Drcsden, 27. Octbr. Zn der Bersamm-
lung der hiesigen Nationalvereinsmitgliedcr
hat man sich mit den Berliner Resolutioncn,
soweit 'je daS Festhalten an der ReichSverfas-
sung verlangen, einverstanden erklärt, von der
„preußischen Spitze" aber abgesehen und wegen
Schleswig-Holstein folgendcn Passus angenom-
men: „Jn Bezug auf Schleswig-Holstein muß
der Nationalvercin auch bestrebt sein: das
Selbstbestimmungsrecht dieses VolksstammeS
mit allen gesetzlichen Mitteln gegen die beiden
Großmächte zur GeltunA.zu bringen. Dicses
SelbstbestimmungSrccht findet seinc Begrenzung
nur in den Pftichten, welche die Schleswig-
Holsteiner gegen das gesammte Dentschland,
nicht gegen Preußen allein haben. Da nun
nicht einmal Schleswig durch prcußische Trup-
pen allein, sondcrn nur mit Hilse der öster-
reichischen, Holstein aber durch die sächsisch-
hannöverischen Bunhestruppen von dänischer
Herrschast befrcit worden ist. da ferner das
Recht uud die Pflicht: die Herzogthümcr zu
Land und zu Sce zu schntzen, nicht Preußen
allein, sondern dem gesammten Dentschland zu-
kommt, und da endlich Preußen alleiu nicht
im Stande ist, dicse Pflicht den außerdeutschen
Großmächten gegenüber zu erfüllen, so ist
Preußen allein nicht so ohne WestcpeS, syn-
dern nur nach vorheriger Annahme her Reichs-
verfassung vom 28. Mgrz 1849 und nur auf
Grunv und Gemäßheit derselbeu berechtigt,
diejenigen Rechte in Anspruch zu nehmen,
welche nach der Re.ichsverfassung der desinistven
ReichSgemalt übertragen sind."
Berlin, 25. Oktbr. Einer Correspondenz
dcr „Köln. Ztg." zufolgc 'hat das hiesige Stadt-
gericht den von dem Staatsanwalt gestellten
Antrag, den Äbg. Twesten wegen yon dem
Letzteren im Abgcordnctenhause gethanen Aeu-
ßerungen zur Untcrsnchung zu ziehen, als nach
dcn Bestiinmungen der Verfassung umhunlich
abgelehnt, und eine von dcm Staatsauwall an
das Kammergericht deshalb eingelegte Berufung
hat keinen besseren Erfolg gehaht. Jetzt liegt,
wie man hört, die Sache dem Oberlribunal
zur Entscheidung vor. Der Antrag, den Abg.
Frenzel, glcichfalls eiuer im Abgeordnctcnhause
gehaltencn Rede wcgen, zur Untersuchung zu
zieheu, ist, wie man versichert, in gleicher Weise
von dem betreffeuden Kreisgerichte und in zwei-
ter Justanz von dem Appellafionsgerichte in
Justerburg zurückgewiesen worhen und jctzt auch
zur Entscheidung des Obertribunals gestellt.
Gegen die Königsb. Hart.Ztg. schwcben im
Augenblick nicht weniger als 22 Preßprozesse;
— gewiß ein Beweis, daß Hrn. v. Bismarck
vie Presse nicht so gleichgiltig ist, als die N.
A. Z. dies von ihrem Gönner behauptet.
Berlin, Jn Gnesen ist der Graf Fink v.
Finkcnstein wegen Wechselfälschung und Betrugs
„untcr Annahme mildernder Umstände" zu
40jähriger Gefängnißhaft und dcmnächstiger
Stellung unter Polizeiaufsicht auf 10 Jahre
verurthcilt worden.
Berlin, 28. Okt., Nachm. Die „Nordd.
Allg. Ztg." meldet, daß der König, nachdem
er die Meldung vom Tode Lord Palmerstons
erhalten habe, der Königin von England seine
Jn ver Nacht vom 4-/5. October trafen die Rri-
senden in Paris ein; Hr. Lavergne stieg im Hotel
Duckingham ab, während Gabriel wohl abfichtlich,
um keinen Verdacht zu erregen, in rinem andern
Hotel übernachtete. Am folgenden Morgrn erschien
er aber wieder bei Lavergne, vertx^ute dirsem an,
cr sei mit seiner in Argenteuil wohnrnden Mutter
überworfen und bat ihn, ihn dorthm zu begleiten,
um durch den Emdruck seiner Persönlichkrit eine
Versöhnung zu crmöglichen. Der argloft GreiS
givg iu die Falle.
Lm Abend des 12. fand man in einem Gehölz
drr Gemeinde Argenteuil seinen schrecklich verstüm-
melten Leichnam: derselbe war ganzlich ausgeplün-
dert. Die Verhaftung Gabriel's rrfolgte am 16. in
la Dilette. Er betheuerte zwar seine Unschuld, doch !
scheint bereitS constatirt, daß er ein aus Layrnne
rntsprungener Strästing ist. Die Untersuchung wird !
daS L^xiterc ergeben.
* Literarisches.
Während man sctt fast einem Iahrzehent in ;
Deutschland nach drm Beispiele, welches England -
Theilnahme übe'r den Perlust dicses Staats-
mannes durch den hiesigen britischen Botschaf-
ter habe aussprechen lassen. Jn Erwiderung
habe die Königin von England. dem Köisige
wegen seiner Theilnahme ihren Dank durch Ven
britischen Botfchaster ausdrücken laffen.
Hannover, 28. Oct. Vor einigen Tagen
brachte dic „Kreuzzeitung" äus Anlaß des hier
erfolgten Ministerwechsels eine, wie man nichl
anders glauben kann, böölich erfundene Mit-
theilung, die in unseren loyalen Kreisen keine
geringe Entrüstung hervorgerufcn hat. DaS
Organ dcr preußischen Feudalcn berichtete
nämlich: ,,Es ift von Sr. Majestät dem Kö-
nige angeordnet worden, daß in allen Kirchen
dcs hiesigen Lanbes am nächsten Sonntag oes
eingctretencn Ministerwechsels kirchlich gebacht
werde. AlS Predigttext ift Sprüche Lralomo-
nis, Cap. 28, V. 16, vorgeschrieben worden."
Es lautet tzieser Spruch nun folgendermaßen:
„Wenn ein Fürst ohne Verstand ift, so ge-
schieht viel Unrechts." Daß die Nachricht über
den Predigltexl gänzlich erfunden ist, bedars
keincs WortS. Man fragl sich aber hier mil
Staunen, wie es denn möglich sei, oaß ein so
überaus conservatives, dcr jetzigen Regierung
innig befreundetes Organ eine sy unerhört be-
lcidigendc Anspielung gegen die Perjon eines
deutschen SouveränS in seine Spatlen ausneh-
meu köuye, und dies noch dazu in einem Mo-
ment, wo eben das Brrliner Cabiuct bei den
awderen deutschen Regierungen dringende Be--
schwerden wegcn der hestigen Angxiffe erhobeu
hat, deren die Presse oer Klein- und Miltel?-
staaten sich gegen die preußjsche Regierung
schuldig mache. (Köln. Z.)
Hamburg, 29. Oct. Die neueften Stock-
holmer Blätter metden die Wahlsiege der Con-
servativen in den ritterschafllichen uud geist-
lichen Wahlbezirken Schwedens, und hegen Bc-
sorgnisse. daß der an den Reichslag gelangxnde
köuigliche Repräseutationsvorjchlag uicht ange-
nommen werden möchte. Das Kopenhagener
„Dagblad" meldet außerdem aus Stockholm:
Man befürchlct Unruheu im Volk, im Fall die
Rcichstagsresorm mißlingen werde. L>elbst ge-
mäßigle Blätter sürchlen große Gährung. Der
mißliebige Polizcidirector Wallenberg ist deß-
halb beurläubt worden. Gcrüchtweise verlautet,
die Stockholmer Garnison werde in ben Kaser-
neu consignirt und mil Palronen versehen.
Ferner werbe daS upland'sche Dragonerregiment
erwartet und die Assistenz des Scharsschützen-
corps aufgeboten. Der Adel und die Geistlich-
keit sind hauptsächlich gegen die Zusammen-
setzung dcr erstcn Kammer auS gewählten Ab-
geordneten der Vertrctungen der Landgemeinden
und der Stadtrepräsentanten. Gie wünschcn
Garautien durch Wahlen von Seite des Königs.
Der früherc Gesandte SchwedenL am dänischen
Hofe, Graf Hamilton, ist der Hauptführer dcr
Conservativen. Außer ihm sind die Grasen
Mörner. Sparre, Ehrenswärd und Posse thätig
und zur sofortigen Uebernnhme der Regierung
erbötig. Trotzdem wird crwartet, daß der Kö-
nig conscquent an der ReichStagsresorm sest-
halten werdc.
Prag, 25. Oktbr. Bei der heute von der
gen auch Unterhaltungs^Aournale zu einem sehr
billigen Preise kaufen kann, stt dies bei Moden-
Zeitnngen, die unsereu Dämen unentbehrlich ge-
Diesem Uebelftande wird jetzt durch ein in Berlin
seit dem 1. October erscheinendeS Iournal „Die
Modenwelt. Illustrirte Zeitung für Toilette und
Handarbeitcn" abgeholfen, und um so mechr müssen
wjr auf dieseS Iournal hinweisen, als eS fich an-
gelegen sein läßt, nur daS wirklich Praktische in
Toilette und Handarbeiten zur Anschauung zu brin-
gen, während eS daS oft Harlekin- oder Fastnacht-
mäßige, d.as anbere Moden-Zeitungen nicht selten
als wustergültig aufstellm, gänzlich vermeidct.
Der PreiS der „Modenwelt" ist vierteljährlich
nur 10 Sgr. (36 Kr. rhetn., 60 Neukr. österr.);
dabei hietet dieselbe mindestenS eben so vtel Inhalt
für Toilette und Handarbetten, alS oie größten
und theuersten, seither bestehenden Moden-Zei-
tungen.
Die Untrrhaltung schließt die Modenwelt gänz-
HandelSkammer vorgenommenen Wahl cines
Abgeordneteu zum Landlage waren 41 Kammer-
mitgliedex anwesend. Von diesen wählten 32
den Bankier Lippmann; 8 gaben ihre Stimmen
dem czechischen Kandidaten Bartelmut. Das
Wahlresultat wurde mit Frcudenbezeugung aus-
genommen.
A r „ k r e t ch.
Paris, 28- Oct. Jn diplomalischen Krci-
scn vcrlautet manchrrlei über die Unterrcdungen
die Hr. v. BiSmarck mit Hrn. Drouyn de
Lhuys vor Kurzem hierselbst gepflogen hat.
Eine Eyisodc auS denselben, dercn Wahrheit
die „St. Fr. Z." vcrbürgt, dürfte in Deutich-
land gayz bcsonderes Jnteresse erregcn. Jm
Lausc des GesprächS üb-r die schleSwigsche
Frage äußeitc der franzSsiichc Ministcr: „Sie
werden mir zugeben, Herr Graf, dasi dtk nsrd,
liche Hälsle schleSwigs dänisch ist!" — ,,„die
nördlichc Hälfte?"" — cntgegnctc Gras Bis,
niarck ,,„ich gebe Jhnen sogar zu, daß
ganz SchleSwig dänisch ist."" Herr Dronyn
de Lhuys sah icincn überrheinischcn Collegcn
bei dieser Eröffnnng bktroffen an und fragte
endlich? „>Iais onmment p-> >lc lo Oomto?"
— „„Nichts einfacher, als daS!"" — fuhr
Hr. v. BiSmarck forl — „„dars ich um eine
Karte von Schleswig-Hotstein bitten?"" —
Eine solche ward gebracht und Se. Exccllenz
der preußische Ministerpräsident docirte:
„„Sehen Sie, in ganz Deutschland glebt es
keineu Ortsnainen, eer auf „bye" endigte,
auch in Holstein nichr, beu» diese Endung ist
dänisch und ihr Vorkommcn Anzeichen speci-
stsch dänischen GebieteS. Nun sehe» Sie hier,
cben jcnseit« der Eider, dicse Mengc Dorfna-
men mit jencr Endung: Osterbye, Windebye,
Lorbye rc."" — „Ah, ich schc," sagte Herr
Drouyn de LhuyS, „ich bin vollkommcn über-
z-ugt."
L ch w e d e n
Ttockdolin, 28. Okt. Die hiesige» Blättcr
verösscntlichen dcn Worilaut dcr Thronrede bei
Eröffnung des ReichStags. Es heißt in der-
selbcn: „Unter wechsclnden und theilweise be-
dauernswerthen Znständen genvsscn Schwcden
u»d Norwegcn die Segnungendes Friedens. Die
Beziehungen der Regierung zu allen auLwär-
tigen Mächten Iragen da« Gcpräge der Freund-
schaft. Der Sl>. JahrcStag dcr Vcreinigung
SchwedenS und Rorwegens ist in beidcn LLn-
dern mit Zubel geseicrt worden, wodnrch die
Bande zwischen den Bruderpölkern sester geknüpft
wurden. Ein niedergesctzteS Comite wird den
Unionsverlrag vervollkommnen. Zunächst ist
mcin Vorschlag zur Umdildung dcr Repräsen-
tation zn prüsen. Jch hoffe, daß Zhr bei sreiem
Willen nnd bei freier Handlung Eure ehren-
vollen Risstvnen aussühr!." Die Thronredc
nennt unter den Vvrlagen die Umbildung de«
HeereS und der Flotte, sowie die Vollendung
der schwedisch-norwegischen Vxrbindnngsbahnen.
T Ü r k e i
Bucharest, 24. Oct. Den H-rrcn Mal-
let, Pereire und cinigen englischen Häusern
j ist die Cvncesston zu einer mit einem Capital
stch von ihrem Programm aus, in der richtigen
Voraussetzung, daß dieselbe besser in den eigenl-
lichen UnterhaltungS-Iournalen gegeben werden
kann. Der AbonnementSpreiS ist eben auch so enorm
billlg, daß man neben der „Modenwelt" auf ein
auszugeben, alS biSher für eine der theuren Mo-
den-Zeitungen, die etwa alle vierzehn Tagr einen
Bogen mit unterhaltendem Trrt ltefern.
Dte „Modenwelt" erscheint neben der deutschen
Original.Ausgabe vonvornherein auch in fran-
zöfischer, englifcher uuv spanifcher Spracke. Wir
könne» biese Thatsache, welche selbst von Engla«d
und Frankreich bisher nock nicht erreicht worden
ist, rinen Triumph der deütschen Journalistik nen-
nen, und zweifeln nicht, daß die „Modenwclt"
^ bald zu den gelesensten Zeitungen DeutschlandS
Möge dieselbe nnseren Frauen und Töchtern den
! Nutzen bringen, den sie durck ihre sachgemäße. An-
! lcitung zur Selbstanfertigung von Garderobegeg^n-
! ständen und Handarbeiten aller Arl zu schasten
lung der hiesigen Nationalvereinsmitgliedcr
hat man sich mit den Berliner Resolutioncn,
soweit 'je daS Festhalten an der ReichSverfas-
sung verlangen, einverstanden erklärt, von der
„preußischen Spitze" aber abgesehen und wegen
Schleswig-Holstein folgendcn Passus angenom-
men: „Jn Bezug auf Schleswig-Holstein muß
der Nationalvercin auch bestrebt sein: das
Selbstbestimmungsrecht dieses VolksstammeS
mit allen gesetzlichen Mitteln gegen die beiden
Großmächte zur GeltunA.zu bringen. Dicses
SelbstbestimmungSrccht findet seinc Begrenzung
nur in den Pftichten, welche die Schleswig-
Holsteiner gegen das gesammte Dentschland,
nicht gegen Preußen allein haben. Da nun
nicht einmal Schleswig durch prcußische Trup-
pen allein, sondcrn nur mit Hilse der öster-
reichischen, Holstein aber durch die sächsisch-
hannöverischen Bunhestruppen von dänischer
Herrschast befrcit worden ist. da ferner das
Recht uud die Pflicht: die Herzogthümcr zu
Land und zu Sce zu schntzen, nicht Preußen
allein, sondern dem gesammten Dentschland zu-
kommt, und da endlich Preußen alleiu nicht
im Stande ist, dicse Pflicht den außerdeutschen
Großmächten gegenüber zu erfüllen, so ist
Preußen allein nicht so ohne WestcpeS, syn-
dern nur nach vorheriger Annahme her Reichs-
verfassung vom 28. Mgrz 1849 und nur auf
Grunv und Gemäßheit derselbeu berechtigt,
diejenigen Rechte in Anspruch zu nehmen,
welche nach der Re.ichsverfassung der desinistven
ReichSgemalt übertragen sind."
Berlin, 25. Oktbr. Einer Correspondenz
dcr „Köln. Ztg." zufolgc 'hat das hiesige Stadt-
gericht den von dem Staatsanwalt gestellten
Antrag, den Äbg. Twesten wegen yon dem
Letzteren im Abgcordnctenhause gethanen Aeu-
ßerungen zur Untcrsnchung zu ziehen, als nach
dcn Bestiinmungen der Verfassung umhunlich
abgelehnt, und eine von dcm Staatsauwall an
das Kammergericht deshalb eingelegte Berufung
hat keinen besseren Erfolg gehaht. Jetzt liegt,
wie man hört, die Sache dem Oberlribunal
zur Entscheidung vor. Der Antrag, den Abg.
Frenzel, glcichfalls eiuer im Abgeordnctcnhause
gehaltencn Rede wcgen, zur Untersuchung zu
zieheu, ist, wie man versichert, in gleicher Weise
von dem betreffeuden Kreisgerichte und in zwei-
ter Justanz von dem Appellafionsgerichte in
Justerburg zurückgewiesen worhen und jctzt auch
zur Entscheidung des Obertribunals gestellt.
Gegen die Königsb. Hart.Ztg. schwcben im
Augenblick nicht weniger als 22 Preßprozesse;
— gewiß ein Beweis, daß Hrn. v. Bismarck
vie Presse nicht so gleichgiltig ist, als die N.
A. Z. dies von ihrem Gönner behauptet.
Berlin, Jn Gnesen ist der Graf Fink v.
Finkcnstein wegen Wechselfälschung und Betrugs
„untcr Annahme mildernder Umstände" zu
40jähriger Gefängnißhaft und dcmnächstiger
Stellung unter Polizeiaufsicht auf 10 Jahre
verurthcilt worden.
Berlin, 28. Okt., Nachm. Die „Nordd.
Allg. Ztg." meldet, daß der König, nachdem
er die Meldung vom Tode Lord Palmerstons
erhalten habe, der Königin von England seine
Jn ver Nacht vom 4-/5. October trafen die Rri-
senden in Paris ein; Hr. Lavergne stieg im Hotel
Duckingham ab, während Gabriel wohl abfichtlich,
um keinen Verdacht zu erregen, in rinem andern
Hotel übernachtete. Am folgenden Morgrn erschien
er aber wieder bei Lavergne, vertx^ute dirsem an,
cr sei mit seiner in Argenteuil wohnrnden Mutter
überworfen und bat ihn, ihn dorthm zu begleiten,
um durch den Emdruck seiner Persönlichkrit eine
Versöhnung zu crmöglichen. Der argloft GreiS
givg iu die Falle.
Lm Abend des 12. fand man in einem Gehölz
drr Gemeinde Argenteuil seinen schrecklich verstüm-
melten Leichnam: derselbe war ganzlich ausgeplün-
dert. Die Verhaftung Gabriel's rrfolgte am 16. in
la Dilette. Er betheuerte zwar seine Unschuld, doch !
scheint bereitS constatirt, daß er ein aus Layrnne
rntsprungener Strästing ist. Die Untersuchung wird !
daS L^xiterc ergeben.
* Literarisches.
Während man sctt fast einem Iahrzehent in ;
Deutschland nach drm Beispiele, welches England -
Theilnahme übe'r den Perlust dicses Staats-
mannes durch den hiesigen britischen Botschaf-
ter habe aussprechen lassen. Jn Erwiderung
habe die Königin von England. dem Köisige
wegen seiner Theilnahme ihren Dank durch Ven
britischen Botfchaster ausdrücken laffen.
Hannover, 28. Oct. Vor einigen Tagen
brachte dic „Kreuzzeitung" äus Anlaß des hier
erfolgten Ministerwechsels eine, wie man nichl
anders glauben kann, böölich erfundene Mit-
theilung, die in unseren loyalen Kreisen keine
geringe Entrüstung hervorgerufcn hat. DaS
Organ dcr preußischen Feudalcn berichtete
nämlich: ,,Es ift von Sr. Majestät dem Kö-
nige angeordnet worden, daß in allen Kirchen
dcs hiesigen Lanbes am nächsten Sonntag oes
eingctretencn Ministerwechsels kirchlich gebacht
werde. AlS Predigttext ift Sprüche Lralomo-
nis, Cap. 28, V. 16, vorgeschrieben worden."
Es lautet tzieser Spruch nun folgendermaßen:
„Wenn ein Fürst ohne Verstand ift, so ge-
schieht viel Unrechts." Daß die Nachricht über
den Predigltexl gänzlich erfunden ist, bedars
keincs WortS. Man fragl sich aber hier mil
Staunen, wie es denn möglich sei, oaß ein so
überaus conservatives, dcr jetzigen Regierung
innig befreundetes Organ eine sy unerhört be-
lcidigendc Anspielung gegen die Perjon eines
deutschen SouveränS in seine Spatlen ausneh-
meu köuye, und dies noch dazu in einem Mo-
ment, wo eben das Brrliner Cabiuct bei den
awderen deutschen Regierungen dringende Be--
schwerden wegcn der hestigen Angxiffe erhobeu
hat, deren die Presse oer Klein- und Miltel?-
staaten sich gegen die preußjsche Regierung
schuldig mache. (Köln. Z.)
Hamburg, 29. Oct. Die neueften Stock-
holmer Blätter metden die Wahlsiege der Con-
servativen in den ritterschafllichen uud geist-
lichen Wahlbezirken Schwedens, und hegen Bc-
sorgnisse. daß der an den Reichslag gelangxnde
köuigliche Repräseutationsvorjchlag uicht ange-
nommen werden möchte. Das Kopenhagener
„Dagblad" meldet außerdem aus Stockholm:
Man befürchlct Unruheu im Volk, im Fall die
Rcichstagsresorm mißlingen werde. L>elbst ge-
mäßigle Blätter sürchlen große Gährung. Der
mißliebige Polizcidirector Wallenberg ist deß-
halb beurläubt worden. Gcrüchtweise verlautet,
die Stockholmer Garnison werde in ben Kaser-
neu consignirt und mil Palronen versehen.
Ferner werbe daS upland'sche Dragonerregiment
erwartet und die Assistenz des Scharsschützen-
corps aufgeboten. Der Adel und die Geistlich-
keit sind hauptsächlich gegen die Zusammen-
setzung dcr erstcn Kammer auS gewählten Ab-
geordneten der Vertrctungen der Landgemeinden
und der Stadtrepräsentanten. Gie wünschcn
Garautien durch Wahlen von Seite des Königs.
Der früherc Gesandte SchwedenL am dänischen
Hofe, Graf Hamilton, ist der Hauptführer dcr
Conservativen. Außer ihm sind die Grasen
Mörner. Sparre, Ehrenswärd und Posse thätig
und zur sofortigen Uebernnhme der Regierung
erbötig. Trotzdem wird crwartet, daß der Kö-
nig conscquent an der ReichStagsresorm sest-
halten werdc.
Prag, 25. Oktbr. Bei der heute von der
gen auch Unterhaltungs^Aournale zu einem sehr
billigen Preise kaufen kann, stt dies bei Moden-
Zeitnngen, die unsereu Dämen unentbehrlich ge-
Diesem Uebelftande wird jetzt durch ein in Berlin
seit dem 1. October erscheinendeS Iournal „Die
Modenwelt. Illustrirte Zeitung für Toilette und
Handarbeitcn" abgeholfen, und um so mechr müssen
wjr auf dieseS Iournal hinweisen, als eS fich an-
gelegen sein läßt, nur daS wirklich Praktische in
Toilette und Handarbeiten zur Anschauung zu brin-
gen, während eS daS oft Harlekin- oder Fastnacht-
mäßige, d.as anbere Moden-Zeitungen nicht selten
als wustergültig aufstellm, gänzlich vermeidct.
Der PreiS der „Modenwelt" ist vierteljährlich
nur 10 Sgr. (36 Kr. rhetn., 60 Neukr. österr.);
dabei hietet dieselbe mindestenS eben so vtel Inhalt
für Toilette und Handarbetten, alS oie größten
und theuersten, seither bestehenden Moden-Zei-
tungen.
Die Untrrhaltung schließt die Modenwelt gänz-
HandelSkammer vorgenommenen Wahl cines
Abgeordneteu zum Landlage waren 41 Kammer-
mitgliedex anwesend. Von diesen wählten 32
den Bankier Lippmann; 8 gaben ihre Stimmen
dem czechischen Kandidaten Bartelmut. Das
Wahlresultat wurde mit Frcudenbezeugung aus-
genommen.
A r „ k r e t ch.
Paris, 28- Oct. Jn diplomalischen Krci-
scn vcrlautet manchrrlei über die Unterrcdungen
die Hr. v. BiSmarck mit Hrn. Drouyn de
Lhuys vor Kurzem hierselbst gepflogen hat.
Eine Eyisodc auS denselben, dercn Wahrheit
die „St. Fr. Z." vcrbürgt, dürfte in Deutich-
land gayz bcsonderes Jnteresse erregcn. Jm
Lausc des GesprächS üb-r die schleSwigsche
Frage äußeitc der franzSsiichc Ministcr: „Sie
werden mir zugeben, Herr Graf, dasi dtk nsrd,
liche Hälsle schleSwigs dänisch ist!" — ,,„die
nördlichc Hälfte?"" — cntgegnctc Gras Bis,
niarck ,,„ich gebe Jhnen sogar zu, daß
ganz SchleSwig dänisch ist."" Herr Dronyn
de Lhuys sah icincn überrheinischcn Collegcn
bei dieser Eröffnnng bktroffen an und fragte
endlich? „>Iais onmment p-> >lc lo Oomto?"
— „„Nichts einfacher, als daS!"" — fuhr
Hr. v. BiSmarck forl — „„dars ich um eine
Karte von Schleswig-Hotstein bitten?"" —
Eine solche ward gebracht und Se. Exccllenz
der preußische Ministerpräsident docirte:
„„Sehen Sie, in ganz Deutschland glebt es
keineu Ortsnainen, eer auf „bye" endigte,
auch in Holstein nichr, beu» diese Endung ist
dänisch und ihr Vorkommcn Anzeichen speci-
stsch dänischen GebieteS. Nun sehe» Sie hier,
cben jcnseit« der Eider, dicse Mengc Dorfna-
men mit jencr Endung: Osterbye, Windebye,
Lorbye rc."" — „Ah, ich schc," sagte Herr
Drouyn de LhuyS, „ich bin vollkommcn über-
z-ugt."
L ch w e d e n
Ttockdolin, 28. Okt. Die hiesige» Blättcr
verösscntlichen dcn Worilaut dcr Thronrede bei
Eröffnung des ReichStags. Es heißt in der-
selbcn: „Unter wechsclnden und theilweise be-
dauernswerthen Znständen genvsscn Schwcden
u»d Norwegcn die Segnungendes Friedens. Die
Beziehungen der Regierung zu allen auLwär-
tigen Mächten Iragen da« Gcpräge der Freund-
schaft. Der Sl>. JahrcStag dcr Vcreinigung
SchwedenS und Rorwegens ist in beidcn LLn-
dern mit Zubel geseicrt worden, wodnrch die
Bande zwischen den Bruderpölkern sester geknüpft
wurden. Ein niedergesctzteS Comite wird den
Unionsverlrag vervollkommnen. Zunächst ist
mcin Vorschlag zur Umdildung dcr Repräsen-
tation zn prüsen. Jch hoffe, daß Zhr bei sreiem
Willen nnd bei freier Handlung Eure ehren-
vollen Risstvnen aussühr!." Die Thronredc
nennt unter den Vvrlagen die Umbildung de«
HeereS und der Flotte, sowie die Vollendung
der schwedisch-norwegischen Vxrbindnngsbahnen.
T Ü r k e i
Bucharest, 24. Oct. Den H-rrcn Mal-
let, Pereire und cinigen englischen Häusern
j ist die Cvncesston zu einer mit einem Capital
stch von ihrem Programm aus, in der richtigen
Voraussetzung, daß dieselbe besser in den eigenl-
lichen UnterhaltungS-Iournalen gegeben werden
kann. Der AbonnementSpreiS ist eben auch so enorm
billlg, daß man neben der „Modenwelt" auf ein
auszugeben, alS biSher für eine der theuren Mo-
den-Zeitungen, die etwa alle vierzehn Tagr einen
Bogen mit unterhaltendem Trrt ltefern.
Dte „Modenwelt" erscheint neben der deutschen
Original.Ausgabe vonvornherein auch in fran-
zöfischer, englifcher uuv spanifcher Spracke. Wir
könne» biese Thatsache, welche selbst von Engla«d
und Frankreich bisher nock nicht erreicht worden
ist, rinen Triumph der deütschen Journalistik nen-
nen, und zweifeln nicht, daß die „Modenwclt"
^ bald zu den gelesensten Zeitungen DeutschlandS
Möge dieselbe nnseren Frauen und Töchtern den
! Nutzen bringen, den sie durck ihre sachgemäße. An-
! lcitung zur Selbstanfertigung von Garderobegeg^n-
! ständen und Handarbeiten aller Arl zu schasten