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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 1 - 26 (2. Januar 1919 - 31. Januar 1919)
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Ceite 2

Hetdelbeiger Zeitung

Freitag den 31. JaAuar 1919

Fernsprecher Nr. 92 und 182

Nr. 26

Kommandsgewatt und ,
Gradabzeichen -E

Die Jrage, die durch den hekannten Erlag der

Der AiicNntt v. Wintersclds

^ Verlin. 81. Fun. Eoneral v. Wtnterfeldt
a-n Staatssclrctär Erzh-crgcr fol.scnlvez
Tolegrcrminr gerichte-t: „Gucr Erzelbemz darf ich

meldan. d<rst ich nach roiflicher Erwasun» unL . - ... -, .. —»

nach etngehendem Bortran bei mcinen miliräri- -^eickisrcgicrung sehr aktuell geworden ist, wurde
schen Boirgchetzen crn mornem Entschluf?. meine auch im Grotz-Berliner Sol-

Abcheriufunci a,us dcr WLffcnstiUtandskvminiisiion ^ ^ wobet Noske u. a. folgende beach-

tn Spaia zu crbitten. f e st>gel,al t en babe. De !""^^^ke -lusfiihrungen machtc:

Art der Durchfiibvung des WchsenstiMbandes durch! uh nach Kiel kam, herrschte dort ein ab-

un>re Eegner nbachte es mir unmöatich, meiire solutes Durcheinander. Ich ging mit den Soldaten-
Tätigkeit fortzufechen." >rutcn in das Kielcr Kommandogebäude und habe

Darauf antiooi-tekte StwÄsselretär ErzLcrgcr versucht, die Ecschäfte zu sühren. Nachdem die
telegrapl ^ch. dasi er fcin arisrfchttges B.'idaucrn Offizicre 2-1 Stunden ausgeschaltet waren. kamen
trbi>r den D'sch:usi -aus-driickt. Eine spätere Zeit wir zu dcr Emsicht, dast es so nicht weiter aehe.
werde- Eeneral von Winterfeldts r>aterlänidisch.s Man miistte die Ofsiziere und Beamten zur Mit-
und vitterlichi's Verbal'l'-n noch klavcr hervortre- arbeit heranziehen. Ich wäre ein Schuft, wenn
ten lasscn. als die jehiseii Tage der UnruHe und Ich nicht zugestchen wollte, datz die mitarbcitcaden
UnsMisthett. Offiziere ihre Pflicht als anständige Menschen ge-

tan haben. Das gilt von einer ganzen grotzo.i An-
Wie Lettow-Vorbeck kapitulierte zahl VÜN Offizicren. Es geht Nlcht an. einsach
r- < r, '< c c. . n l l e O f f l z i e r L, die slch uns angeschlüssen ba-

Dcr Rhodhesian verald beschreibt die ergrei- als Schubiacke und konterrevolu-
fende Szene, da von Lettow s'ch endlich dcm Ee-!iionäre Kerlc anzuschwarzcn. E; qibt
neral Edwards ergab, der als Vertreter des si<hcr noch viele S.-Räte, dte vollkommene Autori-,

f 0- Ei,k Eoseh iiber Landstedeluiv-r. Rach Mct iet-
lungen des Dire^tsrs de-x üam^lrtischaftstaimncr
in Halle steht die Verösfcrillichung eincs Eesekciit-
VUVses über Landsicdeliuig lbeoor, rvcmcrch der Eirob-
Mmmdlbasitz 10 Prozent scines Bodens adtre-
te 1, mub. Ferner würlven Eüter eingezogen,
die von Kriegsgewinnlern gekauft seien,
ck-ciilso idie, die in Len letzten 20 Jahren -den Bcfitze:
mohrfach geWechselt bätten, ferner d'e schlecht bo-
wirtfchcksteten umd wciterhin die, doren Befiher fis
nicht selibst bowrrtschafften, fchltoblich die aus
Vauerngütc-rn zusminnengekausten.

Eenerals von Deventer entsandt worden war. Er
fchreibt:

Es var Lesttmmt, dah die Kings African Rif-
lcs am 24. Nooember in Abercrom cinmarschieren

tät gegcnüber den Soldaten Lesitzen. Aber wenn
dlese Autorität lediglich auf dcm Vertrauen der
Mannschast beruht, danN ruhi sie auf recht schwa-
ckcn Erundlagen. Ueber den Soldatenrciten mnsi

follte und dasi die gesamte deutsche Streitmacht am unbedingt das Kontrollrccht der Negicrung stehem
fotgenden Tage eintreffen sollte. Am Mittag des Es gibt sichcrlich in Deutschland Eefahrcn für die
25. November nahm General Edwards förmlich Nevolution, die ich durchaus nicht gering schätze,
die Uebergabeerklürung Lettows und seincr Trup- !und dercn grösite besteht darin, dasi die Unordnung
pen entgegen. Lettow lam an der Spitze ciner jder letzten Wochen noch einen Monat lang an-

Abteilung, die aus cinigen Europäern bestand.
dicht gesolgt von etwa 400 Askaris init ihrcn Ma-
schinengewchren und ihren Trägcrn. Nachdem sich
die Truppen schnell in drei cnggeschlosfcnen Linien
formiert hattcn, trat Le 1 t 0 w einige Schritte vor

dauere. Wir müssen alles dazu tun. datz wir so
rasch wie möglich zum Frteden gelangen.

Eohcn (Rcnh) vcrtrat als Mitglied des
Zentralrates desien Absichten Lei Erlah der Ver-
ordnung und bemühte sich nachzuweisen. dah ein

holte ein Taschenbuch bervor und verlas daraus rn V e r z i ch 1 auf die Mitarbeit der Ossizicre und
deutscher Sprache die Erklärung der Uebergabe: cr Beamten unmöglich sei. Die Verordnungen
tviederholte sic auf cnblisch. General Edwards bedeuteten einen grohen Fortschritt gegenüber den
antwortete. indem cr die Uebergabe im Namen bisberiqen militärischen Eesetzen. Selbst in Nuh-
König Eeorgs V. annahm. Lettow wurde den land sei von dem alten Soldatenräte-Srstem nichts
«nglischcn Ofsizieren vorgestellt und ftellte dann>mehr übriq. Im rnsiischen Heere herrsche die denk-
seine Offizicre vor, von denen Major Kraut und -ar strenqste Disziplin. es seien sogar die Todcs-
die Leutnants Kempner und Stangenberg strafc und die Prügelstrafe eingeführt.

Die Vcrsammlung stimmte dnnn einem An-
trage auf Einsetzung ciner achtglicdrigen. aus je
vier Personen der beiden sozialistischen Parteien
bestehenden Kommtssion zu, die gemeinsam mit

zu nenncn find. Der frühere Eouverneur Schnee
war ebenfalls anwesend. Dann folgte der drama-
lischste Augenblick des Vorgängs, in dem Lettow
seinen Truppcn befahl, ihre Waffen niedcr-
zulegen. Nur die Europäer durften in Aner--Vertretern der einzelnen Armeekorps Abände-

kennung ihrer glänzendcn Tapferkeit ihre Waffen
behalten. Die Askari legten ihre Biichsen niedcr
und wurden dann truppweise in das Internre-
rungslager geführt. das man in einer Meile Ent-
fernung eingerichtct hatte. Die dcutsche
Ctreitmacht zählte insgesamt 155 Europäcr,
darunter 30 Osfiziere, und 4277 Eingeborcne.

Voch W0V00 Krtegsgefangene Ln
SibLrien

Die internatro-nale Kriea-^ranaenenaiaeiitui' in
Geni teilt mit. lhab nock 400 000 öltiarve ckiffche und
unaarllche Kviieasacsanaene in Sübivian rkerinldll-.ch
llnv von denen leit etwa einem ^aibi-e beine Nach-
richteav urobr vorlieaen. Das internatianiale Ko-
mitve dss Roten Kreuaes bat die evllen Berichte
Iciner nach Ruillan-d aibaer-elfften Deloation enbol-
ten. Sie bäilt -es nicht niur ffffrn oeiäLrlich lonidern
dire^t ffffir veNbvecherisch d!e riillisch-m Evchrnaennn
ubev Mivballen Dirna«bura o>dcr MnsF über Kva-
7au Lambera und Kiew beinmuffübren. Die ans
Volen und Eaffiliien beim-a-'ksbrien Tkckmchen einäb-
len »on Taulenden von Lcichen. die känas den Strn,
ben cldor um d!e Babnböie bcrnmlicaen. Die
Krieasaeffanjeenennüoe wurden nacheinMider voi:
den Volsn Ukvalnern odor Doiitssch-'n mlt Malchi-
nmiaewebren beichoslen. d«r ldi-ffe LeMe die
Wa aen zn r 5>e i m r-ei l-e b e nL tz en wollt-m.
Aiis dicklen Totlochen aebt bernor. ldlab ld!e erlte
, Mlicht ber Rea'erimaen ilt «die rnoch ri'll^che tSe-
I sanoene zuvilchbebalten bo-ben lolort ldie §>e!mibelör-
dernna einznlteilen. bis die nöil<nen Ea-rontien ffür
! Ordnllma und Sicherbslt nöllia aemÄen linid.

* Die Grippe in Avstralien. Die „Times" mel-
det aus Sydney den Ausbruch der Grippe-
epidemie in Australien. Die Theater,
Kinos und Schulen find geschlosien. Das Volk ver-
läht die Stadt und sucht Zuflucht auf dem Lande.

rungsvorschläge zu der Verordnung über die Neu
regelung der Kommandogewalt ausärbelten und
der zuständigen Stelle unterbreitcn soll.

DLe internarLonirle Sozialisten-
Konferenz in Bern

in Bern bat bisber Nvxi vorberoitende Sitzungen
aibsebaltem. Vemerkenswert ist. idah von deutscher
Seite Molkenibour, MÄller mvd Wels von >dor ail-
tzen und Kürutzky von dcr unabbcrn-giscn SoyMdv-
mokvatie susegen sind. Dke Besvrechunsen Haben
bis-bor üiber die Sch'iMväse und die Te-rritorial-
frage bebandelt. Auch di-e Elsasi-Lothringiffche Frags
ist bereits an gsschnitten worden, dsch baben die Be--
ivrechmngen bisher nichts Vemerkenswertes erseiben.
Die H-anvtrolle auf dom Kongveh spielt Dr<mtins.

Deutsches Reich

* Ein Alkoholgesetz. Zur Wiedsrhsrstellung d«
ermattten Volkskrafft sind an -den zustünldisen «mu-
lich-rn Stellen gesetzliche Mahwachmen cnevgisch in
Vorbereitung. Jn erffter Reihe dürft ein Alkühol-
gesetz ei'tstehen, das votzbougeud fiir d:e Zukunft
denr Alkoholmihbrauch bogeg'wen will.
Angestchts der schwierigen Volksernirbrung und der
dcrmit verbaindenen Gofahren liogt die Bedsutung
eines Lerartlgen Ulkobolgesetzcs auf der Hand. Avl-
tere Güj-etzent'würfe dürsten dabei <rls UntsÄage
diencm. u. a. die Geffetzosvorlage -ur Dekämpfung
der -Geffchlechtsk vankche iten und des Geburtenrück-
ganges.

Badischs verfassungsgebends
Landesversammlung

Zwcite öffcutliche Sihung

Prösident Kopf nöffncte um 10 Uhr 10 Minu-
ton dk-e Sitzung und te.ilte die Eingängs mit. da-r-
Untcr die Ent.chliehiu-.g oiner 111 Äiannhc,im rm
Rofengarten am M. Iau-uar abg-elialtencin Eisen-
^"'"veriEMlung j,i dex uui Bewiiligung von
Beihufen bis zuin !>l. Ianuar erfucht wird. Präsi-
dent Kopf bcze-ichnete den T 0 n der Entschlie-
gung als ungemohnt. auch die Besri-
stung einer Ford-erung fei bisher dem
Landtag gggonüber nicht üblich geweffen.

Zu der Entschlieszung führl-e dann Mtzniffter
Ruckert aus: Die Regieruug batte Mitie Ia-
"uar zum ersten Male die Wüii-fch- des Eisen-
l^lbnpersEls erhalten. Cie waren befrüstet Die
Neg-Emg hat unmittelbar nach EinMua der
Wunsche ste geprüft. In Ltznigen Tag-sn wird de»n
Haus bereits eine Vorlage darübcr Mgehen. Ich
muh aber an die Eisenbabn-er die Mahmrng rich-
ten, dah sie wic bishcr auch in den Tagen der
Not unseres Va'erlandes die Rube -bewah-
st-en. Die Entschliohn.ig wurde dom zu bildenden
vaushcrltsausschuh überwioen. Iierner sind ciine
Anzahil Jnterpvllatlonen der Zentrumspartei ein-
gegangen.

Das Haus trat nun in die Tagesordnung ein.
Es wnrdc, ein Ausfchuh für Iustiz und Vcrwal-
tung gebildct. ferner dex Sausbattsausschuh und
der Petitionsausffchuh.

,Ab». Jhrig <Dem.) berichtzete für dbe M«hl-
prufungskommisiion übe-x die Wahl im zwei cn
illrahlkreis Frei-burg. Gegen d!.ose WaA ist von
sozialdemokratischer Seite ein Protest elmgelaufen,
weiil ein kätholischer Geistlicher in Unterprechttal'
cine vrioate Mahlliste >am Tische des Mah'aus-
schusies führte und sich nn der Zäblung der Stim-.
men b teirigte Ein zmeiter Protest war von dcn
unabhänqigen Sozialdemokraten in Osfenburg eiin-
geaangeii wogen der Vorsichtsmahregel gegen
Wahlstörungen. Deide Protcste wu-rden a-ls un-
-erheblich von dcr Kommisiion erklärt. Die Kom-
mission stellte demgemäst den Antrag. die W.chl
im zweiten Dezirk für Siltig zu erklärcu

Abo. Geck 'Soi.i bvzeichnete das Vetbcültvn
des Pfarrers in Unterprechttal als ba'oivders un-
schicklich.

Abg. Dr. Schofer <Zen^r) bemerkte. es babs
sich dabei nicht u>n den Ortsge'istlicken g>ehai,dolt.
-anstergeni sci die Sache eine Lavvaste.

Abg. Dr. Elockncr <Dem.) 'beneichwets Liben-
salls die Einwendunge'i gegen die Wab-l tn Un-
twprechttal als nnerheblich.

Es schlost sich nun elne fe-br Misavdebnte De-
batte an. d!e lediglich von den V^rtr-e^n der
Sozialdemokratie u».d V,'rtretern und Vertretc-
rinnen des Zentrums b.stritten wurde.

Einen tie<m Eindrirck machte es. aks der Ab-
goardnete König <Dem.) mir folaeuden Worten
der Debatte ein Ende iwachte: Es betrüib't sehr,
d-'st mir in ^er Stunde. ba die Franzol'M mit
flinwm.de'm Spiel rn Kebl einziel>en. d-'rartffge
Ansfübr'.sngen N'.a-chen. Ich bitte. dieffe Debatte
abzubrechen. lDeifall). Das 5>nius beschlost d-'m-
g>mnäst. Dcr Antrag der Wablprüfungskomm'isiion
wurde angenommen.

Abg. Seubert Zcntr.) berick'ete über die
Wahl im vierten Mahlkreis <Mannheim).

Nach einem Protest der Deutschen Nationalpartci
in Heidelberg wurden 1101 Stimmen der Pmtei
für uugilttg erklärt wegen einer angeblich man-
gelhaften Wo-Hnortbezeichnung eines dcr Maudan-

tcn. Dre KomnMion lchlost sich den AusMmin-
gcn dcr Deuhche-n Natisnarparoe! in Heidebberg
an. und erkliirte die beanstandeten 1101 Ctimmen
fiir giltig. Der von der Kom>misiion sestelltr
Ai'trag wurd? ein-stimmig angenommen. Da„i>.t
verlisrt das Zentrum den 10. Sitz; eg
scheidet demgemäh der Abg. Re inhard-Mos-
bach. der bisherige Alterspräsident det Kaimmer
aus dem Hause. An s-eine Stelle trstt ber Kauj-
mann Lothcvr Mager-Heidelbe rg (Deutsch.
national) ein.

Da-mit wär die Tagesordnung erschöpft. Das
Haus vertaste sich aus morgen oormittaa 9 Ilhr.
Tagesorvnung: Entschliestungen aus Pforzheimi
wegen Bchcindlung Ler deutschen Eefaugenen durch
die Feinde imd de: Karlsvuh.-r ZeiUvumsparte,
weaen der Uebergribfe der Entenie.

Schluh der Sitzung Ubr.

Interpellationen

Zu Veginn der gestzrigen Sitzung der Nationab
versammvluna wurde:: neun oonn Zentrum em-
ger<ichte Interpellaiionen b.kanni gege-
gcbrn. Dicfe bctreffen die mangelhaste
^.'isziplin im Heere unld die vielffach drük-
kcnde Einquartierung. dann das Darnie-
derl'wg'cn 'der Teztilind-ustri'e Oberbadens. feriver
oie Boschäftigung von ArbsitslÄm birilm Bahnhof-
umbau EmmenL-ingen und beim HölleiUalbabnhof
Frenburg. ferner die Doschäftigung von Arbeits-,
loj-cn bei der Verlängenung der NMich'-all'abn. D!e>
folge-nden Interpellcvtzionen befafsen sich nM deu
Schwarzischlachtungen und der sdarken Schwächung
der Viehb.stände. mit Lem Nöchmnlerialmaivsel für
.Hand-ir-erkcr. niit dem Ausbau der Eiienbachnsirecke
Hardheim-Königheim, nrit der Errrchtmig von
Kraftrvasenlinien iin Taubergvund und mit den
Mihst-inden. herooreervfen dnrch die unterschäedli-
chen Arbeitszeiten bei lden Eisonbabn-arbeiterir.

Die Beratitirg der Versaffttng

Karlsruhe, 30. Ian. Jn der beutigen Sitzung
de-7- ^ ccrijinagsausichusies machten die Vertreter
der vorläufisen Voilksregiernng «ingehende Mt-
teilungen über die Vorgänge in den erst e n T a-
gen der bcvdischen Nevolution uuid Lber die
dainals von der vorläufigen Vvlksregierung ge-
troffenen Mahregelu. Der Berasinngsausschuh
nahm oinstimmig mit Bosri>.diMNg von den akwe-
gebenen ErLIärungen Kcuntnis.

Vom Zentrum. von den Demokraten vnd von
dor Dsutschnationalen Volksvartzei wurde Ein-
spruch erhoben gegen oine in Kürlsrube gehaltene
'xcDe eines sozialdemotvatischon Kommisiionsmlit-
gstedes Nach einem Berickfte des ..Volksfreund"
hatte diAes Konnnisiivnsinitglied mrsg-eführl. die
Vertreter der bürgerlichen Parteien bätten tzn der
g "'t-ri^eu S-itzuna des Verfasimigsaus'chusios das
Koalitionsreckt der Staatsarboiter unlerbinlden
wollen. In Mcchrbeit baben dle Redner der De-
mokrntischrn Pariei und des Zentrums das
Koaffitionsrocht dsr Bocvmten und Staatsarboi'oi'
durchaus anerkannt und nur bezMich des Stzroik-
rechts der Beamten auf ldie entgeg'enstzebeudon ge-
setzlichen Nestimmungen <^9 des Veanitzengosetzes.
Dienstalustritt der Dcamten und bas den Lohn-
erböhungen der Staatsarbeiter cntgogenstehende
Büdgetbewilligungsrecht des Lan-dta-os) hinge-
wiesen.

* Ein Beamten-Erlah des Ministers des In,
ncrn. Der Minister des Innern Dr. Haas hat
an die Ctellen seines Eeschciftsbereiches einen Er-
lah gerichtet, tn dem die cms dem Heeresdienst zu-
rückgekehrten Veamten und Bediensteten begrllht^
werden und das, was sie für das Väterland ge-
leistet haben dankbar anerkannt wird. Der Erlatzj
führt dann weiter aus, datz diesen Zurückgekehrten
die Wiedergewöhnuug an ihre frühere Täligkeit
nicht immer leicht werden wird. datz aber auch an
die in ihren Disnststellen verbliebenen Beamten!
während des Krieges autzerordenlliche Dnforde«
rungen gestellt wnrden. wozu noch bei fehr vielen
die Sorgcn um im Feld stehende Ängehörige,
schmerzliche Verluste, dann auch Fliegerheimsuchun-
gen kamen. Deshalb erwartet der Minister, dah
älle Vorgesetzten diese Verhältnisie bei der Beur-
teilun der Leistung ihrer Untergebenen berüäsich-
tigen und daß sie im Verkehr nitt ihnen auch dem
Eeist der neuen Zeit gebührend Rechnung tragen.

Am sllßesten glüht Rosc, bom Morgentau E

» gefeuchlet, A

L Am lieblichsten blüht Liebe, wenn sie durch H
» Tränen lcuchtet. ^

^ —- Scott

Oassels verhaftung

Humorist. Berliner Roman von Friedrich Hey.

(20. Forisetzuug.)

So. nun mag die Dame aufs Revier gehen. Ist
bei thr etwas nicht rtchtig im Oberstübchen, so wer-
den es die dort ,chon merten. Wozu sollte er sich
bemühen, sie hinzubringen'? Extra dazu Stiesel
anziehen?

Ais der Portier verschwunden war, war es

Frau Dasiel wie zum Umsinken. Allein und gleich
nach dein Polizeirevier zu fahren oder zu gehen,
das dünkte ihr unmöglich. Ste sühlte nur einen
Drang, so rasch es ging, wieder zu ihrem Manne
zuruckzutehren, um ihm das Unglaubliche zu mel-
den und mit ihm zu beeaten. Sie rannte durch
die Stratzen wieder zu dem Platze vor dem Kri-
miiialgericyt zurück, tn der Hosfnung, ihre Auto-
droschte wurde dort noch zu finden sein. Aber der
Lenter war gleich wieder von dannen gesaust, dcr
Innenstandt zu. Ciehe, da zog im Schlenderschritt
ein Taxameter daher.

„Kutscher! — Ackerstratze — Herrgott, welche
Nummer?"

„Ackerstratze is lang."

„Fahren Sie nur zu, ich werde Ihnen das Haus
bezeichnen!"

Eut. Hüh!"

All Crbarmcr! War das cine Not. das Haus
in der Acterstratze zu finden! Eins zeigte fast die
gleiche Physiognomie wie das andere. Endlich,
endlrch — sie sprang an die Tür.

. „Erlauben Se gütigst, dat Jeld for de Fahrt'."

Sie mutzte wieder umkehren und krabbelte müh-
sam bcim Scheine die nötigen Marlstücke und Nickel
zusammen. Herr Dasiel hatte ste mit rasender Un-
«eduld erwartet, zumal ste so lange ausblisb, aber
^ls sie nun hereinstürzte und in höchstcr Auf-

regung rief: „Eduard, denke dir, auf dem Land-
gericht ist gar kein Untersuchungrichter, man weitz
von gar nichts —" da war es ihm, als hätte ihm
jemand einen Schlag versetzt.

Er sprang auf, griff nach seinem Hut und wollte
zur Tür hinausstürzen. Dort stietz er in einem
hcftigen Anprall gegen die Wirtin; diese schlug die
Hände über dem Kopf zusammen.

.^otte doch, was ist denn los?"

„Lassen Sie mich tn Rube!" und damit war
er auf der Stratze. Frau Klara lief in eiligen
Sätzen hinter ihm drein. Sie standen auf der
Stratze. Was nun? Er war so bestürzt, datz er
keinen klaren Eedcinken fassen konnte. Ob stch
seine Frau im Gebäude geirrt. oder ob man den
Schutzmann falsch verstanden habe — nllerhnnd
Möglichkeiten schosien thm bunt durcheinander im
Kopf herum und verwirrten ihn. Nur ein dunlles
Eefühl beherrschte ihn: Hier ist etwas nicht m
Ordnung es grbt neue Wirrnisie und Scherereien;
nun vielleichl erst recht, nachdein er eben geglaubt
hatte, die ohnehin schon ntedertrcichtige Geschichte
jeiner sälschlichen Verhaftung wäre jetzt beendet.
Es Llicb weiter kein anderer Rat übrig. als der,
den seine Frau von dem Pförtner des Landg-:richts
erhalten hatte, in der Reoierwache 75 Auftlärung
zu erlangen.

„Wir fahren sofürt dahin!"

Aber erst mutzte man wieder ein Auto haben.
Ia. das ist leicht gesagt, aber in der Ackerstratze
pflegen keine Droschken auf gut Elück herumzu-
spazieren, das würde fich nicht lohnen, also rnützte
man mindestens bis zum Papvelplatz wandern,
wenn ntcht gar zum Ctettiner Bahnhof. Sie wank-
tcn die Stratze hinab. Da blieb Herr Dassel plötz-
lich stehen und lehnte sich an die Wand. es war
zu viel auf ihn heuie eingestürmt! Seine Kräste
versaqten.

„Klara, ich mutz eiwas essen, sonst falle ich tot
um vor ^umier."

Das Schicksal sorgte zum Glück für.eine freund-
lichc Wendung. Die Wand. an die sich Herr Das
sel lcbnte. fatzts in fich eine grotze Glasscheibe.
an dieser hinaen zwei Plakate, von denen das eine
..Euten. krüs'Iaen Mittagstisch" und das ai'dere
I„Bouillon" verhietz. So hielt es Herr Dasiel für
besier. statt in Ohnmacht zu sallen. mit dem Auf-
gebot seiner letzten Krüjte in die Tllr einzutreten.

Frau Dasiel schien sich etwas zu slräuben, aber
ihr Eatte rief sehr energisch: „Zst ia ganz egal,
das kommt nun einmal nicht darauf an!"

Es war eine richtige, echte Eckdestille. Der drei-
eckige Raum war bis an die Decke mit ovalen
Spirituosenfäsiern dekoriert. an jedem hing ein
Schild mit AngaLe des Jnhalts und darunter be-
fand sich ein Zapfhahn. Rechts und links im Zim-
mer ein paar einfachs Tische und Stühle und hin-
ten. quer vor. der Schanktisch mit dem Bierapparat
und besetzt mit verschiedenen Blechdosen, woraus
Senfgurkeii, Rollmöpsc. Wienor Würstcl und rusit-
sche Sardinen entgegenlachten. Daneben, rmter
eincr grotzcn Elocke, stand cin riesiger Ziegel Lim-
burger von zartester Zerflossenheit. Hinter diesen
Herrlichkeiten zelebrierte cin Wirt mit aufge'rem-
pelten Hemdärmcln in der unglaublichen Körper-
fülle eines Schwerathleten. Als cr die neuei -tre-
tenden Gäste erblickte, sagte er sich aufgrund einer
langen Erfahrung. datz von solchen feinen Herr-
schaften aewitz weiter nichts zu erwarten wärc, als
eine häfliche Frage nach dem Adretzbuch. Es'fiel
ihm deshalb auch gar nicht ein. besondere Um-
stände zn machcn. Der Mann hatte an Bicrab-
zapfen, Eästeimterhalten. und Beihilfe bei den ver-
schiedenarttgsten Kartenspielcn sonkt schmere Ar-
beit genug! Aber siehe da! Dasiels hatten an
clnem Tische Platz genommen. und dcr Herr rief
in etwas ungeduldigem Tone: „Wir möchten etwas
speisen!"

Das brachie den Budiker so aus seiner gewohn-
lichen Denkrichtung. datz er ganz baff die vorneh-
inen Eäste anstarrte. Aber seine Gattin. die in
der Tllr ?um angrenzenden Mohnzimmer sland,
baite die Ciluation begriffen, ste band init Blitzes-
schnelle eine weitze Schürze vor und eilte an dem
dämlich glotzenden Kolotz vorbei zu den Herrshaf-
ten. Nicbl umsonst war sie frühcr hochherrschaft-
liche Köchin gewesen: sie verstand stch auf den Um-
gang mit solcben Leuten, und nun wollte ste ein-
mal zeigen. datz diese in dcr Bcrliner Destille eben-
so aufmcrksam bcdient sein können wie bei Hiller
oder Dressel. Sie begrützte die Herrschaften sehr
artig und srug, womit sie dlenen könnte.

,Mir haben uns etwas verlaufen und möcbten
einen Imbitz zu uns nchmen, aber möglichst
schnelll"

.lForlsetzung folat). , ,

Kunst und Wissenschaft

' Universitätsvorlesungcn iiber Zeitungswcsen.
Nachdem schon an ciner Neibe von deutschen Uni-
vcrsitäten und Hochschulen Vorlesungen über Zei-
tungswesen gehalten werden, hat sich nunmehr auch
das preutzische Kultusministerium entschlosien, tm
Rahmen dcr Berliner Universitäl Vor-
lesungen über Zeitungswissenschaft abhalten zu
lasien. — Dem Dozenten am Orrentaliscben Se-
minar der Berliner Universitat und Schristleiter
des Volkswirtschaftlichen Teils der „Deuischen
Allgemcinen Zeitung" Dr. Ottö Iöhltnger ist
cin Lehrauftrag erteilt worden, zmeimal wöchent-
lich Vorlesungen über das Zeitungswesen in
Dcntschland und tm Auslande und anschlietzend da-
ran Seminarübungen über Zeitungspraxis M
halten.

^ Breitkopf und Häriel. die bckannte Vcrlags-
firma in Leipzig, Legeht in diefen Tagen ihr 200-
jähriges Eeschäftsjubiläum.

* Einc Universität in Vrünn. Die tz'ch'cho-
slowakische N-at-iomali-erslammffitn-g hot -eine Vor-
lave -angonommen. in lder die Erüukumg einer
Mn'oryk-Unioersitiit in Brünn l^schlosien nmr.
Sie soll eine medstftiiische, juristr che imd pH'.l-oso-
Phische Fakulich umfassen.

" Znr Eolcmsa.ie. Eine interesiante Arb-it
über dle Eoleinisago .entchält 'r^r von Lem Eehei-
men Rög-iertmgsvat Profesior Dr Thcodor S i e-
bert herausgogechene Iabresbemd ber „Mittei-
lungen der Schlesischen Ees.llchasi füx Dol?s-
kunde". D.ie Arbeit giht znerst c-'men Ueb^rblick
über die Sam-i! von leb-endev Statnen und ki'mst-
'ichen M'ii ch.-n ini Altervum und Mitte'ulter »nd
beichrsibt dann die Eiitstchung imd AiisgestrUuiig
der jüdisch.'ir Legench und ibr Vorkommen in der
L-fteratur Fttr den Begrifs des „Eo-l-em" lnnch
DscUm 180. 16) konrnit vor allem di > rab-bini che
Deutung o:<s «unvollendete rotze Masie" in Ne-
tracht. Erst im 1» JahrbuiOort tritj die später
sehr voilkstümlich gewordene Cage des Nabbi Löw
in Prag hervor: cruf sie bat Ialoh Erimm 1^8
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