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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-207 December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0682

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deS Projects einer von Mannheim über
Schwetzingen und Waghäusel zu erbauenden
Eisenbahn war, auS Veraulassung der von dem
Comite vor Kurzem erschienenen Denkschrift,
in diesen Tagen eine Deputation aus Mühl-
burg hier, um den hiesigen Mitgliedern deS
Comite's (Oberbürgermeister Achenbach und
Kaufmann Hummel) ihre Zustimmung zu dem
Projecte und ihre Betheiligung an demselben
im Namen ihrer und der umliegendcn Gemein-
den, jedoch nur unter der auSdrücklichen Be-
dingung zu erklaren. daß die Bahn zu Mühl-
burg, oder auch zu Knielingen (Maxau) ein-
münde. Sie übergaben eine schriftliche Moti-
virung ihreS VerlangenS, worin nachgewiesen
wird, daß die Bahnftrecke in dieser Richtung
nicht nur um zwei Stunden kürzer, mithin
wohlfeiler und für den allgemeinen Verkchr
vortheilhafter, sondern auch durch die Rücksicht
auf die dortigen BevölkerungS-, Fabrik- und
Jndustricverhältnisse geboten sei, ohne daß die
Stadt Karlsruhe, die schon eine Bahn in die-
ser Richtung besitze, dadurch beeiüträchtigt
werde. Wie man hört, soll aber die ZugSlinie
erst alsdann entschiedcn werden, wenn die Er-
bauung der Bahn im Allgemeinen gesichert
sein wird.

X Waldshut, 29. Dec. Die Angelegen-
heit der Befsergestaltung deS VolkSschulwesenS
hat in der gesammten Presse deS Landes seit
Monaten eine Beachtung gefunden, welche hin-
langlich beweist, daß in den verschiedensten
Kreisen und Schichten deS VolkeS erkannt wird,
wie wichtig eine den Zeitverhältnifsen entspre-
chende Regelung dieser Frage sür Gemeinde und
Staat ist. Die Gegner dcr Schulreform und
namentlich die NeligionSgcfahr-Prediger sind
besiegt und alles, waS sie noch zum Aufhetzen
bercit hielten, ist durch die von Großh. Kreis-
schul-Visitatur WaldShut erlassene und den Leh-
rern zur gewissenhaftesten Nachachtung über«
gebeue Schulordnung znm Schweigen verwie-
sen. Unter allen Ständen verdient gewiß der
Lehrerstand vorzugsweise eine bcssere Bezah-
lung. Hoffentlich werden dieömal die letzten
Brocken nicht an den Schulmeister kommen.
Wir geben, um die Nothwendigkeit eincr Auf-
besserung nachzuweisen, folgende wahrheitsge-
treue Darstclluug ciner Lehrerbesoldung, wie
sie ein dienstlreuer und sehr cifriger Lehrer
und Vater einer Familie mit sieben Kindern
gegenwärtig noch bezieht.

Normalbesoldung auS der Gcmein-

dekasse.161 fl. — kr.

Anschlag deS 1 Morgen großen

SchulfeldcS.

5 „ 24 „

Für Besoldung deS sehr bcschwer-


lichen MeßncrAienstes eingerech-


net zu obigem Normalgchalte:


Für gestiftete Aniverjarien . .

I . 34 „

Für dic Bann. und Frohnlkich-


namSprozession.

-„ 40„

An Jahrzcitbatzen . . . . .

3 ^ »

18 Laib Brot.

2 „ ^2 „

24 Meßnergarben.

8 „ -

Aufbesierung per Besoldung . .

17 40 „

Besoldung 200 fl. — kr.

Schulgeld.. . 65 „ — „

Ganze Besoldung 265 fl. — kr.
Hievon ab: an Steuer 4fl. 12kr.

Für Wittwenkasie . 6 „ — „

Holzbedürfnisse . . 18 „ — „ 28 „ 12 „

bleibt übrig — 236 fi. 48 kr.
und mit diesen soll diese LehrerSfamilie leben.

O Aus Baden, 31. Dec. Den letzten
ivie den ersten Federzug in diesem Jahr wid«
men wir hiermit dem Ausdruck dcS sehnlichsten
WunscheS nach unaufhallbarem Fortschritt auf
allen Gebieten deS mcnschlichen Lebens, wie
im engern, so im großen deutschen Vaterland.
Wir betrachten Alle, die dem Fortschritt hul-
digen, als Brüder und bieten Allen die Hand
zum trauten Bruverbunde. Wanken wir nicht!
scheuen wir nicht zurück vor dem Kampfe, in
dem wir stehen! Der Sieg ist unier, wenn
wir fest zusammenhalten. Gott selbst ist mit
unS, denn dieser cwige Geist will ja, daß die
Menschen vorwärts sch'reiten in der Erkennt-
niß deS WahreN, Guten und Schönen; er will,
daß sein Volk gerecht fei, und daß ihm Ge-
rechtigkeit werde. Aber er gibt unS die Gaben
nicht im Schlas; wir müsien sie erringen mit
AuSdauer im Kampfe. Schlagt ein: daS wol- j

len wir! Vom Bodensee biS an den Main
schalle dieser Nuf und töne wieder in allen
deutschen Gauen; er sei drr allgemeine Glück-
.wunsch zum neuen Jahr!

Wien, 27. Dec. Die „KarlSruher Ztg."
schreibt: Die Mcldung von einer Jntervention
der drei Schutzmächte in Griechenland, die ich,
so lange hier nichts darüber vorlag, bczweifeln
zu müssen glaubte, bestätigt sich. Von London
auS ist eine dessallsige amtliche Mittheilung
hieher gelangt. Dänemark hat am enqlischen
Hofe dic Jnitiative ergriffen, um ein Einschrei-
ten zu veranlassen, ohne welcheS der Thron
deS nach der Entfernung des Grafen Sponeck
vollständig vereinsamt und rathloS dasteheuden
KünigS Georg aufS höchste gesährdet sei, und
die Regierung der Königin Victoria hat sich
bei den übrigen Schutzmächtcn sofort und auf
das wärmste für eine gemeinsame Action zu
desien Gunsten verwendet. Die drei Mächte
werden wohl vor der Hand einzelne wichtige
Küstenpunkte bcsetzen und hoffen damit den
Maßregcln, welche im Znteresse der Würde der
Krone und der Sicherstellung der Ordnuug
zv ergreifen sein möchlen, den erforderlichen
Nachdruck zu sichern.

Wien, 28. Dec., AbendS. Die „General-
Corresp." bestätigt in einer ExtraauSgabe, daß
der landesherrliche Commissär gegen jede Di-
videndenzahlung der Creditanstalt vo^ Entschei-
dung einer Generalversammluug über die Rec-
tificirung dcr Bilanz sein Veto eingelegt habe,
und erklärt zugleich: „Jndem die StaatSver-
waltung hiermit von ihrem Rechte, auf Rich-
tigstellung der gesellschaftlichen Bilanz zu drin-
gen, Gebrauch macht, will sie jeder von der
Generalversammlung zu treffenden Maßregel,
wodurch dic gesctzlich gebotene Nectificiruug dcr
Bilanz mit dem unmittelbaren Jnteresse deS
auf Dividendenbezug zählenden Actienbesitzers
möglichst in Einklang gebracht werdcn würde,
gerne thunlichste Berücksichtigung angedeihen
lassen.

Wien, 28. Dec. Die Crcditanstalt publi-
cirt die WandatSniederlegung aller in der gest-
rigen Sitzung anwesenden Mitglieder deS Ver-
waltungSrathS, welchc auS dem Grnnde
erfolgt sei, weil der Beschluß deS Ver-
waltungSrathS, am 1. Januar eine AbschlagS-
zahlung von 10 Gulden per Actic erfolgen zu
lassen, von der Staatsverwaltung bis znr Ab-
hallung einer Gcueralversammluug sistirt wor-
den sei. Der VerwaltungSrath habe die Ab-
schlagSzahlung beschlossen, nachdem er auS den
Resultaten des GeschäftSjahrS 1865 ersehen
hatte, daß die fünfprocentige Verzinsung des
Actiencapitals ohne Jnanspruchnahme dcs Re-
servefondS möglich sei.

A m e r i k a.

Neuyork, 16. Decbr. Juarez hat einen
Brief an den mexicanischen Consul in San
FranciSco geschrieben, in welchem er sagt, daß
seine Familien- und persönlichen Jnteressen es
ihn wünschen ließen, ins Privatleben zurückzu-
treten, und daß er mit Freuden auf dic Prä-
sidcntschaft verzichten werde, sobald eine neue
Wahl stattgcfunden habe.

Neueste Aachrichlen.

Berlin, 29. Dec. Die italienische Regie-
rung erklärte. indirect, falls Hannover sich fort-
gesetzt weigere, Jtalien anzucrkennen. mit den
norddeutschen und scandinavischen Ländern
SchifffahrtSverträge abschließen zu wollen und
Hannover von den diesfallS gewährten Be-
günstigungen auSzuschließen.

- Aus Baden. .Die Petition „der auf dem
Boden deS ChristenthumS stehenden" Geistlichen
um Entfernung deS Dr. Schenkel ist, wie die
„Bad. Ldsztg." veruimmt, kurz abgewiesen wor-
dey, unter Bezugnahme auf den Erlaß evang.
Oberkirchenraths vom 17. August v. I. —
Zur Unterstützung deS Projectes der Erbauung
einer Eisenbahn von Mannheim über Schwez-
zingen und Waghäusel nach Karlöruhe hat der
Gemeinderath in Mannheim beschlossen, bei
dem großen BürgerauSschusie den Antrag zu
stellen, dersclbe möge gcnehmigen, daß von
Seiten der Stadt das Gelände zur fraglichen
Bahn, soweit es von städtischem Grundeigen-
thum beansprucht wird, unentgeltlich abgetreten
werde. — Vor dem Durlacherthore in Karls-
ruhe wurde am 26. Morgens die Leiche cineS

j Mannes ausgefunden. Derselbe hat sich wahr-
scheinlich in trunkeuem Zustande daselbst hin-
gelegt und ist erfroren. — Wie man hört, soll
dcm vielseitig geäußerten Wunsch nach einer
angemessencren Besteuerung ausländischer Ge-
werbtreibender, die bis jetzt alle zu sehr begün«
stigt wurden, noch auf dem laufenden Landtag
Rechnung getragen werden.

Vermischte Aachrichten.

Berlin, 22. Decbr. Die ständige Deputation de-
deutschen IuristentaqeS hat bekanntlich beschlossrn,
den nächsten deutschen Juristentäq in der zweiten Hälfle
de« Auzust 1866 in München einzuberufen. Die Gegen-
stände, welche auf demselben berathev werden sollen, sind
nunmehr auch festgestellt: ES sind dieS u. L- folgende:

1) Auf welche Wcise ist dem vedürfniffe eine« gemein-

HandelSrechtS in Denischland am zweckmäßigsten zn ge-
nügen? 2) Antrag deS KreiSrichter« Leffe über ein ge-
meinsameS Accordgesetz. 3) Empficblt sich die Beibe-
haltung einer bksonden GerichlSbarkeit in Civil- und

letzung ihrer Dienstpflichten einem Dritten^ znfügen,
überhaupt haflen und bejahenden FallS in erster Rcihe
unbedingt oder nur subsidiär? h) Sind die Wucher-
gesetze aufzuheben und ist die Feststellung deS ZinSsuße«
lediglich der Vereinbarung der PaciScenten zu überlaffen?

6) Fordert es die notbwendige Freibeit der Prrffe und
gcnügt e» der Rücksicht auk die öffcntliche Sicherheit,
daß bei den mittelst der Preffe verübten strafbaren
Handlungen die allgcmeinen Strafgesetze und Straf-

oder sollen in gewiffen Hanptpunkten AuSnahmen statt-
finden? 7) Entspricht eS der Gerechtigkeit, daß die

aller BelastungS- und EntlastüngSzeugen^vorzunebmrii!

Southampton, 28. Dec. Das Postdampfschiff de«
Nordd. Lloyd „Bremen", Capt. C. Meyer, welch»
am 16. Decbr. von Nenyork ^bgegangen war, ist in

volle Ladung und 569.0lX) DollarS Contanten. A

Am 17. Decbr., 5 Uhr NachmittagS, 270 Seemeilen 3
von Sandy Hook entfernt, pasfirte die „Bremen' da» A
Bremer Dampfschiff „Amerika*, Capt. H. Weffels. wel-S

bankactien sind daraufhin in Wieri um 8 fl. gefallen.

National wurden zu 6M/4 bezahlt, Amerikaner zu
68'/»-V,—b/i« umgesetzt.

Oesterr. Bankactien waren zu 840 gesucht, Credtt-
actien wurden zu 165—V,—166 bezablt.

6V» Uhr. (Schlnßcurse.) Kein Geschäft.

Gottesdienst in Heidelberg.

Sonntag, den 31. Dec., VormittagS 9 Uhr, predigeu
in der Hciliggeistkirche: Hr. Sladtpft. Schellenberg;
in der Providenzkirche: Herr Vicar iLchwarz.

Schlußgottesdienst Abends 5 Uhr:

in der Heiliggeistkuch.-: Hr. Stadlpft. Hrrbst; in der
Providenzkirche: Hr. Decan Dr. Zittel.

Am Neujabrstag Montag, den I.^JanuarVorm tt-

Dr. ZiNel. ^ Z ^ H

NachmittagS 2 Uhr,

in der Heiliggeistkirche: Hr. Stadtvicar Hönig.

Nach dem AbendgotteSdienst am Sylvesterabend in
den evargelischen Kirchen wird eine Collecte für Auf-

Berichtignng.

Jn der gestrigen Nummcr ist die Ueberschrift »Uni-
versitätS-Nachrichten" durch Versehen deS SetzerS über
dcn Artikel „AnS Badcn", statt über den „München,
24. Decbr." gestellt worden.
 
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