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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
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Lerie 2

D-ndell-erger Zcitung

DonnerlZtag> den 6. Februar 19 l9

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 31^1

rverdest. Solange aber unsern Jnteressen von den
Einzelnen (denn die kommen vornehmlich in
Frage, währcnd die Gesamtheit uns so gut wie
nichts helfen kann), die es in erster Linie angeht,
nicht zwectentjprecheno vcrtrelen weroen. ma,,cn
wir nnter allen Umständen, wollen wir nicht
Lotengräberarbeit verrichten, parteipolitisch bis
in die Knochen werden. An welchem Strange
wir dabei ziehen, wird die Zulunft zeigen mü,sen.
Wenn wir dann eines Tages uns die SteUung
ertämpft haben, lann uns an dem Urteil oder an
der Zuneigung der gesamten Parteien so viel oder
so wenig uegen wie diesen an unseren Nöten —
zum grotzten Teil doch wohl — Lisher. Wir ha-
ben dce rleberzeugung, dag diese Ansichten in den
Herzen hunderttausenoer tein Kopsschuiteln, wohl
aber Zuinmmung yervorrufen weroen. Lie tvrunüe
liegen doch auch oiel zu tlar zu Lage. Sie lagen
sich greifeu. Solange >ich aber in oen tvrundan-
schauungen vieter Kopse leine andern Aus,a„uii-
gen sür ihr Eiiischrettcn Vahn Lrechen, mug jeoes
Vestreben zu enipolitisieren von uns berampst
weroen. Nur voue Einsicht dcrer, denen an un-
serer Aiitarbeit liegt, tann hier Rettung brin-
gen, tann hier ver^indern, dag die gejamte Ve-
amtenschaft in Kiirze Balinen geht. die nicht feüem
zu wandeln belieben. Aber,üie Pslicht um Er-
haltung und Ausanung treibt dazu, getragen und
durchdrungen von dem Bewuhtsein dor Notwen-
digteit, den Weg zu wandeln. der am ersten den
.Sieg verjpricht. Ler biesamtheit lann es nur gut
gehen. wenn die Einzelnen gute Stützen des
Staatsbaus werdcn, wenn sie stark genug sind
und bleiben um als Unterbau die Lasten des Auf-
Laus auf die Dauer zu tragen. Vergiht der Bau-
meister dieses eine Erundgesetz. so wird sein ftatt-
licher Bau, noch bevor er beim Eiebol angelom-
men ist, in sich zusammenbrechen.

Weröen die hier aufgezahlten Vorbedingungen
als gegeben erachtet — dah sie unerfüllbar sind,
sage toiner, sonsr setzen wir auf einen Schelmsn
anderthalbe — so sino wir die Ersten, die jcderzeit
bereit ftnd, „Schulter an Schulter zum Kampf in
>der Arenci" zu erscheinen. Man lasse aber Ver-
sprechungen beiseite und sage uns das eine, be-
freiende Wort: Jch willl
» FritzHeubach.

» » «

§e. Zu erner grotzen öfsentlichen Kundgebung
hatten ftch sestern ail»end 7 Ubr im Earten^ua e
ber »varuwnie zuhlreiche kaufmännifcho und
lechnifche Ang-estetlte zustvnrmengcfiunlven.
Hauptvadner des ÄhLnids wcrr Herr W-illi Habn-
Ma-nnhe'im. d.r Vovsitzenhs d>er dortigen Ovts-
grupp« des Leipziser Verb-amdes deuLfcher Hand-
lungsschilsen. Der evste Vorsitzende >des hiesiscn
D. H. V.. Haeberlin. Lat mn Ermächli-gung
Mr Abi,enL»un4 sines Te-i-eMamms rrn das Reichs-
fimt für wirtsäzaftlichs Demobiilmvachu-ng. mit dcm
itzm Verlängerung der MeWepflicht der aus dem
Felde zurückgakahriien AnMkellton bei ihren Fir-!
msn. die «m 7. Februar «vblcruft. bis mindestens
Ll. Februax iiachsejucht werden soll. S-ein Vor-
Ichlag f-an!d einstimmige ZuMnvmung. Herr Hahn
ipvach sodann über das Tbeima »D i e Revalu-
ßion — und W i r". Er wies ü'ml-eitend darauf
Lin. dast wir fetzt. wo wir im neuen. sosenaimi-ten
Volksstaate leben. alles -anders anschen und wer-
ten mu„mi, une roir es bishor im ObvigLeits-
Itcmte getan haben. Die Rosolution ist nicht allein
eine politische. sondern -auch eine soyiale. Cs ge-
^övt -auch zur AufgaLe derj-enigsn. die -ur Füh-
rnng nsn Organn-juiienen berufen stnd. nich! zu
versessen, aus wolchen Ursiachen die Revolultiion
lentstanden s-ei. Sie ist drs Ergebnis nicht nur
des Krieges. svndern «aich das der Lhahrzechnte
vorher. BiÄi-er sei fedor Arbei-ter nur eine Num-
imer im groften Bstrisbe ge-wefen. Jetzt müsse
hsr all-em bierin eine Aenderuns geffchiffen
e-: müsse oin ^R'itbestiminrmasrecht im Aribeits-
vertrag gefo-rdert rberden. Vei dem Worte »Mii-
Kubeit-erv-erhälinis" sollte die Betonuna van ietzt
air mehr aLif die erste Silbe. d. h. -m i t verdienen
^allen. Ein groher Mchte-il für die Angeftell'en
fei auch di- bishen'ge politt'che Eilö'chsMirMit
sewefen. Ietzt heiste es: wenn wir ein-en Staat
'fchaffen wollen. wte cir uins sefcrllt. Lwnn müllsn
wir anch anberv M'nsch^n wsrden. Der Redner
-tvwt fodann für die Veroin-icvun« all:.r kaufmänn-i-
schjm Verbände in einer groft"n Oreanii-fation sin
-Alles. was nock tvennend zwi'chm den Än^snen
Veveinig-ungen steht. solle wegfall-en, vor Allam
der Kasten-geist imler don Angcstelllt-en. Fcdje-r so.lle
ein frcisr Mensch sein. Reichrr Beifall lvhnte

> -errn Hahn. Herr Heubach bemerkte. dast oin
Antrag bai der h-iesisen Haindelskanimer zwecks
Aupreuu'ia oines S>a».lchtuiiosaus> chusses, dcr vor
zwei Woch-en «estellt wur-de und stck ans A-mMtell-
ten und Arbeitnohmor-n znsamni-cusetzen foll. bis
houtü noch unbenntwortet ^ aeblieben sei. Unter
Zustimmung der lllnwes-enden ^attdte er ein Tell-e-
lir-aniin nm B-eicklcimitgiu-g der Antwort an die
Handelskanmi-cr ab. Herr Bleifer. Vorstand
oes D. H. V. He-delbera. bvointe. dast der Antrag
n-icht ain di-e H>amdolsk!ammi-er. so»id'.nn an dmi
Sta-dtrat gorichtet war. d.e Handelstaminer hcvbe
berelts Schritte in d-ie Woge aeleitot. die An-
gele-genhoit untcr-stehe fodoch dem Deuilscheii Han-
delstag. El-eichzeitig wa-ndte er sich geven den
Vorschlag Les Hauptredners. die oin-Mwen Om-ani-
sationen zu einer Vereiiiniguiig Msammienm-
schlieften. Der Dotstuiüd Lies hiesta-en Zentvallver-
b-an-des trat fiir d-en Zu-f-aminett chluft ein. nur
i»-ill» g-egeus- i mt >e Herob-seivung der oinzelnen Ner-
bände nnterül-enbTn. H-err Meffer. Vorstnnd der
56. b-efürwortete die Wereinigung weniigstcns >n
wichl-igen Ang-ci'iegenhcliten. Ferncr ve-viv>arf er die
völlige Aus-schcclimi-c, dex weib-l-ichen AnMtellten.
forderte fodoch -auch für d'vestl eiuo dreijähirme
Lohrz-it. Herr Lhefiiimion-isilr Söhnel. 31or-
st-and des Vunldes dor Techniker. wandte stch seg-en
die »Leü-i' nins g--^>wei" und b-otonte. u. a,., datz
n-ur die Eocherkschaft Ausstch-t babe. durchzÜLonn-
men. Herr Leuthner a-ab sciiner Meinung dar-
über AusLruck. drst drüijä-brig.o Lchrzstk nicht im-
mer angebrackt fei. dast vielm.hr -die I-Mvliduali-
tät des Einzelnen mehr berückstcMgt werden niüsse.
Herr Hahn sprach hieram-f da-s Schllustwort.

Die Spartakusbewegung

Die Lage in Berlin

Für di-e kom-menda Moche finb in E-rotz-B-srlin
sum ersten Akale wioder Äfeatliche Svariakus-
v e r sa m m l u n ge n einbsrufon. Fm Anschlutz
Laran ioll, wi-e F-lugLlaiier in den Fabriken aub
foildern, auf die Straste gegangen werden.
Die bowaffnele Macht in der Neichshaupt-
staldt hat Bcf-ehl erhalten, Demonstrations-
umsüge tn -don Stratzen Verlitzs nicht sugu-
lassen.

Die Eard-e-Kavallerie-Schützendü'
vision, die die Sichrvheit in Erotz-Berlin aui-
recht su erchalten hat, bat wi-ed-er umfasfende
Mabnahmen selroffen. um RuhestLrunsen von
vornheveöm m- Verhin-dern. Muif uecschiadeuen Stra-
st-en und Plätz-en steht man wie-der, wie bo! der
Cparta-Luswoche, klaiire Feldlaser, Mbnnschasten
mil Stcvhlhslmsn, MajchinengcrvLchre. Eesch'-tze.
FeldLüch-en. Die Divrsion hosst. datz die S-iche-rheits-
nmtzregäln sich als Vo-hougimgsma-tzrege-ln bewäch-
ren und zwecklose Putfchoar-suche unterble-iben.

Bürgerlicher Generalstreik als
Hilfsmittcl

Endlich Lesinnen sich Bürgertum und Beamten
darauf, dah es nur ihrer Tätigkeit und Mitwir-
kung zu oerdanken ist. wenn der Staats- und
Kommunalbetrieb überhaupt noch weiter geht.
Sie haben es daher durchaus in der Hand, macht-
lüsternen und Terrorismus treibenden A.- u. S.-
Räten und vor allem den Spartakisten gegenüber
ihre Mitarbeit zu verweigern und Vergewaltigun-
gen unwirksam zu machen. Das Düsseldor-
fer Beispiel hat zündend gewirlt. Der Draht
meldet darüber:

Düsseldorf, 5. Febr. Die vercinigten Beamten-
und Verufsorganifationen von Düsseldorf erlassen
folgende Bekannimachung: Der Vollzugsausschutz
des A.- u. S.-Rates hat auf unser gestriges Schrei-
ben und die darin enthaltenen Forderungen
keine Antwort erteilt. Das bedeutet eine
Ablehnung unferes Ersuchens. mit uns über
unfere Forderungen zu verhandeln. Es beginnt
daher heute mittag 12 Uhr der Eeneralstreik.
Jin Laufe des gestrigen Tages hat sich noch eine
ganze Anzahl von Vehörden. Vereinigungen und
Betrieben den vereinigten Veamten- und Berufs-
organifationen von Düsseldorf angeschloflen.

Hamburg, 5. Febr. Die Telegraphen-
Leamten haben heute morgen 9 Uhr

den

Dienst eingestellt. da der A.- u. S.-Rat m

der Nacht dcn telegraphifchen Verkehr der Zensur
unterworfen hckktc. Sie werdeii den Dienst erst
wieder aufnehmen, wenn der von ihnen an den
A.- u. S.-Nat abgesandtcn Abordnung die Zu-
sicherung gegeben wird, datz die Zensur wieder
ausgehoben und datz sie nicht wieder eingeführt
werden darf. Seit 11 Uhr vormittags ist auch
der Fernsprechverkehr eingestellt wordcn.

Flensburg, 5. Febr. Der Zentralrat der Be-
amtenvereinigung >n Flensburg hat an den A.-
u. S.-Rat in Flensburg ein bis heute mittag be-
sristetes Ultimatum gerichtet, datz er nicht weiter
gegen die Negierung vorgehe, sonst würoen
sämtliche Vcamten in den Ausstand
treten.

Vadische Polrtik

Die Negierungskrise

Zir dem vem B-aLiscken Beob>ackter angekündig-
ten womöalichen Ausscheiden Ler bcidn Zen-
trumsmitglieder d-.r badisch-en vorläufigen
^-ttsrssi>eri-mg. L-r Mtinstvr Trunk und Dr.
W i r th AicL eiu-er Ladurch hervorsrrufienen Ne-
g.,eoung^kri e >ckre>>bt Ler bc-!d. StaatsamAe-iser, d-ie
Kar-lsvuher Zei.>u,wg. in ihrem Loitartikel u. a> fol-
Lenldes:

»Mir dürfen nicht verkcnnon,. datz auch d-as
Zentrmn in i-eincr erd-vückenden Mebrheit gewillt
ist. eilMüch- demokratiscb« Pobitik zu trslben und
da-tz die vor-läufise Doilksreg-ieruna in V-ade-n. die
von Sozial-doinokvccken. Zentrumsl-euten und De-
mokvat-on gEldet wird. b-is i-etzt in erfveulllich clltn-
>mü-ti«er Weifo Mm B-esten des üan-das gearb-eitet
ha-t- Mas dio La«>e -bei «ns in Daden b-etrifst. so
wäre es ftck vl-ick zai bedauern. wenn es tatzsäch-
lich zu einn: Nesierungskrfts käme. Die Hoff-
ii-uns. d-atz es möglich sein wivd. ein-r solche hiipt-ui-
zichalten, ldi'.-rf fed-och nicht von der Haich Mwieüen
werden. J-a, wir haben E-vund zu der Aimahme,
dcrtz die Krifis einstweilen hehoben ist und
zwar schon -mit Rüctsickt auf die TaL«cha. datz meh-
veve Mitglicider der Resierung m Wciimar wei-
le-n und im Auüonblick an derartis lxi>cubMnen
EirLschoi-duirgen. wie sre ei-ne faktisch vor-han-deue
Regierungskrisis verlangen würde. nicht tei-lneh-
meu tömren.

Das Schulweserr in der badischen
Berfassuttg

Karlsruhe, 6. F-ebr. Der Verfassungs-
ausfchutz be'schlotz m feiner gesbviLSN Sitzu-ng
die B>ri,pvechung üder d-ie P a t ron-a t s f r a g e
(Su § l6 g>e>l>or-end) his auf woite-res von der Ta-
gesovdiM-Ng abzu-,etzen. da dies-e Anseleüen-
!>it nicht oin-.ach -und k.ar L^caü-ert soiidern hock't
verwickel-t ist.

vooanu wan-dte sick d-er N-idssckutz dem sehr wich-
tirv.m §19. der die S ch-'U l fr-aso üeh-andett-e. zu.
Ahsatz 1 diefes Paragr-ap5:Ln. bsr l-aut-ct: „Die
Schule uittersteht den E-Sjbtzen un-d der Aussickt des
St-aat-es" findet keine Boansvandvns-

Der Ab.atz 2, dcx die St-eltung des Reli-
gionsunterr i chts in der Schule betrifst,
führt-e M einer lehhaft-en Mssprache. Von sozial-
demokr-ati'ck-r Seite w-'a>--e dciüu erklävt. Rekigion
folle Mr-Mg k in Pflich-tfoch in'clbr s-ein um. dcr
lembichen Sch-cidung zwifchLiv St-cvat nnd Kiräu'
wi---e,r. D-em-,->-.anüoer wuveie vo-n den Rdnern der
andeoen P-arteieu die Foirdkiruma aiussg! stollt --R-e-
ligion ist Pfl-iästfach". Ein demokrutischrr Redn-cr
nv.es -daraivs h-!'. datz setzt nach d-sm Krieg der
Sta-at e-in srotzes Fnt-eressc davau chabe. das Bolk.
alt wte juug, w'oder auf eine HLHe-ve sittb cho
Stufe zu führen durch star-ke Detonung dcr Reli-
gion.

Der Flassuing dcs Entwuris. datz „kein Lehrer
rvilder s-sinen Willen zeir Ertzsiluna Los Relrm-ons-
un-ervichts unL kciin Scküler wider d-en Willen
seiiver El-tern usw. zu.ni Bosuch des Ral-igionsunter-
richts -M^vunWii ui-mden -darf." g.ab- 'u B-edenkeu
Anlutz. Don sozia-flemo-kvati-scher Seite w-urde
darcvuff hingoivies-en. kvatz bisl'-er d-er Bciltsfchu I-
unterricht zu wenig kulturell-e ErÄehun.g wor. Die
Ausiprache ka,n noch nickt zu esi-neni spruSreifcu
Ergehn''s. Am Donnerstag na-chmittao wivd die
Ausspr-ache fortgesetzt. _

Theater und Musik

Kammermusikabend

Marguerite Manoukian-Liszt hatte
sich mit Herrn Salomon und anderen Künstlern
für diesen Abend zusammengetan. Die Dame ist
eine mit einer sehr leichtansprechenden, weichen
u>io wohUiingettüeii Sopranilimme beschräntte,
offenbar in sranzösischer Schule gereifte Sängerin.
Vei dieser Art ihrer Toiigebung. der üreiten roma-
nischen Vokalisierung ist sie auf iColoratur und
AeiMiches hingewiesen und mutz sich zur deut-
schen Weise finden. Am besten lag ihr deshalb
das Heitere-Figurierte bei Vach. das Neckische im
letzten Schudecl. Dankenswert war diesem gegen-
über die Vortragswahl, das für den Atem so
scqwierige „illachr und Träume!" das wundervoll
gemütstiefe „Am Fenster", der in seinen Gegen-
sätzen so prächtige „Schäser und dsr Reiter", ver-
nachlässigte Prachtstücke. Die Künstlerin streist
..in ihrem Stil mehr die kernige Musik, als
datz sie ihr ans Mark geht. Jhre grotzen Vorzüge
werden aber den Rassenzwiespalt mit der Zeit
überbrücken, und das Texlwort verstäiidlicher ma
chen. Sie ersang sich durch den liebenswürdigen
Neiz ihrer Stimme und das Leichlbewegliche ihres
Vortrags vielen Beifall.

Begleiter war ihr Herr Earl Salomon,
der zugleich die Seele d-es Unternehmens war.
Nachdem er das Schwert wieder mit der Leyer
vertauschte, hat cr Recheiischaft über seine- Weiter-
entwiälung abgclegt und seine Vortragsfolge hie-
zu zusammengestellt. dic ganz Seltenes und Un-
Lekcmntes ans Tageslicht zog. Es war dies eine
Reihe von Bachcirien. teils mit Violine und Eon-
linuo, teils mit diesen Jnstruinenten und Flote,
sowie zwei Bachsonaton in gleicher Zusammen-
setzung. Werke, von — am Erotzmeister gemessen
— verschiedenem Wert. Der junge Musiker hat
sich dabei als Äusführender am Klavier, — auch
als Begleiter — die Zusicherung verdient, datz er
ein ganz oortrefslicher Beherrscher des Jristrumen
tes genannt werden darf. der mit ebensooiel Ee
schmack als Stil wio auch ungemein sein und
poesievoll spielt.

2n der cigenartigen Fnstrumenlenverbindung
var nur Eines bei der Einstudierung übersehen.

datz der Ton der Dioline zu stark vorherrschte.
Bei der Eediegenheit der Niolonistin Frl. Schun k,
die ihre gerade, aufgehende Natur auf das zuver-
lässigste bewährte, häite es nur eincs Winkes in
diest'r Beziehung bedurft.

Der reich beschäftigte Flötist des Abends war
Herr Schmiedel. ein erstklassiger Künstler auf
seinem Jnstrument. Eanz vorzüglich mit ungewöhn-
licher Technik und einer vornehmen Eestaltungs-
kunst hat er gespielt.

Der Fehlgriff des Konzertes bestand in der
Ueberhäufung mit gleichartigem Bach. Ein gan-
zer Abend Lontinuo lann den Menschen rasend
machen!

Eine wahre Erlösung war deshalb die Ent-
deckung der Schubert Variationen. des Prächtig-
sten vom Abeiid, durch Herrn 'Schmiedel und Sa-
lornon ganz köstlich gcbracht. Das ist der Jnbe-
grisf von Musik, das Wonnigste an Schönheit und
Erfindung, an Tiefe und Humor. was man sich
denken kann! Dr. S.

Theaterkulturverband, Ortsgruppe
Mannheun

Unter dem Leitwort „Offenbach" veran-
staltete der Mannheimer Theaterkulturverbavd
einen sehr stark besuchten E i n f ü h r u n g s -
abend zur Uraufführung der nachgelasse-
nen Offenbachoper „Der Goldschmied von
Toledo", die bekanntlich am Freitag am hiesi-
gen Narionaltheater stattfindet. Intendant Dr.
Hagemcinn, der selbst die Einführung über-
nommen, kam nach geistvoller Zeichiiung des
Offenbachfchen Schaffens auf die Entstehung des
„Eoldschmied von Toledo" zu sprechen. den Offen-
bach unter dem Titel ,Der schwarze Kor-
s a r" als nghezu fertiqe Opeir hinterlassen habe.
Kavellmeister Zulius Stern. dein sie Offenbach
sanote, wurde es freigestellt, sie zu vollenden,
eventuell auch mit einem anderen Text. Den
Tertdichter fand man in Karl Georg Zwerenz,
während die musikalische Vearbeitung nach Sterns
Tode Alfred Zambara vollendcte. Doch ist
die Jnstrumentation grötzten Teils jene Offen-
bachs. ALer nachdem Hagemann das Werk zur
Uraufführung angenommen, mutzts es erst vom

Kapellmeister Lederer nochmals musikalisch um-
gearbeitet werden, in welcher Form es nun am
Freitag zur Uraufführung toinml.

Was dcn Jnhalt anlangt. der sich teilweise
an die Figur des Eoldschmiedes Cardillac aus der
E. T. A. Hoffmannschen Novelle „Das
Fräulein von Scuderi" anlehnt. so steht
>ni Aiittelpunkt der Oper der Goldschmied Ma-
laveda von Toledo. Um von schwerer Krank-
heit zu geneseii, hat er. einem Eelübde folgend,
sein tostbarstes Schmuckstück. ein Perlenband eiii'r
Beterin am Altar der Madonna. der Dichterui
Dolores Almedina durch einen verlarvten
Boten zum Geschenk gemacht. Aber ihn. der aus
wahnsinniger Eier nach Schmuck bereits vier
Morde beging, erfüllt so hcitze Sehnsucht nach
dem weggegebenen Perleiiband, datz er den Eedan-
ken daran nicht los werden kann. Als nun bei
cinem Maskenfest seine Tochter Magdalena
aus Scherz und Eifersucht ibr Kossüm mit dein
der Dolores tauscht und statt derer, mit dem
Perlenband geschmückt. zur Statue des heüigen
Sebastian eilt, dort Lenardo. ihren Eeliebten
zu erwarten, erblickt sio Malaveda. d. h. er ver-
meint Dolores vor sich zu haben, sieht das Perlen-
Land und erdolcht sin in wahnwitzieger Eier nach
seinem Schmuck. um zu spät zu erkennen. datz er
nicht Dolores, sondern die eigene Tochter gemor-
det. Gemordet an derselben Stelie. an der er
auch die übrigen Morde begangen hatte.

Ai,s der M usik zu dieser dützeren. packenden
Handlnng gab dann Kapellmstr. Felix Lederer
eine Relhe von Motiven und Nnmmern wieder.
die gleich der Hagemannschen Ernführung tz iicken
Betfall fanden. Besonders ein Menuett des Var-
spiels. ein Sortctt des erlten Aktes und ein? S--
reuade der Toledamer Studenten scheinen ni'.si-
kalucho Höhepmikte. Man darf danach der flr-
l"'sfiil,ri..ng mit gesteigertem Jnteresse entg:gen-
fehen. _ —L—.

* Aus eknem Briefe. Wie lieb von Dir. teuerste
Nichte, datz Du mir Fleisch mitbesorgt hast' Leider
kann ich es nicht von Dtr abholen. Aber wir
treffen uns ja morgen an sich im Konzert — und
da wollte ich Dich bitten: Bring doch den Kcilbs-
kopf mit in dte „Neunte Symphoniel" Deinc
Tante.

Aus StaSt und Umgegend

* Von unferen LanSesunioersitätcn. Die bis»

herigen Pr«rektoreu der Lattdesuniversitäterh
--eioetberg und Fretburg fuyren luttslig die Aniisq
bezelchnuilg Reitor. Das Amtsiayr des Nek.
tors der Unioersität Freiburg begnint. wie bis-
her jeweils ain 15. April. Das Amtsiahr desi
Nettors der Universität Heidetberg be-
giiint künftig jeweils am 1. Oitober. Dre Amts-
zeit des gegenwärtigen Nektors der Heioelberger
Universität ist bis 1. Oitober 1919 verlängerl
worden.

* Dcr Bürgerausschutz bätt seine näckkt-e Sitzung
ant 25. Februar -cüb. Die T-aüesoridnuttS ist «uö
duin Anzeiü-e-nt-eil ersichtttck.

v Bom Köniastuhl. Dres-e Nackst bat ims b-en
erst-on richtigen Schr^eefall o.obr-aäit. Der Schv.es
-l-egt 8—10 Zentimseter hocfl d«s TLermomi tep
zeiat — 6 Erad C. Beim schönsten Sonncnschein
baiin der Rodel-sport und das Schne-.jckvtthlaufen

'. Eedächtnisfeier. Zu Ebren der im Krreg ge.
fallenen -Mit-glieder des SänaLrckwrs >21) veran-
statteL düe Liedertafel am Ssnmta-g. den 9.
F-bru-ar. nachiiii.tags 1 Uhr im ar-oiien Saiile des
Neuon KolleLienh-Luses eine Eedachtnis-
Feier untcr Mitwirkuna von b-iesiireii Künmcrn
Wie a-us dem houttgen Instrat erfichtl-ich. haben
auch Nichtm-itglieder segen LÄuna eäner Kiarttz
Zulritt.

" Stadttheatcr. Mkeen Eikrankmig des Herrns
Horst w-ird in der heutisen VoUsdellung oon de,
versunkenen Elocke Herr Paul Becker vom Lan-
desthoatev in Karlsvuho die Rollo des E-1ockeir--i
gictzers HiNrich svielen.

» Gastw'rtc und Angeftellte. Iir der Lestern

nachmit ag im Hoteil Vayorsscker Hoi tznlttg-oflin-
den n Sitzung von Vertretern der Hotc'lier uno
(ssasttvirte-Bcrbandes ein-erseits und von Vertre-.
tern des Koch-VerLandes. Deuttcker K-ellner-Nund.
Eenfer Berüwiid umd Portier-Bereimaunc, andsrer-
seits ui'ter Vorsitz des EeMcrlsckaftÄeeretürs
Hartmaun rourde oine volle Einigim-g darin
erziett. datz in den nächsten Tagen unt-er Ein -
schrdnkung um-d Entlas.unader weib»
lichen Ar-beitskrä-fle im Hotsl- und Gast-
w-rtsgewrbe die Einstelluna der münnticheu.
Angestellten erfolst.

* 75. Geburtstag. Geh. Kommerzienrat Wilh^
Landfried feiert hc/ute scinen 75. Eeburtsta«;

» Vesttzwechsek. Das altbekannte Imvelicrr
eeschäst N. Trübner Hauvtsbvake 139. gäht iib>
den Besitz des Herrn Noien und eiin.es Nesiei^i
von Frau Trübner über. Fva-u Trübner hait diq>>
b>?r Ob-erstenwit-we v. Mo.sch sehörende B'illlv^
Ziegelhä-uierl-audstratze 11. um don Pr-eäs voix
110 000 Mk. ü-ekauft — Das KolonialavareiiLesckäfr
Oscar Achenbach. Heumartt 2. gin« ?vmt HauP
zum Proise von 60 000 Mar-k an oinen FrauLflr«'
ter Herrn Mer.

Wainung. Einzahlunsen hei dcanPoM
scheckamtLudwigshafen a. Nh. sollen vorr-
erst nicht mehr gemacht werden. Dre
EolÄer gclangsn' wohl an das Postscheckcvmt L-ud^
wigshafen a. M., die eingegangenen Drträse wer<
den von diasem auch angeseigt, jcldoch kömnn Ee-b
der vom Postscheckamt Ludwiashafen a. Rh. u cht
mch-r ins rechtsrheinische Eehiet ausbezahlj
weüd-en. — Es -einvsiehlt sich siir alle. Be-teil gtcüis
in der noutvalen Zone, stch schleunigst auch ein Postu
scheckkonto beim PchPchcckamte Karlsruhe e-in-
richten zu lassen.

Polizeioericht. Verhaftet wurden 3 Aröei-
1er und eine Schneiderin wegen Diebstahls. —
Zur Anzeige kam ein Zigarrenhändler wegen
Schleichhandels und eine Händlerin, weil sie 11
Pfund Butter das Pfund zu 20 Mark verkaufte
uud 1 Pfund Fett zu 15 Mark.

' Diebftahs. Jn einem LSdchen an der Heilig-
geistkirche wurden gestern Nacht durch Einbruch
33 Herrentaschenuhren. 18 Paar Ohrringe, 60
Paar Manschettenknöpfe, Herren- mid Dameu-
fiiigerringe, 70 Kolliertetten und Vroschen im
Werke von 2000 Mk. gestohlen. In einem an-
dercn Lüdchen wurden 5 Paar Schuhe entweudet.
— In einenr hiesigen Goldwarengeschäft wurde
ein Smaragdbrillantring im Wsrte von 2000 Mk.
von einer Militärperson eiitwendet.

5 e:ss aus aller Welt

* Vronislaw HuSermanns Geigs ist während,
des Ausenthalts des Künstlers in ctnem Wieaer,
Hotel gestohlen worden. Das Jnstrument ist eino
sehr wertvolle, echte Stradivarigeige aus
dem Jahre 1713. 5000 Mk. Belohnung hat Huber-'
maiiii sür die Herbeischaffung der Eeige ausgesetzt.

.Früb krümmt sich... Drei 15- b-is 17-
iä-hri-ge BÄrliner B.nge-l hcttton sich nach eiiuem
kurxm m-c-der-n'sn K-ava-l:ersd--.ckeiii ni'u Bräutvn.
Eolagen Mw j.etzt vor E-erickt rveg-en Urkivnd.nifäl--
sa)ung, Unterschbasung und V-ctr-uss i.i mtthre-r-en
Full-cir, fahr.ässiger Tötiuna (d-u-rch Spi.elcu mit
Revolv-ern) zu vev-a-rttlvoClen. Die VcrlMidbu-nz
rvarf -cin grelles Licht a-uff die durck dc-n Kri.g
hc'vbeigcsiihirt-'e BeLW<ch-rlo>ttng eines T-'.ttles der
Aiioend. Es wurde u. a. festgestellt. datz e-in knavp
Scchzehnjäl^'iger als Zaihittechuikcr l»-i dcrOrts-
trankenkafle zu Grotz-Lichtcrf-e.de 700 ,')k (!) mo-
nailich verdiente. Das Ecricht erbaNnte aut
anDc-ineflene E'.fängnisstra!fen. nack^am vom Vcr-
t'idiLer gettend gemacht u?ar. dutz mian am lie-b-
sten jetzt nock einen anständigen Nohrstock
nc.Me-n mutztr. um das an Erziehun« nachjlchalen
ivas der Bater durch Len Kriea leidcr lntte ucr-
samnen müss-en.

, * E*" tapferer Geistlicher. In Saarlobis

betontte o-er Psarrcr deHa s.in ei-ner se' n-er Sonn-
IciigspveDigtcai das deu'.sche Hecr sei uinb-c-siegt. In
unzahlig-en Schlachben habe es seine llob-erleMN-
hei.t bewiefen. und habe vier Ixil>r^ Ia„a dei-.
^-ei-iid von den Evonzen der Httinat absehachten.
!lnd wenn auch die Franzo-^e-n jctzt iin Lainds
standm so lenen sie dock miittür?ch nicht dis
Sreger. Daraufhin wurden dc-nr mutigr.n Ptzir--
rex ovn dev fvanzösisck>en Befatzuiig 700 Mark Esld-

auferlegt. Am fo'lgc-ndeii Sonntag predgto
der Pfarrer wieder und lagte in seincr N-äde.
»Was ich ani letzten Sonntag gesaa' lia-be, ' st
w a h r. und ich wiederhole es heu 1 e, anch
wcnn ich daraufhin e-ingesperrt wevde".

Es tst bis jetzt mcht hekannt geworden welcknS
Antmort die ftanzöstsche B-esatzungohchö'-'de dcM
uner chrockenon Pftrivr hat zntoil werd-e'i loflvn.
dcr die duiMv: Art im Saarb<ckei, auch unter
ftanzösijcher Zioangsherrschaft zu Ebrea brinst.

vekai

KK verkehe mit Sck

L„f Grund des § 1
smlleckhr mit Schlachrpfe
L M), wurve der Gemenid
«ubes in Leimen. deni K
kzMdemetzpergewerbes i
l>h>M Beineb des Pfer!
, .Mmsorgungsstelle in 5
hside^ erg, deri 3

pr UFgabe von Pelz
Wer Maimschaften v

Es belteht die be
r«il der aus dem Fe
kd'lchnen Mannschafte,
ivMung gehörige P
«W in die Heimat n
„ .Die betr. Manns
E >n 'hrem Besitze be
tterruglich an die
°>H«delberg, Seminar

' Üeidelberg,




Niit

--M
 
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