Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0154

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ceite2

Heidelberger Zeitung

Moniag. den 3. Februar 1919

FernsprecheL Nr. 82 und 182

Nr. 3

Die Vesetzung

Dke Stärke dcr Cntentctruppcn in dcn
Nlrcinlandcn

' Lcmt „Echo do Paris" erwartet der Auslschuh, dcr
die FDllge der TruvVenstärte der Alliierten in den
Memlanden priifen soll, nach d-em Derichte Win-
ston, Lhurchills, dah die Eosamtlstärte der F-ramo-
sen, Englänlder und Anrcrikaner etne Million
;richt erreichen werde.

Britische Kriegsgcrichtsurtcile

Das Hritische Kriegsgor'cht in Solingen ver-
urteiltv den un-rüÄ-ängigen Füchver Nädalteur
Merkel wogen eines Art.kels in d-er Dolks-
stimrnve. dcr zum Eeneralstreik Mis Anlah des To--
dcs von Liclbknecht unL» der Nioisa Luremchurg aus-
forderto, zz, 4 Monatcir Gefängnis. serner dcn
Arbeiter Dös rvogen Abänlderung dor Tasesoro-
nnna einvr goneilim-igten Versammlung und Der-
Lroitung oines Pilakates aus gleichem Llnlab su
Monaten Eofängnis und den Parteksek etär Bel-
lert, weil er im Besih eines Novolvers war, su 4
Ltoncvten Cefängnis mit Zwangsavbeit. s ^

Die Zollgrenzcn von 187V ^

Mio eine amtliche französtsche Mittoilung de-
kannt gilbt, ist bie Zollgrenze swffchcn
Frankreich uwd Deutfchland an die Erenze
von 1870 vorlegt uorden. Doim 1. Fabruar alb tritt
der französische Zolltarif in dich-n Eren-
sep in Krcrft.

Französische „Nitterlichkelt"

Berlin, 2. Fdbr. D«v FlüchlUngswuÄschach in O f-
fenburg teAt uns schamlose Uebergriffe
der franzMchen D^atzungstruVvcn mit. Bsi ider
Erensülberschveitung in Offenburg nrüssen sich dis
lbeutscheni Frauen in Gegcrrwairt dcr französischen
Sovdaten enttleiden Mld von ihnen abgreifen
lassen. .1 > - > I b, iü

Ein Erlah über Ossizierverwendung

Ein vom Kriegsnriwifter Neinbard und Untcr-
staatssekretcrr Eöhre unterzeickmeter amtlicher Er-
1>ub - c.ovf ewd L-nlziers-L-eril-endung besogt:

Die Zeiten sind viel zu ernst. um laiige Untä-
tiÄr:» Lu erlLLberr. Drchsr üaben sämtl.chs ani
7. t)ebr-nar i li 19 ma-t zum Dienst beli chrcn
Dienststellen anir-e^o'-don Ofsinere uind Unteroffi-
-iere durch Poistlarte ihrer DienMelle — oder
wenn ste nach Auflösung ibrer KrcegsdicnsAelle
tHre neue Friedensstell>e noch nicht kennen, ibr m
früheren Friedens-Eeneralkom'ma-ndo — Wochn-
ort und gogebenenfalls Urla-ubsdawer zu mclden.
Diese Di«nMellen kürzen den Urla-uL nach den
Enovdermsjen des Dieilstcs ab oder bestätigen
ikm Wer bis z-um 2 8. Februar 1919 keine
Vestatigung erhalten hat. kehrt ./u seiner fetzt
zudändigen Dienststelle zurück.

-«Ieder nicht ams GesundheiitsrüEcki on Be-
vrlaubte und feder aus besond-eren Ulnsstünldeii
p---! -,-vo-'be^d di-'nstfroie Offizi>er hat scine
Kriegserfahrung in einiem gründlichen Bericht
MöderMlegen und drefon unter deutlicher Mtiwcns-
nwd turzer Inlxrltsangabe ds,n Genev,lst,Ale des
— Kri-m-'.gefch'chtrlichen Abt"ileing —
einzrckenden. Die Generalkommandos haben lich
mit allen Mitteln Uebersicht über den BÄstand an
Offiifieren ihrer Formationen und Truppew zu
verschaffen.

^ Rückkehr unserer Afrikaner. Auf der Sihung
der Waffenstillstandskommission vom 31. Ianuar
liest die englische Regierung m'tteilen, daz das
Schiff. das die deutschen Truvpen aus
Ostafrika zurückbringen foll. den Weg über das
Kap der Guten Hoffnung nehmen foll. Das Sckiiff
sei jedoch bereits so voll. datz die Hälfte der Ex
pedition nicht aufgenommen werden konnte.

* Die Unabhanqiqcn So'ialisten Merkel,
Dretzen und Bellert stnd in Strahburg als Spa r-
takisten verhaftet worden.

Deutschss Neich

» Dex Entwurf über den gesetzlichen, ArSelts-
zwang si-cht äihnlich dem Hilfsdbenstgesetz. eino An-
meldepflicht für fämtliche männl.chen Pers-o-
nen bcstimmter Irrlnoskklsscin, etwa von 1« bis su
30 Iachven, vo-r. Von btestn Perfcmen sollcin, vor-
sugsiweüie aus -d^en Rei'hon der Arbeilslosen,
geei.gnete Männer ausg.Isucht unb der Land-
wirtschaft überwichcn we.den. da gevabe d-ic-
sem Zwoige nnlseres wirtschaftlichcn Lebens gegen-
wärtrg etwa 1300 000 Arbeiter fcblaii; wirL» dl.vser
Arbeiternvangvl nicht durch Zwangsmatznabmen
behcüben, so w>e.->den wrr im Herbst vor einer al 1 -
gemeinen Hungersnot stchcn, da init den
gegenwärtig vevfüglbaren Arbeitskrüsten d-ie dies-
iähLbse Evmto nicht bosbellt werLen kann. Solltc
die AcM der Airbeitsloisen nicht ausro chen, so wirL
crus solcho evwerbstätigen Perstmen surückgogrrffen
wevden deren Tätigkeit augeniblicklich von gerin-
gem allgeinein-wirtschcvfllichein Miert ist. Eine Ar,
bertsvflicht fiir den B -aunkohlenberglxru war <m-
sänglich obonfalls vorgesehen, doch hat man davon
wicLvr AbsbanÄ genonrmen, woiil die Hoffnung be-
steht, dio hiex bcnötigte ArbeiterzM von 30- bis
40 000 Mann durch dcmi Einflutz der Arbeiterver--
Lände lvu-fz,nibringen. Fllr dm Eteinikohlenbergllxaiu
ist nach Ansicht des Stoatssekretärs e'm solches Ge-
setz iilbevhcvuipt nicht durchführbar, da hver nur von
Jugen/d aus gchchulte ArbcltSkrnste in Frags
konunen.

* Die württembergische Landesversammlung
nahm eine Protestentschlicßung gegen die Verge
waltigung des deutschen Volkes durch seine
Feinde an.

* Die linksrhcinische Nepublik. Der Kölner
Oberbiirgermeister Adenauer hat eine Ver-
sammlung linksrheinischer Persönlichkeiten einbe-
rufen. ir.s soll sich dabei um die Gründung eine.'
linksrheinischen Republik handeln.

AuZ Baden

Vadischs PolitiL

^ Der Engcre Ausschuh der Dcutschen Demo-
kratischcn Partei Badcns tagte am Samstag nach-
mittag in Karlsruhe. Die Verhcmdlungen wnr-
den eingeleitet durch einen Bericht des Abg.
5>ummcl über dte derzeitige polnische Lage.
Die demolratischo Partei müsse die Trennungs-
linie sowohl nach links, wie nach rechts scharf Ls-
tonen. Wie drausien im Lande habe sich der Zu-
sammenschluh zur deutschen demokratischen Partei
auch für die parl. Llrbeit durchaus bewährt. Im
folgcnden teilte der Nedner mit, dah die Frak-
tion einstimmig der Akeinung Ausdruck gegeben
habe, das Ausscheiden der beiden Minister
Dr. Haas und Dietrich aus ihren Ministerämter l
sei derzcit unmöglich und die Fraltion habe
die bciden Minister gebeten. solange in ihren
Aemtern zu bleiben Lis die neue Regierung end-
gültig gebildct werde. Nachdem der Redner noch
cnff die ernste Lage im Reich bingewiesen hatte,
nahm der Engcre Ansfchusi eine Entschliesiung
an. in der er mit Genuqtuung Kenntnis nimmt
von der jllngsten Protesterklärung der badischen
Nationalversammlung gegen die Unterdrückung
Deutschlands. Jn der Aussprache kam allgemein
?i>m Aiw'druck. dasi die endgültige Lösung in der
Frage der Doppelmandate aufgeschoben werden
müsie. Demnach merden dis Minister Dr. Haas
und Dietrich vorläufig ihre Ministerämter und
Mandate beibehalten. Hierauf erstattete Abg.
Dr. Elockner Bericht über die Tätiakeit dsr
Demokratischen Fraktion dsr badischen National-
versammlung. A„s der Mitte der Dersammlung
wurde eine Enischliesiung vorgelegt. in der dis
Haltnng der Demokratischen Fraktmn gebilligt
ünd ibr wie den demokratischen Ministern und
dem Vollzugsausschusi Dank und Vertrauen aus-
gesprockien wird. — In einer vorausstchtlich am
22. Februar stattfindenden weiteren Sitzung des
Engeren Ansschusses werden die poliiischen F^a-
gen besprochen werden. Am 29. und 30. März
findet dann lüer die erste Landesversamm-
lung der Demokrattschen Partei Badens statt.

Srhwetzingen. 31. Ian. Am Conntas. 2.
Fobruar I-aii hicr Profejior V a u e r-HeidelbeDS
vinen Vortrag über «Männlccbes Lhristentum
in der deutzchen Ilnglückszeit vor 100 Iaihren".
Anschliesienb daran soll ein evangelijcher
Ma n n e r v e r e i n gegrünidet werden.

Mamiheim, 31. Ian. Hier wurde nach An--
sprachen des Prof. Dr. Otto Frommel- Hei-
delberg und des Stadtpjarrers Klein-Mann-
heim enie Ortsgruppe der Landeskirchlichen
Vereinigung gegründet.

* ManntzLtm. 2. Fe>br. Dcr aüf heute vormit-
tcvg in den AtusensaQi des Ro>-engar.ens einberu-
fenen Eisenblllhner - Dersammlung zur
Entgegennahme d-or Antwort der Regieruim wa-
reii evwa 2300 'bcr.Eil gefc.l-gt. Die Ner>alm-m-
builg napm folg.nde Lntischivesiuina an: „D,ie Der-
trcter d>r Eeseubaitiner - Beruisvereine gebe-n sich
Miit lber GrklärUlN.g des Derkeltrsiniinistieirs wnd dem
Bei.chtusi ber N>aitiolivail - Versa.min iun. ben Antrag
<llif Gewährung einer «.linnialigen Teuerunüs-
zulage be ch'oun-igt vevhandeln zu wsllen, vorerst
zufri-aden. Die Nersammlung wünsäst. dasi alle
Vecvnlten unb Ardeiler. die einmLliige Teuevunas-
zi'laae bis zur Höhe von 500 Aiark gewächrt wer-
den solle".

Neckarclz, 30. Ian. Auf ber Bahnstrecke von
Binau nach Nccknrelz wurde cvuf Lein Eij-eubabn-
damme die Le-iche eines neugeborenen
-Kindes gefunden. Als Aüutter wurde oine 43-
jä-hrige leL-ig« Frau aus Unterschesislenz auf de-m
Hauptbahnh-o-fe in Heidelberg verbafchet.

* Karlsrnbe. 31. Ian. Der Eerichisvoll-
zieher - Verband Baden hielt am Sonnlag.
den 26 Iannar seine -bicssähriee gutbesuchte Ee-
neralversammlnng ab. Unter anberem wurde dcr
Deichlusi sosasit, der Rsoierung und gesetzgleben-
den Körperschaft ein Eesuch zu unterbreiton. bei
N-euregellina d-es Eebaltstarifs Bestimmuingen
dahin zu treffen. Lasi 1. die Eefchäftslokale
ld:r Eerichlsvollzicber aus deren Wobnrmsen ent-
fernt und in das Amtsger'chtsgebäude odcr son-
stige vom Slaate bcreitgestollte Rä-ume verlogt
und dovt Gerichtsvollziebcrämter errichtet wcrden.
2 di« fiir Ä-'s Amtsgericht s-estge'etzten Gelchästs-
stlimden im Allgemeincn cruch für die Ee-
lichtsvollzieber gelten. 3. bie vereinnabmten E e-
schäftsgebübren zur Staaiskgste fliesien und
b:e Eerichtsvollzi>eber aus dioer befoldet werden.
4. die Eerichtsvollzieber im Eebalt mit den
Polizeikoimnisiären gleichgestellt werden und ilmen
neben dem ibnen Liernach v.stehenden Gehab u-nd
Wohnl'ngsaeld gewährt n>erden: rcj täa'ich Akk. 2..
Mk 2 50 M,f'7-.andse"i^ch'idiMnp. b) die Neise-
kosten. e) die Laren Ans-laaen. 3) die eingeganne-
nen Gebühren. für solche GcschäKe die unbcdingt
ausierhalb der ^geloöhmilichen Geschäftsstundcn

Kalrsruhe. 1. FeLr. Um ^en zahlreichen er-
werbslosen Kriegsbefchädigten und Krieg.-tül-
nebmern Erwerbsgelegenheit zu ver-
schaffen, hat das Ministerium des Innern die
Bezirksämter angewiesen, bei ihnen noch
beschäftigte Aushelfer und Nushelferin-
nen unter Einhaltung der Kündigungsfrist zu
entlassen und dafiir Kriegsbeschädigte
und Kriegsteilnehmer einzustellen. — Die
Eeschäftsröume des Ministeriums des In-
nern smd am Samstag nachmittag von 1 Uhr ab
geschlossen. :r

— Dielheim. 29. Ian. Die Kunstmühle des
Kerrn Oito Frei ging um den Preis von 92000
Mark in dei Besttz des fferrn Butscher und
M ü " z von Karlsr"i'e über.

DLggingcn, 31. Ian. Spielende Kinder vcr-
vrlachten Lier -'in Schadenfeuer, dem der
Schuppen des Schmiedemeisters Paul Merk zum
^vfer fiel. 350 Zentner Heuvorräte sind mitver-
brannt. _

* Wb'terseldts Nachfolger. Als Nachfolger
des zurückgetretenen Esnerals v. Wintereldt soll
Eeneral Hammerstein in die deütschc Waf-
fenstillstandskommission eintreten.

* Sicdlunqsland. Im ,Worwärts" wird dafür
eingetreten. sür die ne"e Siedelungsmöglichkei-
ten in erster Linie E r e r z i e r p l ä tz e und
Staatsdomänen froizugeben.

* Tschechischc Bcrstiegenheiten. Nnch Schwei-
zer Blättern'eld'inoen werden die Tschechen auf
der Friedeiiskonferenz K o l o n i a l b e s i tz for-
dern. — Und dcm grosien Deutschland sollen alle
Kolonien genommen werden!

Paul L'mdau ^

Ain Fveitas, 31. IcviMar, starb, wte fchon kurz
oemeld-et, in seinor Wohmmg im Eamnawalib Paeil
Lindau. Der D ch'ea tst am 3. Juli 1839 in
Maüldöburs gebonen.. stuL-ierte in Halle, Le zp''g,
Dasel unld Paris Pbilologie und Literatur. Im
Iabre 1863 tvat Paul Linidau in idie RbdaLtion dc:
Duslseldorfer Zeitung eirin, ar -boitcte ein
Icrbr darrmif imWolffschen Telegravhen-
büro zu Berlin unb war von 1866 bis 1869 R-e-
bakteur dar „Elberfeldcr Zeitung". Jn
dioser Zeit errawg er mit femen N-e-lsffkis-en .Mis
Ven-etien" uud „Aus Paris" die orsten schrift-
stellerischen Erfolge. 1869 bi-g-iü, dete er
in Leipzrg be.s bellotristtsche Journail „Das neue
Dl att", Lnsscin Lettmlg er 1671 n'.ederlagt-e, um
Redakteur am .^Lasar" in Berlin ru wevden. Ein
Iabr svätev ri-of er dte Zoitsch-rM „Die Gegen-
w-a r t" ins Lüben und r'digie'-te sie bis zum Iahrs
1881. Ziiglech gab er feit 1877 die Mlonatsschrffi
„N o rd u nld S üd" ber-aus. Im Jcvbre 1891
sie-delte er nach Stvehlen bei Dresben Äber imd
wurdie 1895 Intendant des Meininger Hof-
1 heaters. das er bis 1899 leitate. Von 1900 bis
1903 hate Paul Liiedau die Direktion des ..Ber-
liner Theaters" und van 1804 b's 1905 d:e
des .Deutschsn Theaters" in Vestlin ffme.
Jm Dezcmber 1908 wuvds er zum 1. Drama-
turg und Rsgisfeur dss Köntglichen
Scha u s v i el h a u s e s in Be-rlin ernannt ur.L> ist
rn di-eser Etellung bis zu seinen Tod«e tät!« ge-
blicben.

Pa-iil Lindau hat fich als Dwam-atiker. Roman-
schriftflelller mid Kritik r e-inen badoutsamen Plah
in dor literarischm Wolt sssichert. Seino kritisch-
ästbetischen Schn-ften zeilhnen sich nach allge-
msinem Urte-il durch Ireffendon Witz und fa<kastische

Schävfe arus. Dazu r<vh-leil u. a.'. .Larmlos« Bri-efc
eines d-eutscheni Klsinftodters" (1870), „Molieres"
(1872), „Ml-ed de Musset" (1877). ..Dmniatisch/
Blätter" (1877), „Aus d«m literar'fchm Frank-
reick" (1882) unid die Brie-flS „Aus lder Hauvtstadt".

Einen grösieren Loserkreis als die kritffchen
SchrMen Panl Lindaus fanden seine Erzäh-
lu. ngen und Romane" aus dum nwldrrnien Le-
ben. so-. .Munldarliche Leute" (1888), .Mayo"
(1884), ,Mter Adrian und andsrv E-clschichten"
(1893), „Hängein>'es Mvos" (1892), ,T>er L'igent"
(1892). Decsch edme SkiS 3 en und Humores -
ksn Mte Pauil Lindau zusammen m den Bänden
„Nüchterne Vri.?fe aus BayreutH" (1876), „Bayc-
risch: Bricfs vom re'nen Toren" (1883), „Uelber-
flüsflige Vriafe an eine Freundin" (1878). Er
knüpfte dar-in an beftffnimte Tagesereignrsse an, wde
er sich ach 1907 in feiner Sckirift „Karl Hau und
die Ernwrdu'nig dsr Frau Molitor" mit der Ee-
fchichte d'sches vi-elerörterten Pvoaesfes bofasite.

Als Dramatiker entwickelte Paul Lindau
n.ach dem überwicgenden Urteil feiner Kritiker eine
bervorr-asende tschnische Dr'aaibuns. deven Er-
kung durch einsn spannsndsn Dialog noch sclsteisert
wurds. MÜt zam Teil faln: anschnlichml Erfolg
wuvden von ibm sur Auffübrimg «ebvacht foi-ne
„Dorsviele awf d«m Tk^ltsr" (1895). fsrner dic
Lustiv..ls „Marion" (1868), „In dwlomatischer
Sendmig" (1872),, „D.s beiden Leorwren" (1888),
„Der König von Sdom", das siilaktigs Dvama
„Venus von Akilo" (1895), dcr Schwank „Zank-
apfel" (1876) und die Schauspisle Mkarta n-nd
MaLldalena" (1872), „Diana" (1872). .Mrnte Dhe-
rttse" (1876). .^ohannestrieb" (1878). .Iumiglbvun-
aen" (1882), „Galeotto" (nach deini Svaniischen von
Lchegaray: 1886) u. a. m. ^

Ssine Neisen hat dsr Dichtcr gelschikdert in den
Werken „Aus dem Ortsnt". „Altes imd Neues aus

der Neuen W'olt", „Eine Vachiifahrt nach Norwe-
gen", „Fericn iin Morgenlanbr" rmd ,Mn de:
W.stküste Kleinasiens".

Anch mit Uebersetzungen aus dem Fvanwsischm rst
Pauil Lindau herooraetretsn. Ein schweres Hers-
leiden hat dwsem arbeitsreichen Lcbcm ein Zff'l
gssetzt.

Theater und Musik

Der W § der Vergeisligung dss Wsibes
Im Nahmen des Thcaterkulturver-
bands hielt am Samstag abend Prof. Dr. Willy
Hellpach einen Vortrag über das Thema:
,.V o n Elektra zu Iphigenie. der Weg zur
Vergeistigung des Weibes." In seiner frischen
persönlichen Art und Weise ging Prof. Hellpach
von einem Theatererlebnis. der Aufführung der
Strausi'schen „Elettra" vor dem Krieg aus, die be-
kanntlich die Vertonung des gleichnamigen Werkes
von 5)ofmannstl,al ist. der seinersnts wiederum
auf Sophokles fusit. Bei diefem ist Elektra ein
Leidenschaftsphänomen. ohne Entwicklurig vom
Anfang des Dramas bis zum Ende. Ihre Leiden-
schaft tobt sich in Worten aus. zu Taten kommt sie
nicht Während sie äusierlich verfallcn ist. bleibt
sie psychisch stets die gleiche. Hier ist bei Hof-
mannsthal ein Unterschied. bei diesem ist Steige-
rung Enlfaltung und Entwicklung der „patho-
logischen Vhänomenalität" der Elektra Ia. zu-
lctzt verfällt sie sogar in völliges Irrsein, wenn
lnick, der Schlusi (wohl nicht absichtslos) dunlel
bleibt. Der Cbarakter Elektras bci Hofmanns-
tbal basiert auf cinigen Worten im Drama oes
Aeschylos „ich aber stand abseits." Er zeigt. wie
cine Frau >in Verfolgen eincs einzigen Eedan-
kcns allmäblig von diesem besesten wrd. wie sic
untätig wird. sa unfähig zur Tat. Ele'tra ist
gleichsam cin halbiertes Weib geworden. der der
Körper im Bcwusitsein verloren gegangen ist und
dle nur noch aus „Seele" besteht. In dieser Be-
ziebung ist ibr ausgefprochener Ecgensatz ibre
Sihwester Chrysothemis, die ihre Bcstimmung in
der Akutterstbgft ganz ngtiirlicher Weise sicbt,
während Elektra das Vewusitsein diejes Gefühls

Aus Ltadl: uilS Umgegend

LeuerrtNlrsZttlalzen an die ftaatlichen
Veamlea nnv Arderter

Die vovläufige Volksregieruna bat befchlossen,
der Landesver,annmtuiia sofort eine Dortag« W'
unterbvel.en. wonach den vollbesck, ästiatetz
staaltichen Leamlen und Lehrern .owle deir
Staatsarbeltern unter de»l.e-.ben Varaius-
sctzuugen wie im September 1918 eine einma-
tige Teuerungszutage für den MonaL
Februar 1919 bewilligl wird. die betragen foll bet
einein laufenden Ee-samlblennelntoinmen (aljo
eulichliesitich der bis-lierlgen taufenlcovn T-euenmgs-
bezügei bis zu 4000 Mark 600 Akar!. bls zu 4250
'li.r 400 Atk. bis W 4500 Akk. 300 .'Oik.. bls 4750
Äiki 200 Mk. bis zu 6000 Mk. 100 Alk. Led ve Be-
amte in diesen EinLomm-ensätzen erhalten die
Hatfte der bozelchnebn Be.raae. Für jcdes Kind
eryot-en sich oie Veträse um 10 p. H. Ziur Niube
ge.etzte Veamte sollen ebenf-alls berücksichtlgt
werden. . ^ .

^ur Aufbringung und Deckun« des durch die
Gewähvung dicier Zulase eiuitehenden Aufwan-.
des wird die Resieruna der LLnbesvev.<mnml!lung
die Erhebung emes Nachtrass sur Euitommen.
uuid VermögenSsteuer für 1010 vorschiaWn, autzsr^
dem soll nach dcm Vorgehen der übvigen Bundes-
staaten eine entipreck-enibe Evhöbuing der Personen-
und Gütertarife oorgenommen werben. Dle vor-
läv.fige Votksr-.-gierung wird stck» dafür elnsetzen,
dasi die Vorlagen betreffend die ZuLage anrd des
Steuernachtrages ber Landesversammliung foifort
zugehen und vo-n dieser iofort in Anariff genom-
men werden. ,!

-- - . ^

» Von der Vergbahn. Warum di« BeLgbabn
nach der Motkenkm immer noch nicht in Botrieb'
ist erfa-bren wir durch eiine Zuschrift der Strasien-
nnd Bngbcchn A G.: -Wir baben erfffnals im Au-
gust 1916 b:i den Militärbehörden vororglich
die Eenehmrmung zuni Dezuge des Bergbahnseiles
beantragt und in der Folge nnseren An rag w l e-
derholt ernriuert und auf dis Notwendig-
keit der baldigen Wuswechslmna des Seiles hrn-
gewiescn. unsere Anträg-e stnd aber stets ablehnend
bcschieden word-'n. Ende oorisen Iahres. als stch
ernsthafte Schäden an dcm Bergbahnseil
bev erkbar machten. gaben die Militärbehördenk
unserer dringenden Aufforderung nach und stell-
ien den Bezugsschein sür die hievfür in Be«
tracht kommenden Effenmaterialien aus. Dic Lie-
fersirma Felten und Guilleaume, Carls-
werk A. G. Köln-Mülheim. gab stckl a>uch im Hin-
bl-ick auf unlere lcingjciffrigen gcschäf ffchen Be-
ziehungen d>e grösite Mühe. ims fchnellstens zu>
bcbiencn. wurde aber durch den Bergarbei-
terstreik an der Fertigst-elluug bes Seiles ver-
hindert unid konnte. als diei-er Bsendet war. es
nicht Ni chr zur Abscndung bringen. weil dcvnn
durch die Besetznnn des Kölner Brücken-kovfes die
Durchfuhr nach Süddeuff'ch'>and nefpcrrt war. Das
S/il li-sgt nun sert dem 21. Dezemiber im Mül-
heimer Hafe.il zum Der'anb -b-ereit. Wir haben
nochnmils versucht. durch die Vermittluna der Ee-
n-eraildinektwn dcr Badilchc>n S'oatseifenbabnen
erne Ueberführung des Seiles mit de,
Bahn nach hier zu erwirken und hoffen. dasi
unsere Bemüh-ungen von Erfola beLleitct fein
werden".

* Die Volkswehr Heidelberg berichtet über fbre
Täthgk.'it in den letzten Wochrn folgendes: Es
wurden oingebracht und den zustänidiMM Stellen
wioder zugeführt: 20 Pferde. 2 Autos. 2 Bestecke
für dm Eidbrm'ch der Aerzte. 1 Besteck sür den
Gerbauch des Zahnarztes. i-m Wert von etwa
10—12M0 Mark. eine gröszere Anzabl Waaen,
cine fehr grosie Anzahl Mfffen mvd Munition.
nd Wurstwaren. 557- Pfund Butter und Fett. 2
Sättel, Pferdegeschirre, Magenvlane. Decken. Be-
-kleidu-NLsftücke. Der in der letzten Zit überhand-
nebm-sndeii Hamsterei trat die Valkswehr aufs
energischsto entgegen. In den lctzten drei Tagcn
wurden be'ch'agnahmt: 11.99 Zentner Flei ch-

nnd Wursffvaren. 53 Pfund Buiti'r und Fett. 2
Zentm:-r HMenfrüchte. etwn 7 Zentner Tabak.
und sonst uoch versch'edene Leben-nnittel. d'e wie-
sMigcLebon stnd und zum Teil den Dekrcffen-
dm durch das Nabrnngsmittelwniit anoerechnel
werden. Das Fleisch wurde restlcu' der Schlacht-
bausdirektion. und v-an d'e'er den Kronkmhäusern
Lazaroffen -usm. überwi-ls-en Ne»n Zehntel der
bo ch'aquab'v.ten Nabrnn-gsmittel sollten nach aus-
märts verbmcht roerden. — Feftgenommen

völlig abhanden gekommen ist. Sie ist nicht mehi
Weib und doch nicht Mann. sie ist inaktiv, steril
gcworden. Ein anderer Weg zur Vergeisticiung
des Weibes ist wiederum an einer anderen Aga-
memnontochter unternommen worden. an Iphi«
genic. Auch diese ist, genau wie ihre Cchwester,
ständig von einer Sehnsuchj. der nach der Heimat,
erfüllt und tut, wie diefe, nichts. llnd trohdeiir,
welche Verschiedenheit zur Eleffra! Vei Enripi-
des ist Iphigenie ganz Verständ. klügelnd, bei
Eoethe iiberlegt und lauter. Die Cchwestern sind
sozusagen denaturiert in ihrer Vergeistigung.
Iphigenie und auch ihre Schwester Chrysothemis
sind beide ..wtrkendes Wcib". dicse überzeugend,
jene zeugend. Elektra dagegen ist eine proble-
matlsch-dämonische Natur. bei dcr man von einem
Droblem ib'-er Pathologie svrechen musi. das
Problematische ist in das Vatholoaische übergc-
gangcn. sie ist lypisch ..hysterisch". Anch Lei e>of-
mannsthal gebört sie in ^ie Zustände w"rdender
Hysteric im medizrnischen Sinne. — Dsn fesselnden
Ausführungen. in denen gleicherweise der Theater-
kenner wie der Psychologe zur Eeltung kam.
folgte der lebhafte Dank der überaus zahlreich
versammelten Zuhörerschaft. F. S.

i° 7°,

k«efallen beo

* Nnbinstcin nnd Paderewski. Der Jugend-
und Blütezeit des jetzt so viel genannten polnischen
Klaviermeisters und Politikers Ignaz Paderewsli
gilt cine hübsche Nubinstein-Aneldote. Es war
ln der Zeit. als Paderew-''N se,-'? crsten Riesen-
triumphe in den Vereinigten Staaten feierte.

erzahlte Nubinstein davon und mahnte ih",
sich selbst wicder auf den Weg in die Neue Welt
zu machcn, um dcm ncuen Me'ttbewerber die Mag-
Ichale zn halten. Aber Niibinsteff, lehnte dieses
^ "*9"Nch ab und mit einer Anfpielung

aus die rubin bernsteinsarbene Löwcnmähne. dte
an Zaderewsiis Erfolgen nicht ganz nnbeteiligt
gewesen sein soll. brummte er ärgerlich vor sich
bl»: er sei zu alt, um sich sein Haar noch einmal
farben qu lassen.

" Stiktunn. Die Technffckr- 5>richsck«'1e Lat vont
ber Eri-en^ekerer und- Mnlch-nenb-i.'-Q-lt Nö-

onmbeim die ai-^b^In,. ^t'cktnno "M»

200 000 M. evbalten iüi- w i Ne n s ch«t 1! L -
.^iwscke der Kiarlsruber Knchlchu-lne'vtniaviks
 
Annotationen