg zum Ge-
genftand hatte. Jn kerniger Sprache schilderte
Köchly den jeweiligcn Stand der humanistischen
Studien an unscrer Universität seit ihrer Grün-
dung im Jahre 1386 biS auf unsere Zeit, und
gab eine kurze eben so treffende Charakteriftik
der hervorragcndsten Vertretcr dieser Studien
in unserer Stadt. Der Glanzpunkt derselben
war die Zeit von der Mitte des 15. Jahrhun-
derts bis in die Reformation hinein. Damals
war unser Heidelberg der Hauptsitz jener ge-
feiertcn Humanisten, welchc durch Wecknng
eineS beffern Geschmackes und muthige Liebe
zur Wahrheit in Deutschland die Reformation
zunäckst vorbereitet haben. Das rcine Lätein,
das diese Männer lehrten, sührte znr Reini-
gung der Kirche und Rcligion von dem Wust
der mittelalterlichen Scholastik. Zu diesen ver-
dienten und gefeierten Männern gehörcn: Kon-
rad CelteS, der fahrende Poet, Rudolph Ag -
ricola, Johann Reuchlin, !um«n muncii
genannt, der Schrecken aller damaligen Dunkel-
männer; Johann Wessel, Luthers rcchte Hand
genannt. Dann Philipp Melanchthon, der
recht eigentlich ein Pfälzer und Heidelberger
war; Desiderius Erasmus, Oekolompa-
dius, der nachher in Basel die Reformation
durchsetzte, etwas'später Jakob Mycellus,
Xylander, Joh. Sylburg, einer der Be-
gründer der berühmten, leider verstümmelten
Üibiiotlmka pgjatma, und Andcre.
DaS 17. Jahrhundert war für Heidelberg
wie für die ganze Pfalz die schwere Zeit der
Zerstörung in Folgc dcs 30jährigen und der
darauf folgenden französischen Kriege. Den
gänzlichen Verfall der Hochschule wie deS öko-
nomischen Zustandes der sonst so wohlhabenden
Pfalz überhaupt brachten indeß erst die Jesui-
ten im 18. Zahrhundert; unsere Universität
war so heruntergekommen, daß man ernstlich
an die gänzliche Aufhebung dachte.
Doch das gütige Geschick hatte eS besser ge-
fügt. Heidelberg fiel im Anfang unseres Jahr-
hunderts mit,einem guten Theil der dieSseitigen
Pfalz anBaden. Karl Friedrich, derViel-
gesegnetc, nahm sich sofort deS pfälzischen Edel-
steins mit größter Liberalität an, stattete die
Universität von Neuem reichlich aus und berief
an sie tüchtige Lehrkräfte. Bald blühte die
Univcrsität von Neuem auf, und mit ihr unsere
Stadt. Unsere Hochschule nähm unter den
übrigen Deutschlands wieder ihre alte glauz-
volle Stellung ein. Hierzu trugen die hier
wirkenden Humanisten das Jhrige bei, unter
ihnen vor Allen Friedrich Kreuzer und Joh.
Heinrich Voß, dann Karl Fricdr. Hermann.
Zum Schluffe sprach Köchly beachtenswerthe
Worte über die jctzige Aufgabe der Philologie;
sie müsse jetzt mchr als bloßc Wiffenschaft sein;
sie müffe streben, jetzt der materiellen Zeit ge-
genüber wieder das ethisch bildende Moment in
und durch dic Schule zu werden, um veredelnd
in den beffern Kreisen und durch diese im ge-
sammten Volksleben zu wirken.
Mit gcspanntester Aufmerksamkeit war die
Versammlung dieser geistreichen Rede, gehoben
uoch durch trefflichen Vortrag, gefolgt, und
sprach am Schlutz ihre tief empfundene Theil-
nahme aus.
. Hierauf begrüßten in kurzen Ansprachen nack
einander der Director des bad. Oberschulraths,
Dr. Knies, Namens ber großh. Negiertkng,
Bürgermeister Krausmann im Namen der
Stadt und Bürgerschaft, der zeitige Prorector
der Universität, Prof. Kirchhoff, im Namen
der letzteren, und Dr. Oncken Namens des
- hier bestehenden historisch-philosophischen Ver-
eins die Versammlung und hießen sie in unsern
Mauern auf's herzlichfte willkommen.
Nach einigen geschäftlichen Erledigungen hielt
hierauf Prof. Fritzsche aus Leipzig den ersten
wiffenschaftlichen Vortrag über daS Thema:
Wodurch begründete Theokrit seinen Ruhm als
bukolischen Dichter?
AbendS nach 6 Uhr fand ein gemeinschaft-
liches Festmahl im Banketsaal unserer herr-
lichen Schloßruine statt. Das so geräumige,
festlich ausgeschmückte Local vermochte kaum
die zahlrerchen Gäste zu faffen. Es waren
nahezu 500 Theilnehmer. Eine Reihe ernster
und heitercr Trinksprüche würzten das fröhliche
Mahl fröhlicher Gäste. Vor Allem fand der
vom Präsidenten der Versammlung, Profeffor
Köchly, auSgebrachte Trinkspruch, der keinerlei
Begründung bedürfe, das dreifache Hoch auf
Großherzog Friedrich, den deutschgesinnten
Fürsten, der ein Herz für das Volk habe und
dem darum die Herzen des Volkes gchören, die
begeistertste Aufnahme. Ebenso jubelnd wurden
die Trinksprüche des Prof. Bursian auf das
schöne Heidelbcrg, das nicht zu kennen und zu
lieben, ein ordentlicher Mcnsch sich fast schämen
müffe, nnd des Prof. Eckstein auf die liberale
badische Regierung, die ihre Zeit verstehe,
aufgenommen.
Frankfurt, 24. Sept. Heute fand hier
eine Sitzung dcS Ausschuffes deö deutschen
Reformvereins statt. Es wurde eine Ansprache
an die Mitglieder des VereinS beschloffen, worin
eS, nach cinem Protest gegen die Gasteiner
Uebereinkunft und die Vcrhaflung May's, heißt:
„Die Bestrebungen des Reformvercins, welcher
die Umbildung des deutschen Bundes auf lega-
lem Wege sich zur Aufgabe gestellt hal, sind
gelähmt, so lange Fürsten- und Volksrecht in
einem deutschen Lande von deutschen Regie-
rungen selbst in solcher Weise hintangesetzt und
gebeut wird. Aus diesem Grunde glaubt der
Ausschuß im Sinne sämmtlicher Vereinsmit-
glieder zu handeln, wenn cr heüte beschlossen
hat, von einer Generalvcrsammlung des Ver-
eins bis weiter abzusehen.
Frankfurt, 25. Sept. Heute wurde der
dritte deutsche HandelStag dahier eröffnet.
Zum Vorsitzenden wurde Hr. Eonsul Meyer
aus Bremen, zu dessen Stellvertreter Hr. Scher-
bius von hier erwählt. Als Schriftführer wur.
den die Herren Dr. Weigcl aus Kassel und
Kanzleirath Zwicker aus Magdeburg bestimmt.
Hr. Dtahlberg erstattete hierauf Bericht
über „den HandelSvertrag mit Rußland" und
wurde die Resolution des Ausschusses ang'e-
nommen, die besagt, daß der Handelstag trotz
der zu überwindenden Schwierigkeiten der Ueber-
zeugung ist, daß er in seiner Bemühung für
cinen zeitgemäßen Handelsvertrag mit Rußland
reussiren werde, denn die russischen Verhaltnisie
selbst drängten zu einer vollständigen Reform.
Hr. E. Moll aus Mannheim bcrichtete über
die Frage, den Handelsvertrag mit Jtalien be-
treffend. Auch hier wurde der Ausschußantrag
von der Versammlung angenommen, dahin
gehend, die Negierungen des Zollvereins drin-
gend zu crsuchen, unter Beiseitesetzung der ent-
gegenstehenden Bedenken mit dem Königreich
Jtalien ohne Verzug einen neuen, möglichst vor-
theilhaften Handelsvertrag abzuschließen, durch
wel^hen dem Zollvereine mindcstenS alle Vor-
theile der meistbegünstigten Nation gesichert
werdcn, und durch Förderung einer (Dchwcizer-
älpenbahn die kürzeste Verbindung mit Jtalien
zu erstreben.
München, 25. Septbr. Nach einer Ent-
schließung des k. Staatsministeriums des Jn-
nern vonk 15. Septbr. und gemäß Mittheilung
des Consulates der Vereinigten Staaten von
Nordamcrika in Nürnberg ist die, bisherige
Paßvorschrift für den Eintritt in die Vereinig-
ten Staaten durch die Regierung zu Washing-
ton am 2. Juni l. I. aufgehoben worden und
ein Paß für Reisende nach den Vereinigten
Staaten nicht mehr nothwendig.
Perleberg. 21. Septbr. Der Fuhrmann,
welcher Hrn. May am 14. d. von Rendsburg
hierher zu transportiren hatte, hat den ihm
dafür ausgezahlten Lohn von 4 Thlrn. den
Armen überwiesen mit der Bemerkung: „Lohn
für einc mit schwerem Herzen geleistete Fuhre."
Hamburg, 25. Sept. Eine gestern in
Altona ausgebrochene Feuersbrunst zerstörte
Waarenvorräthe im Werthe von wenigstens
Millionen Thaler. Durch die Geistesgegen-
wart österreichischer Soldaten wurde ein öster-
reichisches Proviantmagazin gerettet. — Die
Lübecker „Eisenbahnzeitung" meldet: Nicht die
Preußen, sondern die lauenburgischen Landes-
behörden haben die deutsche Flagge verboten.
Schleswig, 25. Septbr. General von
Manteuffel zeigt im schleswigschen Verordnungs-
blatte an, daß Se. Maj. der König von Preu-
ßen durch KabinetSordre vom 13. September
dcn Baron Hugo Plessen zum Amtmann von
Gottorf ernannt hat.
Wien. 22. Sept. Das Landesgericht Wien
hat über das bewegliche und unbewegliche Ver-
mögen des am 1. Sept. „verstorbenen" Prof.
Dr. v. Stubenrauch den Concurs eröffnet.
Es wird nachträglich bekannt, daß ihm seine
Gattin eine Mitgifl von 400,000 fl.'zugebracht.
— Hr. v. Halbhuber ist hier eingetroffen.
G rr g l u n d
Dublin, 22. Sept. Der Cork Examiner
erwähnt des Gerüchts, daß unter den Truppen
großes Mißvcrgnügen herrsche. Nach der
Cork Constitution sollen viele Soldaten als
Mitschuldige der Fenier scharf überwacht wer-
den. — Eine Anzahl Polizeibeamte sind aus
England nach Jrland geschickt worden, um Ver-
haflungen vorzunehmcn. Man glaubt, der
FcuianismuS zähle Anhänger untcr der Local-
polizei. — Ein englisches Kriegsdampfschiff ift
in See gegangen, um ein mit Waffen befrach-
tetes amerikanisches Schiff, welches man cr-
wartet, abzufassen.
Z t a l i e n.
Rom, 25. Sept. Der Papst hat in dem
diesen Morgen abgehaltenen Konsistorium eine
Redc gehalten.
Er"hat sodaün 4 spanische, einen belgischen,
einen irländischen, einen englischen, einen bul-
garischen, einen sicbenbürgischen Bischof, einen
Bischof für die Vereinigten Staaten, fünf für
Südamerika und acht in parlibu« in66elium
für die katholischen Missionen präkonisirt.
Reuefte Nachrichten.
Kopenhagen, 26. Septbr. „Dagbladet"
meldct die Uebernahme der Garantie für die
projectirte Eisenbahn von Kopenhagen nach
Hamburg Seitcns'des Londoner Hauses Ove-
rand, Gurney und Comp. als bevorstehend.
Das Haus hat zur Prüfung des Unternchmens
zwci Bevollmächtigte gesandt. Der Betrag der
Garantie ist 20.000 Pfd. Sterl.
London, 26. Septbr. Der „Globe" vcr-
öffentlicht das Rundschreiben des Grafcn Russell
über die Gästeiner Convention. Der Tert des
„Globe" stimmt mit dem durch die „Jndepen-
dance Belge" veröffentlichten übcrein.
Rom, 26. Sept. Das „Giornal die Roma"
erklärt das von italienischen Blättern veröffent-
lichte Circular, worin Herr v. Merode den
päpstlichen Truppen befohlen hätte, die Bande
FuocoS zu respectiren, weil dieselbe nicht Bri-
gandage treibe, sondern die Sache Franz' U-
^ertheitige, für falsch.
Lübeck, 27. Sept. -Die Eisenbahnzeitung
enthält einen Brief aus Ratzeburg über die
vorgestrige ErbhuldigUng, nach welchem
sieben Mitglieder der Rilterschaft (das achte
war krank) bci dem Minister Sismarck darum
nachsuchten, er möge den König angehcn, den
Landesreceß pure zu bestätigen. BiSmarck er-
klärte jedoch, die Festfreude deS KönigS nicht
stören zu dürfen. Nach demselben Schreiben
wäre die Volksstimmung für Preußen und die
Bismarck'sche Politik günstig. Der König habe
versprochen, im October mit der Königin wie-
derzukommen.
?Verlin» 27. Sept. Herr v. BiSmarck wird
einige Tage nach seiner Rückkehr aus Lauen-
burg in ein Seebad gehen. — Ein Artikel der
„Provinzial-Correspondenz" setzt auseinander,
warum die Zustimmung des preußischcn Land-
tags zur Erwerbung Lauenburgs nicht erfor-
derlich sei. Der Artikel sagt: Die Besitzer«
greifung Lauenburgs durch das preußische Ko-
nigshaus ist in jeder Beziehung eine vollendete
Thatsache; daß der Artikel 55 der Verfassung
nur außerdeutsche Reiche betrifft, ist unzwelsel-
haft. — Jn Bezug auf die französische und dre
englische Circularnote über den Vertrag^von
Gastein sagt das genannte Blatt: Die Urye-
ber beider Depeschen nahmen selbst Dedacy
darauf, denselben vorwcg jede thatsächliche Be-
deutung zu benehmen, indem sie ihre Gelan --
ten ausdrücklich anwiesen, dieselhen nicht znr