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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0366

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ten sich alS wahre Partlkulariften gezeigt.
Auch er jei mit den AusschußantrLgen nicht
in Allem einverstanden, dcnu er glaube, wenn
die preußischen AuSschutzmitglieder anwescnd
waren, daß manches anderS gcfaßt worden
sein würde. Bezüglich dcr Mittclstaaten trete
er dem Vorredner bei. Es sei auch von
Steuerverweigerung die Rede gewesen. Er
stehe in dieser Beziehung auf dem Stand-
punkte von Jakoby. Aber in Preußen sei die
Ausführung eincr Steucrverweigerung nicht
so lcicht, als man mein^ Er frage dagegen,
was habcn die Volksvcrtreter der Mittclstaaten
gethan, um die Beschlüsse vom Dec. 1863 zur
AuSführung zu bringen? Erkennen wir un-
sere bciderscitigen Fehler und sorgen wir da-
für, daß sie nicht wiederholt werden. Er sei
mit Mommsen und Sybel einverstanden, daß
daS Selbftbestiminungsrecht einer Provinz nur
ein bejchränkteS sein könne. Eine vahingehendc
Aeußerung vermifse er in den Ausschußan-
trägen. ES sei ja möglich, daß die Schleswig-
Holsteiner dereinst mürbe gemacht, die Annexion
an Preußen beschlössen; dann trete dcr Fall
ein, wo Sie selbst das Selbstbestimmungsrecht
beschränkt sehen möchten. Aber er sei nicht
damit cinverstanoen, daß Sybel und Momm-
sen mit einer schlauen Wendung Preußcn an
die Stelle von Deutschland setzen wollten.
Redner erklärt sich dann als Gegncr der prcu-
ßischen Hegemonie. Die nächste VolkSbewegung
wcrde schwerlich vor ben Thronen ftehen blei-
ben. Zugegeben müsse wcrden, daß die Kon-
stituirung eines neuen Kleinstaates in dem
Augenblicke, wo alles auf größere Einheit
dringe, in Preußen und selbst im Rheinlande
Viclen zuwider sei. Nur als vorübergehendes
Auskunftsmittel könne man sie billigcn. Er
müsse aus allen diesen Gründen gegen die Re-
solutionen stimmen.

Hansen-Grumbyc (Schleswig) schildert
die Stimmung in sciner Heimath. Die ge-
sammte Bevölkerung mit Ausnahmc der we-
nigen Annexionisten, die sich Nationale nen-
nen, will am Rechte fefthalten. DaS Festhal-
ten an den Abmachungen vom 26. MLrz er-
achteten die SchlcSwig-Holstciner als ihre Pflicht
gegen Deutschland.

Metz (Darmstadt): Die geschäftsleilende
Kommission des AusschusseS bercue auch nach
oem Ansbleiben der Preußen und vieler Kur-
hessen die Einberufung deS Abgeordnetentages
nicht. Der Tag werde in mancher Beziehung
klären und sichten, und nicht ohtie Erfolg blei-
ben. Redner wendet sich dann gegen die
Twesten'sche Erklärung, welche die preußischen
Jnteressen über die deutschcn gestelll habe. Jn
der geschäftsleitenden Kommission seien alle
Parteien vertreten. Der Sechsunddreißiger-
Ausschuß habe die von demsclben vorgelegte
Resolution mehrfach modificirt^ Jeder habe
von seiner Ansicht Manches aufgeben müssen;
darum möße die Versammlung ebenso handeln.
Auch im preußischen Abgcordnctenhause werden
andere Ansichten zum Durchbruch gclangen?
Die 186 prcußischen Abgeordneten, welche den
Protcst nach London unterzeichnet haben, wer-
den hoffentlich nicht Alle von der deutschen

phitosophische Vorstellungen gegrünbetc Brahma-
religion befestigte. Begrciflicher Weise ist die Er-
zirhung auf das Kastrnwesen gegründet. Lesen

lernen (dirsen ist jeder Unterrtcht versagt), abrr
die Brahmanen, die allein im Besitz aller Bildung
sind, theilcn davon den Uebrigen nur so viel mit,
alS fie für gut halten. Die Frauen laßt man voll-
ftändig ohne Unterricht, mit 8, 9 Jahren verhei-
rathen fie fich unv bleiben dann im Hause einge-
schloffen. Die Brahmanen haben allerdings ein
gewisses höheres Maß von Bildung. Die indische
Literatur ist eine sehr reiche und zum Theil gehalt-
volle, sie ist auch von der griechischen Cultur, die
Alerander der Große zuerst nach drm Orirnt trug,
befruchtrt wordrn. Mathematik und Astronomie er-

studium der Brahmanen ist aber dcr Sanscrit, die
alte indische Sprache, die schon sctt 1000 Jahren
kein Znder mehr versteht, in der aber sehr werth-
volle Wcrke geschrieben sind. Dic Methode des
Unterrichts ist mild und sanft, dem inbischen Cha-
raktcr entsprrchend, namentlich wird eS e.m Lrr-
nenden auf das Unablasfigste eingeprägt, „fich dem

Sache abfallen. Ueber den abweichenden Mei-
nungen bezüglich einzelner Punkte stehe ihm
das Zusammenwirken der Männer, welche bis
dahin in der nationalen Sache zusammenge-
kämpft haben. Jeder möge in seinem Kreise
wirken, daß dieses Zusammcnwirken erhalten
bleibe und verstärkt werde. (Beifall.)

ES ertönen zahlreiche Schlußrufc aus der
Versammlung. Der Schluß wird mit großer
Mehrheit angenommen.

Völk als Berichtcrstatter: Gezen daS Amen-
dement bezüglich des deutschen Parlaments sei
Niemand im Ausschusse. Gegen die Antrage
von Traberl und Oesterlen müsse auch er sich
erklären. Die Triasgruppe müsse eine Exeku-
tive haben. Werde man sich einer bayerischen
Hcgemonie in den andern Staaten eherunterwer-
fen als der preußischen? Die Gefahr einer Ein-
»mischung des Auslandes rücke am nächstenbei Bil-
dung einer mittelstaatl. Gruppe. Er erinnere an
die Jnschrift deS Münchener Obelisken: „Auch
die 30,000 Bayern, welche in Rußland gefal-
len, sind für die Sache des Vaterlandes ge-
fallen." Die Schleswig-Holsteiner könnten
nicht warten, bis ein neues Organ geschaffen
ist, welches ihnen helfen soll. Sie haben dies
wohl gefühlt, und deshalb haben sie die viel
angefochtenen Konzessionen gemacht. Er halte
es für cine Verschlimmerung der Lage. wenn
man- gcgen den Willen der Schleswig Holstei-
ner die Punkte 2 und 3 der ersten Resolution
entfernc. Der Redner fordert schließlich in
warmen Worten nochmals zur Annahme der
Ausschußanträge auf.

Die Herren Trabert und Oestcrlen erklären,
daß sie ihre Astträge, nachdem ihnen eine Re-
' plik von der Versammlung nicht gestattel wor-
den sei, zurückziehen.

Bei der Abstimmung wird der erste Satz
von Resolution I nahezu einstimmig, die Sätzc
2 und 3 mit großcr Mehrheit, Resolution II
nahezu einstimmig, Resolution HI mit über-
wiegender Mehrheit angenommen.

Der Antrag der Badenser:

Anlasft sür ihre Pflicht, die Forderung eineZ deul-

wird ebeuso nahezu einstimmig angenommen,
ebenso der- Antrag IV auf Bestellung eines
Ausschusses von 36 Mitgliedern.

Hr. Barth (Kaufbeuern) beantragt Bestä-
tiguug dbs jetzt bestehenden Aussi^usseS in sei-
nem Amte (Beifall). Man leiste zwar damit
dicsen MLnnern keinen Dienst. Dieselben
werden aber kein Opfer scheuen, wenn es gelst
dem Vaterlande zu dienen. Er habe unter
diesen Verhältnissen nicht nöthig, der besonde-
ren Schwierigkeitcn, welche jetzt einer Neuwahl
im Wege seien, zu gedenken.

Die Bestätigung des jetzigen AusschuffeS
wird mit großer Mehrheit beschlossen.

Dr. Müller fordert dic Versammlung zum
Schluffe auf, es möge Jeder in seinem Kreise
alles einsetzen, damit die Beschlüsse thatsäch-
lichen Erfolg erhalten.

Frankfurt, 4. Octbr. Fur die dicsjäh-
rige Gcneralversammlung des Nationalvereins
(am 29. und 30. d. M. im großen Saal des

Wiffrn). Jm Großen unb Ganzcn lebt auch der
Jnder ein bloßes Pflanzen-, ein Traumleben, er
bat fich der übermächtigen Natur gegenüber noch

hiesigen Saalbaus) ist von dem AuSschuß fol.
gende Tagesordnung festgesetzt: 1) Der poli-
tische Bericht. 2) Der geschäftliche Bericht. 3)
Die schleswig-holsteinische Angelegenhcit. 4)
Der Proceß gegeu die Mitglieder des Natio-
nalvereins in Rostock. 5) Die Verwenduna
dcr Zinsen des Flottenfonds. 6) Die Jugend-
wehr im Verhältniß zur deutschen Wchrfrage.
7) Die Neuwahl des AuSschuffes. 8) Die
sonst eingelaufenen Anträge.

Aus Nafsau, 30. Septbr. Wenn das
Mainzer „Katholische Volksblatt" die Wall-
fahrten anpreist. so kann das nicht wundern.
da sie der Bischof von Mainz befördert und
Geistliche in Prozession, voran mit fliegendcn
Fahnen, die Züge nach Walldürn führen.
Stellen wir Vergleiche an zwischen früher und
jetzt, so ist es übrigens ein trauriges Zeichen
deS neunzehnten Jahrhunderts, daß die Hie-
rarchie glaubt, noch mit solchen Mitteln ihre
Herrschaft untcrstützen zu können. Uns ist
zufällig eine Verordnung unter der erzbischöf-
lichen Regierung zu Mainz aus dem vorigen
Jahrhundert zu Gesicht gekommen, worin ge-
sagt ist, datz sie sich von dem Nahrungs- und
SittenverdcMichen der Wallfahrten nach Wall-
dürn überzeugt und in dieser Absicht die er-
forderliche Einleitung getroffen habe, diesem
allgemein schädlichen Unheile durch zweckmäßige
Vorkehrungen nach und nach abzuhelfen. So
damals und so jetzt! Es kann sich Jeder sei-
nen Bers dazu machen. (Mittelrh. Z.)

Altenburg, 29. Sept. Nach der „Leipz.
Ztg." ist die hier aufgetretene Cholera die echt
asiatische; sie wurde durch eine von Odessa über
Konstantinopel kommende Frau hierher ver-
schleppt; letztere erlag in kürzester Zeit, und
die von da an um sich greifende Jnfection
konnte in den ersten Fällcn leicht als persön-
licke Uebertragung nachgewiesen werden. Alle
charakteristischen Erscheinungen sind meist vor-
handen; natürlich kommen daneben auch leichte
und unentschiedene Fälle vor. Oft liegt zwi-
schen Erkrankung und Tod ein Zeitraum von
nur wenigen Stunden; überlebt der Kranke die
eigentliche Cholera, so tritt er regelmäßig in
daS zweite Stadiuin, das des Choleratyphois.
Bis jetzt sind hier von 39 Patienten (entschie-
dene Fälle) 25 gestorben, 8 genesen und noch
6 krank; in Rasephas, 10 Minuten von hier,
sind von 10 Erkrankten 9 gestorben.

-Berljn, 3. Oktbr. Die „Nordd. Allgem.
Ztg." hört, der bisherige Verlauf dcr Unter-
suchung wider den Rcdacteur Ma y habe hin-
reichend bewiesen, daß übcr May's Eigenschaft
als Preuße kein Zweifel obwalten könne. May
habc auch aus dicsem Grunde die Competenz
des Perleberger Gerichtes nicht bestritten, wie
er auch mit großer Vorsicht das preußische
Jndigenat während seiner zchnjährigen Abwe-
senheit aus dem Vaterlande habe erneuern
lassen.

Pefth, 1. Okt. Jn seiner Programmreoc
an die Ofener Wahlbürger crklärt Baron Eöt-
vöö, die einzige Ursache deS jahrhundertelan-
gen Zwiespalts sei, daß das gejetzliche Verhält-
niß zwischen Ungarn und dem Reich nie voll-
j ftändig anerkannt, eine Demarcations-Lüüe


rath von Vorev in der Hcnck Loire den Beschluß
gefaßt, die Volrsbelustigungen des JahrmarktS um
einen Ooncourg tirimsees zu bereicher». Wcr
die gelungenste Fratze schneidet, erhält als Bcloh'
nung das photographische Conterfei derselben; der
Nächstbeste wird mit einem Spiegel beschenkt,

Ein komischer Druckfebler ist dieser Tagc der
„Nordd. Allg. Ztg." pasfirt. In dem Theaterrefe-
rate über bie Aufführung des „Propheten" erschie-

nen die drei ehrenwerthen Wiedertä ufer als Wic-

Zn B-rlin soll-n jShrlich -opp-ll s-
! Taschenuhren gestohlen, als verkauft werden
 
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