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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 1 - 26 (2. Januar 1919 - 31. Januar 1919)
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Heidelberger Zeitung

Mitltvoch, den 29. Aanuar 1S1V

Fervsprecher Nc. 62 und 162

Nr. 24


*


An einer Zeit, die für manchen unter den älteren durchaus neue Ziele und Forderungen, oder doch wenigstens neue

Wege zu alten Forderungen bringt, ergeht unser Ruf:

demokratische Iugend heraus!

Wir wkssen, datz die Besten unter euch auf den Tag gewartet haben, da das Vaterland euch, die Iungen braucht;
nicht nur eure Stimmen, nicht nur Hände und zielsicheres Auge, sondern euch ganz m)t dem vollen Schwung eurer
Forderung, mit der vollen Hingabe und dem restlosen Einsatz aller Kräfte für das, was nottut, wenn unser Volk

innerlich und äutzerlich frei, gesund und stark sein soll.

Die Wahlen haben der deutschen demokratischen Partei die ausschlaggebende Stellung gebracht. Dieser Derant-
wortung geht die Partei entgegen mit einem von uns inhaltlich anerkannten Programm, das aber naturgemätz nur
Richtlinien enthält. In wichtigen Punkten bedarf es einer wesentlich klareren Ausprägung, um den idealistischen
Ansprüchen der Iugend zu genügen, in deren Händen die Iukunst unseres Volkes liegt.

1. ver natlonale Charakter der Partei bedarf gerade jeht der
nachdrücklichstea Betonung angesichts der schwächlichen Haltung
a >der»r Parteien. Notwendig ist eine klare Herausarbeitung des
Sinnes, der Ziele und Mittel des künftigen deutschen Nationalis-
mus. Unbedingt erforderlich ist dabei die Befreiung von dem chau-
vinistischen Phrasenwerk und der imperialistischen Grotzsprecherei,
durch welche gegnerische Gruppen, die jenes Wort noch jetzt für sich
besch agnahmen, das nationale Ideal entstellt und die deulsche Poli-
tik nicht nur in der ganzen Welt, sondern vor allem vor dem eigenen
Volk leichtsertig in Mißkredit gebracht und ihren Zusammenbruch
oerschuldet haben. Doch ist andererseits der unerschütterliche Ent-
schlutz zu bekunden, die Würde und das Recht der nat.ionalen
Sel^stbestimmung aller Deutschen, mit Einschlutz Deutsch-Oesterreichs,
nicht nur zu fordern, sondern auch mit allen Mitteln zu wahren.

2. Es muh völlig eindeutig die künftige soziale Haltung her-
vortrsten. Nicht als notgedrungenes Iugeständnis an die veränder-
ten Verhältnisse: wir verlangen, datz willrg und freudig auch die
größten Opfer gebracht werden, wenn wir damit dem Wohle des
Dolksganzen dienen können. Sowohl auf dem Gebiete der Gewerbe-
u. Handelspolitik, wie auf dem ebenso wichtigen der Bodenpolitik
müssen diejenigen Forderungen ganz deutlich erkennbar werden,
wrlche die Partei gemeinsam mit zahlreichen auf dem Boden
geordneter Entwicklung der Wirtschaft stehenden, wirklich oder ver-
meintltch sozialistischen Gruppen erhebt. Andererseits müssen aber
ebenso klar und scharf die starken und grundsätzlichen Unterschiede
herausgearbeitet werden, die sie von den veralteten Glaubenssätzen
der Parteisozialdemokratie trennen und sie mit dem Bürgertum
verbinden Für die Landwirtschaft wollen wir d. Schaffung u. Hebung eines
fetzhaften dauerlichen Mittelstandes auf eigenem Boden, dessen Pro-
duktionsfähigkeit durch genossenschaftlich organisierte Bewirtschaf-
lungsmittel erhöht wird.

3. Für die kommende Neuordnung der Veziehungen von Staat
und Kirche bedarf es der klaren Herausarbeitung jener Grundsähe,
welche dem festen Entschlutz der Partei entsprechen: den Forderun-
gen des religiösen Empfindenr der in den geschichtlichen Kirchen oder

anderen Religionsgemeinschaften vereinigten Vürger auf dem Boden
der Demokriüie im vollen Umfang gerecht zu werden und jede
Wiederkehr eines „Kulturkampfes* zu verhindern, zugleich aber
auch den Iwang zur Heuchelei auszurotten, welchen die bisherige
Art jener Veziehungen mit sich brachte. Der Staat kennt keine
prioilegierten Staatskirchen, sondern steht allen Bekenntnissen un-
parteiisch gegenllber und »nterstützt ihre auf dem Boden der Gesetze
stehende Erziehungsarbeit gleichmätzig.

4. Auf dem Gebiete der DersasslMgsfragrn kn Reich, Staat u.
Gemeinde müssen die Konsequenzen daraus gezogen werden, datz die
Partet rückhaltlos aus dem Boden der Demokratie und einer sol-
chen Entwickelung unserer staatlichen Fnstitutionen steht, wie fie
eines stolzen und mündigen Dolkes würdrg ist, zugleich aber im
sozialpolitischen Interesie einer gewisienhaften und ehrenhaften Der-
waltung durch geschulte Beamte unter der Kontrolle veranwortungs-
bewutzter Dertretungskörperschaften entspricht. Die idealen und
materiellen Interesien der auf dem Boden der modernen Gesellschaft
erwachsenen verschiedenen Schichten geistiger und koroerlicher Arbei-
ter, Angestellter, Beamter und in freien Berufen Tätiger bedürfen
der eingehendsten Pflege ihrer Eigenart auf dem Boden demodratt-
scher Selbstbestimmung.

6. Die Erzlehung mutz als Grundgeseh dke gegenseitige Achtung
von Mensch zu Mensch wieder aufrichten, die Klasiendünkel einerseits
und Klasienhatz andererseits niedergerisien haben. Don diesem Ge-
sichtspunkt aus, der erst wieder ein neues, freies Selbgefühl crstehen
lassen kann, bedürfen vor allem die nachstehenden Fragen einer weit
eingehenderen Durcharbeitung, als sie ein Wahlprogramm der Natur
der Sache nach bieten konnte: Sicherung des Grundsatzes der Lehr-
und Lernfreiheit, autonome Schul- und Hochschulverfasiung, Aus-
schlutz parteipolitischer und Shnltcher Einslüsie auf die Besetzung der
Lehrstühle,- serner die Frage der Deziehungen der verschiedenen
Schularten zu einander auf dem Unterbau der Einheitsvolksschule,
die Umbildung des Prüfungs- und Berechtigungswesens im Sinne
der Förderung des Aufstiegr der Begabten.

So tretet hervor und zusammen, dke ihr schon bei uns seid; und ihr, die ihr noch draußen steht oder im Lager
anderer Parteien, trotzdem ihr innerlich zu uns gehört: Kommt zu uns und helft mit am schweren, stolzen Werk!
Deutschland braucht jeden Mann, heute mehr als je, und doppelt die Iugend, den Iungborn auch des politischen
Lebens. Heute darf es kein verärgertes und maulendes Veiseitestehen, kein tatenloses Sichtreibenlasfen mehr geben!
Herein zu uns, ihr jungen Handwerker und Studenten, ihr Soldaten, Veamte, Kaufleute, Bauem und was ihr seid!

Schlietzt euch in voller Loyalität gegenüber der Gesamtpartei zusammen zu örtlichen Gruppen zum Iweck ständiger
Erörterung aller politischen, gesellschaftlichen und Kulturfragen und sichert euch den gebührenden Einflutz auf die
Haltung der Gesamtpartei! Tretet periodisch zu allgemeinen Tagungen zusammen, von denen ihr stärker und doppelt
verpfiichtend das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Verantwortung mitnehmet. Wir stellen uns jetzt zur
Förderung des Iusammenschlusses und später, falls es gewünscht wird zur Teilnahme au den Aussprachen zur Der-
fügung. Nach Schaffung der örtlichen Gruppen mutz die Iugend selbst ausschlietzlich deren Leitung in die Hand
nehmen. Wir erwarten dabei, datz sie Gelegenheiten zur Aussprache mit Andersgesinnten nicht etwa meidet, sondern sie
aufsuchl und innerhalb ihrer eigenen Organisationen dafür auf dem Boden der Gleichberechtigung Gelegenheit schafft.

Oemokratische Fugend heraus!

Deutschland, deine Helmat, braucht dich, auf datz deine Kinder einst wieder froh und frel, gesund und kraftooll darin
wohnen können. In deiner Hand liegt es, ob unserer Väter schwarz-rot-goldener Traum Leben und Wirklichkeit
werden soll. In deiner Hand liegt es, ob der Aufbau des neuen Deutschlands getragen und durchglüht sein wird
von dem zwingenden opferwilligen Gedanken sozialer Liebe nnd der unerbittlichen Forderung sozialer Gerechtigkeit.
Zeigt der Welt, datz die Iungen, die Träumer von gestern, die Kämpfer
von heute und die Lieger von morgen sein wollen und werden.

H Es gilt die Tat!

Wir grützen euch mit Herwegh's Wort:

Nun latz, o Iugend, dein Träumen!
und wie von den Bergen mit Iubelschall
die mutigen Wasser entschäumen,
und wie sie jagen ins tiefste Tal
den Strahl,

den silbernen Strahl durchs Gelände, ,
so gib ihr dein Blut, so gib ihr dein Wort,
datz die Crde nicht ganz und gar verdorrt,
so gib ihr dein Herz und die Hände!

»

Prof. L. A. Votz. Mannheim * Prof. Dr. Martin Dibelins, Heidelberg « Bürqrrmelster Dr. kng. Rkcharb Dcach, Heldelbecg » Lehrer
R bert Haas, Ma intzeim » Arbeitersekretär A. Herdecker Ma^nheim « Prof. Dr. Willy Hellpach, Karlsruhe » Stadtpfarrer Karl
Hesielbacher. Karlsruhe « Dr. med. Walter Hoffmann, Heidelbecg » Oskar Hofheinz, Heidelderg » Frau Elsa Knittel, Karlsruhe »
Lladtpsarrer Hermann Maas, Heidelberg « Arbeiter Ludwiz Müller, Heidelberg » Kaufmann Richard Salä, Pforzheim « Prof. Dr.
Schulze-Gaeoernitz, Freiburg >. B. « Direktor Wilhelm Veith, Heidelberg « Nechtsanwalt Marttn Denedey, Konstanz » Prof.
Dr. Älfred Weber, Heidelberg » Prof. Dr. Max Weber, Heidelberg » Landgerichtsrat Dr. Wolfhard, Mannheim.

SSmtlche Zuschriften, Anfragen usw. bitten wir zu richten an Ha«r Ctzristoph Schöll,

Heidelberg, Kornmarktl. 1öL8

DtiiHcdcmkrMeNmlkj.

Das Parteisekretariat befindet sich von
jetzt an nur noch Sofienstratze 19
ebener Erde. *«* Telesonruf 2787
Oeutfche Lemokratifche partei
k?eidelberg.

IMc i>«krMe PM

Das Generalsekretarkat ber Deutschen demokv. vartsk
befindet sich in Aarlsruhe rvaldstratze 63, 2. Ltock
Lingang Blumenstraße. Geöffnet von 9—l Uhr vormittags
und 4—8 Uhr nachmittags. Fernruf 5050, Postscheckkonto
Aarlsruhe 300 l.

Beitrittserklärungen werden dort angenommen, Auskuntt
wird ^

Spiegelscheiben-Dersicherungs-Verein

Heidelberg.

DonnerStag, den 80. Jannar 1V1S, nachmittag» s Uhr, fjndet
in der „Harmonie" (Gartensaal) die satzungsgemäße

Iahres-Dersammlung

statt.

Tages-Ordnung:

1. Bericht deS Vorsitzenben llber das abgelaufene GeschästSjahr.

2. Vorlage der Rechnung während desselben.

3. Wahlln zum Gesamtvorstand nach z L1 der Satzung.

Unsere geehrten Mitglieder ^ werden um recht zahlreichrS Er-
scheinen gebeten.

Heidelberg, den 2V. Januar 1919. izzi.

__,_Der Vorsitzenbe: K. Uahlbusch.

IügkO-AbtciliiW-ksKM

Freitag, 31. Jan», abends 7 Nhr im Vinzentiushaus

Untere Neckarstraße 5, Beginn ber

ApÄgeWeil MlW

von Hochw. Herrn Kaplan Brecht.

1. Gott. 2. Religion. 3. Christus. KLrche
5. Apologie des Marienkultes. 6. Menschen-
feele. 7. Leidensproblem.

Jeden Freitag findet em Vortrag statt. Die Vorträge sind für
Mitglieder frei, fllr Nichtmitglieder sind UurSkarten zu Mk. 2.60, Ein-
zelkärten zu Mk. 0.50 zu haben bei Kerle, Theaterstraße 18 und Ker»
ber, Kleinschmidtstraße 18 uud am Saaleingang.

Alle intereffierten Kreise sind herzlich eingeladeu. "M81571

Heidelberger Turnverein 1846

WresDA-MiiMlM

Wir laden htermtt unsere v-rehrl. passiven und
aktiven Mitglieder auf Sam-ta- den l. Februar,
abends 8 Uhr in's Vereinshaus Turnhalle
(Klingenteich) ein

TagcSordnung: JahreS-Bericht. — Turn-- und
RechnungSbeiicht. — Satzungsänderungen. —
Wahl der Vcrtreter znm Gauturntag. — NelN
wahl deS Turnrats. — Verschiedenes.

Um pllnktlicheS u. zahlreiches Erscheinen wird gebeten
1572 Der Turnrat.

ikßhlllle drsZkMllillittkks illKlRU

Sonntag, den 2. Februar ISio, abends 7V« Uhr
(Aastspiel des Badischen Landschafts-Theaters (ehem

Heimatfront-Theater)

Direktion: Dr. Max Krttger.

Die treue Magd.

Sckauspiel in 3 Akten von Bruno Frank.
Aartenverkauf beim Portier dcS ZementwerkeS und an dec
Abendkasse. 1^81

I. wertheimer, Heidelbg.-Neuenheim

Lutherstratze 22 (Laden).

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s u,>ä stilckrali ung äes 8eir»Ls. 0,n genaue ^n.^sbe eier k^äresse
unä 8ckuknummer w rel g^t.e en. — 0.,r>al,e tür xute /^nkunfl.
VskSLncl LSStattst»

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